Memorandum - if

Interdisziplinärer Forschungsverbund
Digital Humanities in Berlin

Memorandum "Für eine nachhaltige Förderung der Digital Humanities in Berlin"

5. März 2014

Die an den Berliner Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen betriebene geistes- und kulturwissenschaftliche Forschung genießt national wie international ein hohes Ansehen. Berlin gilt Beobachtern in aller Welt als ein wissenschaftlich attraktiver und dynamischer Ort für exzellente Geistes- und Kulturwissenschaften. Zudem beherbergen die Berliner Museen und Bibliotheken herausragende und einzigartige Sammlungen, die Gegenstand dieser Wissenschaftsdisziplinen sind.

Zunächst weitgehend unbemerkt hat sich in den Geisteswissenschaften, gestützt auf die wachsenden digitalen Potenziale, eine methodische Innovation vollzogen, die sich unter der Bezeichnung „Digital Humanities“ zu etablieren beginnt. Das interdisziplinäre Forschungsfeld nutzt die Digitaltechnologie zur Erforschung genuin geistes- und kulturwissenschaftlicher Sachverhalte. Die Zeugnisse menschlicher Kultur werden in mono- oder multimedialer elektronischer Form erstellt und gesammelt, analysiert, gedeutet, präsentiert und gesichert. Es gilt die gewonnenen Erkenntnisse in Form von digitalen Forschungsdaten langfristig vorzuhalten  und  für zukünftige Forschungsvorhaben nutzbar zu machen.

Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung fördert seit 2013 auf Initiative der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften den Interdisziplinären Forschungsverbund „Digital Humanities in Berlin“. Sie bietet der Wissenschaft eine Chance im disziplin- und organisationsübergreifenden Gespräch die Ziele und Nachhaltigkeitserfordernisse einer an exzellenter Forschung, qualifizierender Lehre und öffentlicher Vermittlung orientierten digitalen Geisteswissenschaft zu beschreiben. Der Interdisziplinäre Forschungsverbund arbeitet dabei eng mit dem Einstein-Zirkel „Digital Humanities“ zusammen.

Die Unterzeichneten wollen den Interdisziplinären Forschungsverbund „Digital Humanities in Berlin“ als ein Forum zur Stärkung der gemeinsamen Interessen in Forschung, Lehre und nachhaltiger Datenbereitstellung über die etablierten Fach- und Organisationsgrenzen hinweg nutzen. In gemeinsamer Arbeit sollen die Leistungen und Kompetenzen auf dem Gebiet der Digital Humanities am Standort Berlin sichtbar gemacht und ausgebaut sowie ein Konzept für die nachhaltige Verankerung von Forschung und Lehre der Digital Humanities als Teil der exzellenten geisteswissenschaftlichen Landschaft Berlins erarbeitet werden. Darüber hinaus werden Überlegungen angestellt, welchen Beitrag ein regionales Digital Humanities-Zentrum zur Langzeitverfügbarkeit geisteswissenschaftlicher Forschungsdaten leisten könnte, bei dem Synergien in der Datenerstellung, -pflege und -vorhaltung für die weitere Forschung u.a. durch die Förderung von Standards und Interoperabilität geschaffen werden.

Der Interdisziplinäre Forschungsverbund wird die in Berlin verstreut stattfindenden Aktivitäten und Initiativen im Bereich der Digital Humanities zusammenstellen und der Öffentlichkeit präsentieren. Dazu zählen insbesondere Forschungsprojekte und die in ihnen entstandenen digitalen Forschungsdaten. Es wird angestrebt, einen umfassenden Ressourcenkatalog zu erarbeiten und nach Möglichkeit einen permanenten Nachweis über die Verfügbarkeit der digitalen Forschungsdaten bereit zu stellen.

Als Grundlage für die Gestaltung eines standortspezifischen Lehrangebotes in den Digital Humanities wird der Interdisziplinäre Forschungsverbund ein einrichtungsübergreifendes Verzeichnis der angebotenen Lehrveranstaltungen zusammenstellen, um den Studierenden eine breite Orientierung zu bieten und durch fach- und organisationsübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Lehrenden das Berliner Digital Humanities-Curriculum sinnvoll zu ergänzen.

