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Leibniz 1749 | ![]() |
Exemplar: digital / ETH-Bibliothek Zürich //
Mögliche Bezüge sind:
/S. 62 (§ 10):
/Daher leicht zu vermuthen, daß die Natur dasienige, womit wir in kleinen Proben
spielen, in grosen Werken verrichte, der die Berge statt der Distillirhelme und die
unterirrdischen Vulcane statt der Oefen dienen.
/S. 70 (§ 18):
/Alles dieses wird deutlicher werden, durch eine Untersuchung, eines denkwürdigen
Werks der Natur, da man auf dem Schifer erzene Figuren der Fische antrift. Nämlich in
Eisleben, einer sächsischen Stadt im mannsfeldischen nahe bey Osterode wird ein
schwarzer blätterichter Stein gegraben, den man billig (wiewohl in andern als
gemeinen Verstande) Schistum nennet; andere geben ihm den halb lateinischen Namen
Ardesia. In demselben sieht man häufige Figuren der Fische, genau und
niedlich gezeichnet; als hätte der Künstler in den schwarzen Stein eine spaltige
erzene Materie gegraben. [...] Es ist bekannt, daß sich der Schifer spalten
läst, und gleichsam aus Blättern und Tafeln besteht. [...] Ich besitze ein
Stück von einem solchen Schifer, das auf beyden Seiten Bilder der Fische weißt,
die aber verschieden sind. Sie werden in einem hängenden Gang gefunden; denn wo das
oberste Erdreich Thon und das nächste darauf durchgrabener Felsen ist, da findet man
zu Eisleben verschiedene Lagen von Kupfer-Schifer, aber nur in einer derselben Fische.
/S. 71f.:
/£{Mes-162,22 ??} / /£{Doe-072',20}
Ich habe selbst einen eingegrabenen Aesch, einen Perschen, und einen Weisfisch
in Händen gehabt. Kurz vorher wurde ein grosser Hecht, mit gekrümmten Leib, und
offenen Maul ausgegraben, als wenn er so gefangen, und durch gorgonische Gewalt erstarrt
wäre. Man hat auch allerhand Meer-Fische angetroffen, als Rochen, Heringe,
Lampreten, und diese letzte bisweilen mit getheilten Heringen. Die meisten nehmen hier
ihre Zuflucht zu dem Spiel der Natur, einem leeren Worte. Sie bedienen sich dieser
Schifer, als eines Exempels der Ichtiomorphie, und ungezweifelter Probe, des spielenden
Genii der Natur, und hoffen dadurch ihre strittige Meinung zu bekräftigen, als ahmte
die grosse Baumeisterin der Natur, gleichsam im Scherz Zähne und Knochen der Thiere,
Schnecken und Schlangen nach. [...] Denn man erkennt so gleich die Art des Fisches auf den
ersten Anblick; das Thier weicht nie von der Symmetrie ab, und hat allemal seine
Größe. [...] Die Uebereinstimmung dieser gemalten Fische mit den wahren ist so
groß; die Flosfedern, die Schuppen sind so haarklein ausgedruckt, ja man sieht an
einem Orte so viel dieser Bilder; daß wir hier / eine klärere und
beständigere Ursache vermuthen, als einen spielenden Zufall, oder ich weis nicht was
für Zeugungs-Ideen, (Ideas seminales) leere Wörter der Weltweisen, die
den Hochmuth des aufgeblasenen menschlichen Verstandes bedecken sollen. Was wäre es
nun, wenn wir sagten; es sey ein großer See mit seinen Fischen, entweder durch
Erdbeben, oder Gewalt des Wassers, oder durch eine andere mächtige Ursache durch die
Erde bedecket worden; es habe diese Erde, als sie versteinert wurde, die in die weiche
Massa eingedruckte Fußstapfen, oder Copie (ectypos) behalten, die hernach,
da die Ueberbleibsel des Thieres lang verzehrt waren, mit Metall überzogen worden?
