Podangen 2. Dezbr. 74
Hochverehrte gnädige Gräfin!Vor einigen Tagen aus Karlsbad
zurückgekehrt, erhielt ich bald darauf Ihr sehr gütiges Schreiben vom 28. Novbr.
und freue mich aufrichtig, dass Ihre wohltätigen Pläne durch überraschend große
Geldzuwendungen ihrer Ausführung näher rücken. 40.000 Rtlr. sind für den Anfang
eine erhebliche Summe, obwohl zum Ankauf eines geeigneten Güterkomplexes noch
viel fehlen möchte; der günstige Anfang lässt aber hoffen, dass das Kapital auch
ferner rasch anwachsen wird, zumal ich anrechne, dass die 80 Gönner der Stiftung
noch lange nicht alle ihre Beiträge gezahlt haben werden. Was mich betrifft, so
bin ich nicht reich und habe für die weiblichen Glieder meiner Familie zwei
Kanitzsche und das Tettausche Fräuleinstift zur Disposition; ich will aber, um
den guten Zweck zu fördern, mich gern verpflichten, 1.000 Rtlr. Ihrer Stiftung
zuzuwenden, die ich in 4 Jahresraten von je 250 Rtlr. zahlen werde. Siehe auch den Brief vom 5.
Dezember 1874, Bl. 6-7v.
[Schließen]Die Kosten, die heutzutage die Erziehung und
Unterhaltung von 12 Kindern veranlassen, hindern mich mehr zu
tun.
Was nun die Anlegung der eingehenden Kapitalien betrifft, so macht es nicht die geringste Schwierigkeit und scheint mir auch das passendste, dass Sie, gnädige Frau Gräfin, dieselben bis dahin, wo die Stiftung ins Leben tritt, auf Ihren Namen bei der landschaftlichen Darlehens-Kasse zinsbar anlegen, resp. dafür Ostpreußische Pfandbriefe ankaufen lassen und sie dort deponieren, und es macht das nur unerhebliche Kosten und ist jedenfalls das Einfachste und Natürlichste. Die Gelder auf meinen Namen bei der genannten Kasse niederzulegen, wie Sie, gnädigste Gräfin vorschlagen, möchte sich schon deshalb nicht empfehlen, weil ich ein alter Mann bin und sehr bald abgerufen werden kann, und dann Verwickelungen entstehen könnten, die man vermeiden muss. Die Allerhöchste Bestätigung sowie die Anerkennung der Stiftung als juristische Person möchte noch Jahre brauchen und bei meiner in neuerer Zeit hervorgetretenen Kränklichkeit möchte ich sie vielleicht nicht mehr erleben.
Mit Vergnügen will ich den Herrn von Tettau-Tolksdorf und den Grafen Dohna-Schlobitten für die Stiftung zu interessieren suchen,
obwohl ich bei beiden auf starken Widerstand stoßen werde. Sie erkennen wohl das
Bedürfnis einer ähnlichen Stiftung an, sehen aber in der Ausführung des
allerdings etwas komplizierten Planes unübersteigliche Schwierigkeiten, und dass
dieselben nicht gering anzuschlagen sind, muss ich selbst zugeben. Wo findet
sich namentlich die Persönlichkeit, die, nachdem die nötigen Kapitalien
angesammelt sind, die ganze Sache in die Hand nimmt, den Gutsankauf besorgt, die
nötigen häuslichen Einrichtungen für die Stiftsfräulein macht, die äußere
Wirtschaft danach ordnet, den Bau des Krankenhauses überwacht - kurz alles das
ausführt, was der Fertigstellung der Stiftung vorangehen muss. Dazu gehört eine
junge, ungewöhnlich tüchtige Kraft, die auch bereit ist, eine große
Verantwortlichkeit zu übernehmen, und wenn ich mich unter allen meinen Bekannten
umsehe, so wüsste ich in der Tat keinen, den ich dazu in
Vorschlag bringen möchte - es sei denn, dass Ihr Herr Gemahl sich dazu bereit finden ließe, dessen
Umsicht, Geschäftskenntnis und Tatkraft von Ihnen, gnädigste Gräfin,
unterstützt, wohl ausreichen dürfte, das Unternehmen bis zu einem gewissen
Abschluss zu fördern. Mich selbst würde ich, selbst wenn ich 20 Jahre jünger
wäre, für dieses Amt nicht in Vorschlag bringen, weil
ich die dazu nötigen Eigenschaften nicht besitze. Möglich, dass die von Ihnen
vorgeschlagene und gewiss auch notwendige Versammlung der Teilnehmer der
Stiftung, die das Statut fortsetzen und den Guts-Antrag etc. beschließen soll,
eine qualifizierte Person für die geschickte Ausführung ermittelt; sollte dem
aber nicht so sein, Das Ende des Briefes
fehlt.
[Schließen]so musste ich immer wieder auf
Textverlust [...]
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