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MmnR, Bde. 1-8 (1790-1792) |
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Exemplar: ubmr: VIc C 599
Adickes 1911: 272, 273, 277, 278
£{Vigilantius-124'}
S. 23-24: Indeß wir uns in dem Bade und zu Ratschikin aufhielten, hatte unsre
Pferde zu verschiednen malen die Sachen geholt, die wir zu Koriaki zurückgelassen
hatten, und wir fingen nun an, die nöthigen Anstalten zu unsrer Abreise zu treffen.
Während dieser Zeit sah ich auch einen Zobel lebendig fangen, und zwar auf eine Art,
die mir sehr sonderbar schien, und die einen Begriff von der Jagd dieser Thiere geben
kann. Nicht weit von dem Bade bemerkte Herr Kassof einen großen Schwarm Raben,
welche dicht an der Erde fast immer um einen und eben denselben Ort herum flatterten.
Wegen der immer gleichen Richtung ihres Fluges muthmaßte er, daß sie von einer
Beute angelockt würden. Sie verfolgten auch in der That einen Zobel. Wir bemerkten
diesen auf einer Birke, um welche herum andre Raben flogen, und bekamen sogleich ebenfalls
Lust zu ihm. Am geschwindesten und sichersten würden wir ihn ohne Zweifel gehabt
haben, wenn wir ihn geschossen hätten; aber wir hatten unsre Flinten nach dem Dorfe,
wohin wir selbst zurückkehren mußten, voraus geschickt, und es war weder bei
unsren Begleitern, noch in der ganzen Gegend eine aufzutreiben. Ein Kamtschadale half uns
indeß / sehr gut aus der Verlegenheit. Er übernahm es, das Thier zu fangen, und
sein Verfahren dabei war folgendes. Er verlangte von uns eine Schnur; da wir weiter nicht
hatten, so gaben wir ihm unser Haarband. Indeß er hiermit eine Schlinge machte,
umringten die zur Zobeljagd abgerichteten Hunde den Baum. Das Thier sah sich in einem fort
an, und rührte sich nicht, entweder aus Furcht, oder aus natürlicher Dummheit.
Es streckte den Hals aus, als man ihm die Schlinge hinhielt. Zweimal fing es sich selbst;
aber beidemal ging die Schlinge auf. Endlich sprang der Zobel von dem Baume herunter. Die
Hunde wollten über ihn her; aber er machte sich bald von ihnen frei, und kam mit
seinen Pfoten und Zähnen der Schnauze eines Hundes so nahe, daß diesem dabei
eben nicht wohl zu Muthe seym mochte. Da wir das Thier gern lebendig fangen wollten, so
trieben wir die Hunde weg. Der Zobel rettete sich sogleich wieder auf einen Baum. Hier
warf man ihm zum dritten male die Schlinge um; aber sie riß von neuem. Erst bei dem
vierten Versuche fing ihn endlich der Kamtschadale *_). Ich hätte nie geglaubt,
daß ein so listig aussehendes Thier sich auf eine so plumpe Art fangen lassen und
selbst in die Schlinge laufen würde. Daß der Zobel so leicht zu jagen ist,
kommt den Kamtschadalen sehr zu Statten, da sie ihren Tribut, wie ich weiter unter
erzählen werde, in Zobelfellen entrichten müssen.*_*_)
S. 385:
/£{Doh-234,07} /
[...] auch das Königreich Wihda *) eroberten, [...]
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*) Die mit diesem Namen bezeichnete Landschaft an der Küste von Guinea
hat diesen Namen eigentlich nur bei den Engländern. Die Franzosen nennen sie Juidah,
oder Judah (Dschùda).
S. 390: Hier mag noch ein Verzeichniß der Könige von Dahomey folgen.
[...]
Bossa Ahadi I. im Jahr 1732
Adahnzu II., der jetzige König folgte ihm 1772.
S. 391: Widda, ehemals ein blühendes, unabhängiges Königreich, jetzt aber eine Seeprovinz von Dahomey, liegt östlich von der Goldküste, zwischen den Flüssen Volta und Benin; und die Rhede, auf der die hier handelnden Schiffe vor Anker gehen, in 6 %Grad 27 %Minuten Nördl. Breite. Das Landen ist immer schwierig und gefährlich; öfters aber, wegen der starken Brandungen an der Küste, einige Wochen hinter einander gar nicht möglich, und kann dann nur in Kanots geschehen, welche die Schiffe von der Goldküste mit sich nehmen. Diese Kanots haben jedes funfzehn bis siebenzehn Fantihs zur Bemannung, die man auf dem Küsten-Kap (Cape Coast) oder El Mina dinget. Es sind starke, arbeitsame Leute, die dies Geschäft übernehmen; und wenn der Kapitain, der sie gedungen, seinen Handel geendigt hat, so kehren sie in ihrem Kanot wieder nach ihrer Heimath zurück.
S. 392: [...], und ich traf nun den 1sten Febr. 1772 die Reise nach Abomey an.
S. 397: Arda war ehemals die Hauptstadt eines großen und mächtigen Königreiches, dessen Gebiet sich von dem Volta bis nach Benin erstreckte.
S. 399: Nie ist mir ein Beispiel vorgekommen, daß die Schakals eine Kuh angegriffen und nicht zuerst das Euter gefaßt hätten; und in Widda, wo sie sehr zahlreich sind, habe ich öfters gesehen, daß Kühe, die man ihnen entriß wenn man auf das jämmerliche Geheul der armen Thiere sogleich hinzu eilte, den erwähnten Theil ihres Leibes verloren hatten.
