Angerburg, 11. April 1894

Hochgeborene Frau,
Gnädigste Frau Gräfin.

Braun schreibt wegen der Aufnahme des Arbeiters Pankonowski, 65-70 Jahre, in das Siechenhaus. Er soll zahlen, was Euer Hochgeboren bestimmt haben für die vom Kreise zu versorgenden Armen.   Editorische Auslassung [...]   Ottilie Biella hatte sich dagegen für den diesen Beruf 1888 beworben, ihr Zeugnis in: LASA, StA L, Bestand 382 FA Lehndorff, Nr. 111.
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Die Krüger war schon hier, ist aber wieder fortgegangen. Sie erklärte mir, dass sie nie die Absicht gehabt habe, Kleinkindergärtnerin zu lernen, da sie kein Interesse für Kinder habe.
Sie habe verschiedene Stellen als Stubenmädchen gehabt und habe den Dienst bei einem Kaufmann in Lötzen nur wegen der vielen Kinder verlassen. Sie will eine Stelle als Küchenmädchen irgendwo finden, doch hätte ihr Euer Hochgeboren befohlen, Kindergärtnerin zu werden und in der hiesigen Kleinkinderschule anzutreten. Es bestehe ein Überfluss an Kindergärtnerinnen, aber ein Mangel an ordentlichen Dienstboten, besonders an Küchen- und Stubenmädchen, so habe er seine Ansicht geäußert, dass es immer gut ist, im Lebensberuf seinen Neigungen zu folgen. Hierauf ging sie fort und sei auch nicht mehr in das Siechenhaus zurückgekehrt; die Schwester Wally Plog habe sie auch für ungeeignet erklärt.

In tiefster Ehrerbietung Ew. Hochgeboren gehorsamster Braun Superintendent

Zitierhinweis

Hermann Adalbert Braun an Anna Gräfin von Lehndorff. Angerburg, 11. April 1894. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_bzs_vvf_j1b