31. März 1807

Wir sind wieder hart mit Einquartierungen und Transportfuhren mitgenommen. In Pristanien und Stawken haben wir wieder 4.000 russische Jäger zur Einquartierung, in Labab 100 Kosaken gehabt. Vielen Bauern mangelt alles Brot. Gestern erfuhr ich, dass 16.000 Mann wieder im Anmarsch hierher begriffen sind. In Insterburg und Goldap werden ungeheure russische Magazine angelegt und leider durch Landesfuhren der Armee zugeführt, was den Landmann ganz ruinieren wird, da der üble Weg und Mangel an Futter dem größten Teil der Pferde die letzten Kräfte nehmen und die Saatbestellung verhindern wird. Wir müssen wieder eine zweimonatliche Lieferung leisten, hier zum Glück nach Angerburg, wo ich vielleicht das Getreide an Ort und Stelle kaufen kann, unerachtet der Hafer 2 Rtlr., das Mehl 6 Rtlr. der Scheffel kosten und 2 Tlr. der Zentner Heu. Da unser Roggen nur leicht, musste ich 5/4 Scheffel zu 1 Scheffel Mehl maganzinmäßiges Gewicht geben, um keinen Schikanen ausgesetzt zu sein.

10. April 1807

Vor einigen Tagen erschien ein Befehl vom Landrat, alles zu leisten und zu gestellen, was von den Behörden (deren wir jetzt sehr viele haben) requiriert werden wird, und wenn auch allen Pferden und Gütern dadurch der gänzlich Untergang zugezogen würde. Die Aushebungen der Kantonisten schwächen auch an Menschen, und habe schon 3 Gestellungen zu 5, 6 und 7 Mann befolgt, und muss am 17. abermals 9 Mann stellen, worunter der Schäfer und 2 Hofknechte.

21. April 1807

Der Not in den Gütern bin ich nicht im Stande abzuhelfen. Bei der traurigen Witterung fehlt es an Futter. Wir werden mit Fuhren und Einquartierungen so überhäuft, dass kein Bauernpferd mehr gehen kann und die höfischen Pferde bald ebenso weit sind. Das größte Übel aber ist die russische Fouragierung. Den 18. 19. und 20. habe ich sie in den Gütern gehabt, den 19. noch gelbe Husaren in Serwillen, die 50 Scheffel Hafer und 6 Zentner Heu nahmen. Gestern und vorgestern waren 40 Mann und Offiziere Kürasserie von Rössel und nahmen von Taberlack 52 Sch. Hafer, 22 Sch. Gerste, 3 Zentner Heu und hier 100 Sch. Hafer und 15 Ztn. Heu mit. Ich habe die Lieferungen gekauft und hier erspart, wo ich konnte, und nun nimmt man mir Saat und Futter weg, lässt das Vieh verhungern und die Äcker unbesät, und dazu muss ich die Fourage bei den üblen Wegen bis Rössel fahren. Sie hatten aus Stawisken und Labab auch alles genommen, indessen stehen da die russischen Dragoner einquartiert. 13 Bauernhöfe sind schon ledig und dieses nun in der Zeit von 4 Wochen eingetreten.

25. April 1807

Die russische Kavallerie hat sich sämtlich in unsere Gegend zurückgezogen. Mangel an Magazinbeständen jeder Art zwingt sie zu foragieren, und so nehmen sie, wo sie was bekommen. Hat einmal einer ein mitleidiges Herz, so kommt ein anderer und verfährt wie ein Barbar. Sie sollen 4 Wochen hier stehen bleiben, dann bleibt in der ganzen Gegend keine Saat noch Brot mehr und sie werden genötigt sein, die Wintersaaten abzuhüten.

