Er teilt ihr seine Ankunft in Steinort mit. Hier in Steinort habe ich ganz gegen meine kühnsten Erwartungen noch alles Gottlob im Frieden gefunden. Das habe ich gewiss meinen Vorstellungen alles möglichen zu erwartenden Ungemachs, welche ich mir unterwegs gemacht, zu danken. Denn es war, unserm bekannten System gemäß, keine Branche der Fatalität, die ich mir nicht gedacht. So habe ich denn alles noch leidlich gefunden, außer der wahren Verheerung, welche der Frost hier auf den Wiesen und bei der jungen aufgegangenen Erbsen- und Gerstensaat gemacht. Es ist doch recht auffallend, welchen Unterschied die geringe Distanz von Dir bis hierher im Klima macht. Unsere wehrten Alliierten stehen ziemlich gedrängt in Rastenburg, Angerburg, Thiergarten und Fürstenau, also wie Du siehst, mir höllisch auf die Nägel, und gewiss habe ich es nur meinen finsteren Vorstellungen zu danken, dass ich sie nicht hier gefunden. Täglich ziehen neue Truppen durch die Güter, doch bisher noch keine Franzosen.  So unklar in der Vorlage.
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Die benannten Nachbarn sind Württemberger und ich kann wirklich dem Himmel nicht genug danken, in Frieden haben zusehen können.
Außer einigen Transportfuhren der durchziehenden Truppen, wobei der arme alte Goldstein, der impertinent geworden, gestern einige Püffe erhalten, und einigen Magazinfuhren von Rastenburg nach Angerburg sind wir bisher selbst von bedeutenden Fuhren verschont geblieben. Doch ich will meinem avouierten Aberglauben gemäß mein Glück nicht verschreien. Denn drohend zieht sich ein neues Ungewitter über dem Rastenburgschen Kreis, von welchem ich einen Teil ausmache, zusammen. Die Division St. Germain, welche in der Gegend von Osterode fast verhungert und aus 3 Regimentern Kürassiers und 2 Dragoner besteht, ist diesem Kreis zur Einquartierung und Verpflegung angesagt, und dazu 27.000 Zentner Heu, 18.000 Scheffel Hafer, 3.000 Scheffel Weizen, unerhört viel Stroh und 24.000 Scheffel Roggen ausgeschrieben. Das das leere Worte sind, kannst Du Dir denken! - Aber das Fouragieren des grünen Getreides ist eine natürliche Folge!   Textverlust [...]

Zitierhinweis

Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff an Pauline Gräfin von Dönhoff. Steinort, 28. Mai 1812. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_xqv_tkd_wcb