Knopf:UB Kaempfer (1749) Knopf

Kämpfer, Engelbrecht (1749):
Beschreibung des Japonischen Reiches,
in: Du Halde (1747-1749)
Bd. 4, S. 1-552 [separate Paginierung]
==> <4> VI a B 99
======== Exzerpt: Stephanie Hauck======
Maerz 1999 / 8. Juni 2000 / 08.11.2007

|P_080, §_65:
"Die Europäer nennen dieses Reich Japon; die Einwohner desselben aber legen ihm andere Namen und Eigenschaften bey. Der gemeinste und gewöhnlichste Name, dessen sie sich in ihren Schriften und im täglichen Umgang bedienen, heisset Nipon, welches auf eine zierlichere und dieser Nation eigene Art Nifon ausgesprochen wird; [...]".

|P_082, §_67:
"Man kann dieses Reich gewisser maßen mit Großbritannien und Irland vergleichen, indem es auf eben die Weise durch Vorgebürge, Meerarme und Meerbusen abgeschnitten ist, die bald ganze Insuln, bald halbe Insuln, bald Häfen bilden. Und gleich wie der König von England ein Herr über drey Königreiche ist, nemlich über England, Schottland und Irland; so hat auch der Japonische Kayser drey grosse und abgesonderte Insuln unter seinem Gebiet. Die gröste darunter heisset Nipon, und führet also den Namen des ganzen Königreichs. Sie erstrecket sich in der Gestalt eines Kinbacken von Osten nach Westen, so daß die krumme Seite nach Norden gehet. Ein schmaler Canal oder Meerenge, der voller Felsen und Insuln ist, davon einige bewohnt sind, andere aber wüste liegen, unterscheidet sie von einer andern Insul, die an Grösse die zweyte ist, und die wegen ihrer Lage gegen Südwest Saikofk, das ist, das Abendland genennet wird. Sie heisset auch Kiusiu, oder das Land der Neune, dieweil sie in neun grosse Provinzien vertheilet ist. [...] Die dritte Insul lieget zwischen der ersten und andern. [...] Die Japoneser nennen sie Sikofk, das ist das Land der vier (Provinzien). [...]"

├ [sh-->1) Im Kämpfer befinden sich mehrere Stellen, in denen das Land Nipon beschrieben wird. Vgl. auch S. 80, §_65ff unter der Überschrift "Beschreibung des Japonischen Reichs in Ansehung seiner Benennung, Lage und Gränzen ertheilet wird"; Zitat siehe unten. Hesses "Terra Iedso" habe ich nicht finden können; Kämpfer erwähnt allerdings folgendes:
"Die Japoneser sind ihres Ortes nicht besser vom Zustande und vom Umfang des Landes unterrichtet, das hinter der Insel Jeso lieget, und welches sie Oku Jeso nennen. (S. 88, §_78)" Im §_76f läßt sich Kämpfer darüber aus, daß die Russen über dieses Land wohl Erkundigungen eingezogen hätten, nähere Eigenschaften seien jedoch nicht bekannt. In einer Fußnote (S.88) wird jedoch vermerkt:
"Herr Kämpfer hat dieses 1690 geschrieben; nachher ist durch die Bemühungen des Capitain Beerings schon mehr herausgekommen. Man lese davon die II Abtheil. §_151 u.f." ???Jedso <-> Jeso???

2) Den Größenvergleich Madagaskar/Borneo/Japan kann ich im Kämpfer nicht finden; interessant an dieser Stelle ist aber der Textvergleich holstein/hesse: Hol: "Sie ist nebst Madagascar und Borneo unter die größten von allen Inseln zu zählen; [...]", S. 260. Hesse:
"Ob sie so groß sey als Madagascar oder Borneo ist ungewiß." S. 211.] ┤

|P_085, §_72f:
"[Corea] [...] Dieser Krieg daurete sieben Jahre, und nachdem seine Trouppen ├ [sh-->die des japan. Kaisers]┤ endlich über den tapfern Widerstand der Coreer und ihrer Alliirten gesieget, so wurde Corea den Japonesern aufs neue zinsbar gemachet." [...] ├[sh-->es gibt natürlich noch einige mehr Hinweise auf die Halbinsel Corea] ┤

|P_098, §_92:
"Obgleich hier nicht der Ort ist, die Regierungsart von Japan ausführlich zu beschreiben; so scheint mirs doch nöthig zu seyn, wenigstens etwas davon zu sagen, damit meine Historie desto besser verstanden werden könne. Das ganze Reich wird überhaupt von einem Kayser mit einer unumschränkten und willkürlichen Macht regieret; und jede Provinz stehet unter dem Befehl eines Fürsten, der nach dem Wohlgefallen des Kaysers regieren muß. Der Kubo oder weltliche Monarch, der 1690 regierete, hies Tsinajos. [...]"

├ [sh--> Hesse benutzt den Begriff "Cubo Samma", im Kämpfer ist der jedoch nicht zu finden. Seltsamerweise taucht in der Kämpfer Zusammenfassung in der AHR XI, ~S. 586 der Begriff "Cubosama" auf. ???] ┤

|P_103-104, §_98:
"[...] Die Chineser sind stille, bescheiden, und haben an einem ruhigen, speculativischen und philosophischen Leben ein Wohlgefallen. Die Japoneser hingegen sind kriegerisch, aufrührisch, liederlich, mißtrauisch, ehrgeizig, und gehen immer mit weitaussehenden Anschlägen um."

├ [sh--> in Kämpfers "Anhang einiger Abhandlungen zur Japonischen Historie" werden die Japaner nochmals beschrieben und es wiederholen sich einige der bereits aufgezählten Eigenschaften der Japaner; es läßt sich jedoch erkennen, daß sich der holstein-Text an dieser Kämpfer-Abfolge zu orientieren scheint. Viele Ergänzungen, über die der hesse-Text Aufschluß gibt, sind allerdings in den zitierten Kämpfer-§_nicht mehr vorhanden, und auch nirgendwo anders auffindbar.] ┤
"Charakter der Nation"

|P_110-111, §_109:
"[...] Denn ob wol die Japoneser überhaupt, sonderlich aber die gemeinen Leute von Nipon, sehr matt aussehen, klein von Gestalt, von Farbe bräunlich sind, dicke Waden, eine breite Nase und starke Augenbräunen, doch nicht so tief im Kopf liegende Augen haben, als die Chineser; so findet man an den ältesten und vornehmsten Familien der Fürsten und Grossen den Reichs, daß sie in ihrer Gestalt, und in ihrem ganzen Betragen etwas majestätisches an sich haben, und den Europäern nahe kommen. Die Einwohner der Provinzen Satsuma, Oosiimi, und Fiuza sind von mittler Taille, stark, tapfer, von kurzer Entschliessung, übrige? aber höflich und artig. Man merket eben dieses an einigen mitternächtlichen Provinzien der grossen Insul Nipon; nur die grosse Insul Osju ausgenommen, deren Einwohner unmenschlicher und grausamer seyn sollen, als alle andere. Die Leute in einigen Provinzien von Saikofk, sonderlich aber von Fisen, sind klein, zart von Gliedern, aber wohl gebildet, im Umgang angenehm und höflich. Die Einwohner von Nipon, und überhaupt die, so weiter gegen Morgen wohnen, unterscheiden sich durch ihre dicken Köpfe, breite Nasen und dicke Bäuche."