27. April 1807

Mit zitternder Hand und voll Empörung über unser Schicksal muss ich unsere traurige Lage melden. Die Russen haben sämtliches Heu und Hafer weggenommen. Pachtvieh und -pferde müssen ausgetrieben werden, um nicht Hungers zu sterben. Ich ließ von den Vorwerksspeichern, um gegen den Raub mich zu sichern, alles Getreide nach Steinort bringen, und kaum war das geschehen, so kam ein Kürassier-Offizier mit 40 Pferden und besetzte Steinort und steht heute schon 11 Tage hier und habe ich ihm 400 Scheffel Hafer gegeben, und da dieser jetzt alle ist, ließ er mit Gewalt 2 Schildwachen vor den Speicher stehen, und das letze und 40 Sch. Gerste nehmen. Jetzt bekomme ich Befehl vom General, noch 500 Scheffel Gerste zu liefern, die ich zwar nicht habe, und ich muss ihn bitten, einige Scheffel Erbsen herunter nehmen zu dürfen.
Kein Bauer hat mehr Saat und Brot, und ihre Pferde können nicht mehr gehen. Dabei haben wir doch fast alle Tage noch neue Einquartierung. Die Menschen werden gemisshandelt, um gutes Essen zu geben, und dann kommen sie zu mir, und ich kann ihnen nicht helfen. Die Husaren und Towarzysz haben mir 15 Wagen à 1 4 Pferde mit Heu und Hafer genommen, und heute ist der 6. Tag und noch ist keiner zurück. Die Einquartierung fortzuschaffen, muss ich sämtliche Vorwerkspferde, welche noch gehen konnten, geben. Sie hören in Kurzem aber auch auf, ihre Dienste zu tun, indem ich sie nicht mehr füttern kann, und an Säen ist nicht zu denken. Die Menschen schleichen ohne Bestimmung umher, alles bleibt liegen, alle Ordnung der Dinge hört auf und unser Elend ist wirklich groß. Ich erfuhr, dass der  Großfürst Konstantin von Russland
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Großfürst
in Dönhoffstädt und schickte zu  Doene war der Amtmann des Grafen Dönhoff in Dönhoffstädt.
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Doene
wegen einer  Schutzwache
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Sauvegarde
, bekam aber die Nachricht, dass es bei ihm ebenso ginge und an Sauvegarde nicht zu denken sei. Ich ritt nach Angerburg und bat den preußischen Leutnant, welcher mit einem Kommando Husaren dort steht, er schickte mir zum Schein 2 Husaren, die richten aber nichts aus, und sagte zu mir, das Fouragieren sei von den Preußen-Oberen sanktioniert, wo sie kein Heu, Hafer und Gerste finden, könnten sie alles nehmen und darüber quittieren, und dies geschieht doch nur so, so. Wenn ich es schon woanders kaufen wollte, wer wird es holen, da kein Pferd mehr gehen kann. Eben erhalte ich die tröstliche Nachricht, dass Exzellenz für die Bauern Saatgetreide senden, aber keiner der Bauern ist im Stande, es 4-5 Meilen weit abzuholen. Doch tue ich alles, um die Menschen zu retten, lange kann Gott unmöglich diese Vernichtung mehr gleichgültig mit ansehen, Hier in der Gegend gilt der Hafer 3 Tlr. und ist doch keiner zu haben.

5. Mai 1807

Ich habe noch immer das Kommando von den Kürassieren. Der Offizier reitet zwar manchmal weg, anderweitig zu fouragieren, lässt mir aber immer 12-20 Mann mit der Ausrede, um mich gegen andere Räubereien zu schützen. Allein was ist uns noch zu nehmen. Auf den Vorwerken bin ich ganz ausgeplündert, hier hat er mir 500 Scheffel Hafer und 300 Scheffel Gerste genommen, und mit den Bauern sieht es ganz kläglich aus. Seit 14 Tagen haben wir auf allen Dörfern 4 mal Einquartierung gehabt. Mancher Ochse und Kuh ist verzehrt, Fuhren und Gestellungen nehmen kein Ende, und die Bauernpferde können nicht mehr gehen. Gestern trieb ein Kommando Husaren die letzten Pferde zusammen, um russische Naturalien zu der Arme zu führen. Die Fouragierer nahmen den Bauern die Saat vom Felde, samt Säcken, Pferden und Wagen, und viele, von denen man nicht weiß, wo sie hinkommen, kehren nicht zurück. Von sämtlichen Bauern hat nicht der 6. Teil sein Sommerfeld zugesät, und auf den Vorwerken wird wohl der 3. Teil liegen bleiben, sowie der größte Teil der Bauerngärten. Die Bauern wollen zum Teil,wenigstens die Hälfte ihrer Erde abgeben und als Knechte und Mägde auswandern. Brot habe ich ihnen lange nicht gegeben. Saat und Angespann für solche Menge bin ich außer Stande. Wie das im Winter werden soll, weiß Gott allein, ich weiß mir keinen Rat mehr und meine Nächte sind ohne Schlaf. Eben erhalte ich ein Circulaire, nach dem ich am 10. wieder 5 Kantonisten stellen und binnen 3 Tagen 3 große beschlagene Wagen bespannt nach Friedland zum Train (das sind also die Pferde von 2 Vorwerken, indem höchstens 8 auf jedem stehen), senden soll.