S. 409: Der politische Grundsatz, auf welchem diese Art Weiber zu geben beruhet, ist der, daß in dem Gebiete von Dahomey die Eltern gar kein Eigenthumsrecht auf ihre Kinder haben. Die gehören alle dem Könige zu; daher werden sie in früher Jugend von ihren Müttern weggenommen und in die Dörfer vertheilt, [...].
S. 411: [...]; denn da hier Alle des Königs Sklaven sind, so nehmen sich die, welche einen Vorzug haben, in Acht, ihre Mitsklaven zu mißhandeln, damit sie sich nicht die Ungnade ihres gemeinschaftlichen Herrn zuziehen.
S. 417f.: [Tötung / Opferung von Menschen und Pferden / abgeschlagene Köpfe / zu Ehren des Königs]
S. 426-433 [Harmattan]
S. 436: Ich hatte im December 1773 wieder Gelegenheit, Abomey zu besuchen. Der König war damals schwächlich, und sowohl von Jahren als von Krankheit entkräftet, [...]. [...], sondern kränkelte bis zum 17ten Mai 1774, starb dann ungefähr in dem Alter von siebzig Jahren, von denen er etwa vierzig könig gewesen war. Sein Sohn Adahnzu ward sein Nachfolger,
S. 444: Widda gränzte in seinem ehemaligen Zustande, und ehe es eine Provinz von Dahomey war, auf der Westseite an Popo, und erstreckte sich neun bis zehn Englische Meilen weit längs der Küste; landeinwärts war es zehn bis zwölf Meilen breit, (doch an einigen Stellen etwas weniger) so, daß es ungefähr sechzigtausend Quadratmorgen enthalten konnte. Es war so volkreich, daß man in einem einzigen Dorfe so viele Einwohner zählte, als man gewöhnlich in einem ganzen Königreiche auf der Goldküste findet.
S. 446-448: Widda ist indeß ganz ausgemacht noch jetzt ein fruchtbarer Strich Landes, und in keiner Rücksicht ein unangenehmer Aufenthalt, obgleich die Europäer die Sonnenhitze kaum ertragen können. An der Gesellschaft der Herren in den Forts hat man eine angenehme Erholung in den Stunden, die man nicht Geschäften zu widmen braucht. Der Markt wird reichlich versehen; denn das Land hat Ueberfluß an Wild, Schafen / vortreflichen Ziegen, deren Fleisch so zart wie das beste Hammelfleisch ist, ferner wilde und zahme Schweine, allerlei Federvieh und eine Menge guter Fische. Zuweilen bekommt man auch etwas Rindfleisch. *) Alle diese Artikel stehen in billigen Preisen. Eine Schildkröte von einem Centner hat man schon für eine einzige Flasche Branntwein gekauft. Daher kann man hier die Mannschaft eines Schiffes reichlicher und wohlfeiler mit frischen Lebensmitteln versorgen, als sonst an der Küste. Es fehlt dem Lande auch nicht an allerlei Produkten, die zum Handel und zu Manufakturen tauglich sind. Unter diesen fallen den Europäern gleich bei dem ersten flüchtigen Blick verschiedne auf, die ich hier nennen will. Die Indigopflanze ist sehr gemein; aber die Eingebornen haben weder Geschicklichkeit, noch Lust, sie zum Verkauf zu bereiten. Tabak wächst an mehreren Stellen wild, erfordert aber, so wie der Indigo, eine Zubereitung von erfahrnen Europäern, ehe er als Handelswaare dienen kann. *_*_) Baumwolle wird gebauet, und auch zu Zeugen zum Gebrauche der Eingebornen verarbeitet. Die hiesige Gattung von Pfeffer ist der Ostindischen sehr ähnlich und im Geschmack beinahe gar nicht davon zu unterscheiden. Eine kleine Beere dient den Eingebornen statt Zuckers. An sich selbst ist sie im Munde ohne Geschmack; sie teilt aber allem, was man hinterher ißt, eine gewisse Süßigkeit mit. Palmöl *_*_*_) ist ein anderes schätzbares Produkt, das man von hier in großen Quantitäten zum Gebrauch der Brittischen Wollkämmer und Seifensieder ausführt. Pelzwerk, als / Tieger- und Leoparden-Häute u. s. w., ist kein sehr bedeutender Artikel. Betrachten wir aber die unendliche Menge andrer nützlicher Produkte, welche die Natur über dieses Land ausgeschüttet hat, so müssen wir die äußerst große Trägheit der Eingebornen beklagen, welche diesen rings um sie her befindlichen Segen nicht kennen, oder gleichgültig dabei bleiben. Die Männer schlafen und rauchen Tabak; die Weiber, die den ganzen Ackerbau zu treiben haben, stecken Einmal im Jahre ein wenig Saatkorn in die Erde. Eine solche allgemeine Stumpfheit charakterisiert dieses Volk; und sie scheint die Bemerkung zu bestätigen, daß in Afrika die Einwohner um so weniger Lust zum Arbeiten haben, je fruchtbarer ihr Boden ist. Widda soll, als es noch unabhängig und blühend war, folglich ehe die Dahomeyer es eroberten, wie Bosman erzählt, das ganze Jahr hindurch Monat für Monat fast regelmäßig tausend Sklaven zur Ausfuhr geliefert haben. Jetzt werden nur etwa sechsthalb tausend jährlich ausgeführt. So hat denn die Eroberung der Dahomeyer den Handel mit Sklaven vermindert, aber nicht durch einen an dessen Stellen gekommenen unschuldigern, sondern durch ein Blutbad und eine Entvölkerung, wie vielleicht in der Geschichte des Menschengeschlechtes keine so schrecklich zu finden ist.
Datum: 04.06.2018 / 11.06.2018 / 29.08.2019