Von besonderer Bedeutung werden Diskussionen und Empfehlungen zur Anwendung und Weiterentwicklung sowohl von standardisierten Datenformaten, Normdaten und Metadaten als auch von etablierten Methoden und Werkzeugen in den Digital Humanities, zur Gestaltung virtueller Forschungsumgebungen, der Praxis nachhaltiger Archivierung und Pflege von digitaler Forschungsdaten sowie rechtlicher Aspekte sein. Sie sind eine zentrale Voraussetzung für die dringliche Etablierung von und Vernetzung in digitalen Forschungsinfrastrukturen, die eine nachhaltige Entwicklung der Digital Humanities erst möglich machen und eine langfristige Verfügbarkeit der mit öffentlichen Mitteln erarbeiteten Forschungsdaten bieten.

Erstunterzeichnete in alphabetischer Ordnung

Prof. Dr. Peter-André Alt (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Nicolas Apostolopoulos (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Eva Cancik-Kirschbaum (Freie Universität Berlin), Dr. Robert Casties (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte / Einstein-Zirkel Digital Humanities), Prof. Dr. Wolfgang Coy (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Karin Donhauser (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Reinhard Förtsch (Deutsches Archäologisches Institut), Dr. Alexander Geyken (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), Prof. Dr. Martin Grötschel (Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin), Prof. Dr. Dorothee Haffner (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin), Prof. Monika Hagedorn-Saupe (Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz), Frank von Hagel (Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz), Dr. Rüdiger Hohls (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Doris Kolesch (Freie Universität Berlin), Dr. Wolf-Hagen Krauth (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), Elisabeth Lindinger (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin), Prof. Dr. Claudia Müller-Birn (Freie Universität Berlin / Einstein-Zirkel Digital Humanities), Gerald Neumann (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), Prof. Dr. Hermann Parzinger (Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Prof. Dr. Jürgen Renn (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte), Beate Rusch (Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin), Prof. Dr. Günther Schauerte (Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Dr. Georg Schelbert (Humboldt-Universität zu Berlin / Einstein-Zirkel Digital Humanities), Prof. Dr. Thomas Schildhauer (Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft), Prof. Dr. Peter Schirmbacher (Humboldt-Universität zu Berlin), Barbara Schneider-Kempf (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz), Prof. Dr. Jürgen Sieck (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin), Prof. Dr. Günter Stock (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), Ralf Stockmann (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz), Dr. Jutta Weber (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz), Dirk Wintergrün (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte / Einstein-Zirkel Digital Humanities), Ralf Wolz (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften)

Weitere Unterzeichnete

Dr. Andreas Degkwitz (Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin), Evelyn Dröge (Humboldt-Universität Berlin), Benedikt Fecher (Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft), Dr. Jeanette Hofmann (Wissenschaftszentrum Berlin / Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft), Dr. Andre Horch (Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Thomas Irmer (Berlin), Prof. Dr. Oliver Janz (Freie Universität Berlin, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften), Jana Klawitter (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), Jörg-Christian Klenk (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), Horst Kremers (CODATA Germany), Dr. Piotr Kuroczyński (Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung Marburg), Dr. Matthias Lemke (Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg, Projekt "ePol - Postdemokratie und Neoliberalismus"), Johanna Lessing (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Michael Meyer (Freie Universität Berlin / Exzellenzcluster 264 Topoi), Prof. Dr. Dr. h.c. Ingolf Pernice (Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft), Prof. Dr. Heinrich Schulze Altcappenberg (Kupferstichkabinett – Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Dr. Juliane Stiller (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr.-Ing. Robert Tolksdorf (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Bernhard Weisser (Münzkabinett - Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Dr. Ulrike Wuttke (Union der deutschen Akademien, Berlin), Oliver Zauzig (Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland), Dr. Elke Zinsmeister (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften)