Berlin W, Goltzstr. 4, 28. September 1892

Hochgeborene, gnädigste Frau Gräfin!

Mit gehorsamstem Danke zeige ich Ihnen an, dass mir Ihr gnädigstes Schreiben vom 26. d. Mts. heute früh zugestellt worden ist. Ihre Fürsorge und Anteilnahme an meiner Arbeit rührt mich tief. Ich bitte Sie ganz gehorsamst, die Verehrung annehmen zu wollen, dass ich durch höchsten Eifer und Fleiß auch darin Ihres geneigten Wohlwollens mich würdig zu zeigen bemüht sein werde.

Für die Übersendung der drei Schriftstücke sage ich meinen ergebensten Dank. Ich sende den Brief von Rhenius bei nächster Gelegenheit zurück. Heute konnte ich ihn noch nicht abschreiben, die Zeit fehlte wirklich dazu – es ist überdies schon die 11. Abendstunde, da ich Ihnen schreibe. Aber ich möchte es mir zur festen Regel machen, so lange ich es irgend vermag Ihnen auf jedes Zeichen Ihrer Hand möglichst umgehend zu antworten. Bitte mahnen Sie mich, wenn ich etwa nachlässig werden sollte, möglichst nachhaltig daran. Es ist das nicht bloß der Sache dienlich, sondern mir selber.  Im LASA, StA L, Bestand 21950 FA Lehndorff sind in verschiedenen Aktenkonvoluten Briefe von Rhenius überliefert; um welchen es sich handelt, ließ sich bisher nicht feststellen.
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Der Brief von Rhenius
ist höchst wertvoll, da er gerade aus der Zeit stammt, aus der wir ein unparteiisches Urteil über den jungen Grafen brauchen. Wie schön ich den Brief finde, kann ich gar nicht sagen. Es ist doch mehr: eine junge Seele die von solchen Engeln behütet wurde, konnte wohl irren, musste aber immer wieder auf den rechten Weg kommen und endlich darauf bleiben. Wie herrlich und wie ehrenvoll zugleich für das Gräfliche Haus aber auch solch treue Diener zu haben. Gott schenke sie Ihnen und Ihren Nachkommen in gleicher Weise, dann dürfen gnädigste Gräfin doch mit manchem Troste in die Zukunft blicken. – Der Brief des Grafen vom 5. April 1793 ist höchst wertvoll. Ich hatte ihn natürlich noch nicht. Er ist eine sehr angenehme Vervollständigung des  In: APO, Bestand 382 FA Lehndorff, Nr. 634 (Fragmente aus dem Jahr 1795).
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„Journal militaire depuis Frankfort“
, das ich in wörtlicher Abschrift besitze. Ich danke der gnädigsten Gräfin herzlichst für die große Mühe, die Sie Sich gegeben haben, und freue mich melden zu können, dass ich so glücklich war, die etwaige Mühe betreffend das „Journal“ bereits auf mich genommen zu haben. Auch die  Möglicherweise der an Lehndorff gerichtete Brief vom 2. Juli 1812.
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Notiz aus dem Berichte von Oberpräsident Schön
ist sehr wertvoll. Herzlichsten schuldigen Dank für Ihre Mühwaltung.

Ich habe im Ganzen gerade 100 Quartseiten Abschriften und Notizen, außer einigen kleineren Stücken. 44 Seiten nimmt die Zeit vom 5. August 1806 bis 24. September 1807 ein. Die Zeit bis dahin 56 Seiten. Also an Material aus Originalbriefen und -berichten ist es doch schon ein kleiner Schatz. Ich bin doch recht zufrieden, dass ich diesen Besitz habe, denn damit ist ein großer Teil der Arbeit geleistet, zumal alles chronologisch geordnet ist und sich dadurch leicht übersieht. Was die  Möglicherweise in GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 897.
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Korrespondenz mit der Gräfin Moltke
betrifft, so habe ich sie gelesen, auch den Brief vom 22. August 1802. Ich hätte ihn kopiert, aber die Zeit war schon um, und am letzten Tage dünkte mir die Durchsicht des Kapitels, so mir die gnädigste Gräfin dann gegeben, doch noch wichtiger, und ich glaube mit Recht! Ich dachte diese Beziehungen nur andeutend zu berühren, bin aber sehr gern bereit, sie durch Einfügung der Korrespondenz selber sprechen zu lassen, möchte aber auch nicht, dass gerade die gnädigste Frau Gräfin dadurch Mühe bekäme. Vielleicht kann ich die Abschrift im nächsten Jahre selber besorgen. Ich lasse für dieselbe dann Raum im Satz des   Schultze, Maximilian, Christian Friedrich Carl Ludwig Reichsgraf Lehndorff-Steinort weil. Kgl. Preuß. Generalleutnant a. D., Landhofmeister des Königreichs Preußen, Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler etc. 17. September 1770 – 8. Februar 1854. Ein Lebensbild aufgrund hinterlassener Papiere. Verlag R. Eisenschmidt, Berlin 1903. - Anna von Lehndorff hatte Schultze für seine Arbeit umfängliches Material zur Verfügung gestellt, siehe z. B. LASA, StA L, Bestand 21950 FA Lehndorff, Nr. 398: „Diverse interessante Schriftstücke auf das Gräflich Lehndorffsche Geschlecht und Leben des Grafen Carl Lehndorff bezüglich (chronologisch geordnet).“ Die verzeichneten 17 Dokumente 1716-1849 reichen von der Abschrift des Epitaphs für Gerhard Ernst von Lehndorff mit Angabe der Ahnenreihe über Militaria aus den Befreiungskriegen (Schreiben des Feldmarschalls Graf Kalckreuth und des Generalleutnants von Bülow, Schreiben Lehndorffs an General von Yorck) bis hin zum Manuskript „Vom Garde-Husaren-Regiment“.
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Manuskripts.

Meine Frau empfiehlt sich mit mir ganz untertänigst der gnädigsten Frau Gräfin und deren ganzem teuren Hause in Groß und Klein. Gott der Herr segne dasselbe in Haupt und Gliedern.
In treuester Dankbarkeit gehorsamst.
M. Schultze

P. Evers empfiehlt sich der gnädigsten Frau Gräfin mit ehrerbietigstem Danke für den freundlichen Auftrag, der sofort zur Erledigung weitergegeben wurde. Ich hoffe, die Sendung ist bereits abgegangen.

Zitierhinweis

Maximilian Schultze an Anna Gräfin von Lehndorff. Berlin, 28. September 1892. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_kbz_qk1_my