Schlodien 1. April 80
Gnädigste Gräfin!Das gnädige Schreiben in Angelegenheit des Provinzial-Siechenhauses habe ich mit ehrerbietigem Dank erhalten und beeile mich, dasselbe gehorsamst zu beantworten.
Die Ansicht, dass es zweckmäßig sei, die Pflege der Siechen (vielleicht auch die ganze Armenpflege) den Kreisen zu übertragen, ist eine sehr verbreitete, wie denn überhaupt seit der neuen Selbstverwaltung das Streben nach Dezentralisation in unserer Provinz in sehr entschiedener Weise hervortritt, und ich will es nicht leugnen, dass auch ich dafür eine gewisse Sympatie habe. Ob diese Tendenz eine richtige und segensreiche sein wird, dass kann allerdings nur die Zukunft lehren.
So ist auch unser Kreis (Pr. Holland) bereits mit Gründung eines Kreis-Siechenhauses vorgegangen, und zwar mit so gutem Erfolg, dass das Unternehmen finanziell gesichert ist.
Unter dem Einfluss dieser Richtung würde vielleicht auch im Provinziallandtage
eine demselben günstige Entscheidung zu erwarten sein, wenn der Landtag nicht
vor seinen eigenen positiven Beschluss, Das
Wilhelm-Augusta-Siechenhaus in
Preußisch Eylau wurde 1882 eröffnet.
[Schließen]zur Feier der
goldenen Hochzeit unseres Herrscherpaares ein Provinzial (also
Central-)Siechenhaus zu begründen, gestellt
wäre.
Was meine eigene persönliche Stellung betrifft, so bedaure ich aufrichtig, dass ich in dieser Sache die Dezentralisation nicht werde so vertreten können, als ich es wohl möchte, da ich zufällig Referent in derselben bin und als solcher die Beschlüsse des Provinzial-Ausschusses zu vertreten habe.
Aber immerhin ist es sehr möglich, dass diese Angelegenheit auf dem Provinzial-Landtag dilatorisch behandelt und in diesem Falle würde höchstwahrscheinlich bei dem nächsten Landtage ein der Dezentralisation günstiger Beschluss zu erwarten sein.
Der rückständige Betrag für die Stadtmission erfolgt mit 10 M durch beigehende Postanweisung ganz gehorsamst.
Mit wahrer Verehrung habe ich die Ehre mich zu nennen, Gnädigster Gräfin ganz gehorsamster Dohna-SchlodienZitierhinweis