Königsberg i. Pr., Königstraße 61, den 24. Oktober 1914

Herrn Graf von Lehndorff Hochgeboren Steinort

Ew. Hochgeboren Telegramm gelangte soeben in unseren Besitz und antworten wir auf telegraphischem Wege, dass wir zur schnellstmöglichen Ausführung des Transports bereit und in der Lage sind. Allerdings lässt sich bei den jetzigen unsicheren Verhältnissen ein bestimmter Tag nicht zusichern. Wir sind vollständig von der Bahn abhängig, welche infolge des Kriegszustandes alle möglichen besonderen Bestimmungen erlassen hat; so müssen z. B. Wagenbestellungen durch die Eisenbahndirektion bzw. Linienkommandantur genehmigt werden. Jeder Frachtbrief muss daselbst eingereicht und mit einem entsprechenden Vermerk versehen werden. Frachtbriefe, die man an einem Tag einreicht, können erst am darauffolgenden von der Eisenbahndirektion in Empfang genommen werden. Erst dann vermag man mit der Wagenbestellung an die Güterabfertigung heranzutreten. Die Wagenbestellung erfordert ebenfalls 24-stündige Frist und ob dann der Wagen an dem betreffenden Tage wirklich zur Verfügung steht, ist ebenfalls ungewiss. Auch wird die Verladung durch militärische Verladungen häufig gestört. Mit einem Wort: es ist unmöglich, einen bestimmten Termin in Aussicht zu nehmen oder gar zu versprechen. Transporte lassen sich jetzt nicht wie in normalen Zeiten präzise einrichten, sondern können nur nach und nach, wie die Verhältnisse es gestatten, ausgeführt werden.

Bisher hatten wir einen festen Auftrag von Ew. Hochgeboren auch leider noch nicht erhalten. Es schrieb uns zwar ein Herr Erwin Nobbe, dessen Brief am 20. cr. in unsere Hände gelangte. Wir baten ihn in einem Schreiben vom gleichen Tag um nähere Angaben und Übersendung des eingesandten Schlussscheinformulars. Da wir hierauf keine Antwort erhielten, vor definitiver Auftragserteilung aber auch keine Disposition treffen konnten, so fragten wir gestern noch telegraphisch dieserhalb an. Nachdem wir nun telegraphisch den Auftrag erhalten haben, können wir erst mit den vorbereitende Schritten beginnen. Wir haben heute noch der Eisenbahndirektion den Frachtbrief eingereicht und werden die Verladung des leeren Wagens nach Möglichkeit beschleunigen. Unser Packer wird am Dienstag oder Mittwoch in Steinort eintreffen, früher ist es leider nicht möglich.

Mit vorzüglicher Hochachtung ganz ergebenst! Weckert & Müller

Zitierhinweis

Weckert & Müller Möbeltransport und Spedition an Carol Graf von Lehndorff. Königsberg, 24. Oktober 1914. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_db3_wkt_xcb