Potsdam, 20. Februar 1850
Mein lieber teurer Onkel,Dein lieber gnädiger Brief vom 15. d. Mts. ist mir gestern zugegangen und ich ersehe daraus
mit Bedauern, dass mir die Freude entgangen ist, Dich selbst mit Heinrich hier ankommen zu sehen, wie es Deine
Absicht gewesen ist. Und auch Dir würde es eine Freude gewesen sein, Heinrichs
Equipierung und Einrichtung hier allmählich werden zu sehen, in ähnlichen
Verhältnissen und in demselben Regimente, als Du selbst es in jüngeren Jahren
betratest. Mein lieber teurer Onkel, ich muss beinahe fürchten, dass ein
Ausdruck, den ich in meinem früheren Briefe an Dönhoff?
[Schließen]Amelie
über
Zur Garde du
Corps
[Schließen]Heinrichs Versetzungsangelegenheit gebraucht haben mag, etwa, dass ich eine
persönliche Verantwortlichkeit für alle bei einem jungen Manne denkbaren
Eventualitäten der Conduite für Heinrich als sein naher Verwandter dennoch nicht
speziell zu übernehmen vermögte, dass solcher Ausdruck mir in Deinen Augen,
lieber Onkel, den Anschein gegeben haben muss, als wolle ich, der mir so
natürlich und in jedem Betracht obliegenden näheren Fürsorge für Heinrich mich
irgendwie entziehen. Das ist wahrlich nicht der Fall. Ich hoffe es Dir, lieber
Onkel, durch die Tat zu beweisen, und es soll überall und mit umso mehr
Freudigkeit geschehen, als ich Dir selbst damit einen Dienst und eine Beruhigung
zu gewähren weiß.
Habe die Gnade, lieber Onkel, die Summe, die Du für Heinrichs Equipierung einstweilen liquide gemacht hast, mir direkt anzuvertrauen. Ich lasse eben die letzten im Regiment vorgekommenen solchen Equipierungsfälle in den Kosten umständlich zusammenstellen und werde Dir, lieber Onkel, das Durchschnittsresultat dann sogleich genauer melden. Wenn Du mir fürs erste 500 Rtlr. zuweisen willst, so werde ich damit wirtschaften und sehen, wie weit ich komme. Das Pferd, was ich hier zu ermitteln suchen werde, ist aber dabei nicht mitgerechnet. Noch muss ich erwähnen, dass eigene Meubles und Betten hier Bedürfnis sind, nicht nur in den Kasernen-Wohnungen, sondern auch in den sonstigen städtischen Quartieren aller drei Garnisonen, da möblierte Quartiere unverhältnismäßig teuer sind oder in den Kasernen-Quartieren die Miete für Möbel und Betten. Diese Artikel bitte ich daher um Erlaubnis ebenfalls in Rechnung bringen zu dürfen, und werde jedem Luxus darin nach Kräften entgegen steuern, der gerade in diesem Artikel unter den jungen Herren sehr an der Tagesordnung ist.
Dein Wunsch, lieber Onkel, Heinrich zunächst in Potsdam etabliert zu sehen, und zwar in einem
Kasernen-Quartier, ist mit den hiesigen Rücksichten dienstlicher Erfordernisse
ganz vereinbar, und ich werde die Anordnungen dazu treffen. Leider muss ich mich
jetzt sehr bald auf einige Monate vom Regiment trennen, da ich zum Abgeordneten
des hiesigen Wahlbezirks für den Das Erfurter Unionsparlament
war ein Organ, das über die Erfurter Unionsverfassung beraten
sollte. Es tagte vom 20. März bis zum 29. April 1850 in der Erfurter
Augustinerkirche.
[Schließen]Erfurter
Reichstag gewählt worden bin, der in 4 Wochen
eröffnet wird. Ein Regimentskommando ist aber wie ein legitimer Thron, bei dem
es, wie sonst wie in Frankreich, heißt: Der König ist tot,
lang lebe der König.
[Schließen]le roi est
mort, vive le roi, und mein Stellvertreter wird auch dem
jüngsten Offizier gegenüber seine Verpflichtungen gewissenhaft erfüllen.
Was die monatliche Zulage betrifft, die Du Heinrich bestimmen willst, so bin ich sehr erbötig, sie ihm in den richtigen Terminen zu verabfolgen, wenn Du mich damit beauftragen wirst. Der Rechnungsführer des Regiments ist zwar in aller Art durchaus zuverlässig und gediegen, er ist aber nur Wachtmeister und seine Stellung würde daher, bei etwaigen Zumutungen außer dem Termin, dem jungen Offizier gegenüber schwieriger sein.
Nun aber, lieber Onkel, ist es auch Zeit, dass Heinrich sich bald herbegibt, und ich hoffe wohl, dass dieser Brief ihn nicht mehr dort antrifft. Seit der Kabinettsordre vom 22. d. M. betrachten wir ihn hier als unseren Angehörigen und da er keinen ausdrücklichen Urlaub hat, so ist seine längere Abwesenheit nicht mehr gut zu vertreten. Bis jetzt gebe ich immer noch dortige Pferde-Arrangements als den Grund an, warum er noch nicht eingetroffen ist. Jedenfalls hoffe ich doch, ihn am 1. k. M. dem König vorstellen zu können, da ich schon am vorigen 1. dem Königs die erfolgte Herversetzung meldete.
Somit wollen wir, lieber teurer Onkel, Heinrichs ferneres Schicksal in Gottes Hand legen. ER möge es zu Deiner Freude lenken.
Ich empfehle mich Deinem ferneren gütigen Wohlwollen, lieber Onkel, womit Du mich seit meinen frühesten Erinnerungen beglückt hast. Ich bitte meiner verehrten Schwägerin mich zu Füßen zu legen
Dein untertänigster Neffe L. C. v. DönhoffZitierhinweis