Editorische Auslassung [...] Wir haben hier den Grafen Lochocki, einen neuen Untertanen aus dem neu erworbenen Preußen. Er ist einer der ersten, der hierher kommt, um seine Aufwartung zu machen. Der König hat ihn gnädig empfangen, er hat beim Prinzen von Preußen soupiert und wird von der Königin zur Tafel gezogen. Wenn ihn diese Auszeichnung die 90.000 Taler Rente, die er verliert, verschmerzen lassen, darf er zufrieden sein.
Trostlos ist das Schicksal des Grafen Keyserlingk, der mit seiner netten und liebenswürdigen Familie bisher so glücklich in Königsberg
gelebt und jeden Fremden mit Aufmerksamkeiten überhäuft hat; Vgl. Graf Archibald von Keyserlingk (1759-1829), in: Neuer Glogauer Anzeiger, Nr. 2, Februar 2006.
[Schließen]er verliert mit einem Schlage alles, nämlich 17.000 Taler Rente,
da er eine Starostei hat, und 10.000 Taler an der Danziger Post, was
alles an unseren König gefallen ist. Es
ist ihm kaum das tägliche Brot geblieben. Das sind eben solche Ereignisse, die
sich nicht vorhersehen lassen, Alle diese Starosten bildeten sich ein, ebenso
frei zu sein wie der König, und jetzt sind sie mit einem Schlage in größtem
Elend. Editorische Auslassung [...]
2. Dezember. Editorische Auslassung [...]
Der König hat
kürzlich jener würdigen Familie v. Keyserlingk einen Gnadenbeweis zuteil werden
lassen, über den ich mich noch ungemein freue. Der König
erkannte dessen Adel an und erhob ihn und seine Nachkommenschaft am 8.
Februar 1777 zum Grafen. Gleichzeitig übertrug er ihm die Herrschaft
über Neustadt (Wejherowo) in Westpreußen.
[Schließen]Seine
Majestät lässt ihr für den Verlust ihres Einkommens infolge unserer
neuen Erwerbungen jährlich 6.000 Taler zuweisen und verspricht, später
noch mehr für sie zu tun.
Ein anderer fremder Besuch bringt mich sehr in Verlegenheit. Es ist der Bischof von Ermeland, der mir sofort seine Ankunft melden lässt. Er ist in großer Verlegenheit, wie er sich hier einführen soll. Ich weiß es ebenso wenig, denn man hat ja immer Angst, es verkehrt zu machen, und rate ihm schließlich, sich mit dem Abbé Bastiani bekannt zu machen. Das glückt vortrefflich. Der Abbé begrüßt ihn aufs zuvorkommendste und spricht mit ihm beim Grafen Reuß vor, der ihn morgen dem König vorstellen wird.
Editorische Auslassung [...]
Mein guter Bischof von Ermeland wird nach zwei Tagen endlich durch den Grafen Reuß dem König vorgestellt. Seine Majestät sagt ihm viel Verbindliches und ladet ihn sofort zum Diner an der großen Tafel mit dem ganzen Königshaus ein. Ich laufe den ganzen Nachmittag mit ihm umher, um Besuche zu machen. Er ist ein sehr liebenswürdiger Mann, der nicht nur beim König, sondern auch beim Publikum allgemeinen Beifall findet, und ich wünschte ihm nur, dass er auch an seinen geschäftlichen Angelegenheiten solchen Erfolg hat. Doch darüber ist er noch sehr im Ungewissen.
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