Kloster Berge, den 31. Dezember 1744

Pro Memoria an Ew. Hochwürden den Herrn Abt Steinmetz

Der Herr Graf von Lehndorff hat sich

1. im Latein, so lange er hier ist, viel Mühe gegeben. Er sitzt jetzo in Groß-Secunda und steht im merklichsten Wachstum in dieser Sprache, darin sonst am meisten versäumt war.

2. Im Französischen hat er sich sowohl im Sprechen als Schreiben, sonderlich in der Orthographie sehr gebessert und gehörige Fertigkeit erlangt.

3. Im Englischen ist einiger Anfang gemacht, weil er besondere Lust dazu bezeugt.

4. Die Geographie und Historie ist von Anfang angenehmstes Studium gewesen, er sitzt in beiden obersten Klassen und ist zu beiden, wie auch in der Heraldik, sehr geschickt.

5. In der teutschen Oratorie und Poesie ist bereits ein guter Ansatz da.

6. Die Mathesie tractirt der H. Graf auch Applikation. Die ganze Mathesie applicatam hört er jetzo praeparatorie, die puram hat er schon einmal gehört, und ich gehe sie jetzo noch einmal mit dem Herrn Graf nebst noch einem durch.

7. Im Reifen sind die Muster des Herrn Grafen nicht die allerbesten.

A. G. E. Hempel

Zitierhinweis

Promemoria. Kloster Berge, 31. Dezember 1744. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_ccz_lmj_dbb