Finckenstein, 29. Juni 1794
Liebe Cousine!Ich eile Ihnen zu schreiben, dass, so gerne ich wünschte, Ihnen in Zeiten
Nachricht von der Ankunft des Königs zu
geben, mir es wahrscheinlich ganz unmöglich sein wird. Was ich Ihnen vertraulich
davon schrieb, hat ein sehr wichtiger Mann, der in Posen viel um die Person des Königs gewesen
ist, und ihm von Affairen gesprochen hat, im Vertrauen zu meinem
Friedrich Alexander Burggraf und Graf zu
Dohna-Schlobitten
[Schließen]Vater gesagt: nämlich, dass es für jetzt ganz bestimmt der Plan des
Königs sei, über Thorn und
Danzig zurückzugehen. In Thorn
würde er sich nicht aufhalten, aber wohl in Danzig. Dabei hat er meinem Vater
versichert, dass der König sehr darauf würde gerichtet sein, da das Attachement
seines gut geführten Adels persönlich selbst zu sehen, weil dieses ihm immer
sehr wert gewesen sei, und jetzt der Sinn einiger diesem entspräche. Die
General-Kammer schrieb auch, dass der König selber der Stadt Danzig gute Winke von seiner Ankunft geben
lasse. Sie sehen hieraus, dass mehr als Wahrscheinlichkeit für die Reise nach
Danzig da ist. Aber ich fürchte, sie wird erstens schnell kommen, die polnische
Affaire geht so außerordentlich glücklich und schnell zu Ende, dass mein Bruder
aus Polen mit voriger Post schreibt,
dass der König soll gesagt haben: er hoffe in einigen Wochen wieder daheim zu
sein. Es kann vielleicht hier schon 4 oder 5 Tage vorher bekannt werden; kommt
diese Nachricht mir wahrscheinlich mit der Berliner Post Mittwochs oder
Sonnabend, so kann ich Sie Ihnen nicht eher als auf das schnellste in 6 Tagen
schaffen. Wenn der König vielleicht schon in Danzig ist wo Ihr Herr
[Schließen]Vater hat so viel Connections, Erfahrung
und Talent, so dass es für ihn die äußerste Vermögenheit wäre, etwas hierüber
sagen zu wollen! Ihnen will ich nur ein paar Worte im Vertrauen sagen, machen
Sie mich aber nicht damit im Sinne von
verantwortlich, das Wort ist überschrieben
[Schließen]
Unleserliche Stelle [...]
. Die Stafetten
vom Oberpräsidenten gehen durch Heilsberg, da könnten Sie sich am geschwindesten
Nachricht bestellen. Aber ich fürchte, dass Sie doch kaum zeitig genug ankämen,
deshalb meint meine Mutter, dass es am besten sei, in diese Gegend zu kommen, wo
Sie gewiss zur Zeit Nachricht bekommen, und in ein oder zwei kleinen Tagesreisen
in Danzig sein können. Dann braucht sich Ihr Herr Vater nicht vor Danzig zu
ermüden, welches leider in Danzig genug erfolgen würde. Gewiss würde man sich
freuen Ihnen in Neudörfchen eine Zeitlang zu sehen, und von meinen Eltern soll
ich sagen, dass sie sich ebenfalls sehr freuen würden, Ihnen eine Zeitlang hier
zu sehen. Diese ist gewiss der sicherste und beste Plan, und ich bitte Ihnen
sehr, meine Liebe, sich recht dafür zu interessieren, mich möchte es ganz
unbeschreiblich glücklich machen. - so wie es mir nach allen den hübschen
Vorstellungen sehr traurig sein würde, ohne Ihnen in Danzig zu sein, denn mein
Vater wird gewiss um nichts in der Welt, weil er dem König sehr ergeben ist,
diese schuldige Aufmerksamkeit versäumen; übrigens ist es auch wegen der Brüder,
obgleich sie in ihren Diensten nichts besonderes verlangen, doch sehr gut. Sie würde sich um ein Quartier kümmern. Käme der König doch
nicht, so hätte sie wenigstens gute Freunde besucht. In jedem Fall hätte es
einen Nutzen. - Sie möge ihr bald wegen der Danziger Reise schreiben. Sie
schließt mit Empfehlungen der Mutter und der Schwestern, der Gräfin von
Carwinden und der „ältesten Eulenburgern“ aus
Königsberg.
Zitierhinweis