15. Mai 1807

Mein Kommando Kürassiere bin ich Gottlob vor 4 Tagen endlich los geworden, nachdem der Offizier mir inklusive verfutterten Hafers 611 Scheffel Hafer und 300 Scheffel Gerste genommen und doch am Ende wie ein schlechter Kerl quittierte, indem er nämlich mit der letzten Quittung zögerte und weg ritt, so dass ich Szeska nachschicken musste, die Quittung von seinem Chef abzuholen. Sein Regiment war aber vorgerückt, und er schickte mir dann eine richtige Quittung, aber nur über Hafer und nicht die Gerste.

20. Mai 1807

Unser Schicksal wird mit jedem Tag schlechter, und ich weiß mir keinen Rat mehr. Das Hin und Herziehen der russischen Truppen hat kein Ende. Die Straßen sind immer voll, die Bauern verlassen ihr Erbe, weil sie nichts unternehmen können. An den Straßen wird alles abgehütet und zerfahren. Keiner hat mehr Lust, etwas zu machen, fängt er heute an, die Gartenzäune aufzurichten, sind sie über Nacht wieder umgeworfen. Sie haben den Bauern das Saatgetreide, welches ich ihnen gegeben und sie in ihren Betten versteckt hatten, weggenommen, Wenn sie kommen, wird alles untersucht; was sie finden wird genommen. Vorgestern haben sie einige 20 Wagen, worunter auch 4 von Vorwerken, genommen, und weiß Gott, wann sie wiederkommen. Vor 5 Tagen musste ich 34 Fuhren gestellen, die mir durch Husaren abgeholt wurden, wovon nur wenige erst zu Hause, die ihre Wagen im Stich gelassen und mit den Pferden sich in der Nacht weggestohlen haben. Der Pächter von Pristanien ließ mir gestern durch seinen Bruder sagen, dass er das Vorwerk verlassen will. Kein Bauer kann ihm mehr Dienste tun, kein Zaun im Garten und Feld kann gemacht werden, und kein Mensch will hin, weil die Russen wie Unmenschen verfahren, wenn sie nicht alles bekommen (weil nichts mehr vorhanden), was sie haben wollen. Ebenso die Bauern wollen alle fort, und es ist oft mit größter Mühe nicht möglich, einen Fuhrmann bei Gestellung der Wagen aufzutreiben. Sie verstecken sich im Walde, weil die Russen die Menschen zu sehr prügeln, wenn die Pferde ermüden, kurz, ich sehe gar nicht ab, wie die Menschen zu erhalten sein werden. Ich frage auch an, wie ich die Knechte und Mägde der eingegangenen Bauern entschädigen soll, da die Bauern ihnen nichts mehr geben konnten, und den Witwen, deren Männer Soldaten waren, gewiss schon 10-12   Unleserliche Stelle [...]

3. Juni 1807

Sonnabend, den Tag meiner Nachhausekunft, bekamen unsere Güter 330 Kosaken mit 1.300 Pferden, teils Remonte, teils eigene. Sie hatten ein Kammerschreiben bei sich, nach dem jeder Quartierstand verpflichtet blieb, für ihre Beköstigung und Grasung zu sorgen. Was diese Pferde in 24 Stunden für Gras von den besten Wiesenstücken teils verzehrt, teils zertreten (denn auf schlechte Weide lassen sie sie nicht), ist unsagbar. Eine Eskadron Dragoner kam nach Stobben und rekognoszierte den Werder Upalten. Da der Major dort gute Weide und wenig Mühe beim Hüten fand, ließ er seine Pferde mir nichts dir nichts heraufschwimmen und verloste die Dragoner nach Stobben und Kittlitz. Er blieb in Angerburg und schickte 2 Offiziere, seine Maßregel vorzustellen, und will die Weide bezahlen. Geht das so fort, dann ist es am besten, sobald das Vieh die Weide aufgefressen, es zu verkaufen. Die Fuhrengestellungen gehen immer fort. Gestern musste ich 18 und heute 13 Fuhren nach Lötzen zum Transport der russischen Naturalien an die Armee gestellen. Die Kommandos der Husaren und Dragoner haben gesten Ordre bekommen, sich nach Litauen zurückzuziehen.

7. Juli 1807

Die Requisitionen sind ohne Ende, und man weiß am Ende selbst nicht, was man tun soll. Das 1. französische Carabiniere Regiment steht in Drengfurth. An dessen Chef wandte ich mich, der gab mir eine Sauvegarde von 1 Wachtmeister und 4 Mann. Von Pferden sind 9 Stücke von den Vorwerken und 6 Stück den Bauern durch die Polen gestohlen. Ich soll 412 Rtlr. bar, 150 Scheffel Roggen und 20 Scheffel Hafer, 10 Ochsen, 1.040 Ellen Leinwand, einige Scheffel Graupen und Grütze, Branntwein und Leder liefern, sonst Geld dafür bezahlen. In Serwillen sind 10 Mann und 20 Pferde, die außerordentlich viel kosten, mein Klee in Steinort ist wegfouragiert, und sollte ich so unglücklich sein, das Getreide in natura liefern zu müssen, dann weiß ich in der Welt nicht, was die Menschen machen werden. Hier in unserer Gegend ist für Geld weder Getreide, noch in den Städten Ware zu bekommen.

