Zwei Umstände machen es notwendig, dass ich einige Worte an Sie richte. Erstens erfahre ich, dass bei mehreren der Herren Wahlmänner der Irrtum herrscht,  Dieser hatte man sich bereits im Februar 1851 versucht durch Geldsammlungen zur Gründung eines „konservativen Abendblattes zur Unterdrückung des einzigen demokratischen Morgenblattes“, der sogenannten "Urwählerzeitung" entgegenzustellen, vgl. APO Bestand 382 FA Lehndorff, Nr. 636, Bl. 1.
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die sogenannte Deutsche Fortschrittspartei sei etwas anderes als die frühere demokratische Partei.
Jeder, der die Versprechungen der Anführer dieser Partei, der Herren Waldeck, Schulze-Delitzsch, v. Hoverbeck etc. vom 2. Juni d. J. lesen will, kann sich überführen, dass beide Namen ganz dasselbe bedeuten, dieselben Männer und dieselben Grundsätze, wenn auch einige frühere gemäßigt Liberale sich ihnen angeschlossen haben.

Wer den Wünschen unseres geliebten Königs und Herrn nicht geradezu entgegentreten will, kann keine von dieser Partei vorgeschlagenen Landräte wählen.

Seine Majestät haben bei Gelegenheit des  Vgl. http://www.stadtwiki-baden-baden.de/wiki/Attentat_auf_Wilhelm_I._(1861)
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Badener Attentats
der Berliner Deputation sehr ernst ihr Missfallen an den letzten Kreiswahlen ausgedrückt: Jedermann weiß, dass damit die Wahlen von Waldeck und Schulze-Delitzsch gemeint sind; und ganz kürzlich hat der König einer Deputation in Berlin erklärt: Wählen Sie den Grafen, so brechen wir. Darum möge jeder, der einem Kandidaten der sogenannten Fortschrittspartei seine Stimme geben will, erst sein Gewissen fragen, ob ein bestimmt ausgesprochener Wunsch seines Königs ihm nichts gilt!

Zweitens habe ich erfahren, dass die Herren Demokraten zu verbreiten suchen, ich wolle keine Wahl annehmen. Dem ist nicht so. Da kein anderer Mann sich in unserem Kreise zur Wahl gestellt, der die Achtung und Verteidigung des Königsheers von Gottes Gnaden, der persönlichen Königs-Regimenter, offen als seine erste Pflicht bezeichnet, da es ferner zu fürchten ist, dass eine große Zahl derer ins Abgeordnetenhaus kommen werden, die eine stete Verminderung der Königlichen Rechte für den Vorteil und den Wunsch des preußischen Volkes halten, bin ich gezwungen und verpflichtet, jeden wahrhaft königstreuen Mann zu ersuchen, mir bei der Wahl seine Stimme zu geben. In den schweren Zeiten, denen wir entgegengehen, ist mehr noch als schon zu alten Zeiten die unverbrüchliche Treue gegen den König die erste Pflicht jedes Preußischen Staatsbürgers.

Steinort im November 1861

Graf Lehndorff

Zitierhinweis

Carl Meinhard Graf von Lehndorff an die Wahlmänner des Angerburger Wahlkreises. Steinort, November 1861. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_z3f_hls_ycb