|P_116, §_116:
"Die Japoneser rühmen sich, daß sie in der glücklichsten und angenehmsten Himmelsgegend wohneten. Inzwischen ist die Witterung daselbst sehr unbeständig, und plötzlichen Veränderungen unterworfen. Im Winter ist die Luft voll Schnee, und es frieret dick Eis. Der Sommer ist im Gegentheil, sonderlich zur Zeit der Hundstage, von ganz unerträglicher Hitze. Es regnet daselbst des Jahrs sehr oft; ganz ausserordentlich aber im Junius und Julius, welche Monate deswegen auch Satsuki oder die Wassermonate genennet werden."

|P_116, §_117:
"Der Erdboden in Japon ist überhaupt bergigt, felsigt und unfruchtbar; allein die unermüdete Arbeit der Einwohner hat ihn so fruchtbar gemachet, daß sie alles haben, was zur Unterhaltung des Lebens nöthig ist."

├ [sh--> die Fruchtbarmachung des Bodens durch die Einwohner ist nicht im Holstein erwähnt, allerdings weisen die Aufzeichnungen Hesses darauf hin.] ┤

|P_117f, §_118:
"Überdis fehlet es ihnen auch nicht am süssen Wasser; denn es giebt viele Brunnen, Seen und Flüsse. [...]

|P_11#, §_119:
"Japon ist den Erdbeben gar sehr unterworfen. [...]"

|P_11#, §_120:
"Der gröste Reichthum des Japonesischen Reichs, worin es allen andern Reichen der Welt zuvorthut, bestehet in allerhand Mineralien und Metallen, sonderlich aber in Gold, Silber und Kupfer. Die große Anzahl warmer Bäder, die man daselbst antrift, und die Rauch oder Feuer ausstossende Berge zeigen zur Gnüge, was vor Schwefel (der der Grund von allen Mineralien und Metallen ist,) in den Eingeweiden der Erde anzutreffen seyn müsse; [...]. Diese Insul [Fuogo] hat einen feuerspeienden Berg, der schon seit etlichen Jahrhunderten wechselsweise Feuerflammen ausgeworfen hat. Auf der Spitze eines Berges in der Provinz Figo zeiget sich eine grosse Oefnung, dadurch ehedem Rauch und Feuer ausgestossen worden. Seit einiger Zeit aber ist es nicht mehr geschehen, vermuthlich weil keine verbrenliche Materie mehr vorhanden gewesen. In eben dieser Provinz ist ein Ort, Namens Aso, befindlich, der wegen des Tempels berüchtiget ist, der daselbst dem eifersüchtigen Gott von Aso erbauet worden; in dessen Nachbarschaft beständig Feuer aus einem Berge fähret, das aber des Nachts sichtbarer ist als am Tage. [...] Insonderheit giebt es gewisse warme Bäder, die von den Japonesern als bewährte Mittel gegen venerische Krankheiten angesehen werden; [...]"
"Naturalien"

├ sh--> s.o. S. 119, §_120 über vorkommende Metalle Gold, Silber

und Kupfer. ┤

|P_121, §_123:
"Gold, das schätzbarste unter allen Metallen, wird in verschiedenen Provinzen des Japonesischen Reichs gefunden. [...] Man hat mich aber versichert, daß seit einiger Zeit nicht allein hier sondern auch anderwärts der Goldgruben nicht nur weniger geworden, sondern daß sie auch lange nicht mehr so ergiebig sind, als vor dem. [...]"

|P_122, §_124:
"In der Provinz Bingo werden auch einige Silberminen angetroffen. [...] Das Kupfer ist unter allen Metallen in Japon das allergemeineste; und die starke Ausbeute der Kupferbergwerke bringt dem Kayser jährlich ausserordentlich viel ein. [...] Es giebt hier auch eine Art grobes Kupfer, das in Klumpen gegossen wird, und weit wohlfeiler ist, weil es ihm an Schönheit und Güte fehlet.

├ [sh--> besagte "Stangen"(hol 266) aus Kupfer werden nicht im Zusammenhang mit Kupfer genannt, sondern einige Zeilen weiter im Zusammenhang mit Eisen, das "in cylidrischen Stangen verkauft (S. 123)" wird.] ┤

|P_125, §_127:
"[...] Den grauen Ambra findet man auf den Küsten von Satsuma und von den Insuln Riucku: Es komt auch sehr viel Ambra von den Küsten von Khumano, das ist, von den mittäglichen Küsten von Kiigonucki, Isje und andern benachbarten Provinzen. Hauptsächlich aber wird er in den Eingeweiden eines Walfisches angetroffen, der öfters auf den Küsten von Japan gefangen wird, und den man Fiacksiro nennet, [...]. In den Eingeweiden dieses Fisches, sage ich, sonderlich aber in den untersten wird ein solcher Ambra gefunden, und zwar in den Excrementen, die wie Kalk aussehen, und fast so hart als ein Stein sind; wie sie denn auch aus der Härtigkeit dieses Auswurfs urtheilen, ob sie Ambra finden werden oder nicht. Dieser kostbaren Specerey geben die Japoneser gar einen verächtlichen Namen, der von der von der Niedrigkeit seines Ursprungs hergenommen ist; denn sie nennen ihn Kurusano fu, das ist, Walfischdreck. Wenn der graue Ambra durch die Wellen des Meeres ans Ufer ausgeworfen wird, oder ehe ihn der Walfisch verschlinget, so ist er nichts anders als eine unförmliche und schleimigte Substanz, fast wie Kuhmist, und hat dabey einen sehr unangenehmen Geruch."

├ [sh -->

1) Im Anhang gibt es noch ein ausführliches Kapitel über den grauen Ambra: S. 507ff.

2) Kämpfer teilt die Reichtümer der Natur folgendermaßen ein: 1. Schwefel, 2. Gold, 3. Silber, Kupfer, Zinn und Eisen, 4. Kohle und Salz, 5. Agath-, Edelsteine und Perlen, 6. Grauer Ambra.] ┤

|P_127, §_130:
"[...] Der Radsi oder Papierbaum, ist eine Gattung eines Maulbeerbaums. Ob er wol ordentlicherweise auf freyem Felde zu wachsen pfleget, so wird er doch wegen seines grossen Nutzens oft verpflanzet, und unter sorgfältiger Aufsicht erhalten. Man bemerket an ihm als was sonderbares, daß er über alle massen geschwinde wächset, und daß sich die Zweige desselben sehr weit ausbreiten. Er zeuget sehr viel Rinde, deren man sich als der Hadern, Lumpen, Lappen zur Verfertigung des Papiers bedienet. [...]"

