Schloss Koblenz, 8. Juli 1881
Mein lieber guter HerbertNeulich schon musste ich Ihnen telegraphisch lästig fallen, heute wiederholt sich das schriftlich mit einer Bitte.
Wenn Sie mal einen Moment übrig haben, sagen Sie uns in absolutem Lapidarstil: wie es dem Fürsten geht und wie es mit der Reise der Fürstin nach Kreut geworden ist, und adressieren Sie Mainau-Bodensee via Konstanz. Dann werden Sie sich mit geringer Mühe großen Dank erwerben und sichern.
Die schon
seit Jahren von Rheuma gequälte Kaiserin Augusta erlitt im Juni 1881 in Koblenz bei einem Sturz
so schwere Verletzungen, dass sie fortan auf Krücken und Rollstuhl
angewiesen war.
[Schließen]Wir hatten eine schlechte Serie seit nun fast 14 Tagen, und haben wir
Angst und Besorgnis ausgestanden. Seit 2 Tagen jetzt geht es wirklich
nachhaltig besser und ich glaube an Durchkommen, was wirklich nach der Operation bei einer so alten und ungesunden
Frau an das Wunder grenzt - mich aber sehr sehr freut, denn ich habe
eingesehen, dass im anderen, viel wahrscheinlicheren Fall das geliebte alte Herz
einen höllischen Ruck gekriegt haben würde, mehr als die meisten Menschen
glauben würden.
Ihm selbst geht es Gott sei Dank gut, obgleich Er auch schon mal durch die Aufregung sehr im Schlafen nachließ, was immer bald auf Ihn sehr nachteilig einwirkt. Er ist aber jetzt wieder ziemlich auf Trab.
Von meiner Frau habe ich anhaltend gute Nachrichten, unberufen und Gott sei Dank, und kann deshalb nicht anders sagen, als dass es uns gut geht.
Sehr froh sind die Zustände hier und alle damit verbundenen Ungewissheiten aber gerade auch nicht. – Bedürfnis aber ist es mir zu wissen, wie es in Kissingen steht, darum seien Sie nicht böse und widmen Sie eine Minute Ihrem alten Freunde
LehndorffWo ist Bill geblieben? Wenn es sein kann, legen Sie mich dem Fürsten beiläufig zu Füßen. Der Mama werde ich schreiben, wenn ich sie in Kreut weiß.
Zitierhinweis