13. Juli 1807

Unsere Lage wird von Tag zu Tag kummervoller, und mein Kopf schwindelt von allen Requisitionen. Ich habe hier im Schloss 1 Oberst von Rouquette und 1 Oberstleutnant, 1 Wachtmeister, 7 Gemeine, 2 Bediente, 15 Pferde; in Serwillen 6 Mann, in Taberlack 19 Mann, in Stawken und Labab je 6 Mann, in Stobben 3 Mann. Was diese Menschen kosten, kann ich nicht beschreiben. 2 mal Kaffee, Bier, Branntwein, so viel sie trinken, fein Brot, Fleisch und Butter, so viel sie essen wollen. Zu unseren Offizieren kommen immer Freunde, und da muss alles in Hülle und Fülle sein. Wie ich es mit dem Wein und Arrak machen soll, weiß Gott am besten. In den kleinen Städten ist nichts zu bekommen, und das wollen die Herren nicht glauben. Dem Chef des Regiments musste ich die 2 besten Pferde mit Geschirr und der gelben Halbchaise geben. Die beiden Reitpferde des jungen Herrn Grafen sind weg, der Oberst nahm sie, 18 Scheffel Hafer, 6 Scheffel Roggen, all mein schöner Klee, einige Fuder Heu, sogar meine Pfeife mit Silberbeschlag nahm mir der Wachtmeister, der Sauvegarde musste ich Hosen, Hemden, Gamaschen und Halstücher geben, und wenn ihnen ein paar Stiefel entzwei ging, hieß es gleich: lass zurecht machen. Zum Marsch sind mir auch die Requisitionen vorgeschrieben, außer vielen Viktualien ein Korb mit Wein und Arrak, 1 Fässchen Branntwein, Wachslichte, 2 Pferde und Wagen. Bei all dem Wirrwarr ist der Ausblick trostlos, denn wie werden sich unsere Menschen ernähren? Die Polen haben aus Stadt Angerburg allein für 23.000 Taler Salz und für 11.000 Fl. Requisitionen genommen. Heute geht die Sauvegarde ab, morgen aber kommen 6 andere, die equipiert werden sollen.

21. Juli 1807

Am 15. verließen uns die französischen Gäste, nachdem sie sich mit allen nur möglichen Lebensmitteln von hier versehen hatten. Der Herr Oberst ließ 30 Bouteillen Wein, 4 dito Arrak, Schinken, Butter, Hühner, sogar Rindfleisch, 24  1 Stof = 1,145 l .
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Stof
Branntwein und viele andere Sachen auf den Weg mitgeben. Beim Abmarsch befahl er mir von meinem Pferde meinen Sattel, Zaum, Decke und Gurt mitzugeben. Diese Menschen, die wir 17 Tage gepflegt und die uns zuletzt das Blut unter den Nägeln ausgesogen, waren kaum weg, so fing der Rückmarsch vom 15. bis heute wieder an. Pristanien, Stawken, Stobben, Taberlack haben schon 2 mal Einquartierung gehabt, und in großen Mengen Husaren, Dragoner und Infanterie gehabt. In Steinort war der Divisionsgeneral Carrier, 1 Adjutant, 2 Offiziere, 12 Mann Dragoner, 1 Wache, 1 Koch, 15 Bediente und 36 Pferde, die alsdann die letzten Vorräte verzehrten, teils wegnehmen ließen. Des anderen Tages regnete es sehr. Da musste ich mit der grünen Halbchaise und 4 Pferden ihn bis Windheim fahren lassen und außerdem ihm noch 10 Pferde geben, nachdem er schon vorher mir 3 edle Pferde genommen. In Pristanien sind 7 Ochsen und 2 Kühe drauf gegangen, dem Pächter außerdem 7 Pferde und 1 Ochse. Aus Taberlack sind 8 Pferde, aus Stobben 5, von jedem Vorwerk 3 fort genommen. Gestern sind 800 Mann hier durch nach Rastenburg gegangen. Eben erhalte ich Ordre, 23 Wagen nach Angerburg zu stellen, weil noch eine Armee von 10.000 Mann hier durchgehen soll. Gott stehe uns bei, zu geben hat ein großer Teil nichts mehr. Nächstens stehen alle Dörfer leer!

