Abhandlungen nach Vorträgen an der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

Alexander von Humboldt


Abhandlungen nach Vorträgen an der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin



Herausgegeben von der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

"Aus der Einsicht in das Besondere entspringt der Überblick des Ganzen."
Alexander von Humboldt

Am 17. Juli 1800 wurde Alexander von Humboldt vom Plenum der Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres zu Berlin zum außerordentlichen Mitglied gewählt. Er wurde als "einer der geschicktesten Chemiker" in die Akademie aufgenommen1. Humboldt hatte damals ein Jahr seiner Forschungsreise ins spanische Amerika, insbesondere die Fahrt auf dem Orinoko, hinter sich. Er sollte noch vier Jahre seine Forschungsreise fortsetzen, die durch die spanischen Vizekönigreiche Neugranada, Peru und Neuspanien, durch das Generalkapitanat Kuba sowie in die USA führte.
 

Abhandlung nach Vortrag der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin B1 (Akadmie Außenansicht)


[Akademiegebäude nach 1787]

 

Anfang August 1804 kehrte er nach Europa zurück. Kurz nach seiner Ankunft in Berlin (am 16. November 1805) wurde seine außerordentliche Mitgliedschaft an der Berliner Akademie der Wissenschaften in eine ordentliche umgewandelt. Am 21. November 1805 hielt Alexander von Humboldt seine Antrittsrede.

Wenn man über Humboldts Aktivitäten im Rahmen sein Mitgliedschaft an der Akademie der Wissenschaften zu Berlin berichtet, hat man zu berücksichtigen, dass Humboldt von 1807 bis 1827 in Paris weilte.

Hier sei nur erinnert an seine Anstrengungen um Institutionen (wie z.B. die Akademiesternwarte), wissenschaftliche Vorhaben und Unternehmungen der Akademie, an seine Initiativen zur Reorganisation der Akademie (wie z.B. die zur Teilung der Mitgliederstellen in Fach- und freie Stellen), an das von ihm geschaffene wissenschaftliche Netzwerk2, zu dessen Aufrechterhaltung seine Mitgliedschaft in der Akademie beitrug und das auch umgekehrt zum Nutzen der Akademie wurde (z.B. durch Vorschläge für die Wahl renommierter Gelehrter als Mitglieder der Akademie).

Abhandlung nach Vortrag der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin B2 (Unterschrift AvH 1)

Auf den Klassen-Sitzungen, vor allem aber auf den Gesamtsitzungen und den öffentlichen Gesamtsitzungen3 präsentierte Humboldt seine Forschungsergebnisse.

Aus seinen Vorträgen sind insgesamt 21 Abhandlungen hervorgegangen.

Humboldt hat diese in verschiedenen Schriften, die heute teilweise nur schwer zugänglich sind, publiziert. Es gibt Abhandlungen in den "Ansichten der Natur", in den "Kleineren Schriften", Abhandlungen in den Annalen der Physik, den Annalen der Physik und Chemie, in den Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin (physikalische Klasse), in den Bänden Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften, im Journal für die reine und angewandte Mathematik und mehrere Separatdrucke.

 

Abhandlung nach Vortrag der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin B3 (Unterschrift AvH 2)

Humboldt äußerte über seine Akademiereden:

[Alexander von Humboldt] Er habe "versucht [...], in den öffentlichen Versammlungen dieser Akademie, einige Natur-Ansichten zu entwickeln, von denen ich hoffen durfte, daß sie durch Größe des Gegenstandes, vielleicht auch durch ein sorgfältiges Hinweisen auf das Gemeinsame in den Erscheinungen, ein allgemeineres Interesse erregen würden. [...] öffentliche akademische Sitzungen sind nicht dazu geeignet, abgesonderte Beobachtungen zu erörtern, oder bloßen Zahlen-Verhältnissen ermüdend nachzuspüren. Kürze, welche die Achtung gegen den Hörenden gebietet, steht der Vollständigkeit jeder empirischen Untersuchung entgegen. Das Einzelne kann gefällig nur dann die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn es dem Allgemeinen untergeordnet, auf höhere Natur-Ansichten hindeutet. Einer besonderen Nachsicht könnte sich die aphoristische Behandlung empfehlen, wenn es ihr gelänge, dieselbe Klasse von Erscheinungen vielseitig zu beleuchten, eine Fülle von Ideen in schneller Folge zu erwecken, und so die freie Thätigkeit des Geistes regsam zu beschäftigen."

