Johann Friedrich Blumenbach
Handbuch der Naturgeschichte [1te Auflage], 2 Tle. in durchgehender Paginierung
(Göttingen 1779 / 1780)
Exemplar: <4> IX C 103o // <7> 8 H Nat I,7251
Warda 1922, S. 27
Johann Friedrich Blumenbach
Handbuch der Naturgeschichte. Zweyte durchgehends verbesserte Auflage [561 S., Register, Tafeln]
(Göttingen 1782)
Exemplar: <4> IX C 103p // <7> 8 H Nat, 721(2) // digitalisiert
Das Marburger Exemplar zeigt Marginalien von einer zeitgenössischen Hand.
Adickes ⇒
Untersuchungen: 045, 079, 117, 118, 234, 236, 237, 275, 296
Gliederbau der zweiten Auflage
001-011: 1. Abschnitt: Von den Naturalien überhaupt; ihrer Eintheilung in drey Reiche u.s.w.
012-027: 2. Abschnitt: Von den organisirten Körpern überhaupt.
028-043: 3. Abschnitt: Von den Thieren überhaupt.
044-145: 4. Abschnitt: Von den Säugethieren.
146-239: 5. Abschnitt: Von den Vögeln.
240-273: 6. Abschnitt: Von den Amphibien.
275-303: 7. Abschnitt: Von den Fischen.
304-401: 8. Abschnitt: Von den Insecten.
402-447: 9. Abschnitt: Von den Würmern
448-475: 10. Abschnitt: Von den Pflanzen.
476-484: 11. Abschnitt: Von den Mineralien überhaupt.
485-514: 12. Abschnitt: Von den Erden und Steinen.
515-519: 13. Abschnitt: Von den Salzen.
520-524: 14. Abschnitt: Von den Erdharzen.
525-542: 15. Abschnitt: Von den Metallen.
543-561: 16. Abschnitt: Von den Versteinerungen.
Register: nicht paginiert.
Exzerpt der zweiten Auflage.
S. 2f. (§ 2): [2 Klassen von natürlichen Körpern: organisierte und
unorganisirte, die ersteren] befördern ihr Wachsthum von innen (mittels inniger
Aneignung, intus susceptio, expansio). [Bei den anderen geschehe] Wachsthum, wenn man es
gar nur Wachsthum nennen darf, [...] sehr zufällig, [...] keineswegs durch innige
Aneignung, sondern lediglich durch Anhäufung oder Ansatz von aussen (Sammlung,
aggregation, juxta positio) [...].
S. 12 (§ 9): Jeder organisirte Körper entsteht, lebt und stirbt ab. Das sind
die drey großen Revolutionen, welche die Existenz eines jeden Thiers oder jeder
Pflanze unumgänglich voraussetzt, [...].
S. 14 (§ 10): Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklären,
hat man neuerlich die freylich ganz commode Lehre der Evolution angenommen, und gemeynt,
die Thiere und Gewächse würden bey der Empfängnis gar nicht erst erzeugt,
sondern lägen schon seit der ersten Schöpfung als völlig gebildete Keime
bey ihren Eltern und Vorfahren längstens vorräthig; steckten gleichsam wie
eingepackte Schachteln in einander, und würden nur nach und nach durch die
Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. Manche Gelehrte haben diese Keime beym
Vater, andere hingegen haben sie bey der Mutter gesucht. Jene glauben sie in den
sogenannten Saamenthiergen, diese aber im weiblichen Eyerstock gefunden zu haben.
S. 59f.: [Menschengeschlecht fünf 'Varietäten': 1) Europäer + westliche
Asiaten (bis zum Ob, der Capischen See, Imaus, Ganges) + Nordafrikaner +
Grönländer + Eskimos 2) übrige Asiaten 3) übrige Afrikaner: schwarz 4)
übrige Amerikaner: kupferroth 5) Südländer oder Australasiaten und Polynesen:
schwarzbraun.]
S. 60f. [vermeintliche monströse Formen: Patagonien, Quimos, weiße Mohren,
Kakerlacken, Troglodytes (Linné), Kentauren, geschwänzte Völker: Existieren samt
und sonders nicht.]
S. 100: Der Wolf ist fast in der ganzen alten Welt zu Hause, doch ist er in einigen
Ländern gänzlich ausgerottet worden. So hat man seit 1680 keinen mehr in
Schotland gespürt; früher schon waren sie in England vertilgt, und 1710 ist auch
in Irland der letzte geschossen worden.
S. 118-120: [ (50) Es werden vier Arten von Bos unterschieden: 1. Taurus: Ochse /
Stier; 2. Bubalis: Büffel; 3. Bison: Buckelochs; 4. Grunniens: Ziegenochs]
S. 298: Salar. Der Lachs, Salm. S. rostro ultra inferiorem maxillam prominente. Eigentlich ein Seefisch, der aber zur Laichzeit in die Flüsse steigt. Er wird
besonders um die Zeit sehr von Würmern (Lernaea salmonum) hinter dem Kiefer geplagt,
daher er oft aus Unruhe schnelle Sprünge übers Wasser thut. Nur die
Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer. [Mrg. von Hand => Lichtenbergs Mag. 11.1.