├ [sh--> Kämpfer gibt Überblick über Pflanzen und nimmt folgende, ordnende Einteilung vor: 1.) Maulbeer- und Papierbäume, 2.) Der Vernisbaum, 3.) Der Lorbeerbaum und Camphorbaum, 4.) Thee und Sansio, 5.) Feigen und Castanien, 6.) Nüsse, 7.) andere Früchte, 8.) Vom Bambous.] ┤

|P_127, §_131:
"Der Vernisbaum kan gleichfals mit zu den nutzbarsten dieses Landes gezählet werden. Er erzeuget einen gelben Saft, dessen sich die Japoneser bedienen, ihre Geräthe, Schüsseln und hölzerne Teller damit zu überziehen; und welche vom Kayser an bis zum geringsten Bauer in der Wirthschaft gebräuchlich sind. [...]"

├ [sh--> es wird darauf hingewiesen, daß es eine nähere Beschreibung des Vernisbaums in Kämpfers "Amoenit. exoticis", S 792 gibt.] ┤

|P_128, §_132:
"[...] Der Rus oder Camphorbaum ist ebenfals eine Art des Lorbeerbaums. Die Bauren in der Provinz Satsuma und den Insuln von Gotho bereiten den Campher durch eine blosse Abkochung der in kleine Stückgen geschnittenen Wurzeln. [...]"

├ [sh--> auch in diesem Zusammenhang wird auf eine nähere Beschreibung des Kampferbaumes hingewiesen in Kämpfer "Amoenitat. exoticis, p. 770 etc.] ┤

├ [sh--> Die "indianischen Vogelnester", die im hol an dieser Stelle genannt werden, sind im Kämpfer nicht genannt. Im Holstein ist in Verbindung mit der China-Beschreibung schon die Rede von diesen Nestern (vgl. Hol 239:20), das könnte für die Quellenzuordnung von Bedeutung sein. Vielleicht ist nur eine phantasievolle Interpretation notwendig, darum: Vgl. also Kämpfer S. 140f "über das Federvieh". ┤

|P_133, §_141:
"Man wird kaum ein Volk in der Welt finden, das den Ackerbau besser verstünde als die Japoneser. Man muß sich auch nicht wundern, daß sie es darin so weit gebracht, wenn man theils erweget, wie volkreich diese Insul sey, theils aber bedenket, daß die Einwohner, weil sie kein Gewerbe mit andern Nationen treiben, nothwendig darauf bedacht seyn müssen, diesen Mangel der Zufuhr durch ihren eigenen Fleiß und Arbeit zu ersetzen. [...] Man findet nicht eine Handbreit Erde ungenutzet liegen; [...]. Sie besitzen dabey eine eigene Geschicklichkeit ihr Land zu düngen; und brauchen verschiedene Materien dazu, wie anderwärts angeführet werden soll. ├[sh--> aber wo??] ┤ [...] Unter den vortreflichen Ackergesetzen der Japoneser ist sonderlich eins merkwürdig, daß nemlich derjenige, der seinen Acker ein Jahr ungebauet liegen lässet, seines Eigenthumsrechtes verlustig seyn soll."

|P_142, §_153:
"Der Misago oder Bisago ist ein vom Meer kommender fleischfressender Vogel, der Gestalt nach einem Sperber nicht ungleich. Er erhält sich vornemlich von Fischen. Seinen Aufenthalt hat er in Felsenklüften, dahin er auch seinen Fraß zusammen träget. Sein Fleisch hält sich wie die Meerfische; es hat einen salzigen Geschmack, und wird sehr theuer verkauft. Diejenigen, die einen solchen Vogel fangen, können sich grosse Vortheile davon versprechen; sie müssen nur nicht auf einmal zu viel nehmen. Meerraben, Meerelster, Sperlinge, Schwalben und einige andere Vögel sind hier in grosser Menge anzutreffen. [...]"

|P_146, §_160:
"[...] Der Furube ist nicht sonderlich groß. Die Holländer nennen ihn den Blaser, weil er sich so aufblasen kan, daß er wie eine Kugel rund wird. Man rechnet ihn mit unter die giftigen Fische, und sagt, daß, wenn ihn jemand ganz ässe, derselbe ohnfehlbar würde des Todes seyn müssen. [...] Diejenigen Japoneser, die entweder wegen langwieriger Krankheiten, oder wegen allerhand unglücklicher Fälle ihres Lebens satt und müde sind, verschlingen lieber einen solchen giftigen Fisch, als daß sie an einem Strick das Ende ihres Lebens suchen solten. Ein Nachbar meines Dieners, den die Pocken so zugerichtet hatten, daß ihm die Nase abfallen wolte, entschloß sich, von diesem Fisch zu essen, um seine Krankheit und seines Lebens Ende zu befördern. Er kaufte also eine grosse Portion von diesem Fisch, schnitt sie in Stücken und kochte sie. Und damit der Gift, den er verschlingen wolte, desto heftiger seyn möchte, so that er noch Kühnruß dazu. Nachdem er davon gegessen, so legte er sich hin, um zu sterben. Er fieng auch wirklich an krank zu werden, allein er brach nicht nur den Fisch, sondern auch mit demselben eine schleimigte und scharfe Materie weg, die vielleicht nicht die geringste Ursache seiner Krankheit gewesen. Er erhielt also dadurch Gesundheit und Leben, wodurch er den Tod zu befördern suchte; er ward gesund, und lebte hernach noch lange. [...]"

|P_154f, §_171:
"Zuförderst muß ich bemerken, daß die geistlichen Erbkayser des Japonischen Reiches, ob sie gleich Erben ihrer göttlichen Vorfahren sind, dennoch nicht den Titul Mikotto geerbet haben, als welcher der Dynastie der Götter und Halbgötter besonders eigen geblieben. Man nennet sie nur Mikaddo, welches ein Diminutivum von Mikotto ist; ingleichen heissen sie Dai, Oo, Kwo und Tai, welche Worte so viel als Kayser, Fürst, grosser Herr u.s.f. anzeigen. Man nennet sie auch Tensin, das ist, Söhne des Himmels, und mit andern Benennungen mehr. In dem Umgang werden sie Dairi betitult, welcher Name auch ihre ganze Hofstadt anzeiget; und davon werden sie auch zuweilen Kintsiusma, das ist, Herr des geistlichen Hofes genennet. [...]"

|P_159, §_178:
"[...] Heut zu Tage aber ist dem geistliche Kayser die Stadt Miaco zu seiner beständigen Residenz angewiesen. [...]"
"Religion"

[sh--> Kämpfer nennt vier Hauptreligionen, die "in Japon gangbar gewesen"┤

|P_186, §_###:

[Das sind] "1. Sinto, die alte Religion oder die uralte Abgötterey der Japoneser. 2. Budso, oder die Verehrung der auswärtigen Götzen, die aus Siam, China und von andern Ländern her nach Japon gebracht worden. 3. Siuto, oder die Lehre ihrer Weltweisen und Moralisten und 4. Deivus oder Kiristando, das ist, der Weg GOttes oder Christi, wodurch nichts anders als die christliche Religion verstanden wird. Diese ist nun durch den unermüdeten Eifer der Portugiesischen und Spanischen Mißionarien sonderlich der Jesuiten bekant gemacht und dergestalt ausgebreitet worden, daß niemand dergleichen je vermuthen sollen. [...]"

