Drengfurth, den 21. Mai 1881
Hochgeborene, Hochverehrte Frau Gräfin!Für das gütige Geschenk der 30 M zum Besten des Schneiderjünglings Otto Naesert sage ich Ihnen und dem Herrn Grafen innigsten Dank. Es eröffnet mir das nun die Aussicht, dass ich den Jungen durchbringen werde, und damit fällt mir ein Stein vom Herzen, indem ich alles allein doch nicht hätte tragen können, da noch andere zu versorgen sind. Der Herr segne Ihre Gabe geistlich an den Seelen Ihrer lieben Kinder!
Ich freue mich jedesmal, wenn ich den einbeinigen Jungen sehe, wie er jetzt so fest und sicher mit seinem Stelzfuß einherstolziert, dass er nicht einmal eines Stockes bedarf. So nah dem Tode wie er war, hätte ich nie geglaubt, dass er noch gerettet werden könnte, und doch ist es geschehen. Was mich aber freut ist, dass er das selbst am meisten fühlt und darum durch sein ganzes Wohlverhalten seine Dankbarkeit ausdrücken will. Gott erhalte ihn auf seinen Wegen!
Mit inniger Hochachtung Ihr gehorsamster Westphal Pfr.Zitierhinweis