Königsberg, den 23. Januar 1876

Gnädigste Frau Gräfin!

Ew. Hochgeboren beeile ich mich für die geneigte Berücksichtigung, welche Sie meinem neulichen Gesuch haben zuteil werden lassen, meinen wärmsten Dank abzustatten. Wenn ich auch bei der lebhaften Teilnahme, welche die Durchforschung der älteren Geschichte unserer Provinz stets bei Ihnen gefunden hat, nicht einen Augenblick überhaupt an einem Erfolge meiner ergebensten Bitte zweifeln durfte, so habe ich mir doch auf eine so bereitwillige und wohlwollende Unterstützung meines Werkes, die ja ohne jede Belästigung nicht gut angehen kann, kaum Hoffnung zu machen gewagt. Von der freundlichst geneigten Einladung, mit welcher Sie mich beehren, werde ich sehr gern Gebrauch machen, nur sehe ich mich durch meine amtliche Tätigkeit in der Wahl der Zeit etwas beschränkt. Die Sache bis zum September hinauszuschieben, würde mir, fürchte ich, für meine ganze Arbeit eine sehr unangenehme Verzögerung bereiten, von Ende April aber bis Ausgang Juli wären die Vorlesungen, die nur durch die achttägigen Pfingstferien unterbrochen werden, und für diese freie Woche,  Es ging um die Vorarbeiten zu: Herzog Albrecht von Preußen. Eine biographische Skizze. Festschrift zum 17. Mai 1890, Danzig 1890.
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die ja für meinen Zweck sonst wohl ausreichen würde
,  Am Ende des Jahres nimmt die physikalisch-ökonomische Gesellschaft Carl Meinhard von Lehndorff zum auswärtigen Mitglied auf, siehe das Dokument vom 4. Dezember 1876.
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habe ich mich bereits der hiesigen K. physikalisch-ökonomischen Gesellschaft gegenüber zur Vornahme einer archäologischen Untersuchung verpflichtet,
es würde mir also nichts erübrigen, als innerhalb der Osterferien den mir freundlichst gestatteten Besuch in Steinort auszuführen, und da das Osterfest in diesem Jahr auf den 16. April fällt, würde mir unmittelbar nach demselben gewiss noch ausreichende Zeit dazu verbleiben. Ich darf es kaum erwähnen, dass ich sofort bereit bin, eine andere mir freistehende Zeit zu wählen, wenn die eben bezeichnete Ew. Hochgeboren aus irgendwelchen Rücksichten nicht zusagen sollte.

Ich verbleibe, Hochverehrte Frau Gräfin, in schuldigster Ehrerbietung und Dankbarkeit
Ew. Hochgeboren ganz ergebenster
Lohmeyer

Zitierhinweis

Karl Lohmeyer an Anna Gräfin von Lehndorff. Königsberg, 23. Januar 1876. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_hqc_v2v_hdb