Das Amtsgericht, Abteilung 8.

Potsdam, den 8. November 1933

Gewärtig:

Justizobersekretär Zernick als Rechtspfleger.

In dem heute zur Eröffnung einer Verfügung von Todes wegen des Landstallmeisters a. D. Meinhard Graf Lehndorff in Potsdam anstehenden Termin erschien bei Aufruf:

die Referendarin Gräfin Einsiedel in Berlin-Wilmersdorf, Pfalzburgerstrasse 39 mit Untervollmacht des Notars Siebert unter Vorlage der Vollmacht des Carl Graf Lehndorff - Steinort in Groß-Steinort, Post Rastenburg (Ostpr.-Land) auf Notar Siebert.

Die Persönlichkeit der Erschienenen wurde durch Vorlage der Ladung des Carl Graf Lehndorff-Steinort für festgestellt erachtet.

Die Sterbeurkunde, nach welcher der Erblasse am 21. Oktober 1933 gestorben ist, befindet sich bei den Akten. Der Notar Siebert in Berlin hatte eine offene Schrift abgeliefert.

Das Testament wurde der Beteiligten verkündet und vorgelegt. Es ist datiert: Potsdam, den 16. Oktober 1931, beginnt: Mein Testament, und schließt: Potsdam, den 16. Oktober 1931.

Die Erschienene erklärte:

Über den Wert des reinen Nachlasses wird Notar Siebert Angaben machen können. Mir ist die Handschrift des Erblassers bekannt; er hat das Testament selbst ge- und unterschrieben.

V. g. u.

gez. Gisela Gräfin Einsiedel.

Geschlossen. gez. Zernick, Justizobersekretär

Abschrift.

Verkündet Potsdam, den 8. November 1933.

gez. Zernick, Justizobersekretär als Rechtspfleger.

Mein Testament

Für den Fall meines Todes bestimme ich über meinen Nachlass Folgendes:

  • 1) Meine Hypothek (Lehnstamm) auf Steinort im Werte von 45.000 Mark erhält mein Bruder für den Fall, dass er mich überlebt. Sollte ich ihn überleben, dann erhalten diese Hypothek die beiden jüngsten Söhne meines Bruders Elard und Meinhard je zur Hälfte.

  • 2) Über mein Vermögen und laufendes Konto, welches sich bei der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft in Berlin, Unter den Linden 11 befindet, bestimme ich wie oben zu Punkt 1.
    Die Summe beläuft sich augenblicklich auf ungefähr 12.000 Mark.  Diese erschien nicht zur Testamentseröffnung und verzichtete auf eine schriftliche Mitteilung (Bl. 11).
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    Falls meine Schwester Nancy vor mir stirbt, würde sich die Summe um eine von ihr zu erwartende Erbschaft erhöhen.


  • 3) Im Tresor der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft in Berlin, Mauerstraße befinden sich Wertgegenstände, die ich von meinem Vater geerbt habe. Diese sollen die Söhne meines Bruders bekommen. Falls sie sich nicht einigen können, sollen 5 möglichst gleichwertige Teile gemacht werden, um welche gelost wird.

  • 4) Von den in meiner Wohnung befindlichen Wertgegenstände erhält meine Nichte Frau Ursula von Wiedebach-Nostitz, geborene von Veltheim die folgenden:
    • 1. die im täglichen Gebrauch befindlichen Bestecke, bestehend aus 5 Besteckkästen (nicht ganz vollzählig)
    • 2. eine Glaskanne mit Silberbeschlag (unrepariert)
    • 3. ein Teekessel
    • 4. eine Stehuhr (Steigbügel).

  • Meine Nichte Elisabeth von Veltheim-Veltheimsburg, geborene von Veltheim erhält:
    • 1. eine silberne Bowlenterrine
    • 2. ein großes ovales Tablett (Abschiedsgeschenk des Landwirtschaftlichen Zentralvereins Marienburg usw.)
    • 3. ein rundes Tablett (Rennpreis aus Rathenow)
    • 4. eine Glaskanne mit Silberdeckel (Turnierpreis aus Birnbaum)
    • 5. eine kleine Fruchtschale
    • 6. eine Kristallschale mit Silberdeckel (Turnierpreis aus Birnbaum)
    • 7. einen großen Schöpflöffel
    • 8. 5 kleine Becher.
  • Meine Nichte Ria Gräfin Lehndorff erhält
    • 1. ein rundes Tablett (Abschiedsgeschenk vom 1. G. U. Regiment)
    • 2. eine alte Reiseuhr (von meiner Urgroßmutter stammend).
  • Mein Neffe Heinfried Graf Lehndorff erhält eine Pferdestatuette (Lon Dillon darstellend).
  • Mein Neffe Meinhard Graf Lehndorff erhält meine goldene Taschenuhr.

  • 5) Meine Möbel, Glas, Porzellan, Wäsche, Bilder, Bücher sowie alle Einrichtungsgegenstände erhält meine Nichte Frau Elisabeth von Veltheim-Veltheimsburg, geborene von Veltheim.
    Die hippologischen Bücher, Rennkalender usw. erhält mein Neffe Heinfried Graf Lehndorff.

  • 6) Meine Büchsen, Flinten, 1 Hirschfänger und sonstige Jagdutensilien erhalten die Söhne meines Bruders nach Maßgabe, dass dieselben der jüngste beginnend, der älteste zuletzt sich aussuchen können. Jedoch soll mein Neffe Anton von Veltheim-Veltheimsburg sich eine Büchse mit Fernrohr vorweg aussuchen können.

  • 7) Meine Jagdtrophäensammlung (Hirschgeweihe, Rehgehörne usw.) darf nicht verkauft werden. Es ist mein Wunsch, dass sie als Ganzes erhalten bleibt, ich vermache sie meinem Neffen Heinfried Graf Lehndorff in der Hoffnung, dass er sie in  Gut Januschau (Januszewo). Es wurde am 25. Januar 1945 besetzt und wurde Sitz der russischen Kommandantur.
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    Januschau
    aufhängen wird. Sollte er sie nicht nehmen wollen, dann soll sie den anderen Söhnen meines Bruders oder Anton von Veltheim oder dem jeweiligen Besitzer von Steinort angeboten werden mit der Verpflichtung, die Sammlung zu erhalten.

  • 8)  Diese bat um Zusendung des Testaments, da sie am Tag der Testamentseröffnung nicht persönlich erscheinen konnte (Bl. 5).
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    Sollte meine jetzige Wirtschafterin Margarethe Teichert bis zu meinem Tode noch in meinen Diensten sein, dann soll sie die gesamte Kücheneinrichtung erhalten, außerdem soll ihr das Gehalt noch 3 Monate weiter gezahlt werden, sowie die Reise in die Heimat.

gez. Graf Meinhard Lehndorff
Potsdam, den 16. Oktober 1931.

Zitierhinweis

Testamentseröffnung. Potsdam, 8. November 1933. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_bvy_2c2_qz