├ --> Es folgen Ausführungen über die Verbreitung der christlichen Religion und deren Verfolgung.]

|P_186, §_218:
"Unter den drey Hauptreligionen nun, die heut zu Tage in Japon gangbar sind, verdienet die Religion Sintos am ersten betrachtet zu werden, doch nicht so wol wegen der Menge ihrer Anhänger, als wegen ihres hohen Alterthums und langen Dauer. Es wird aber durch Sinto oder Sinsju und Kaminitsi nichts anders als derjenige Gottesdienst gemeinet, der den von Alters her im Reich eingeführten Götzen erwiesen wird. [...] Der Zweck, den sich die Anhänger dieser Religionen vorgestellet haben, ist dieser, daß sie in dieser Welt glücklich seyn wollen. Sie haben zwar von der Unsterblichkeit der Seele von einem künftigen seligen oder unseligen Zustande, eine wiewol sehr dunkele und unvolkommene Vorstellung; inzwischen bekümmern sie sich nicht im geringsten darum, in welchen sie dereinst kommen möchten. sie beschäftigen sich nur damit, daß sie die Götter ehren und anbeten, die die Angelegenheieten dieser Welt regieren, und deren jeder ein besonderes Departement haben soll, darin er unmittelbar herschet, alle Begebenheiten regieret, und für alle Bedürfnisse dieses Lebens sorget. [...]"

|P_195, §_229:
" [...] Die Anhänger der Religion Sintos glauben die Seelenwanderung Pythagorä nicht, ob gleich diese Meinung unter den meisten orientalischen Völkern gangbar ist. Inzwischen essen sie das Fleisch solcher Thiere nicht, die den Menschen nützlich sind, weil sie dafür halten, daß es eine Grausamkeit und Undankbarkeit sey. Sie glauben, daß die vom Leibe abgeschiedenen Seelen in einen Ort übergehen, wo sie sehr glücklich sind, und der gerade unter dem drey und dreyßigsten Himmel, als der Wohnung ihrer Götter, liege. Daher nennen sie denselben Takomanosacra, das ist, die hohen und unterhimlischen Felder; daß die Seelen derer, die in der Welt wohl gelebet, daselbst auch wohl aufgenommen würden; den Gottlosen und Lasterhaften aber sey es nicht erlaubt dahin zu gehen, sondern müsten eine lange Zeit zur Büssung ihrer Sünden hie und da herum irren. Das ists auch alles, was sie von einem künftigen Zustande wissen. Sie bleiben bey diesen Elisäischen Feldern oder glückseligen Oertern, und wissen von keiner Hölle, von keinem Ort der Qvaal, von keinen dicken Finsternissen, oder peinlichen Zustande der Seelen in einem künftigen Leben. Ja sie glauben so gar keinen andern Teufel, als den, der die Füchse belebet, als welches Thier in ihrem Lande grossen Schaden thut, und dabey einen so unerleidlichen Gestank ausdunstet, daß einige dafür halten, daß diejenigen, die ihr Leben schändlich zugebracht, nach ihrem Tode in Füchse verwandelt würden; wie denn die Priester die Füchse Mia, das ist, unreine Geister nennen."

├ [sh--> im folgenden §_(230) werden die "vornehmsten Lehrpuncte der Religion Sintos" aufgeführt. Diese 5 Punkte werden im hol nicht genannt, aber haben sicher zu Kants Schlußfolgerungen und zu seinem Vergleich mit den Stoikern (Stoicis ?) beigetragen; sie seien hier aufgeführt, bzw. zitiert:] ┤

|P_195, §_230:
"Die vornehmsten Lehrpuncte der Religion Sintos, dadurch sie nach der Meinung ihrer Anhänger vor den Göttern angenehm, und nach ihrem Tode würdig gemachet werden sollen, in die glücklichen Wohnungen aufgenommen zu werden, oder auch in diesem Leben eine lange Reihe von Jahren glücklich zu leben, sind folgende: 1. Die innerliche Reinigkeit des Herzens. 2. Eine gewissenhafte und gottesdienstliche Enthaltung von dem, wodurch sie unrein gemachet werden können. 3. Eine genaue Beobachtung der feierlichen Tage. 4. Walfahrten an den heiligen Ort Isje. Wozu denn 5. einige heilige Personen noch dieses zählen, daß man den Leib geisseln und das Fleisch züchtigen müsse. Ich will von einem jeden dieser Punkte besonders handeln."

├ [sh--> was im folgenden auch geschieht: §_231ff.] ┤

|P_227-228, §_278:
"[Nagasaki] [...] Dieses Vorrecht aber und sonderbare Gewogenheit wird niemand erwiesen, als den Chinesern und den Holländern. Doch müssen sich beide einer sehr genauen Einschränkung unterwerfen, und sich so zu reden bis aufs Hemde visitiren lassen. Nach der grausamen Verfolgung, die im Jahr 1638 gegen die christliche Religion angestellet wurde, und die sich mit der gänzlichen Ausrottung derselben und mit dem Untergang vieler tausend Japoneser endigte, wurden verschiedene neue Gesetze und Verordnungen gemachet, und sonderlich dieser kayserliche Befehl gegeben, daß künftig der Hafen von Nangasacki allein den Fremden offen stehen solte, oder wenn ein Schif durch einen Sturm und Ungewitter nach einem andern Hafen hingetrieben würde, so solle von den auf dem Schif befindlichen Personen keine einzige ans Land gelassen werden; [...]

├ [-->Insel Desima ist in diesem Zusammenhang nicht erwähnt, aber vgl. S. 286f, S. 312ff]

|P_233, §_287:

├ bezieht sich auf die Stadt Nagasacki:┤
"Der nächste Schritt, den ich hiernächst zu thun habe, ist dieser, daß ich mich nach der Gewonheit des Landes unmittelbar von den Tempeln zu den liederlichen Sauf- und Hurenhäusern wende, indem der Zusammenlauf von Menschen bey diesen letzten so groß ist, als bey den ersten. [...] Wenn diese Mägdgens eine Zeitlang Dienste gethan haben, und etwa Gelegenheit finden, sich zu verheirathen, so werden sie für honette Frauen gehalten. Die Laster ihres vorigen Lebens werden nicht ihnen, sondern ihren Eltern zugeschrieben, von welchen sie zu einer so infamen Lebensart verkaufet worden, ehe sie im Stande gewesen, sich eine bessere zu wählen. [...]"

|P_252, §_314:
"In Japan wird kein einziges Verbrechen mit Gelde bestrafet. Denn, sagen sie, wenn man sich mit Gelde loskaufen könte, so würden die Reichen alle Schandthaten frey ausüben können; welches aber in ihren Augen höchst ungereimt ist, und sich nicht mit den gesunden Vorstellungen von Vernunft und Gerechtigkeit zusammen reimen lässet. Sie wissen daher von keinen andern als leiblichen Strafen, Tod, Gefängnis, Verstossung ins Elend, Einziehung der Güter, Entsetzung von den Aemtern u. s. f. Sie haben verschiedene Arten der Torturen eingeführet, vermittelst welcher sie den Ue belthätern abfragen, was sie nicht frey gestehen wollen. Wenn sie aber nach geschehenem Geständnis zum Tode verurtheilet worden, so werden sie entweder enthauptet, oder gecreutziget, nachdem es die Grösse und Beschaffenheit ihres Verbrechens erfordert [...]"

