Mittenort bei Steinort in Ostpr., 7. Februar 1916

Euer Hochgeboren

Gestern zeigte mir der Forstarbeiter Lalla aus Groß Steinort an, dass der Pächter Lalla aus Sdorkowen am 4. Februar aus der Baracke auf den  Ein Wort unleserlich [...] sechs Bretter von ca. je 6 Meter Länge herausgerissen, auf einen mitgebrachten Schlitten mittelst gefangener Russen geladen und nach seinem Gehöft genommen habe, ebenso an demselben Tage ungefähr einen Raummeter Erlen und Rüstern-Holz von dem dort lagernden abgehauenen Holz. Ich habe hierüber eine Verhandlung aufgenommen. Da, falls die Sache bei der Staatsanwaltschaft anhängig gemacht wird und sich bewahrheitet, woran nach der Aussage des Forstarbeiters Lalla wohl nicht zu zweifeln ist, der Pächter Lalla mit Gefängnis bestraft würde, erlaube ich mir in diesem besondere Falle Euer Hochgeboren gehorsamst anzufragen, ob ich die Sache zur gerichtlichen Verfolgung weitergeben soll. Außerdem erhielt ich gestern ein anonymes Schreiben, welches in Steinort zur Post gegeben war und worin der Lehrer Rendnan aus Stobben der Wilddieberei beschuldigt wird. Er soll nach dem Schreiben Damwild und anderes Wild fangen und schießen und zur Wurst verarbeiten. Da ich auf anonyme Schreiben nichts gebe, habe ich den Brief dem Lehrer Rendnan zur beliebigen Benutzung übersendet.

In aller Ehrfurcht Euer Hochgeboren gehorsamster Oberförster Walter Ew. Hochgeboren dem Rittmeister Grafen Lehndorff Steinort

Zitierhinweis

Oberförster Walter an Carol Graf von Lehndorff. Mittenort, 7. Februar 1916. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_hh3_nln_my