Steinort, den 26. Januar 1821
Ew. Hochgeborenvom Zustande der Güter Nachricht zu geben, verfehle nicht untertänigst anzuzeigen, dass
Gottlob diesen Monat nichts Widriges eingefallen ist. Alles an Tieren, Pferden
oder Schafen und Rindvieh ist gesund und munter, Liegt dem Brief bei.
[Schließen]von
den tragenden Stuten erfolgt inliegend ein Verzeichnis, die Schafe
fangen auch schon an zu lämmern, in der Schäferei sind bereits 5 St. von den
gekauften, in Kittlitz sind 4 St.,
allein letztere sind sehr klein, vielleicht ist der Transport daran schuld oder
ihr Alter. Die Witterung zum wirtschaftlichen Verkehr ist sehr ungünstig, bald
Frost, bald Regen, und gar kein Schlittweg, und dieses erschwert bei uns, wie
Ew. Hochgeboren bekannt ist, alle unsere Winterverrichtungen, die doch
gemeiniglich auf den Schlittweg berechnet sind. Mehr aber wie all diese Übel
sind die schlechten Preise des Getreides und aller übrigen vom Landmann zu
verkaufenden Produkte. Es hat im Grunde gar nichts einen verhältnismäßigen
Preis. Ich habe mit der heutigen Post einen Brief von Haebler aus Königsberg erhalten, worinnen er mir anzeigt, dass der Weizen 1
Rtlr. 15 Sgr., der Roggen 72 Sgr., die Gerste 48 Sgr. und der Haber 36 Sgr. den
Scheffel erzielt. 14 Meilen bei noch so schlechtem Wege für diesen Preis nach
Königsberg zu schicken kann nur der, der aus Not fahren muss. Allein was soll
man machen und wo Geld zu Bestreitung aller Wirtschaftsbedürfnisse und
Staatslasten bekommen, wenn man nicht Getreide verkauft. Mit Branntwein ist
jetzt gar nichts zu machen, nach der Kornsteuer kann ich gar nicht brennen, denn
ich kaufe den Branntwein wohlfeiler, als wenn ich ihn selbst brenne, zumal, da
ich das Korn von den Pächtern zu 1 Rtlr. annehmen muss. Dieses macht wohl auch
zum Teil, dass viel Branntwein aus Polen über die Grenze kommen wird. Der 1 Stof = 1,145
l
[Schließen]Stof Branntwein gilt hier in Angerburg 12 Sgr., dahingegen kaufen sie auch das Korn und auch
polnisches zu 54 Sgr. Was ich mit den beiden Herren Pächtern in Stawken und Serwillen machen soll, weiß ich nicht. Sie wollten mir auf die
erste Hälfte Getreide liefern, ich nahm nicht an, und habe auf ihren Namen 1.000
Rtlr. geliehen, aber nur auf 2 Monate. Die sind nun um und die Herren zahlen
keinen Groschen. Ich habe an Haebeler geschrieben, der mir das Geld verschafft
hat, ob er nicht noch 4 Wochen warten will. Ich habe davon 577 Rtlr. 12 Gr. für
die Schafe an Toussain und 325 Rtlr.
Dero Herrn Bruder Weihnachtszinsen
bezahlt. Herr Graf auf Warglitten hat mir dringend ersucht, die beiden Porträts
aus dem Im StA L, Besand 21950 FA Lehndorff, Nr. 527, Bl.
35 gibt es ein Inventar dieser blauen Stube.
[Schließen]blauen Kabinet, Im
Inventar von 1794 ist das Bild noch nicht aufgeführt und wurde
möglicherweise erst danach durch Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff
erworben.
[Schließen]Adam und Eva, zu schicken, indem er mir, wie er sich
ausdrückt, auf Ehre versichert, dass Ew. Hochgeboren ihm solche zugesichert
haben. Da solche nicht da sind, so habe ich ihm nun natürlich auch selbige nicht
schicken können, und mir fiel ein Stein vom Herzen, wie ich sehe, dass Sie nicht
da waren. Den Bischof Paulus v.
Lehndorff hat er erhalten. Unsere Wirtschaftsverrichtungen
bestehen bloß mit Holz fahren. Kein Bauer fährt etwas und wartet immer auf
Schlittweg, aus der Heide habe ich schon über 200 Klafter(?) Bauholz herausgefahren, allein die Wagen gehen
auch alle in Stücken. Das aller unangenehmste ist jetzt, dass die Regierung
darauf dringt, dass die Kirche in Rosengarten gebaut werden soll. Bis zum 29. März hatte Kolhoff beides vorgelegt, siehe die
Auszüge aus späteren Briefen oben.
[Schließen]Sie
hat dem Landrat aufgetragen, mir aufzugeben, Riss und Anschlag zur
Konfirmation einzuschicken, keine Einwendungen wurden angenommen. Sie
sagt in ihrem Schreiben, wenn H.
Kohlhoff
nicht Riss und Anschlag gefertigt hat, so soll ich durch einen anderen
Sachverständigen einen Anschlag und Riss vorlegen lassen. Ich habe für 3 Posttage
an H. Kohlhoff geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Jetzt nehme ich meine
Zuflucht zu Ihnen und bitte untertänigst, mir doch bald Dero Willensmeinung
wissen zu lassen, da ohne Ihre Genehmigung kann ich doch keinen Riss machen
lassen. Siehe hierzu das
Dokument vom 28. Dezember
1820.
[Schließen]Die Generalkommission wird jetzt nachgerade
auch so lästig, dass ich schon für meine Person nur Gott bitte, dass es
bald ein Ende nehme. Allein es entspinnen sich immer mehr und weiter
aus Sachen da Prozesse, indem der Bauer und einzelne Individuen immer
appellieren können. Ich habe in diesem Jahr schon 2 Termine gehabt und vor 3
Tagen fuhr Krüger hier ab, der mit 4
Personen 10 Tage hier gesessen, und die Generalreverse durch den Richter hier
hat vollziehen lassen, was das für Beschwerden und Ausgaben im Hause, und dann
kamen noch andere Kommissarien und Kondukteure, die unter ihm arbeiten, immer
hier bei ihm, so dass manchen Tag 8 bis 10 Personen oben an Tafel waren, und die
Kosten belaufen sich schon an unserer Seite über 200 Rtlr., die immer durch den
Landrat eingezogen werden. Ich bin jetzt der Sache ganz müde, meine Frau ist
immer nicht gesund, der Wilke desgleichen und Kaiser liegt schon an 4 Wochen im Bette, und nach Schwann seiner
Aussage wird er das Zeitliche verlassen und an der Wassersucht sterbe. Sonsten
sind die anderen Herrn alle recht gesund, wenn sie auch unter sich wie Hunde und
Katzen leben und mir meinen Dienst sehr erschweren. Siehe die Auszüge ausspäteren Briefen
oben.
[Schließen]Nochmals bitte ich um gnädige Antwort wegen des Kirchenbaus und
wegen des Neubaus des Wohnhauses für den Pächter in Serwillen, und habe die Ehre mich ehrfurchtsvoll zu zeichnen
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