/S. 74ff. (§ 20: Die Fische in den Schifern sind keine Spiele der Natur.):
/£{Doe-072',20}
/Will aber iemand nicht gerne zugeben, daß die Natur Steine koche; so habe ich
nichts darwieder, wenn er annimmt; der Schlamm, der den Fisch umhüllet, sey entweder
selbst mit der Zeit nach Beschaffenheit der Materie, oder anders woher, durch einen
versteinerten[!] Geist oder durch andere Ursachen, zu einen Felsen worden, und die
metallische Materie sey in die Form der Fische, entweder da die Massa noch weich war, oder
vermittelst eines durchdringenden Dunstes gebracht worden, wiewohl auch dieses nicht
leicht zu verstehen ist. Gewisses kann ich nichts sagen, ausser / was hier genug ist:
daß diese metallene Fische von wahren Fischen abgedruckt sind. Diese Meinung wird
dadurch bestättigt, weil an einem Orte eine so große Menge Fische ist, und weil
man nichts als Fische da findet. [...] Man muß sogleich nicht nur die Fische,
sondern die Gattung der Fische, die wahre Größe, das Maas der Theile, Flossen
und alles eingestehen. Selbst die Beschaffenheit des Ortes giebt einen großen
Beweis. Ich habe gesagt, daß dieser Fischhaltige Gang, ein hängender Gang sey,
wie die Bergleute sprechen, das ist, der wie eine Schichte etliche Meilen horizontal
weglauft, daß man daraus sieht, die Fische aus einerley Teiche seyen von einer
darüberliegenden Last gedruckt. Wenigstens giebt es um Eisleben / noch itzt
beträchtliche Teiche. Ueber die Seefische in diesem Felsen hat man sich auch nicht
zu wundern, weil nicht weit davon der Seeburger See liegt, der Salzwasser hat.
/S. 80-81 (§ 24: Daß die verschiedenen mit Stein und Sand vermischten Arten der Meerschnecken nicht gewachsen sind, zeigt ihre Gestalt und selbst ihre Lage.)
/S. 82-84 (§ 26: In den ältesten Zeiten hatten die nahe Meere andere Thiere
und Muscheln, als man izt in ihnen findet.)
/S. 83: So weichen die Ammonshörner eine Art von Nautiliten, der Größe
und Figur nach, (denn man trift sie zu ganzen Schuhen im Diameter an) von allen bekannten
Seegeschöpfen ab. Allein wer hat die verborgenen Gänge und Abgründe des
Meeres ausgeforscht? Wie viel unbekannte Thiere gab uns die neue Welt?
/S. 84-85 (§ 27: Die Glossopeträ S. Pauls Stäbe, Schlangen von Malta,
Judenpech, Sternsteine, Trachiten, sind Zähne von Meerschnecken, Schaalen und Knochen
von Seethieren und keine Spiele der Natur.)
/£{Doe-073,11}
/Nach und nach entdecken die Naturkündiger mehr und mehr, welcher Thiere Bilder
diese Steine sind. Schon im vorigen Jahrhundert wußte man, daß die
Glossopeträ, Zähne von Seehunden (lamiarum) wären. Ich höre,
daß man ohnlängst soll angemerckt haben, der sogenannte Krötenstein,
(lapis bufonius) komme vom Hecht.
/S. 86-88 (§ 29: Der faule Fleis derjenigen, die durch lächerliche Einbildungen in gebildeten Steinen sehen, was sie wollen, wird verworfen.)
/S. 97 (§ 33): [...] Oben ist bemerkt worden, daß man an eben dem Orte bey Lüneburg, wo die Judensteine und andere Meersachen gegraben werden, auch gegrabenes Elfenbein findet. Ich vermuthe, es sey bisweilen nicht so wohl vom Elephanten Zahn, als vom Zahn des Walrosses, das ist, eines Meerpferds, oder einer Art von grossen Seekälbern oder Seehunden, die den Wallfischfängern in der Nordsee haufenweise begegnen.
/S. 98-99 (§ 34: Von Knochen, Kinnbacken, Hirnschaalen großen und kleinen
Zähnen, die man in der Baumannshöhle, auch bey uns und anderwärts findet.)
/[...] Es müssen also fremde Thiere durch Gewalt des Wassers zu uns geführet
worden seyn, ob ich gleich den Elephantenzähnen nicht traue, als die man, wie ich
erinnert habe, mehr zu den Zähnen der Walrosse zu rechnen hat. Dergleichen sind
vielleicht auch diejenigen gewesen, die man in Mexico solle ausgegraben haben, da man
heut zu Tage keine Elephanten in Americka findet. Diese mag auch von den schweren
Zähnen gelten, die man zu den Elephantenzähnen rechnet, und welche die Moscowiter
Mamotekoos gleichsam wilde Thierknochen nennen, wie Witsen berichtet. Doch
ich will nicht ganz und gar läugnen, daß man wahre Elephantenknochen antreffe.
/S. 99-101 (§ 35: Vom Einhorn und dem großen bey Quedlinburg ausgegrabenen
Thiere.)
/Die Hörner des Einhorns zierten sonst hier und da die Naturaliencabinetter; und
nun erstaunt auch das Auge des Pöbels darüber. Bartolinus / hat gezeigt,
daß sie von den Fischen des Eismeers herkommen, und es ist glaublich, daß das
gegrabene Einhorn auch in unsern Gegenden gleiches Ursprungs sey.
Datum: 01.12.2017 / 04.12.2017