Selbstmordattentäter: Bilder und Deutungsmuster
Was | |
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Wann |
25.11.2007 17:00
25.11.2007 22:00
25.11.2007 von 05:00 pm bis 10:00 pm |
Wo | Akademie der Kuenste, Plenarsaal, Pariser Platz 4, 10117 Berlin |
Name | Dr. Dirk Naguschewski |
Contact Email | nagu@zfl.gwz-berlin.de |
Kontakttelefon | ++49 / 30 / 20192-180 |
Termin übernehmen |
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Als ein ausgewählter Ort der Initiative „365 Orte im Land der Ideen“ präsentiert das ZfL mit einem Mix aus Film, Lesung, Bildervortrag und Podiumsdiskussion die Aktualität und Tradition eines für die gemeinsame Geschichte Europas und des Nahen Ostens überaus brisanten Märtyrer-Typs: den Selbstmordattentäter.
Seit den Anschlägen auf die Twin Towers in New York und der Geiselnahme im Moskauer Theater durch tschetschenische Terroristen sind Bilder von Anschlägen mit 'lebenden Bomben' zum regelmäßigen Bestandteil der Nachrichten geworden. Sie sind eines der beunruhigenden Zeichen der unübersehbaren Rückkehr der Religionen in die Politik. Denn viele dieser Attentäter begreifen sich selbst als Märtyrer oder werden von ihrer Gemeinschaft als solche verehrt.
Für die meisten Menschen hierzulande ist nicht verständlich, was diese Form der politischen Gewalt mit der Tradition religiöser Märtyrer zu tun hat. Denn unsere Vorstellung von Märtyrern ist weitgehend durch das Bild von Verfolgten oder Opfern geprägt, die für ihren Glauben, eine Idee oder 'gute Sache' den eigenen Tod hingenommen haben. Darüber hinaus schienen Märtyrer einer längst vergangenen Zeit anzugehören, die mit Säkularisierung und Modernisierung überwunden ist.
Tatsächlich war schon vor den Selbstmordattentätern das Deutungsmuster der Märtyrer in die Gegenwart zurückgekehrt: vor allem im Gedenken an die Opfer des Holocaust, aber auch in den Ehrungen von Widerstandskämpfern und Gefallenen.
Doch die Wiederkehr der Märtyrer auf die politische Bühne verbindet noch mehr mit der europäischen Kulturgeschichte. Denn die (Selbst-) Darstellungen von Selbstmordattentätern und die Propaganda der Terroristen ist voller starker Bilder und religiöser Symbole. Teils sind dies Zitate aus der vielfältigen Tradition verschiedener Religionen, teils auch Chiffren aus der Popkultur.
Die Veranstaltung des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung geht Fragen nach wie: Auf welche Quellen berufen sich gegenwärtige Selbstmordattentäter? Welche Bilder und Symbole werden dabei aktualisiert? Welchen Anteil hat dabei die Politik, welchen Anteil die Religion, und welche Rolle spielen die Bilder? Was macht die anhaltende Faszination der Märtyrer aus? Und was ihre Gefahr?
PROGRAMM
17.00 Uhr Bilder von Märtyrern in der Kulturgeschichte
Bildervortrag von Sigrid Weigel (ZfL) und anderen
18.00 Uhr Selbstmordattentäter in Filmen und Videos
Silvia Horsch (ZfL): Ritter, Schwert und Kreuzzug. Politische Theologie und mediale Strategien in den Märtyrervideos der al-Qaida
Liza Franke (Leipzig): "Märtyrerinnen im palästinensischen Widerstand"
Friederike Pannewick (Berlin/Oslo): Choreographie des inszenierten Märtyrertums im Nahostkonflikt
20.00 Uhr Selbstmordattentäter: Politik und Religion
Podiumsdiskussion mit Thomas Hauschild (Ethnologe, Tübingen), Thomas Scheffler (Politologe, Berlin/Kopenhagen), Michail Ryklin (Philosoph, Moskau), Sigrid Weigel (Kulturwissenschaftlerin, Berlin)
Moderation: Sonja Zekri (Süddeutsche Zeitung)
Kontakt:
litera@zfl.gwz-berlin.de
Tel: 030/20192-173
Fax: 030/20192-154
Für die meisten Menschen hierzulande ist nicht verständlich, was diese Form der politischen Gewalt mit der Tradition religiöser Märtyrer zu tun hat. Denn unsere Vorstellung von Märtyrern ist weitgehend durch das Bild von Verfolgten oder Opfern geprägt, die für ihren Glauben, eine Idee oder 'gute Sache' den eigenen Tod hingenommen haben. Darüber hinaus schienen Märtyrer einer längst vergangenen Zeit anzugehören, die mit Säkularisierung und Modernisierung überwunden ist.
Tatsächlich war schon vor den Selbstmordattentätern das Deutungsmuster der Märtyrer in die Gegenwart zurückgekehrt: vor allem im Gedenken an die Opfer des Holocaust, aber auch in den Ehrungen von Widerstandskämpfern und Gefallenen.
Doch die Wiederkehr der Märtyrer auf die politische Bühne verbindet noch mehr mit der europäischen Kulturgeschichte. Denn die (Selbst-) Darstellungen von Selbstmordattentätern und die Propaganda der Terroristen ist voller starker Bilder und religiöser Symbole. Teils sind dies Zitate aus der vielfältigen Tradition verschiedener Religionen, teils auch Chiffren aus der Popkultur.
Die Veranstaltung des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung geht Fragen nach wie: Auf welche Quellen berufen sich gegenwärtige Selbstmordattentäter? Welche Bilder und Symbole werden dabei aktualisiert? Welchen Anteil hat dabei die Politik, welchen Anteil die Religion, und welche Rolle spielen die Bilder? Was macht die anhaltende Faszination der Märtyrer aus? Und was ihre Gefahr?
PROGRAMM
17.00 Uhr Bilder von Märtyrern in der Kulturgeschichte
Bildervortrag von Sigrid Weigel (ZfL) und anderen
18.00 Uhr Selbstmordattentäter in Filmen und Videos
Silvia Horsch (ZfL): Ritter, Schwert und Kreuzzug. Politische Theologie und mediale Strategien in den Märtyrervideos der al-Qaida
Liza Franke (Leipzig): "Märtyrerinnen im palästinensischen Widerstand"
Friederike Pannewick (Berlin/Oslo): Choreographie des inszenierten Märtyrertums im Nahostkonflikt
20.00 Uhr Selbstmordattentäter: Politik und Religion
Podiumsdiskussion mit Thomas Hauschild (Ethnologe, Tübingen), Thomas Scheffler (Politologe, Berlin/Kopenhagen), Michail Ryklin (Philosoph, Moskau), Sigrid Weigel (Kulturwissenschaftlerin, Berlin)
Moderation: Sonja Zekri (Süddeutsche Zeitung)
Kontakt:
litera@zfl.gwz-berlin.de
Tel: 030/20192-173
Fax: 030/20192-154