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Leonhard Euler (1747)
Rettung der Göttlichen Offenbahrung gegen die Einw&uum,l;rfe der Freygeister [46 S.] (Berlin: Haude &: Spener) |
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Exemplar: SB Berlin, Dd 140R //
£{He8, 51}
/ S. 3 [der erste Satz:] Die Kräfte der Seele äussern sich in einem gedoppelten Vermögen, davon man eines den Verstand, das andere den Willen nennt. Da nun alle Glückseeligkeit in der Vollkommenheit bestehet, so kan die Glückseeligkeit der Seele nicht anders als durch die Vollkommenheit des Verstandes, und durch die Vollkommenheit des Willens befördert werden. [...] Und in eben diesen Stücken bestehet auch die wahre Glückseeligkeit eines Menschen überhaupt, indem die Gaben des Leibes nur in so fern alles dazu beytragen, als dieselben entweder den Verstand oder den Willen vollkommener zu machen vermögend sind. Denn wenn die Gaben des Leibes und aller leiblichen Güter keinen Eindruck auf den Zustand der Seele hätten, so würde auch dadurch die Glückseligkeit eines Menschen keinen Zuwachs erlangen.
/S. 6: Um auf den Willen, als das andere Vermögen der Seele zu kommen; so ist vor allen Dingen zu mercken, daß aus der Erkenntniß des Guten und Bösen die Pflichten entspringen, welche ein Mensch in allen seinen Handlungen beobachten muß, wenn er seinen Zustand glücklich machen will. Diese Pflichten haben ihren Grund in dem Wesen des Guten, und müssen demnach angesehen werden, als wenn sie von GOtt selbst, als der wahren Quelle alles Guten herkommen, dahero auch das natürliche Gesetz, wodurch die Pflichten bey unseren Handlungen aus dem Licht der Natur bestimmet werden, mit allem Grund ein göttliches Gesetz genennet wird, weil GOtt dasselbe den Menschen gleichsam in das Hertz geschrieben, und sie dadurch verpflichtet alle ihre Handlungen nach der Vorschrift einzurichten
/S. 41: Es ist schon von dem grossen Astronomo Halley bemercket worden, daß der Mond anjetzo seinen Lauf um die Erde in einer kürtzeren Zeit verrichte, als vor alten Zeiten. Und wenn man die Beobachtungen der Sonne, welche zu den ältesten, mittleren und neuern Zeiten gemacht worden, genau untersuchet, so befindet man, daß die Jahre anjetzo etwas kürtzer sind, als vormals. Man ist auch im Stande zu bestimmen, um wie viel die Länge des Jahrs alle Jahrhunderte vermindert wird, und man kan darthun, daß diese Verminderung alle hundert Jahr etliche Secunden betrage. Es ist auch kein Zweifel, daß sich nicht eine gleiche Verminderung bey den übrigen Planeten in der Zeit, in welcher sie um die Sonne herumlauffen, befinden solte: und eben dieser Umstand äussert sich gantz deutlich in einem Cometen, welchen man schon etliche mal zu beobachten das Glück gehabt.
S. 42f.: Man kan diesen aus den Observationen gezogenen Schlüssen um so viel sicherer trauen, da dieselben den natürlichen Ursachen, welche wir deutlich erkennen vollkommen gemäß sind. Denn da sich die Erde und die übrigen Planeten in der subtilen und feinen Himmels-Luft bewegen, so müssen dieselben daher in ihrer Bewegung einen geringen Wiederstand leiden. Es ist nun eine ausgemachte Sache, daß die Planeten, wenn dieser Wiederstand nicht vorhanden wäre, immer gleich weite Creise um die Sonne herum beschreiben würden: wann derohalben ihre Bewegung durch den Wiederstand der Himmels-Lufft nur etwas weniges gehemmet wird, so können dieselben dem Zug nach der Sonne weniger wiederstehen, und müssen folglich näher zur Sonne kommen. Wegen dieser Würckung werden nun die Creise der Planeten immer kleiner, und dahero auch nach den Gesetzen der Bewegung in einer kürtzeren Zeit durchlauffen, welches eben derjenige Umstand ist, so aus den Beobachtungen ist geschlossen worden. Hieraus folget also gantz offenbar, daß die Erde immer näher zur Sonne kommen / müsse.
Datum: 06.12.2020