Mittenort, Post: Steinort in Ostpr., den 15. September 1917

Euer Hochgeboren!

Da die Löhne wesentlich gestiegen sind, halte ich es für notwendig, die Holzschlägerlöhne dementsprechend zu erhöhen, damit soviel wie irgend möglich freie Arbeiter zum Holzschlagen herangezogen werden, da diese Arbeiter trotz der erhöhten Löhne noch immer billiger arbeiten als Kriegsgefangene. Ich habe deshalb den Lohntarif vom 15. d. Mts. ab erhöht. Beim Landratsamt habe ich um Überweisung von weiteren 40 Kriegsgefangenen zum 1. Oktober gebeten, bis heute jedoch noch keine Zusage erhalten. Mit den 10 Steinorter Gefangenen und den 6 Gefangenen von der Schneidemühle würde ich dann im ganzen 56 Mann haben, ohne die freien Arbeiter und die wenigen alten Forstarbeiter.

Da Brennholz sehr gefragt ist und gut bezahlt wird, habe ich die Taxe hierfür wieder erhöht. Bei nächster Anwesenheit Euer Hochgeboren in Steinort werde ich dieselbe zur Bestätigung vorlegen.

Meinen Bericht vom 7. d. Mts. werde Euer Hochgeboren doch wohl erhalten haben?  Siehe das Dokument vom 4. Juni 1913.
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Ich fragte darin noch einmal an, ob ich an Danielczyk die 2.000 fm Holz aus Karlswalde verkaufen soll, da es mir doch bedenklich erschien, diesen großen Posten Holz jetzt zu verkaufen, gerade als Euer Hochgeboren im Begriff stehen, den ganzen Belauf in Bausch und Bogen zu verkaufen und die Reflektanten darauf hin sich die Holzbestände angesehen haben.
Ich darf wohl um baldige Instruktion hierin bitten.

Die 10 Steinorter Waldrussen bekomme ich von Herrn Oberinspektor Schulz am Montag zurück. Ich werde mit denselben zuerst in Gr. Steinort die Kulturzäune ausbessern, die Weichhölzer aus den Kulturgärten aushauen, um dann an das weitere Aufarbeiten der Brustwehren zu gehen.

Anfang Oktober will ich in den übrigen Beläufen mit dem Roden der Grenze beginnen, bis dahin werde ich die Zäune ausbessern und Fichten gegen das Verbeißen durch Wild teeren.

Unterm 30. v. Mts. berichtete ich Euer Hochgeboren, dass ich den Forstsekretär der Gräflich v. Bismarckschen Forstverwaltung Förtsch als Assistenten vom 1. Oktober cr. angenommen habe. Nach eingezogenen Erkundigungen sind jedoch die eingereichten beglaubigten Zeugnisabschriften von Förtsch gefälscht, wodurch seine Anstellung selbstverständlich hinfällig wird.

Seit einigen Tagen haben wir hier Regen und starken Wind.

In aller Ehrfurcht Euer Hochgeboren gehorsamster Oberförster Walter Sr. Hochgeboren dem Rittmeister Herrn Grafen Lehndorff-Steinort, z. Zt. im Felde

Zitierhinweis

Oberförster Walter an Carol Graf von Lehndorff. Mittenort, 15. September 1917. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_ng1_dc5_xcb