Öffentlicher Abendvortrag | 16.11.2011 19:30 Uhr
Ulrich Pfisterer: Sinnes-Wissen. Verblendung und Erleuchtung antiker Kunst in der Renaissance
„Sich mit antiken Statuen und Münzen zu beschäftigen und sie zu sammeln, dient der bloßen Sinnes-Erkenntnis, ist ansonsten aber Augenwischerei, Zeit- und Geldverschwendung" – so ein italienischer Ratgeber für ‚gentiluomini’ aus dem Jahr 1575.
Das Interesse an antiken Kunstwerken und anderen Relikten – insbesondere auch an antiken Münzen – ließ die Renaissance zunehmend den Erkenntniswert entdecken, der aus den materiellen Hinterlassenschaften der Antike, nicht allein aus ihren Texten, zu ziehen war. Und es trug zur intensiven Kultur des Sammelns und der Wissensordnungen in ganz Europa bei. Dagegen werden die zahlreichen Gegenstimmen zu dieser ‚Antikenmanie’ während der gesamten Frühen Neuzeit bislang weniger beachtet – sie sind das Thema dieses Vortrags. Denn die Herausforderungen einer wissenschaftlichen Analyse von materiellen Relikten insgesamt und von Kunstwerken im Speziellen wurden von den Antikenverächtern teils weitsichtiger erkannt als von den Antikenverehrern. Die Konkurrenz beider Positionen trug dazu bei, dass Kunstbetrachtung zur Wissenschaft werden konnte.
Der öffentliche Abendvortrag von Ulrich Pfisterer (Ludwig-Maximilians-Universität München) beleuchtet das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft anhand antiker Münzen und findet im Rahmen des Symposiums „translatio nummorum – Römische Kaiser in der Renaissance" statt. Das interdisziplinäre Symposium wird vom 16. - 18. November 2011 veranstaltet von dem Verbundprojekt „translatio nummorum – Die Aneignung der antiken Kultur durch Antiquare der Renaissance im Medium der Münzen“, zu dem sich das Kunsthistorische Institut (KHI) in Florenz (Max-Planck-Institut), das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) und der Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance (Humboldt Universität Berlin/ Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) zusammengeschlossen haben.
Tagungsablauf des Internationalen Symposiums „translatio nummorum" | 16.-18. November 2011
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Veranstaltungszeitraum:
16.11.2011 19:30 Uhr
Veranstaltungsort:
Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal,
Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin
Kontakt
Stefan Aue
aue@bbaw.de