 

Abhandlung nach Vortrag der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin B4 (Darstellung AvHs)

"So verschiedenartig auch die Gegenstände sind, [...], so habe ich doch ununterbrochen dahin gestrebt, sie in der Behandlung auf etwas Gemeinsames, auf die Begründung einer allgemeinen vergleichenden Naturkunde zurückzuführen. Es hieße den höheren Zweck eines wissenschaftlichen Erkennens, einer philosophischen Naturbetrach?tung verfehlen, wenn man sich mit den Einzelnheiten sinnlicher Anschauung, mit der rohen Anhäufung ausschließlich so genannter Thatsachen (des Wahrgenommenen, Versuchten und Erfahrenen) begnügte und so die Einheit der Natur verkennend, nicht das Allgemeine und Wesentliche in den Erscheinungen vorzugsweise zu erforschen suchte."4

"Aus der Einsicht in das Besondere entspringt der Überblick des Ganzen"5

Durch die vorliegende Edition werden Alexander von Humboldts Abhandlungen nach Akademiereden erstmals geschlossen präsentiert.

Die editorische und wissenschaftliche Erschließung der veröffentlichten Schriften Alexander von Humboldts und vor allem des unveröffentlichten Nachlasses (ausgewählter Briefwechsel, der Tagebücher) und ist die zentrale Aufgabe der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Im Jahre 1956 wurde von der damaligen Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin mit Blick auf Alexander von Humboldts 100. Todestag die international zusammengesetzte Alexander-von-Humboldt-Kommission gegründet. 1958 wurde der Kommission eine Arbeitsstelle unterstellt, die seit 1970 den Namen Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle trägt.

Forschungsergebnisse werden insbesondere in den zwei Reihen "Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung" bzw. "Berliner Manuskripte zur Alexander-von-Humboldt-Forschung" veröffentlicht. Die Internet-Präsenz wird mehr und mehr ausgebaut.

 

 



1 Siehe Pieper, Herbert: "Ungeheure Tiefe des Denkens, unerreichbarer Scharfblick und die seltenste Schnelligkeit der Kombination". Zur Wahl Alexander von Humboldts in die Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres zu Berlin. Mit der Antrittsrede Alexander von Humboldts, gehalten am 21. November 1805 bei seiner Einführung in die Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Dritte Auflage. (Berliner Manuskripte zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, Heft 17.)

2 Ein Beispiel in: Pieper, Herbert: Netzwerk des Wissens und Diplomatie des Wohltuns. Berliner Mathematik, gefördert von A. v. Humboldt und C. F. Gauß. Mit einem Geleitwort von Eberhard Knobloch (Berlin). Leipzig 2004. (Gemeinschaftsausgabe Edition am Gutenbergplatz Leipzig / Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle Berlin.)

3 Jede der Klassen (zunächst vier: die physikalische, die mathematische, die philosophische und die historisch-philologische, später zwei: die physikalisch-mathematische und die philosophisch-historische) tagte (geleitet von dem auf Lebenszeit gewählten Sekretar, später: von einem der zwei auf Lebenszeit gewählten Sekretaren) de facto einmal im Monat, (seit etwa 1820) bei Bedarf auch häufiger. Die Gesamt-Sitzungen fanden wöchentlich statt. öffentliche Gesamt-Sitzungen wurden dreimal jährlich durchgeführt (am Geburtstag von Leibniz (geboren am 1. Juli 1646), am Geburtstag Friedrich II. (geboren am 24. Januar 1712) und am Geburtstag des regierenden preußischen Königs (Friedrich Wilhelm III. wurde am 3. August 1770, Friedrich Wilhelm IV. wurde am 15. Oktober 1795 geboren).

4 Zitate aus Humboldts Vortrag "über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit auf dem Erdkörper" (vom 3. Juli 1827).

5 Zitat aus Humboldts Vortrag: "Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito" (9. Februar 1837).