168]S. 415:
/£{Doe-009,03} /
(23) NEREIS. Corpus repens oblongum lineare. Tentaculis lateralibus
penicillatis plumosis supra os. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix conspicuo. Im Seewasser, zu dessen nächtlichen Leuchten es beyträgt.
S. 476: Eilfter Abschnitt. Von den Mineralien überhaupt. [Dazu müsse man auf
den 'Ursprung unserer Erde' zurückgehen.]
S. 477f.
/£{Doe-025,21} /
(§ 222): Wir glauben demnach überzeugt zu seyn, daß unsere
Erdkugel wenigstens schon einen Jüngsten Tag einmal erlebt, und diesem damals
über sie ergangenen Gericht ihre jetzige Gestalt zu verdanken hat: diese grosse
Catastrophe ist wol blos durch unterirdisches Feuer bewürkt worden, das vermutlich
den Boden des Meeres hoch in die Höhe getrieben, mithin das trockne Land mit einem
mal überschwemmen müssen. Dadurch folglich die ganze beseelte Erde ertrunken, und
hingegen die nun ausser ihr Element versetzten Wasserthiere im Vertrocknen umgekommen
sind. Daher also die Menge und die regelmässige Lage der meisten versteinerten, und
noch nie in Natur entdeckten und schwerlich zu entdeckenden Conchylien u.s.w. auf hohen
Bergen, die nur wie Blasen im Brot durch / innere Glut empor gehoben worden. An tausend
Stellen aber ist das Feuer durch die Rinde der Erde durchgebrochen, daher die
unzähligen ausgebrannten Vulcane, die in neuern Zeiten erst wieder dafür erkannt
worden sind, und deren man allein von Göttingen bis zum Ufer des Rheins auf 50
bemerkt hat. Vielleicht daß auch der Granit durch diese grosse Catastrophe sein
jetziges Aussehn erhalten hat, und folglich so wie die allermehrsten Petrefacten, wie die
meisten ausgebrannten Vulcane und Basalt-Säulen Gebürge blos als Ruinen der
Vorwelt, jener Präadamitischen Erde anzusehen sind, und von allen andern Mineralien
wohl unterschieden werden müssen, die auf der nachher erkalteten Erde, nachdem sie
der Schöpfer, auf die von Moses erzählte Weise, mit den gegenwärtigen
Geschöpfen neu belebt, allgemach oder auch durch ähnliche gewaltsame
Catastrophen entstanden sind. [Abschrift ist vollständig; von einem begrabenen
'Continent' ist nicht die Rede.]
S. 484 (§ 233): [Einteilung: 1. Erden und Steine / 2. Salze / 3. Erdharze / 4.
Metalle und Halbmetalle / 5. Versteinerungen.
S. 511 (§ 235, III. Kieselarten, Nr. 22): Vulcanius die Vulkans-Producte
S. 523 (§ 239,61): Carbo. Steinkohlen.
[...] In einigen Gegenden in unsäglicher Menge, wie bey Zwickau, wo bey einer
Belagerung im dreissigjährigen Krieg A. 1641 durch einen Zufall Feuer in die Gruben
gekommen, das noch bis jezt, oft unmerklich aber weit um sich, in entlegne Gegenden unter
der Erde fortgebrannt hat. Folgends[!] in Newcastle, wo die Kolenminen jezt wirklich unter
den Boden des Meers hingetrieben sind, und Kriegsschiffe über der Arbeiter
Köpfen seegeln.
S. 550f. [Versteinerungen von Säugethieren]
/£{Doe-073',08}
Endlich auch die anonymen räzelhaften Osteolithen von jetzt unbekannten Thieren, wie von dem
grossen Elephantenähnlichen aber Fleischfressenden Geschöpf, dessen Gebeine und
Zähne in Oberitalien und in Nordamerica ausgegraben / worden *): die kleinen
Wirbelknochen, Rippen, Schulterblätter, Zähne etc. in Muschelmarmor etc.
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*) Atti di Siena T. III. Tab. VI. VII. Philos.
Transact. Vol. LVIII. Tab. IV.
S. 552: V. Von Insecten [Versteinerungen]
/£{Doe-072',16}
Zuverlässig gehören doch auch wol in diese Classe die räzelhaften
Trilobiten oder Käfermuscheln, Cacadumuscheln (Dudley fossil,
Entomolithus paradoxus. Linn.) die in England, Schweden, und von uns selbst in Menge
theils zusammengeklappt, theils ausgestreckt, und zwar die letztern fast Spannenlang, in
den Würmighäuser Schiefern gefunden worden sind; [...].
S. 555: VI Von Würmern [Versteinerungen]
/£{Doe-072',12}
Ferner die unzählige Schaar der Ammoniten von der Grösse eines Wagenrads an
bis zu der von einer kleinen Linse, [...].