8. September 1888

Mein lieber Graf,

Auf Ihren freundlichen Brief möchte ich Sie bitten mir zu erlauben, erst in einigen Tagen definitive Antwort geben zu können, wenn ich von dem Herrn Hofprediger Stoecker, dem ich den Fall vorgelegt, Antwort erhalten haben werde. Mit Ihnen bin ich der Ansicht, dass es gewiss besser wäre, wenn die Vereinigung der Vereine stattfindet. Ich bin für meine Person gern dazu bereit, der Herr Hofprediger hat mich aber ganz speziell gebeten, als ich im Winter nach der Übernahme des Protektorats seitens der damaligen Kronprinzessin die Sache mit ihm besprach, unseren Verein neben dem anderen bestehen zu lassen, weil die Einnahmen für unsere beiden Stadtmissionen in Königsberg und Berlin sonst immer unsicherer werden dürften. Ich habe ihm nun Ihre Ansicht mit Befürwortung meinerseits mitgeteilt und erwarte seine Antwort, da ich ihm damals versprochen, an dem besprochenen Verein bis auf weiteres festhalten zu wollen. Sobald ich Nachricht habe, teile ich Ihnen Definitives mit, mein lieber Graf, und bin dann gerne bereit, die Listen der bisherigen Geber und etwa noch vorhandene Gelder einzusenden. An meinem Teil habe ich übrigens für den  Den Vaterländischen Frauen-Verein.
 [Schließen]
Verein der Kaiserin
schon einen Beitrag mit 100 Mark im Frühjahr eingesandt, außerdem Beiträge in unseren Provinzial-Verein. Übrigens hat Herr Hofprediger versprochen, hier wieder eine Missionstour zu machen, die Herzen für dies wichtige Werk zu erwärmen.

Mit den herzlichsten Grüßen für die liebe Gräfin, verbleibe ich mein bester Graf, Ihre sehr ergebene A. Lehndorff Hahn

NB. Die Aktien der  Gemeint ist die 1864 gegründete Preußische Hypotheken-Actien-Bank bzw. die 1886 errichtete Tochtergesellschaft „Deutsche Grundschuldbank‟, Namensgeber war der erste Direktor Spielhagen.
 [Schließen]
Spielhagen Bank
sind noch in unserem Besitz und ruhen noch immer beim Bankier Meyer Cohn unter den Linden.

Mit Baron Cohn in Dresden habe ich nie etwas zu tun gehabt, auch keine Aktien der Bank weggegeben.

Zitierhinweis

Anna Gräfin von Lehndorff an Adolf Burggraf und Graf zu Dohna. 8. September 1888. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_ywp_djg_j1b