Internationale wissenschaftlich-künstlerische Tagung | 08.12.2011 – 09.12.2011
Synthetische Biologie. Leben - Kunst
Spätestens seit Craig Venters Aufsehen erregender Synthese eines kompletten Bakterien-Genoms ist der Begriff der „Synthetischen Biologie“ zu einem Schlüsselwort einer neuen, am Horizont aufziehenden Epoche der Lebenswissenschaften geworden. Das Versprechen, Leben künstlich zu erschaffen, scheint in greifbare Nähe zu rücken und ist dabei, zu einem zentralen Thema der Wissenschaft im 21. Jahrhundert zu werden. An der Diskussion um Zukunftsentwürfe, die durch wissenschaftliche und technische Innovationen ausgelöst werden, haben sich seit jeher Wissenschaftler und Künstler gleichermaßen beteiligt und die Auseinandersetzung um eine biotechnologisch gestaltete Zukunft hat bereits begonnen. „Leben machen“ erscheint immer mehr als eine technische und konstruktive ebenso wie künstliche und künstlerische Option.
Eine international aktive Kunstszene hat in den letzten Jahren in zahlreichen Ausstellungen und künstlerisch motivierten Projekten zu den Auswirkungen der Biowissenschaften Stellung bezogen. In der Auseinandersetzung um die Darstellbarkeit von Leben bedienen sich Künstler heute auch der Methoden und Techniken der Synthetischen Biologie um Lebendiges sichtbar zu machen. Es entstehen neue Bilder und Interpretationen von Leben jenseits der wissenschaftlichen Labore, die die Grenzbereiche zwischen künstlichem Leben und lebendiger Kunst sondieren. Die internationale Tagung „Synthetische Biologie. Leben – Kunst“ führt Perspektiven aus beiden Bereichen zusammen und erweitert die Diskussion um das schöpferische Potential künstlerischer Ausdrucksformen und die Möglichkeiten einer neuartigen Verbindung von Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft.
In ihrer transdisziplinären Ausrichtung dient die Veranstaltung der Diskussion und Reflexion unterschiedlicher Arbeitsprozesse und Herangehensweisen von Wissenschaft und Kunst, die in der Zusammenschau Denkanstöße und neue Perspektiven auf eine der wichtigsten Zukunftsfragen unserer Gesellschaft eröffnen sollen.
Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache statt.
Die Tagung wird gefördert von der GERDA HENKEL STIFTUNG und der HERMANN UND ELISE GEBORENE HECKMANN WENTZEL-STIFTUNG.
13.00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Hans-Jörg Rheinberger
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
Akademiemitglied
13.15 Uhr
WORKSHOPS TEIL I
Workshop 1: Kunst & Synthetische Biologie: Zwischen Ästhetik und Epistemologie
Die Geschichte der Kunst ist stets auch eine Geschichte der Synthese. Und schon seit geraumer Zeit thematisiert Kunst die Technisierung des Lebendigen. Doch wie gestalten sich heute Positionen der Gegenwartskunst angesichts der Synthetischen Biologie? Mit dieser neuen Disziplin scheint die Faszination „Lebendiges“ künstlich nach ingenieurswissenschaftlichen Prinzipien zu erzeugen, eine neue Dimension anzunehmen und unsere Vorstellung vom Leben zu verändern. Der Workshop untersucht Strategien ästhetischer Verdichtung und die Darstellbarkeit des mikroskopisch Undarstellbaren, fragt nach der Material- und Medienadäquanz aktueller künstlerischer Arbeiten, sowie nach den Grenzen von Bild und Bildlichkeit angesichts einer Gegenwartskunst, die gleichzeitig mit naturwissenschaftlichen, biopolitischen und systemtheoretischen Diskursen operiert.
Workshopleitung:
Jens Hauser (Kurator, Autor und Kulturpublizist, Paris)
Ingeborg Reichle (Kunsthistorikerin, Berlin)
mit:
Tuur Van Balen (Künstler, London)
Sissel Tolaas (Künstlerin und Geruchsforscherin, Berlin)
Edgar Lissel (Bildender Künstler, Wien)
Reiner Maria Matysik (Bildender Künstler, Berlin / Braunschweig)
Workshop 2: Pictures that Matter
Bilder sind sozio-technische Artefakte, in die soziale Kontexte und kulturelle Regimes eingeschrieben sind. Der Workshop beschäftigt sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive mit Bildern, die im Zuge der Entwicklung der jungen Disziplin Synthetische Biologie in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit auftauchen. Im Zentrum stehen dabei sowohl ‚wirkliche’ Bilder, als auch jene, die mit den Mitteln der Sprache erzeugt werden und die beispielsweise einen Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Science Fiction leisten. Es wird danach gefragt, wie solche Bilder in unterschiedlichen Kontexten aufgerufen und wahrgenommen werden.
