Friedrichstein, den 3. Aug. 1870
Meine geliebte Änny!Für zwei liebe Briefchen habe ich zu danken, die ich von Dir erhielt, seitdem die welterschütternden Ereignisse über uns hereingebrochen sind, wie ein Blitz aus heiterem Himmel!
Als unser Fritzchen am 10. Juli zu Euch
nach Steinort ging, lebten wir noch
im tiefen Frieden, und schon am 16. kam die Mobilmachungs-Ordre, welche ihn zu
seinem Regiment zurückrief, weil Frankreich uns den Krieg erklärte. Unser lieber Fritz konnte
nicht einmal 24 Stunden hierbleiben, und
August Karl Graf
Dönhoff-Friedrichstein. Er war seit 1864 in Bonn beim
Militär. Dessen Briefe an die Tante in: APO, Bestand 382, Nr.
439.
[Schließen]August stürmte schon am 18. von Berlin fort nach Bonn in der Sorge, zu spät zu kommen.
Wenn es in meiner Macht gestanden, so wäre ich gleich am 17. mit Fritz nach Berlin gegangen, um bis zum Augenblick des Ausmarsches bei meinen geliebten Söhnen zu sein, und es wäre mir ein unaussprechlicher Trost gewesen, noch mit ihnen vereint zum Heiligen Abendmahl zu gehen, vor ihrem Auszug zu dem blutigen Krieg.
Mein Mann aber konnte sich nicht entschließen, mir die Reise zu gestatten, in der Meinung, dass wir uns nur gegenseitig den Abschied noch erschweren würden - und so musste ich mit blutendem Herzen darauf verzichten.
Die liebe vielgetreue Amelie hat mir durch ihre liebevolle und unermüdliche Berichterstattung treulich beigestanden in dieser schweren Zeit und mein bangendes Mutterherz dadurch getröstet, da ja natürlich unsere lieben Söhne in der Aufregung ihrer Vorbereitung zum Ausmarsch so kurz und so flüchtig wie möglich schrieben.
Unser lieber August schrieb mir, dass er am 23. Juli in Bonn noch zum Tische des Herrn gegangen und dass ist mir ein süßer Trost in meiner Herzensangst. Er schrieb sehr erbaut von dieser schönen liebenswürdigen Feier, die er mit mehreren Regimentskameraden begangen zur Vorbereitung auf ihren Ausmarsch, der am 25. Juli stattgefunden hat. Seitdem bekam ich eine Korrespondenzkarte von ihm mit der kurzen Notiz vom 27.: „Eben brechen wir aus unserem zweiten Marschquartier Adenan auf. Unsere Richtung scheint nach Saarlouis zu gehen. Ich und die Pferde ganz munter.‟ Textverlust [...]
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