├ [sh-->1) in diesem Zusammenhang, und auch sonst für mich nicht auffindbar, sind keine Hinweise auf Strafen wie "verbrennen, zerreissen durch Pferde, Sieden in Oel".

2) Ich konnte auch keinen Hinweis finden, daß die Japaner ihre Toten verbrennen; es gibt einen Abschnitt über Beerdigungen (S.257, §_320), der jedoch keinen Aufschluß gibt.] ┤

|P_255, §_318:
"Wenn in den Strassen Zank und Streit entstehen, es sey nun unter einheimischen oder fremden, so sind die nächsten Nachbarn verbunden, die streitigen Partheien auseinander zu bringen. Denn wenn einer den andern tödtete, gesetzt, daß es auch den Anfänger der Schlägerey beträfe, so würde der andere ganz unfehlbar wieder sterben müssen, er möchte auch zu seiner Entschuldigung anführen, was er wolte. Er darf nicht sagen, daß er sich nur vertheidiget, daß er cum moderamine inculpatae tutelae gestritten, und daß er genöthiget worden, seinen Gegenpart zu tödten; es hilft alles nichts. Das einzige, so er zur Verhütung einer öffentlichen Hinrichtung thun kan, ist dieses, daß er sich selbst mit einem Messer den Leib aufreisset und stirbet. Man glaubet nicht einmal, daß der Tod eines solchen unglückseligen das vergossene Blut nach den Gesetzen des Landes hinlänglich büssen könne; sondern es werden ihrer drey von den zunächst wohnenden Familien, wo der Todtschlag geschehen ist, drey, vier und mehr Monate ins Gefängnis geworfen, und die Pforten und Fenster ihrer Häuser werden mit grossen Brettern creuzweise beleget, nachdem sich die darin wohnenden durch Anschaffung der nöthigen Lebensmittel zu einer solchen Einsperrung zubereitet. Die übrigen Einwohner derselben Strasse haben auch ihren Antheil an dieser Strafe; sie werden auf etliche Tage ja ganze Monate entweder zu harter Arbeit verdammet, oder müssen den obrigkeitlichen Personen eine Zeitlang Frohndienste thun; wodurch sie gar sehr an ihren eigenen Geschäften gehindert werden. Diese Strafe aber wird ihnen nach einer gewissen Proportion auferleget, das ist, nachdem sie an dem vorgegangenen Todtschlage dadurch Theil genommen, daß sie zur Verhütung desselben nicht alles gethan, was sie thun können. Eben diese Strafe wird auch den Vorstehern der Geselschaft der fünfe auferleget. Ihre Schuld und ihre Strafe wird dadurch vergrössert, wenn sie vorher gewust, daß die schuldigen eines zänkischen Naturels gewesen, oder daß sie zu dem Laster, das sie ausgeübet, starke Neigung gehabt; welches den Oberhäuptern ihrer kleinen Geselschaft nicht unbekannt seyn können, und die daher auch eine Strafe ausstehen müssen. Die Wirthe und Herren müssen ebenfals an den Vergehungen ihrer Miethsleute und Gesindes Antheil nehmen. Dieses strenge Verfahren der Japoneser scheint auf den juristischen Satz gegründet zu seyn: Facientis culpam procul dubio habet, qui quod potest corrigere, negligit emendare; das ist, derjenige hat ohne Zweifel einen Theil der Schuld auf sich, der dem Unheil nicht zuvorgekommen, da er es doch thun können. [...]"

├ [sh--> weitere "Ausfragungsmittel" konnte ich im Kämpfer nicht finden]

|P_256, §_319:
"Japonesische Inquisition"
"Im letzten Monate jedes Jahrs stellet der Nitzio Giosi jeder Strasse das Fito Aratame an, das ist, er schreibet die Namen aller Einwohner eines jeglichen Hauses, jung und alt auf, nebst dem Tage und Ort ihrer Geburt, ingleichen auch nach der Religion der Wirthe, oder denen die Häuser eigenthümlich gehören. Zuweilen sind einige Eiferer damit nicht zufrieden, daß nur die Religion ihrer Wirthe aufgezeichnet werde, sondern sie fordern auch ein gleiches von ihrer Religion, ob sie gleich nur Miethsleute sind. Bey dieser Untersuchung werden auch die Personen weibliches Geschlechtes nicht übergangen, sondern ihre Anzahl wird mit in das algemeine Verzeichniß eingerücket. Wenn diese Rolle zusammen getragen und in Ordnung gebracht worden, so pfleget mit dem Anfang des neuen Jahrs ein eigener Handel vorgenommen zu werden, der in den Augen der Japoneser sehr wichtig und heilig ist. Es heisset derselbe Jefunu, oder die Zertretung der Figur, weil sie dabey das Bild des gecreuzigten JEsu, der Mutter Maria und anderer Heiligen mit Füssen treten; welches ein unwiedersprechlicher Beweis ist, daß sie der christlichen Religion eine ewige Feindschaft angekündiget. Es fängt sich diese fürchterliche Ceremonie mit dem zweyten Tage des ersten Monats an. Die Execution wird an zween verschiedenen Orten der Stadt zur gleichen Zeit vorgenommen, und damit von Strasse zu Strasse, von Haus zu Haus fortgefahren. Täglich werden sie mit fünf bis sechs Strassen fertig, bis endlich in Zeit von sechs Tagen alle Gassen durchstrichen und alle Häuser durchsuchet worden. Die Vorsteher dieser Execution sind die mehrgedachten Ottona, denen die Schreiber und Strassenboten zur Seite sind; ingleichen auch zween Monban, welche die Bilder und Crucifixe tragen müssen. Es sind aber gedachte Crucifixe ohngefähr einen Fuß lang, von Meßing verfertiget, und werden in einer Schachtel verwahret. Es wird dabey folgendergestalt gehalten. Wenn die Inquisitions-Verwalter sich in einem Hause niedergesetzet haben, so werden Männer, Weiber, Kinder, Gesinde, Miethsleute und zuweilen noch einige Nachbarn, deren Häuser zu dieser Ceremonie zu enge sind, in eine besondere Stube zusammen gerufen, woselbst der Secretarius der Inquisition die Namen der im Hause befindlichen nacheinander herlieset, vor sich fordert, und ihnen befiehlet, das Crucifix mit blossen Füssen zu treten. Die Kinder, so noch nicht gehen können, werden von ihren Müttern so gehalten, daß sie mit den Füssen auf dem Crucifix stehen. Wenn dieses geschehen, so setzet der Oberste der Familie sein Siegel unter das Verzeichniß, welches als ein Beglaubigungsschein an den Gouverneur gesendet wird, daraus er ersiehet, daß die Inquisition geschehen sey. Wenn nun auf die Weise alle Häuser und Strassen durchstrichen worden, so treten die Inquisitionsräthe das Crucifix selbst mit Füssen, und die Ottona bestätigen es mit ihrem Siegel und Unterschrift, daß alles gehöriger Weise geschehen sey. Uebrigens ist zu merken, daß diese Untersuchung nur zu Nangasacki geschicht, desgleichen im Gebiet von Omüra, und in der Provinz Bungo, woselbst sich ehedem die christliche Religion gar sehr ausgebreitet hatte.