Workshopleitung:
Julia Diekämper (Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Gentechnologiebericht“, BBAW)
Regula Valérie Burri ([Q] STUDIES, Hafencity-Universität Hamburg)
mit:
Studierenden des Kulturwissenschaftlichen Seminars der Humboldt-Universität zu Berlin
14.45 – 15.00 Uhr
Kaffeepause
15.00 Uhr
WORKSHOPS TEIL II
Fortsetzung Workshops 1&2
16.15 Uhr
Podiumsgespräch und gemeinsame Diskussion der Workshopergebnisse
Moderation: Markus Schmidt
Biofaction KG / Organisation for International Dialogue and Conflict Management – IDC, Wien
17.15 Uhr
Workshopende
DAS SYNTHETISCHE IN WISSENSCHAFT UND KUNST
18.30 Uhr
Begrüßung
Günter Stock
Akademiepräsident
18.45 Uhr
Podiumsdiskussion
Bärbel Friedrich
Institut für Biologie/Mikrobiologie
Humboldt-Universität zu Berlin
Akademiemitglied
Hans-Jörg Rheinberger
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
Akademiemitglied
Horst Bredekamp
Institut für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Akademiemitglied
Moderation:
Markus Schmidt
Biofaction KG / Organisation for International Dialogue and Conflict Management – IDC, Wien
10.00 Uhr
Einführung
Hans-Jörg Rheinberger
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
Akademiemitglied
PANEL I:
LEBEN(DIGKEIT) IM ZEITALTER DES KÜNSTLERISCHEN UND WISSENSCHAFTLICHEN AUFBRUCHS
10.15 Uhr
Synthetic Life Before Biology: Art, Alchemy, Religion and the Re-creation of Nature
William Newman
Department of History and Philosophy of Science
Indiana University, Bloomington, USA
(Vortrag in englischer Sprache)
11.00 Uhr
Beinah lebendig. Das Leben der Kunst in der Frühen Neuzeit
Frank Fehrenbach
Department of History of Art and Architecture
Harvard University, Cambridge, USA
Moderation:
Horst Bredekamp
Institut für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Akademiemitglied
12.00 Uhr
Pause
PANEL II:
NATÜRLICHE UND KÜNSTLERISCHE KREATIVITÄT: EVOLUTION VOR UND NACH DER KÜNSTLICHKEIT
13.30 Uhr
Synthetische Experimentelle Evolution -
Die Brücke zwischen Evolution und Design
Manfred Laubichler
School of Life Sciences
Arizona State University, Tempe, USA
14.15 Uhr
Synthesizing Life: Past and Prospects
Luis Campos
History Department
Drew University, Madison, USA
(Vortrag in englischer Sprache)
Moderation:
Hans-Jörg Rheinberger
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
Akademiemitglied
15.00 Uhr
Kaffeepause
PANEL III: ZWISCHEN KÜNSTLICHEM LEBEN UND LEBENDIGER KUNST
15.30 Uhr
Artefakte und Biofakte zwischen Künstlichkeit und Kunst
Nicole Karafyllis
Seminar für Philosophie
Technische Universität Braunschweig
16.15 Uhr
Schaltkreislogik kurzgeschlossen: Lebenskunst, die Wissen schafft?
Jens Hauser
Kurator, Autor und Kulturpublizist, Paris
Moderation:
Markus Schmidt
Biofaction KG / Organisation for International Dialogue and Conflict Management – IDC, Wien
17.00 Uhr
Abschlussdiskussion / Zusammenfassung
Horst Bredekamp
Institut für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Akademiemitglied
Der Eintritt ist frei. Um eine Anmeldung bis zum 6. Dezember 2011 wird gebeten unter jahresthema@bbaw.de.
Veranstaltungszeitraum:
08.12.2011
bis
09.12.2011
Veranstaltungsort:
Akademiegebäude am Gendarmenmarkt,
10117 Berlin
Kontakt
Stefan Aue
jahresthema@bbaw.de