Vorträge und Diskussion mit Prof. Dr. Sybille Krämer, Institut für Philosophie, Freie Universität Berlin und Prof. Dr. Olaf Dössel, Institut für Biomedizinische Technik, Universität Karlsruhe (TH)
Moderation: Prof. Dr. Eberhard Knobloch
Wikipedia entwickelt sich zufällig, unsystematisch und mit Hilfe von Wettbewerb und Kooperation immer weiter. Wertvolles Wissen wird vernetzt und es entsteht Vielfalt. Ist die Online-Enzyklopädie damit ein Beispiel für Evolution in einer virtuellen Realität? Wie kommt es dann zu neuen Arten wie Weblogs? Entstehen und verändern sich simulierte Welten nach evolutionären Prinzipien?
Große numerische Simulationen wie etwa die Klimamodelle sind in jahrzehntelanger Arbeit eines Heeres von Wissenschaftlern und Technikern zu einer Art von Organismen mutiert, in die sich eine Fülle von Programmiertechniken eingeschrieben haben und die als „virtuelle Welten“ selbst einem geschichtlichen Wandel unterliegen.
Numerische Simulationen bilden heute ein anerkanntes Verfahren, ohne welches Wissenschaft und wissenschaftliche Prognosen undenkbar wären. Doch die Bedeutung der Digitalisierung ist nur zu verstehen, wenn zugleich die Mathematisierung und die Visualisierung ins Auge gefasst werden. Die Visualisierungen von Simulationen geben keine „Weltausschnitte“ wieder, sondern eröffnen „Experimente mit Theorien“.
Die Visualisierung in den Wissenschaften gilt nicht einfach der Illustration von Sachverhalten, sondern ist ein erstrangiges Erkenntnisinstrument. Bilder ermöglichen visuelle Argumentationen und sie schaffen Evidenz. Das gilt auch für die Evolutionstheorie selbst, deren Genese eng mit graphischen Mustern wie dem Stammbaum oder der Koralle verbunden ist.
Die Akademievorlesung
Die Akademievorlesung „Koevolution von
Technik, Wirtschaft und Gesellschaft“ findet im Rahmen des Jahresthemas
2009|2010 „Evolution in Natur, Technik und Kultur“ statt. Dabei werden
Schlaglichter auf das Verständnis und die Übertragbarkeit des
Evolutionskonzeptes und seiner unterschiedlichen Bedeutungen in den
verschiedenen Wissenschaftsgebieten geworfen.
In insgesamt
sieben Veranstaltungen möchte die Akademie Kultur- und
Sozialwissenschaften mit Natur- und Technikwissenschaften ins Gespräch
bringen. Dazu werden sich jeweils zwei Referentinnen oder Referenten
den verschiedenen Facetten des Evolutionskonzeptes einmal aus natur-
oder technikwissenschaftlicher und dann aus geistes- oder
kulturwissenschaftlicher Sicht nähern.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Kommende Akademievorlesungen:
4. Februar 2010: Zeit – Schlüsselvariable der Evolution
11. Februar 2010: Darwins Dilemma: Die Evolution des Altruismus und die Ablehnung des Fremden