23. Juli 1807

Die Russen, besonders die Kosaken nehmen den Bauern das letzte, ohne zu zahlen oder zu quittieren, wir haben ihren Besuch sehr häufig.  Wahrscheinlich von den Schlachten bei Heilsberg am 10. und bei Friedland am 14. Juni 1807.
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Das russische Lazarett von wenigstens 3.000 Mann Kranke und Blessierte sind auch durch unsere Güter gefahren,
blieben über Nacht, mussten gespeist und weitergefahren werden. Von dem nun einrückenden Siedmoretzkischen Korps haben Pristanien und Stawken 2 mal 4-500 Kosaken Einquartierung gehabt, beide Dörfer überhaupt 8 Einquartierungen. Die Fuhren nehmen kein Ende und Lieferungen werden immer aufs Neue ausgeschrieben und wie sollen die Bauern ihr Leben fristen! Das Amt  Bischwitz bei Strehlen?
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Bischdorf
ist von den Franzosen abgebrannt mit Vieh und Pferden, soweit diese von ihnen nicht genommen sind, weil der Beamte Lebensmittel und Fourage nicht mehr leisten konnte und wollte.

30. August 1807

Habe ich im letzten Briefe nur das Vorspiel der Gräueltaten der Franzosen melden können, heute muss ich es leider mit empörter Wut tun, denn schändlicher und barbarischer könnten unmöglich die Araber in der Wüste gegen Menschen verfahren. Alle Auftritte und Gräuel, die sie hier in der Gegend verübt, sind nicht aufzuzählen.
Nach dem General Carrier habe ich einen holländischen General Duruy, 1 Eskadron Kürassiere und 7 Offiziere, dann den Divisionsgeneral Lacour nebst 5 Offizieren und 1 Grenadier Kompagnie hier gehabt, die letzten 3 Tage lang. Durch die Güter zogen die Truppen vom Korps des Marschall Davoust, und sind die Güter 6 Tage belegt gewesen zu 36 und 20 Mann in jedem Hause. Ehe ich noch solche 6 Tage wieder erlebe, möchte ich 6 Klafter unter der Erde sein. Wenn die Menschen ihnen kein Bier, Branntwein und Brot geben konnten, misshandelten sie solche, plünderten sie, verwüsteten alles. Die Dörfer blieben fast leer. Alles floh in die Wälder. 200 Stück Vieh und 150 Pferde sind genommen, ohne das, was sie verzehrt haben. Auf dem Vorwerk Stobben wurde die ganze Pacht, alle Pferde, Ochsen, Schafe genommen, und bleiben nur 3 Bauernkühe; Instleute, Fischer, Kämmerer haben alle ihre Kühe verloren. In Serwillen 16 Ochsen, 9 Pferde, 5 Kühe und Taberlack 10 Ochsen, 1 Pferd, 8 Stück Jungvieh. In Stawisken 14 Pferde, 16 Ochsen, 6 Kühe und Labab 8 Pferde, 8 Ochsen, 40 Schafe. - Als der General hier wegging, nahm er Betten und Matratzen nebst einer Partie Bücher, den grünen Wagen, meine Flinte und 14 Pferde mit. Ich musste auf seinen Befehl alle Zimmern, Gewölbe und Keller öffnen lassen, er hat alles mit seinen Adjutanten durchsucht. Gott lasse doch Kindeskind solche Tage nicht wieder erleben! Mein Gott, was werde ich mit den armen Menschen anfangen! Mancher Bauer hat nichts behalten, kein Vieh, keinen Ochsen, keine Kuh und kein Brot.

15. September 1807

Unsere Lage ist noch immer sehr übel, indem die Krankheiten, Ruhr und Nervenfieber, noch immer fortwüten, viele Menschen sterben, und die Viehseuchen unter dem Vieh grassieren, dabei die Ernte schlecht. In Stawken sind 40 Stück gefallen, in Serwillen bis jetzt 24 Stück.  Sauerkohl
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Kumst
, Kohl und  Steckrüben
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Wrucken
sind von den Raupen verzehrt, und alles außerordentlich teuer. 1.400 Taler habe ich zur Komplettierung der Bauernpferde angewandt, und mein Vieh auf den Vorwerken verteilt, damit die Armen doch etwas Milch zur Nahrung haben.

Zitierhinweis

Friedrich August Berent an Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff. Steinort, 31. März bis 19. September 1807. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_ots_tqv_vcb