Podiumsdiskussion | 6. Juli 2015

Originalität, Priorität und Reputation: Leibniz und Newton

Der Prioritätsstreit zwischen Leibniz und Newton um die Entdeckung der Infinitesimalrechnung, der im Grunde 1664 begann und erst mit Leibniz’ Tod 1716 endete, ging als ein gewaltiger Skandal in die Wissenschaftsgeschichte ein.

Schon am Verlauf des Streits wird deutlich, dass es bei derlei Auseinandersetzungen nicht nur um Unstimmigkeiten zwischen Individuen geht, sondern um Machtkämpfe zwischen Institutionen, Wissenschaftskulturen und Denkschulen.

 

Der Streit um die Infinitesimalrechnung bietet den Anlass, um diese Konstellationen und die damit zusammenhängenden Fragen auf die heutige Situation in der Wissenschaft zu beziehen: Wie, von wem und mit welchen Konsequenzen würde die Auseinandersetzung heute geführt werden? Wie lässt sich wissenschaftliche Originalität definieren und wie sieht diese mögliche Definition im Vergleich zu anderen kulturellen Konzepten (wie Kreativität oder Genie) aus?

 

Leibniz und Newton

Eberhard Knobloch
Technische Universität Berlin

Der Wissenschaftshistoriker Eberhard Knobloch skizzierte in seinem Impulsvortrag den Streit um die Infinitesimalrechnung zwischen Leibniz und Newton.

Die Podiumsdiskussion "Originalität, Priorität und Reputation"

Elisabeth Décultot
Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg

Eberhard Knobloch
Technische Universität Berlin

Jürgen Renn
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin

Moderation:
Bettina Mittelstraß (Journalistin)
 

Die Podiumsdiskussion fand u.a. folgende Antworten:

Wegweisende Forschung und Paradigmenwechsel in der Wissenschaft, aus denen Neues entsteht, sind meist nicht das Werk eines einzelnen Forschers, sondern ganzer Kollektive. Schon historisch, heute aber zunehmend, kommen solche Perspektivwechsel nie nur auf einem Weg und oft gleichzeitig in unterschiedlichen Kontexten und Denkschulen zustande. Die naturgemäß nicht-öffentlichen und oft nicht explizit formulierten oder auch unbewussten Mechanismen und Traditionen beim Erwerb wie bei der Zuschreibung von Reputation und Anerkennung stehen auch heute im Zentrum des Streits, müssen formuliert, durchdacht und im Sinne von Fairness und zum Schutz vor Reputationskartellen gestaltet werden. Dies ist eine große, aktuelle Herausforderung für die Wissenschaft als System von Universitäten und Akademien, aber auch von Verlagen, Zeitschriften und Förderinstitutionen.
 

 

Die Podiumsdiskussion fand im Rahmen des Jahresthemas 2015|16 „Leibniz: Vision als Aufgabe“ statt, das sich aus Anlass des Leibniz-Jubiläums 2016 dem Gründer der Akademie der Wissenschaften widmet. Im Zentrum steht, die Impulse aus Leibniz‘ Philosophie, seinen technischen Innovationen, seinen sozialen Bestrebungen und seinen vielfältigen kreativen Ansätzen für die Gestaltung einer Welt von morgen aufzunehmen.

 

Die Veranstaltung wurde gefördert von der Robert Bosch Stiftung und fand in Kooperation mit L.I.S.A., dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung, statt.

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Kontakt

Dr. Juliane Schiffers

Informations- und Kommunikationsreferat
Koordination Jahresthema
"Leibniz: Vision als Aufgabe"

Tel: +49 (0)30 20370 586


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