Hannover, den 7. Juli 1886

Gnädigste Gräfin!
Hochverehrte Frau!

Es gereicht mir zur Ehre nicht nur, sondern in der Tat zum allergrößten Vergnügen, mit Ihnen, Hochgeborene Frau, in Briefwechsel zu geraten. Ich habe Ihren Namen so oft und in einer Weise nennen hören, dass ich nicht genug bedauern konnte, durch das widrige Verhängnis, welches wir Zufall nennen, immer davon abgehalten zu sein, mich zu Ihrer Bekanntschaft und Beachtung vorzudrängen. Der Punkte, wo sich unsere Neigungen sympatisch berühren, muss es nach jenen Schilderungen Ihrer Persönlichkeit viele geben, und hege ich die Hoffnung, dass sie sich auch ungesucht in der Folge durcharbeiten werden.

Das Gebiet der Genealogie, auf welchem wir uns zunächst zusammenfinden, erreicht mich eher denn als Gebenden wie Empfangenden. Ich habe in Folge Ihrer Hochgeboren Schreiben vom 21. vorigen Monats meine Archivalien nochmals durchgearbeitet und hat dies einige Zeit beansprucht, weil mich unaufschiebbare Geschäfte des v. Knobelsdorffschen Geschlechtsvorstandes (neu zu gründende Stiftung sowie Verleihung einer älteren) hinderten, ununterbrochen bei der Arbeit zu bleiben. Das Ergebnis dieser 2. Durchsicht ist:

a. Die v. d. Albeschen  Liegen der Akte nicht bei
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Notizen der Anlage
, Abschrift.

b. Der Vater von Dorothea geb. von Pregel a. d. H. Landsberg-Peißen verm.: Siegmund v. Knoblochsdorff auf Glomsienen (1500-28 gen.) ist nicht Paul v. Pr., sondern urkundlich konstatiert: Nickel (Nicolaus) v. Pregel, welcher bei Verheiratung der Dorothea nicht mehr lebte c. 1509.

c. Die Notiz, dass Mathias v. d. Albe 1581 schon tot gewesen (nicht 1581 gestorben) sei, entnahm ich einem v. Mülverstedtschen Aufsatz über die ostpreußischen Linien meines Geschlechts 1581 - so ist das zu verstehen - wird Mathias v. d. A. in einem Schreiben als tot, selig oder etzeren bezeichnet. - Wenn Siegmund v. K. und Dorothee v. Pr. etwa 1509 Hochzeit gehalten haben, und dies steht fest, so dürfte Hedwig eines der ersten, wenn nicht das erste Kind (n. 6) um 1510/11 geboren sein. Nehmen wir deren Verheiratung 1530/31 an und fügen hinzu, dass sie 1534 in den v. Knobelsdorffschen Stammtafeln als Frau v. d. A. verzeichnet steht, ferner, dass ihre Schwester Margarethe v. K. mit Valentin v. Eckenfeld vermählt war, der 1570 starb (nach Mülverstedt), was aber nicht richtig sein kann, da er 1571 für sich und die Söhne Lehne nachgesucht hat (Preußisches Archiv 1792. 203), so dürfte doch die Notiz „1581 schon tot‟ richtig sein. -  Diese war die Tochter von Matthias von der Albe und Henriette von Knobelsdorff und mit Ludwig Lehndorff, Sohn des Fabian Lehndorff zu Stawken, verheiratet, vgl. Schwennicke, Detlev, Europäische Stammtafeln N. F., Bd. XX: Brandenburg und Preußen 1, Frankfurt am Main 2002, Tafel 149.
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dagegen leugne ich nicht, dass dann Catharina v. d. A. nicht um 1672 geboren sein kann.
Ein Fehler liegt hier offenbar vor, es wird eine Generation einzuschieben sei, so dass Cath., die Cathrein von Mathias und Hedwig, nicht die Tochter sein dürfte. Ich finde, dass (Catharina wahrscheinlich) der Hedwig Tochter den 15/11 1572 zu Königsberg geboren sein soll, attestiert und revidiert.

P. Hasse

Zitierhinweis

Paul Eduard Hasse an Anna Gräfin von Lehndorff. Hannover, den 7. Juli 1886. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_h4q_hd3_4bb