├ [sh--> Hinweise auf die Christenverfolgung tauchen hier und da auf, z.B. ┤

|P_277, §_350:
"Im folgenden 1597 Jahr ging die Verfolgung gegen die Christen aufs neue an, und man creuzigte 26 Personen, unter welchen zween Jesuiten und einige Franciscaner waren. [...]"]

|P_287, §_364:
"Damit ich aber fortfahre, von dem vorhingedachten Gefängniß der Holländer (denn nichts anders ist ihre Niederlage zu Nagasacki,) eine Nachricht zu ertheilen, so heisset der Ort, wo sie sich jetzo aufhalten, Desima, das ist, die vor der Stadt liegende Insul. [...]"

|P_314, §_405:
"Ich komme nun zum zweyten Periodo unsers Commercii in Japon, der sich mit der Zeit anfängt, da wir Firando verlassen, und mit Nagasacki verwechseln musten. Kaum waren wir auf der Insul Desima, die im Hafen vor dieser Stadt lieget, angelanget, als man uns genau einschränkte, und uns aller bisher genossenen Freyheiten beraubte. Man umgab uns auf allen Seiten mit Wachen und Spionen, sowol auf der Insul als auch um dieselbe herum. [...]"

|P_349, §_451:
"[...] Von Nagasacki nach Jedo zählet man 323 Japonesische Meilen, die aber nicht von einerley Länge sind. Von Nagasacki bis Kokura sind es 53 und eine halbe Meile; von Kokura bis Osacca sinds 136 und höchstens 146 Meilen; und von Osacca bis Jedo werden 143 Meilen gerechnet. Alles in allem möchte etwa 200 deutsche Meilen betragen. [...]"

├ [sh--> Aufschluß über die Anzahl der Dörfer, durch die man reist, wenn man von N. nach J. will, konnte ich im Kämpfer nicht bekommen.] ┤

├ [sh--> es gibt mehrere Beschreibungen über die Ausstattung der japanischen Gebäude und Zimmer:] ┤

|P_353, §_457:
"[...]; ich wende mich zur Beschreibung anderer Gebäude, die man auf der Reise anzutreffen pfleget. Ueberhaupt kann man sagen, daß sie weder an Grösse noch an Pracht mit den Europäischen zu vergleichen sind; denn sie sind meistentheils niedrig und von Holz. [...] Sie haben keine Mauren oder Wände, dadurch die inneren Zimmer unterschieden würden; sondern bedienen sich statt derselben papierner oder dünner Spanischer Wände, die sie hinsetzen und wegnehmen können, wenn sie wollen; sie können die Zimmer enger und weiter machen, wie es ihre Bequemlichkeit erfordert. Es ist ein eigenes Reichsgesetz vorhanden, daß alle Tapeten im ganzen Reich einerley Höhe und Breite haben müssen, nemlich eine Klafter lang, und eine halbe Klafter breit. Alles, was man im untersten Stockwerk siehet, die Auftritte, die Thüren, die Fenster, sind volkommen schön gemahlt und gefernisset. Die Decken sind mit Gold- und Silberpappier aufs künstlichste ausgeleget und laqviret; und eben so auch ihre beweglichen Wände. [...]"

|P_360, §_467:

[Beschreibung der Zimmer in Gasthöfen]
"[...] Die papierne Fenster, dadurch das Licht in die Zimmer fält, haben zwey Flügel, die man des Tages aushebet, des Nachts aber einsetzet, damit niemand aus dem Hause oder von der Galerie vor dem Hause einsteigen könne."

|P_372, §_485:
"[...] Inzwischen ist es doch unwidersprechlich wahr, daß auf der ganzen Insul Nipon kaum ein Gasthof anzutreffen, der nicht ein Hurenhaus wäre; [...]. Daher wird auch das Japonische Reich von den Chinesern das Bordel von China genennet. Denn weil diese infame Lebensart in China gänzlich und bey harter Strafe untersaget ist, so haben die Chineser oft ihre Zuflucht nach Japon genommen, und daselbst ihr Geld mit Huren durchgebracht."

├ [sh--> einen konkreten Hinweis, ob die Hurerei jetzt sündig ist oder nicht gab es nicht, kann jedoch und vielleicht aus den zitierten Textstellen herausgelesen werden...] ┤

|P_391, §_511:

[Beschreibung der Häuser auf Reise von Osacca bis Miaco]:
"Die Häuser haben nach einem eigenen Grundgesetz des Reichs und Gewonheit des Landes mehr nicht als zwey Stockwerke; jedes ohngefähr dritthalb Klaftern hoch. Sie sind von Holz, Kalk und Thon erbauet. [...] Die Dächer sind platt; und die besten Häuser sind mit schwarzen Ziegeln bedecket, die in Kalk geleget sind. Gemeiniglich aber sind sie nur mit Stroh überleget. Inwendig sind alle Häuser prächtig aufgeputzet. Man findet aber in denselben weder Tische, noch Stühle, noch andere Europäische Meublen. Die Stufen, die Geländer, die Decken, sind aufs schönste mit Ferniß überzogen, die Wände aber mit schönen Tapeten behänget. Die Zimmer sind durch dünne Wände unterschieden, daß man sie wegnehmen, und die Wohnstuben grösser und kleiner machen kan, wenn es nöthig ist. [...]"
"Wissenschaften und Künste":

├ [sh--> Über die Art zu rechnen (Brett mit Knüpfchen) konnte ich leider nix im Kämpfer finden]. ┤

|P_465, §###:

├ folgt eine ganze Abhandlung über den japanischen Tee [--> was zitieren ???] ┤

|P_491, §_637:
"Ehe ich aber die besondere Methode zeige, deren sich die Japoneser bey der Cur dieser Krankheit vermittelst einer spitzigen Nadel bedienen; so wird nicht undienlich seyn zu bemerken, daß es zwei Hauptmittel in der Chirurgie giebt, davon man die Meinung heget, daß man den Krankheiten entweder abhelfen oder zuvor kommen könne, und deren sich daher die Leute in diesen morgenländischen Gegenden, sowol Gesunde als Kranke, sowol Reiche als Arme, sowol die gelehrten Aerzte als die Pfuscher bedienen. Die Coräer, Chineser und Japoneser, die insgesamt grosse Bewunderer des Alterthums sind, und über den alten Gewonheiten ihrer Vorfahren steif und vest halten, geben vor, daß ihnen diese Mittel seit undenklichen Zeiten, und lange vor Erfindung der Arzeneykunst bekant gewesen. Ihre Namen werden vielleicht die Leser stutzig machen und erschrecken. Sie verkündigen Feuerflammen und Schärfe des Schwerdtes. Doch muß man den Japonesern die Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß sie sich nicht so barbarischer und grausamer Proceduren bedienen als die Europäischen Wundärzte. [...] Der Gebrauch und Anwendung dieser jetztgedachten Mittel ist von so erheblicher Folge, daß die Wissenschaft von der Cur durchs Feuer mit der Moxa oder durch die Nadel, eine ganz eigene Kunst ausmachet, [...]."

