Knopf:UB Lehmann (1756) Knopf

Lehmann, Johann Gottlob (1756):
Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen, betreffend deren Entstehung, Lage, darinne befindliche Metallen, Mineralien und Foßilien, gröstentheils aus eigenen Wahrnehmungen, chymischen und physicalischen Versuchen, und aus denen Grundsätzen der Natur-Lehre hergeleitet, und mit nöthigen Kupfern versehen [unpag. Vorr., 240 S., Register] (Berlin: Klüter)

Exemplar: <16> [Internet-Ressource]


Gliederbau:

Notiz: Mit umfänglicher, unpag. Vorrede, gezeichnet, Berlin 12. May 1756; sein Thema ist der Gegensatz zwischen Gang- und Flötzgebirgen; der Sache nach bezieht er sich auf Preußen, Pommern, Brandenburg, die Mark, das östliche Vorland des Harzes und ein bißchen [Ost]preußen.
Meint, daß Steine wachsen; p. 91-94 nicht die Quelle für Messina p. 90, die vulkanischen Phänomene in Italien werden verglichen mit den Flötzen bei Zwickau und Weltin.
Gegliedert in 9 Abschnitte, der letzte p. 238f. 'Synthetische Wiederholung des gantzen Wercks'; diese Seiten zeigen, daß L. nicht auf der Höhe der Zeit, kein Versuch zur Erklärung des Vulkanismus; er ist eindeutig ein Wassermann: Gebirge per Ablagerungen, die sich dann durch Erdbeben und andere Großereignisse verschoben haben.


Unpag. Vorrede:
£{Pow-006,18} £{Kae-208,01}
Geografia subterranea ist also eigentlich eine Erkänntniß der Erdbodens, wie sich solcher von der Damm-Erde an, bis in eine gewisse mögliche Teuffe erhalte.


Vorerinnerung
S. 4:
/£{Kae-339,14}
Gleichwohl aber ist diese Untersuchung der Flötze von eben so großer Wichtigkeit, als die Untersuchung derer Gang-Gebürge.


S. 66:
£{Fri-410,14 / 412,02} / £{Kae-322,05} / £{Mes-163,01} / £{Doe-069,02}
Hier mache ich billig einen Unterscheid unter denen Lagern, in welchen diese Dinge gefunden werden. Ich habe demnach bemercket, daß Muscheln und Schnecken meistens auf Bergen, und zwar gemeiniglich in keiner sonderlichen Teufe unter der Dammerde in Kalckstein stehen. 2) Fische und Land-Thiere liegen schon viel tiefer, und meistens in Schiefern und versteinert. 3) Versteinerte Höltzer finden sich in mehrerer Teufe. 4) Am allertiefsten aber finden sich die Abdrücke von Blumen, welche ich letzthin in einer seigern Teufe von 1.440 Fuß entdeckt habe.

S. 70 [Dom 458]: Die Bäume sind gantz gewiß gleich von der ersten Fluth umgerissen und von dem hochgekommenen Erdreiche, Steinen und Schlamme verstürtzet worden. Man findet daher nicht selten gantze große Lagen, und so zu sagen Wälder von versteinerten Bäumen mit Wurtzeln, Stämmen und Aesten.


S. 96: Dieses nun zum voraus gesetzt, ist nichts natürlicher, als daß wir alle jetzo vorhandene Berge, in 3 Classen eintheilen müssen. Die erste Classe ist diejenige, worunter die Berge gehören, die mit Entstehung der Welt zugleich geworden sind. Zu der zweyten Classe rechne ich diejenigen, welche durch eine allgemeine Veränderung des Erdbodens entstanden. Die dritte Classe begreift diejenigen Berge, welche von Zeit zu Zeit, durch besondere Vorfälle und Begebenheiten so sich zugetragen, hervorgekommen sind.


