Berlin W 15, Meineckestr. 7, den 17.12.40

 Abschrift auf Kopfbogen: „Dr. med. Martin Brustmann, SS-Standartenführer, Berlin-Wilmersdorf, Kaiserallee 26“.
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Sehr verehrter Herr Brustmann
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Sie waren so freundlich, sich für meine Sorge zu interessieren. Darf ich Sie kurz anschreiben?

 Ernst Bronisch-Holtze gehörte der Bekennenden Kirche an, vgl. „Ihr Ende schaut euch an ...‟ Evangelische Märtyrer des 20. Jahrhunderts, hrsg. von Harald Schultze und Andreas Kurschat unter Mitarbeit von Claudia Bendick, 2. Aufl., Leipzig 2008.
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Am 26. September 40 wurde Herr Pastor Bronisch-Holtze von der Dreifaltigkeitskirche 50 Jahre alt.
Einige Freunde seines Hauses beschlossen sich zusammenzutun, um ihm etwas zu schenken, und da sein Teppich sehr abgenutzt war, hofften wir, einen neuen erstehen zu können. Vgl. die Dokumente vom 5. und 9. September 1940.
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Im übrigen schrieb ich an seine Kirchgänger, der Geburtstag stünde bevor und ich teilte es ihnen mit, da ich annähme, dass Sie ihm gern gratulieren würden. Ich fügte hinzu: Darüber hinaus möchte ich sagen, dass einige Freunde ihm etwas schenken wollten, falls der eine oder andere sich daran beteiligen wollte, würden wir uns auch über die kleinste Gabe freuen.
Ich tat es auch schon in der praktischen Überlegung nach Möglichkeit zu verhindern, dass unendlich kleine unbrauchbare Gegenstände geschenkt würden.

Wir haben für M 780,00 einen sehr brauchbaren Teppich erstehen können.

 Das Vernehmungsprotokoll in: LA Berlin, A Rep. 358-02, Nr. 157319, n. f.
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Im Oktober wurde ich bereits von der Gestapo (Alexanderplatz) in der Angelegenheit vernommen; bisher erfolgte noch nichts weiter.
Nun sind heute bei Herrn Pfarrer Bronisch in dessen Wohnung 2 Herren erschienen, die den Teppich beschlagnahmten, außerdem ein Essservice, dass der Gemeindekirchenrat ihm geschenkt hatte.  Die Vernehmungsprotokolle in: LA Berlin, A Rep. 358-02, Nr. 157319, n. f.
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Ich selber bin für morgen früh ins Polizeigebäude am Alexanderplatz bestellt worden, Pfarrer Bronisch für übermorgen.
Sie können sich denken, wie außer mir ich bin, dass die völlig private Angelegenheit, die lediglich den Wunsch, Pfarrer Bronisch eine brauchbare Freude zu machen als Beweggrund hatte, so auslaufen soll. Sollten Sie in der Lage sein, mir zu helfen die Angelegenheit zu klären und so harmlos darzustellen, wie sie beabsichtigt ist, wäre ich Ihnen von Herzen dankbar. Man muss doch in der Lage sein können, sich zusammen zu tun, um jemandem eine private Freude zu machen. Ein Mensch, der mit Glücksgütern nicht gesegnet ist, wäre ja sonst nie in der Lage, sein Heim auch nur etwas behaglich zu gestalten. Und ich meine, dass eine derartige Behinderung doch auch nie und nimmer im Staatsinteresse läge.

Mit einer sehr herzlichen Empfehlung bin ich in Dankbarkeit für Ihr freundliches Interesse Ihre ergebene Gräfin von Lehndorff, geb. von Oldenburg

Zitierhinweis

Maria Gräfin von Lehndorff an Dr. Martin Brustmann. Berlin, 17. Dezember 1940. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_a1m_j3v_fz