|P_492, §_638:
"Ich wende mich nun zur Beschreibung dieser Nadeln. Es würde gewisser massen unmöglich seyn, eine grosse Nadel in den Leib zu treiben, ohne sich allerley gefährlichen Folgen blos zu stellen. Daher müssen nun diejenigen, deren man sich zu dieser Operation bedienet, zart und dünne, von dem feinesten Gold oder Silber seyn, das man nur haben kan, und von allem Kupfer befreyet ist, dagegen sich unter dem Hammer bearbeiten lässet. Es ist eine eigene Profeßion, diese Nadeln zu verfertigen und ihnen die Härte zu geben, die zu dieser Operation erfordert wird. [...] Es sind aber diese Nadeln in Ansehung der Figur von zweyerlei Gattung. Die von der ersten Gattung sind ohne Unterschied von Gold oder Silber; sie sind den gespitzten Griffeln nicht ungleich, deren sich die kleinen Knaben in unsern Schulen bedienen, wenn sie lesen lernen, oder auch den Griffeln, damit die Indianer schreiben. Nur sind sie viel dünner, ohngefähr vier Zoll länger, gehen sehr spitzig zu, und sind mit einem Grif versehen, um sie desto hurtiger zu bewegen. Statt des Futterals dienet ihnen ein Hämmergen, das so eingerichtet, daß man eine solche Nadel in jede Seite des Grifs oder Stiels legen kan. Dieser Hammer ist aus dem Horn eines wilden Ochsen verfertiget, sehr glatt und etwas länger als die Nadel; der Kopf ist oben rund, und lieget ein Stück Bley darauf, um dasselbe desto schwerer zu machen. Die andere Gattung von Nadeln ist blos aus Silber verfertiget und in Ansehung der Gestalt und Länge von den vorigen nicht unterschieden; sie sind aber dabey über die massen zart, nebst einem kurzen, dicken, und oberwärts etwas gedreheten Stiel. Es werden verschiedene solcher Nadeln in ein Futteral zusammen geleget, das auswendig mit Ferniß überzogen, inwendig aber mit Tuch ausgeleget ist, und die Nadeln liegen in dem zartesten Stof. [...]"

├ [sh--> bei holstein sind die Nadeln 4 Daumen breit lang] ┤

|P_493, §_639:
"Um aber zur Operation selbst zu kommen, so wird es dabey folgendergestalt gehalten. Der Chirurgus fasset die Nadel nahe bey der Spitze mit der linken Hand, so daß sie zwischen den Daumen und die zween ersten Finger zu liegen komt. So hält er sie über den Theil des Leibes, der durchstochen werden soll, und dabey genau nachgesehen wird, ob etwa eine Nerve daselbst liege. Darauf nimt er den Hammer in seine rechte Hand, und schläget ein oder zweymal darauf, so viel der Widerstand der Haut erfordert, und bis sie ins Fleisch eingedrungen ist. Wenn dieses geschehen, so leget er den Hammer beyseite, und nimt dagegen den Grif zwischen den Daumen und Zeigefinger, und drehet ihn so tief hinein, als es die Reguln der Kunst erfordern; welches gemeiniglich ein halber Zoll ist. Zuweilen aber wird die Nadel wol einen Zoll und drüber hinein getrieben, kurz so weit, bis die Nadel den Ort erreichet, wo der Schmerz und die Krankheit sitzet. Der Chirurgus pfegt die Nadel so lange stecken zu lassen, bis der Patient ein bis zweymal Othem geholet; darauf ziehet er sie heraus, und drücket den durchstochenen Theil mit den Fingern, als ob die Luft herausgepresset werden solte. [...]"

├ [sh--> in diesem Punkt ist Hesse ausführlicher, spricht von Blut, das heraus gedrückt werde.] ┤

|P_497, §_645:
"Wenn wir uns weiter jenseit den Ganges wenden, so werden wir ein anderes vortrefliches Causticum antreffen, das allen andern den Vorzug streitig machet, und das sonderlich unter den Chinesern und Japonesern üblich ist. [...] Dieses alte und berühmte Causticum ist nun unter dem Namen Moxa bekant, [...]"

|P_498, §_646:
"Moxa ist nichts anders als eine zarte Wolle, oder ein zartes Werg, aschgrau, das bald Feuer fängt, langsam fortbrennet, und eine gemäßigte Wärme mittheilet. Man kan es kaum merken, daß es brennet, bis es in Asche verwandelt worden. Man verfertiget es aus den truckenen Blättern des ordinairen großblättrichten Beyfuß, die man ausreisset, wenn die Pflanze noch jung ist, und die Blätter zart sind. [...] Die Zubereitung des Moxa ist keine Sache, die Kunst oder Schwierigkeit erfordere. Die Blätter werden erst in einem Mörser gestossen, daß sie wie ein Werg zusammen gestampfet werden. Darauf werden sie mit beyden Händen so lange gerieben, bis sich die groben Fibern und häutigen Theile verloren. Und wenn dieses geschehen, so bleibet nichts anders als eine zarte Wolle übrig, die dieses Gewächs anpreiset, und die die Natur diesem Beyfuß vor allen andern Gewächsen auf eine vorzügliche Art beygeleget."

|P_499, §_647:
"Das Verbrennen des Moxa hat gar nichts fürchterliches an sich, oder wodurch diejenigen, die sich dieser Operation bedienen wollen, abgeschrecket werden könten. Es brennet so sacht und gelinde, daß man das Feuer kaum merken kan; [...]. Ich habe öfters wahrgenommen, daß junge Knaben sich dieses Feuers an verschiedenen Theilen ihrers Leibes bedienet, ohne ein Zeichen von der Empfindung des Schmerzens von sich zu geben. [...]"

|P_501, §_650:
"[...] Die gemeinen Leute entfernen sich sehr selten von den Reguln und Gewonheiten ihrer Vorfahren, die ihnen von undenklichen Zeiten her überliefert, oder auch zum algemeinen Besten in öffentlichen Rissen und Zeichnungen vor Augen geleget werden. [...] Ihr Hauptzweck ist bey der Wahl der Oerter, wo das Moxa appliciret werden soll, dieser, daß sie solche aussuchen, wo die Dünste, die ihrer Meinung nach die Ursach der Krankheit seyn sollen, am leichtesten ausgetrieben oder von den beschädigten Theilen entfernet werden können. Ein jeder will es aus den Anmerkungen der Vorfahren und aus seiner eigenen Erfahrung am besten verstehen. Kein Theil des Leibes ist dieser Brenncur mehr unterworfen, als der Rücken zu beyden Seiten des Rückgrads, bis auf den Sitz der Nieren. ich habe auf den Rücken der Japoneser beyderley Geschlechts (und vermuthlich ist das auch der Gebrauch unter andern Asiatischen Völkern,) so viele Wunden und Merkmale von Beulen gefunden, daß man glauben solte, sie müsten aufs grausamste gepeitschet worden seyn. [...]"