S. 132: Vierter Abschnitt. Von den Flötz-Gebürgen.
/£{Kae-339,14} /
Nachdem wir also die Gang-Gebürge kürtzlich beobachtet haben, und ihre Natur untersuchet, so wenden wir uns nunmehro zu denen von ihnen gantz unterschiedenen Flötz-Gebürgen. Diese Flötz-Gebürge haben ihren Namen daher erhalten, weil sie aus lauter Flötzen bestehen. Flötze sind Schichten von Erden und Steinen, welche horizontal übereinander liegen.

S. 138: Doch was halte ich meine Leser lange auf, Steinkohlen geben mit ihrem darunter liegenden Gebürge allezeit das liegende, Schiefern die Mitten, und Saltzquellen das hangende ab. [...] Wir wollen also gleich das mächtige Mannsfeldische Flötz-Gebürge vornehmen.

S. 140: Wir wollen, wie ich oben gesagt, bey dem Mannsfeldischen den Anfang machen.

S. 141: Rücken wir weiter gegen Stollberg und Ihlefeld, so schiebet bey Neustadt und Ihlefeld das Stein-Kohlen-Flötz dichte an das Hartz-Gebürge an, darüber liegen besser Land einwärts gegen Nordhausen, Kupferschiefer bey Herrmannsacker, Rothleberode, Buchholtz, Rüdigsdorff, Bergen, Klebra und dergleichen, bis sich gegen Franckenhausen das Flötz-Gebürge wieder in dem flachen Lande verliehret, allwo wieder Saltz-Quellen angetroffen werden.


S. 168: 27) Vorgehende Steinkohlen haben unter sich die blaue Schiefern, eine würckliche Schiefer, welche aber mehr schwartz als blau siehet, und in welcher nicht selten Abdrücke von Floribus asteris praecocis pyrenaici flore coeruleo folio salicis gefunden werden.


S. 230: Es finden sich also viele Arten von Knochen derer Thiere in Flötzgebürgen versteinert, und solche Thiere öfters, die aus ganz andern Welttheilen dahin geführet seyn müssen. Dergleichen sind versteinerte Ueberbleibsel von Elephanten, Einhorn, u. d. gl. ja sogar von Menschen. Wie wol letztere seltner in Flötzen gefunden werden als erstere, und gemeiniglich mehr in grossen Höhlen und andern dergleichen unterirdischen Weitungen befindlich sind. Einige dieser thierischen Theile sind vollkommen versteinert, andre sind verwest und haben ihr Bildniß dem Gestein eingedruckt. Wir finden, wie schon erwehnet, alle diese Körper so versteinert, daß sie allezeit in das Gestein verwandelt sind, in welchem sie liegen.

S. 232f.
£{Fri-410,14 / Fri-412,02} / £{Doe-069,02}
Es ist indessen bekannt, daß besonders die Abdrücke von Kräutern hauptsächlich auf Schiefern sich befinden. Wettin hat davon schöne Arten in denen unter denen Steinkohlen liegenden Schiefern gegeben, und ist bedencklich, daß man Abdrücke von Kräutern und Bluhmen, gemeiniglich nur in denen Schichten von Schiefern um und bey denen Steinkohlen: Fische hingegen ordinair bey denen Kupfer-Schiefern / findet, mir deuchtet dieses beweiset meinen Satz noch mehr, da ich sage, daß die Steinkohlen-Schichten zu erst gefallen, wobey sich die von denen Bergen so wol als die von denen Ebnen ausgerißne und weggeschwemte Kräuter zugleich mit gesetzt haben, und nachdem die zwischen diese Thonschichten gerathen, ihre Gestalt abgedrückte haben, obgleich ihr Wesen selbst verfaulet ist. [...] Von Blumen habe ich vor einiger Zeit besonders schöne Abdrücke bey dem Steinkohlen-Flötze zu Ihlefeldt gefunden, von floribus praecocis pyrenaici folio salicis flore luteo, welche auch so accurat sind, daß man auf dem inwendigen disco, den Abdruck von denen staminibus und apicibus noch deutlich wahrnehmen kann.


[Register: Leibniz oo]


Datum: 24.03.2010 / .. / 18.02.2016 / ... / 24.10.2017 / 04.12.2017