Arrendsee, 14.4.87
Meine Anna!
Siehe hierzu das Dokument vom 15. März 1887.
[Schließen]Ich sage Dir gleich Antwort wegen der Aktien. Ich
habe vier Stück und aus Onkel Alberts
Nachlass drei Stück, d. h. es sind Doppel-Aktien, jedes Stück zu 400 Taler. Für
Deine Benachrichtigung danke ich Dir sehr, hatte mich aber schon vor langer Zeit
mit der Bitte um Auskunft an Das muss vor dem 18. September 1869 gewesen sein,
dem Todestag ihres geschiedenen Mannes Heinrich.
[Schließen]Heinrich gewendet,
der mir liebenswürdig schnell antwortete und mich an Oberst Podbielski in Rathenow wies. Dieser hat den Auftrag sehr
verbindlich bereits angenommen, mir die Banquier-Berechnung eingesendet und mich
mit der Einlösung an Banquier Hertz in
Berlin gewiesen. Die ganze
Tattersal-Geschichte hat sich ja als ein sehr günstiges Unternehmen bewiesen und
nur die letzten paar Jahre wurden keine Zinsen mehr gezahlt, welcher Ausfall ja
nun aber wieder reichlich gedeckt wird. Ganz so grandios, wie Du annimmst,
ergibt es sich freilich nicht für mich: meine Einnahme beläuft sich auf 5.000
und etliche hundert Mark. Alles aber ist in vollster Ordnung dabei. Und freue
ich mich natürlich sehr dieser mir nun noch überraschend kommenden Einnahme, und
danke Gott recht dafür. Meine Müller, deren Verständnis und Ordnung und Klarheit
in den Geschäften so prächtig groß ist, und darin Ähnlichkeit mit Dir hat, geht
in den nächsten Tagen zu Hertz, um sich alles noch einmal von ihm darlegen zu
lassen, und das Geld in Empfang zu nehmen.Sie sei nach
Berlin abgereist, um dort die Wohnung einzurichten. Die Möbelwagen von
Berlin seien gestern bereits eingetroffen, und der Transport günstiger als
auf der Eisenbahn.
Dein reiches Arbeitsfeld in Steinort
ist jetzt recht angenehm und lässt Dich wohl kaum zum Gefühl der Einsamkeit
kommen, Einer der wenigen Hinweise
darauf, dass Anna von Lehndorff sich mit der Ordnung des Archivs befasste.
[Schließen]dermaßen in einer Flut von Papieren jeder Art
eingehegt, wie Du mir aus eigener Anschauung vor Augen
stehst. Wie
erfreulich, dass die Carols?
[Schließen]Versetzung nun endlich gekommen und die
Sorge noch um ein interimistisches Quartier gehoben ist. Agnes, so hattest Du mir erzählt, sollte ja
noch auf ein par Wochen zu Clara gehen,
warum geschieht das nun nicht? Denn das umfangreiche Hindernis, die gute liebe
Tante W., ist in Claras Quartier wohl nun schon hinweggeräumt?
Ich hatte in den letzten Wochen, seit Du mir schriebst, dass Carols Professor abgehe, mich oft mit dem Gedanken beschäftigt, Dir auf das Dringendste mit der Bitte zu schreiben, doch alles, selbst ohne Berücksichtigung der Kosten, daran zu setzen, den trefflichen Mann für Carol zu konservieren, und bin nun hoch erfreut, dass er später wiederkommt. Schade ist es, dass er gerade den Sommer, wo es so wunderschön in Steinort ist, nun nicht da sein wird. Indessen zu welcher Zeit (mit Ausnahme der Schmutz-Monate) ist Steinort überhaupt nicht schön und fesselnd?
Nach Goschütz gehe ich diesen Sommer
nicht, weil dort große Vgl. http://www.gross-wartenberg.de/wikigw/index.php/Standesherrschaft_Goschütz
[Schließen]Bauten im Schloss
vorgenommen werden, welche für Wirt und Gäste den Aufenthalt daselbst nicht
angenehm machen würden. Aber überhaupt ist vorläufig meine Absicht, ganz ruhig
in Berlin zu bleiben und Deiner
liebevollen und herzerquickenden Einladung nicht zu folgen. Indessen: Die
Zukunft wird es zeigen.
[Schließen]qui vivra verra.
Onkel Otto Graf
von Schlippenbach
[Schließen]Otto und
Violet Gräfin von
Schlippenbach Tochter von Otto von Schlippenbach aus dessen zweiter Ehe mit
Adelaide Arabella Grenier de Fonblanque, https://friendsofhastingscemetery.org.uk/vonschlippenbach.html
[Schließen]Violet verlassen uns nun am Sonnabend zu unserem herzlichen Bedauern,
denn sie sind uns überaus lieb und angenehm gewesen. In diesem dreimonatlichen
intimsten Zusammensein habe ich sie natürlich alle, Vater, Violet und den jede
Woche wenigstens auf einen Tag herkommenden Otto
Sohn ganz anders wertschätzen gelernt als früher. Violet ist
wirklich eine allerliebste und recht ausgezeichnete Persönlichkeit, Otto Sohn in
seiner Art desgleichen, und auch seinen lieben letzten Bruder stelle ich nach
gar manchen Seiten entschieden höher, als ich es früher getan. Auch das
gegenseitige Verhältnis von Vater und Kindern ist so sehr hübsch. Seit einigen
Wochen ist auch Gabriele, da sie
dringend von Ina eingeladen, wieder
hier und lieb und sympatisch wie vom ersten Tage ihrer Bekanntschaft an, aber zu
unserem Schmerz schrecklich kränklich. Blutarmut und daraus hervorgehendes
Nervenleiden sind die Ursache davon. Ina geht es trefflich, und Franzensbad hat wieder so recht Textverlust [...]
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