Kallen, den 26. Juli 1880
Geehrte Frau Gräfin!Ihr freundliches Schreiben habe ich erhalten und bin durch dasselbe tief beschämt, denn ich muss gestehen, dass ich vor einigen Wochen bereits eine Aufforderung erhalten, aber durch die weiteren Ereignisse in der Familie so in Anspruch genommen war, dass ich bis jetzt noch nichts habe unternehmen können, und Ihnen, meine liebe Frau Gräfin, gern gleich ein Resultat mitgeteilt hätte.
Im Ganzen findet man wenig Verständnis für die Mission, gleichfalls für das Magdalenenstift, und ich bin ein sehr schwaches, unbeholfenes Werkzeug, doch will ich unter Ihrer Leitung, meine liebe Gräfin, versuchen, auch etwas für die gute Sache zu erzielen, deren segensreiches Wirken nicht abzuleugnen ist.
Von bürgerlichen geeigneten Persönlichkeiten weiß ich vorläufig nur eine: Herr Negeborn auf Unleserliche Stelle [...] bei Pillau oder besser Unleserliche Stelle [...] ist ein aufrichtig konservativer Mann, Mitglied der Provinzial-Synode, und glaube ich wohl, dass derselbe durch Ihre Aufforderung veranlasst - da Sie, meine liebe Gräfin viel wärmer und verständnisvoller für die Sache sprechen können - ein tätiges Mitglied werden könnte.
Für Ihren freundlichen Glückwunsch meinen herzlichen Dank. Mein Mann, welcher mir seine Empfehlung an Sie und Ihren lieben Mann aufgetragen, ist augenblicklich nicht zu Hause, er ist zur Konsultation eines Arztes nach Hannover gefahren und begibt sich von dort nach dem von demselben geratenen Kurort.
Nochmals mit der Bitte, mir wegen meiner verspäteten Antwort nicht zu zürnen, und mit den besten Empfehlungen für Sie, meine liebe Gräfin, und Ihr Haus, bleibe ich in aufrichtiger Verehrung
Ihre Sie sehr schätzende Antonie v. d. Goltzgeb. v. d. Goltz
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