|P_503, §_651:
"[...] Wenige Exempel können hinlänglich seyn, dieses zu erläutern. Wenn sie die Speisen nicht verdauen können, Magenweh leiden oder keinen Appetit zum Essen haben, so setzen sie dieses Causticum auf den Schultern an. Wenn sie mit Seitenstechen incommodirt sind, so verbrennen sie das Moxa auf dem Rückgrad; wenn sie Zahnschmerzen haben, so werden die Muskeln des Daumens auf der Seite gebrennet, wo sie die Schmerzen empfinden u. s. f. [...]"

|P_516, §_660:
"Japan, welches von seinen Einwohnern Nipon, das ist, die Stütze oder Seule der Sennen genennet wird, ist eben die Insul, welche der berühmte reisende Venetianer Marcus Paulus, der erste der davon Meldung gethan, Zipangri nennet. Es ist, eigentlich zu reden, nicht eine Insul, sondern ein Haufe von Insuln, welche durch verschiedene Meerengen, Meerbusen und Meerarme, zertheilet sind; und nach dem Ostlichen Theile beynahe eben so aussehen, als die Königreiche Großbrittannien und Irrland. Die Natur hat am meisten dazu beygetragen, dieses Reich unüberwindlich zu machen; indem sie selbiges fast unzugänglich gemacht, und mit einem sehr gefährlichen und stürmischen Meere umgeben hat. [...]"

|P_516, §_661:
"Das Land ist ausserordentlich volkreich; und solte man kaum glauben, daß es in seinem Umfange eine so grosse Menge Einwohner enthalten und ernähren könte. Die Landstrassen sind fast ganz mit Dörfern und Flecken besetzt: und man gehet kaum aus einem heraus, so komt man schon wieder in ein anderes; und man kan viele Meilen als in einer Strasse fortreisen, ohne zu merken, daß sie aus verschiedenen Dörfern bestehet, ausser an dem Unterschied der Benennungen, welche sie noch beybehalten, ob sie gleich sehr nahe aneinander verbunden. Das Land hält viele Städte in sich, wovon die zwey Hauptstädte denen alleransehnlichsten in der Welt, was die Grösse, Pracht und Anzahl der Einwohner anbetrift, den Rang können streitig machen. Eine der vornehmsten Städte heisset Rio oder Miaco, welches so viel als eine Stadt oder vielmehr Hauptstadt bedeutet, weil sie die Residenz des geistlichen Erbkaysers ist; sie ist sehr ordentlich gebauet, und ihre Gassen sind alle rechtwinklich. Jedo, welches eigentlich die Hauptstadt des ganzen Reiches und die Wohnung des weltlichen Monarchens ist, hat einen solchen weiten Umfang, daß ich mich unterwinde zu sagen, sie sey die gröste Stadt in der bekanten Welt. [...]"

|P_517, §_662:
"Die Japoneser besitzen etwas, da ich nicht weiß, ob ich es soll Kühnheit oder Großmuth nennen: ich verstehe hierunter die Verachtung des Lebens, welche verursachet, daß, wenn sie von einem überwunden oder unter das Joch gebracht worden, und wenn sie nicht im Stande sind, sich eines angethanen Schimpfes wegen zu rächen, so machen sie gar keine Schwierigkeit, sich den Bauch zu eröfnen und also zu tödten.

├ [sh--> an dieser Stelle ist Hesse ausführlicher, aber der Kämpfer- §_gibt leider keinen Aufschluß über die im Hesse genannten heldenhaften Taten und die Bereitschaft sich selbst zu opfern.] ┤

|P_518, §_663:

[Rache der Japaner] "Man solte kaum glauben, daß eine Nation, welche die Freundschaft und den Haß, Hochachtung und Verachtung, bis auf die spätesten Nachkommen beybehält, welche sich viele Geschlechter hindurch der angethanen Schmach und Schimpfes erinnern, bey welcher die Feindschaft selten als nur mit dem Tode oder gänzlichen Vernichtung der einen Parthey aufhöret; es ist kaum zu muthmassen, sage ich, daß eine solche Nation nicht muthig und zum Kriege geneigt seyn solte. Der Zank und Streit, den die Familien Fecki und Gendsi des Thrones wegen geführet, und welche Japon in lange und blutige bürgerliche Kriege verwickelten, sind ein neues und klägliches Beyspiel des rachgierigen und unversöhnlichen Gemüths der Japoneser. Nichts konte die siegende Parthey derer Gendsi besänftigen, als die gänzliche Ausrottung des berühmten Hauses Fecki. Die kleine Anzahl derer, die sich einem grausamen Tode entrissen, verbarg sich in die unersteiglichen Gebirge der Provinz Bungo, woselbst sie seit nicht langer Zeit entdeckt worden, da sie sich beständig in denen Löchern und höhlen aufgehalten hatten. Sie hatten ihre edle Geburt gänzlich vergessen, und schienen, da sie des menschlichen Umganges beraubt gewesen, mehr denen Waldgöttern als Menschen gleich zu seyn."

|P_520, §_667:
"Die Japoneser sind sehr fleißig und zu aller Arbeit abgehärtet; sie sind mit wenigem zufrieden; [...]."

|P_523, §_670:
"Um aber auch von denen Künsten und Handwerkern zu reden, welche entweder zur Neubegierde oder zum Nutzen dienen, so fehlet es ihnen weder an Materialien, noch an Fleiß und Eifer. Es wäre ganz und gar unnöthig fremde Handwerksleute kommen zu lassen; da sie selbst alle andere Völker an Geschicklichkeit und Vortreflichkeit in allen Arten von Künsten übertreffen; sonderlich was die Erz- Gold- Silber und Kupferarbeit betrift. Ihre Geschicklichkeit das Eisen zu bearbeiten und zu härten, kan man aus der Güte und Schönheit ihrer Waffen ersehen. [...] Ihr Papier, welches sie von der Rinde des Morus filuestris oder Papierbaums machen, ist ebenfals stärker, fester, weisser, als was von denen Chinesern von Schilf und Baumwolle verfertiget wird. Alle mit Japonischem Ferniß überstrichene Waaren sind von einer verwunderungswürdigen Schönheit. [...]"

├ [sh-->in diesem Kapitel geht Kämpfer nicht genau auf den Gebrauch des Ferniß und die Papierherstellung ein; das ist schon in vorherigen Kapiteln ausführlich geschehen. Z.B. über Maulbeer- und Vernisbaum. Im darauffolgenden §_läßt sich Kämpfer über die japanischen Wissenschaften aus, erzählt etwas über deren Glauben und auch über ihre medizinischen Mittel a) das Feuer und b) die Nadel. --> Moxa und Nadelstechen werden nicht konkret genannt.] ┤


Letztes Datum: 03.06.2015 / 07.11.2020