Gerdauen, den 19. Juni 1784

Mein würdigster Graf!

Gott vergelte es Ihnen, dass Sie Ihre guten Freunde, die Ihnen verehren, nicht vergessen, und zwar   Seit Mai 1784 hielt sich Lehndorff wieder in Berlin auf, vgl. dessen Kalender vom Mai 1784 bis zum Mai 1785 in: LASA, StA L, Bestand 21950 FA Lehndorff, Nr. 489 und Schmidt-Lötzen, Nachträge, Bd. 2, S. 353 ff.
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mitten in dem Schwall von Geschäften, von Divertissements und abwechselnden Plaisirs,
welches um so viel höher zu schätzen. Die Zeitungen haben uns Ihre Abreise nach Rheinsberg gemeldet. In diesem Wohnsitz der Ruhe, des Vergnügens und des Wohllebens sehen Sie sich trotz unserer ersten Vorfahren ins Paradies versetzt, welches gewiss dem vorigen in der Anlage zu präferieren, und besonders mit aus der Ursache, weil Sie hier eine bessere Gesellschaft haben als mit einer Schlange, deren Konversation sehr einfach muss gewesen sein.  Seit 1770 befanden sich die Gartenanlage der Schlossinsel Rheinsberg in der Umgestaltung.
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Sammeln Sie sich doch dorten neue Kenntnisse im Pflanzen und in der Gärtnerei und teilen davon bei ihrer Retour Information mit.

Ich bin in Königsberg gewesen, um meinen   Georg Albert von Schlieben
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Bruder
zu sprechen, wie auch meinen  Die Tochter Friederike heiratete Friedrich Karl Herzog von Schleswig-Holstein-Beck.
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Schwieger‟Sohn‟
, welchen ich dort erwartete.   Editorische Auslassung [...] Meinen   Karl Heinrich von Schlieben
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Sohn
habe ich auch von seiner Akademie zurück bekommen, und danke Gott, dass er gut eingeschlagen, und ein kapabler Mensch geworden, der seine Zeit dort wohl verwendet. Ich habe ihn auch schon examinieren lassen bei der Regierung in Königsberg und will ihn gegen Michaelis nach Berlin schicken, um dort beim Kammergericht zu arbeiten, und da ich vermute, dass wir ihn in den ersten 3 Jahren in Preußen noch nicht werden zu sehen bekommen, so empfehle ihn schon zum Voraus zu Dero gracieux und Protektion.

 Am 19. März 1796 schreibt er dem Onkel, der König habe ihn zum Major ernannt, vgl. LASA, StA L, Bestand 21950 FA Lehndorff, Nr. 385, Bl. 51.
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Mein ältester Sohn hat keine Permission erhalten
. Man muss sich in alles finden, da ich besonders autentique Nachricht habe,  Vgl. LASA, StA L, Bestand 21950 FA Lehndorff, FA Lehndorff, Nr. 382, Brief vom 12. und 14. Januar 1785. Wegen nicht gezahlter Zinsen aus einem Wechsel über 1.000 Friedrichsdor an eine Witwe Döpler in Berlin, die sich damit an den König gewandt hatte, stand eine Klage an. Lehndorff sollte in Berlin die Angelegenheit beruhigen. Auch im folgenden Jahr setzen sich die Bitten um Geld fort, ebd., Nr. 383, Bl. 95-96v. - Zum Prozess: Straubel, Rolf, „Er möchte nur wißen, daß die Armée mir gehört." Friedrich II. und seine Offiziere: Ausgewählte Aspekte der königlichen Personalpolitik, Berlin 2012, S. 60 f.
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dass außer seinen Schulden, die ich aber alle bezahlt habe,
er sich im Dienst nichts zu reprochieren hat, und man mit ihm zufrieden ist, wie Herr Rittmeister von Calbe es mir selbst geschrieben. Es soll so sein. Nun gut. Basta.

In Königsberg habe alles betrübt und bestürzt verlassen  Der Bruder des Ministers verstarb im September 1784.
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über den armen Blumenthal,
welcher durchgängig regurgitiert wird. Dagegen ist   Ludwig Gottlob von Kalckreuth, königlich-preußischer Generalmajor, war am 20. März 1783 verstorben.
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Frau von Kalckreuth so verwundert als freudig über das wider Erwarten so große Vermögen, so ihr sel. Vater hinterlassen
, welches, außer den Legatis, auf ihr Teil an 200 M. Rtlr. ohne Juwelen, Nippes, Haus-Argenterie betragen soll. Da lässt es sich am besten die Schätze dieser Erde verachten. Den Herzog habe in Königsberg gesprochen; er ist ganz oeconome geworden und hat für 300 Fl. Kleewer Samen gekauft und ausgeführt. Unsere liebe  Siehe hierzu auch im Brief vom 12. September 1785, LASA, StA L, Bestand 21950 FA Lehndorff, Nr. 383, Bl. 9-10. Am 6. Dezember 1785 schreibt er an Lehndorff, sie sei schon wieder fort. „Wohin? Das wusste sie selbsten nicht. Erst nach Bomsdorf, Podangen, Preußisch Holland, und in die weite Welt“. Nach seiner Meinung hätte sie sich die Reise „sparen können“. Er habe Post aus Lautenburg erhalten, „wo dieser Ort liegt, mag Gott wissen.“ In Hübners und Büschingers Geographie hätte er nichts gefunden, er wolle in „Borowski seine neue Topographie nachschlagen“.
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Baronin aus Beynuhnen kommt aus dem Fahren gar nicht heraus.
Ihren Sohn hat sie in Preußisch Holland untergebracht, ob er aber engagiert ist seit der letzten Revue kann ich noch nicht sagen.

Ihrer würdigen Gemahlin versichere meinen Respekt. Meine Frau und Kinder empfehlen sich gehorsamst, und ich lebe und sterbe mit unveränderter Hochachtung

Ihr treuer Knecht Schlieben

Zitierhinweis

Karl Leopold Graf von Schlieben an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Gerdauen, 19. Juni 1784. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_w3m_rxq_51b