Königsberg, den 26. März 1888
Gnädigste GräfinAuf das gnädige Schreiben vom 22. d. Mts. beehre ich mich mit großem Dank zu
erwidern: Die Idee, das Andenken unseres hingegangenen unvergesslichen Kaisers durch Kirchenbau in der
Reichshauptstadt zu ehren, ist mir so schön und edel, dass man nicht zweifelhaft
sein darf, sie werde in unserem Volke vollen Anklang und Boden finden. Ob
dieselbe soweit zu realisieren sein wird, dass eine jede Provinz ihren
besonderen Kaiserbau ausführen könne, erscheint allerdings sehr zweifelhaft,
insbesondere in Anbetracht der dadurch bedingten Dotationen. Besonders fürchte
ich, dass auch hier die weltlichen Forderungen den geistlichen schwere
Konkurrenz machen werden, auch in unserer Provinz, wo der Wunsch besonders nahe
liegt, dem verewigten teuren Herrn in der Krönungsstadt ein würdiges Denkmal in
Gestalt einer Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal_(Königsberg).
[Schließen]Reiterstatue
zu setzen. Trotzdem bin ich gern bereit, für die in dankenswerter Weise in
Anregung gebrachte Idee persönlich einzutreten in der Hoffnung, wenigstens
einigermaßen zur Befriedigung des schwer auf Berlin lastenden religiösen Bedürfnisses beitragen zu können.
Nach dem Osterfeste beabsichtige ich eine Versammlung des ostpreußischen
Pastoral-Hilfsvereins einzuberufen, und wenn der vorliegende Gegenstand auch
nicht in direkter Verbindung mit den Zwecken des Vereins steht, so wird mir doch
Gelegenheit gegeben sein, denselben im Kreise von Männern zu besprechen, denen
ich ein warmes Herz für die Sache zutraue. Besonders wird zu erwägen sein, ob es
sich empfiehlt, das Vorgehen nach diesem Ziel für Preußen und Deutschland zu
zentralisieren oder provinziell zu bewirken. Sobald ich über die Sache etwas
Positives mitteilen kann, werde ich nicht verfehlen, gnädigste Gräfin, weitere
Mitteilungen zu machen.
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