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Maupertuis (1747) | ![]() |
Maupertuis, Pierre Louis Moreau de [anonym]
Die Naturlehre der Venus [115 S. + Register]
(Copenhagen: Mumme 1747)
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==> <1a> L 389 // <30> Senckenberg: R 385 / 4855/1
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Exzerpt: W-St /vor 2007 und: April/Mai 2009
Vorrede [5-6]
Eine Physicalische Abhandlung bey Gelegenheit eines weissen Negers. /
Erstes Kapitel. Die Erklärung dieses Werks. [7-13]
2. Kapitel. / Das Lehrgebäude der Alten in Ansehung der Zeugung. [13-14]
3. Kapitel. / Das Lehrgebäude der Eyer welche die Frucht in sich fassen. [15-22]
4. Kapitel. / Das Lehrgebäude von den Samenthierchen. [22-30]
5. Kapitel. / Das vermischte Lehrgebäude von den Eyern und von den Samenthierchen. [30-31]
6. Kapitel. / Anmerkungen welche vor und wider die Eyer sind. [31-34]
7. Kapitel. / Die Versuche des Harvay. [34-41]
8. Kapitel. / Die Meynung des Harvay von der Zeugung. [41-42]
9. Kapitel. / Versuch die Anmerkungen mit dem Lehrgebäude der Eyer zu vergleichen. [43-44]
10. Kapitel. / Versuch diese Anmerkungen mit dem Lehrgebäude der Samenthierchen zu vereinigen. [44-46]
11. Kapitel. / Die Veränderungen in den Thieren. [46-57]
12. Kapitel. / Betrachtung über die Lehrgebäude der Entwicklungen. [57-61]
13. Kapitel. / Beweisgründe daß die Frucht so wohl an dem Vater als an der Mutter gleichen Antheil nehme. [61-63]
14. Kapitel. / Das Lehrgebäude von den Misgeburten. [63-66]
15. Kapitel. / Zufälle, welche die Einbildungen der Mütter verursachet haben. [66-70]
16. Kapitel. / Schwierigkeiten in Ansehung der Lehrgebäude der Eyer und der Samenthierchen. [71-75]
17. Kapitel. / Muthmassungen von der Bildung der Frucht. [75-80]
18. Kapitel. / Muthmassungen von dem Nutzen der Samenthierchen. [80-82]
19. Kapitel. / Beschluß dieses Werks: Zweifel und Fragen. [82-84]
Anderer Theil, enthält eine Abhandlung von dem Ursprunge der Schwarzen. [in 7 Kapiteln -> p. 115]
-------[Für das erste Kapitel siehe auch den Auszug im 1. Band des HMag des Jahres 1747.----------
Erstes Kaptel. / Eintheilung der verschiedenen Arten der Menschen nach den verschiedenen Theilen der Erden. [87-95]
2. Kapitel. / Erklärung der Begebenheiten der unterschiedenen Farben in den Lehrgebäuden der Eyer und der Samenthierchen. [95-97]
3. Kapitel. / Hervorbringungen neuer Arten. [97-103]
4. Kapitel. / Von weissen Negern. [103-106]
5. Kapitel. / Versuch einer Erklärung der vorhergehenden Begebenheiten. [107-110]
6. Kapitel. / Daß es was seltners sey, daß schwarze Kinder von weissen Aeltern, als daß weisse Kinder von schwarzen Aeltern, gezeuget werden. Daß die ersten Menschen weiß gewesen sind. Die Schwierigkeit von dem Ursprunge der Schwarzen wird gehoben. [111-114]
7. Kapitel. / Warum die Schwarzen nur in dem trockenen Erdstriche, und die Zwerge und Riesen nach den Polen zu gefunden werden? [114-115]
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Nicht paginiertes Register der Materien, getrennt nach den beiden Teilen, 7 Bll.]
Quell-Text:
S. 29f.: Von der Raupe bis zum Sommervogel; von dem Samenthierchen bis zum Menschen, scheint einige Gleichförmigkeit vorhanden zu seyn. Aber der erste Zustand des Sommervogels war nicht so beschaffen, wie der von der Raupe: die Raupe war schon aus einem Ey heraus gekrochen, und vielleicht war dieses Ey auch schon nichts anders, als eine Art einer Chrysalide. Wenn man nun diese Gleichförmigkeit höher treiben wolte: so müste das kleine Samenthierchen schon aus einem Ey herfürgekommen seyn: aber / was für ein Ey! wie klein müste dasselbe seyn! Dem sey aber wie ihm wolle; so muß weder das grosse noch das kleine hier einige Verwirrung verursachen.
S. 37f.:
[Anatomische Untersuchungen an trächtigen Hirschkühen] Dieses Netz verwandelte sich bald
in eine Tasche, deren auswendige Theile mit einer stinkenden Materie umgeben waren: das
inwendige, welches glatt und eben war, enthielt einen Saft, der dem Eyerweisse gleichte,
in welchem ein anderer kugelförmiger Umschlag schwamm, der viel klarer, und durchsichtiger
war. In diesem / Safte entdeckte man ein neues Wunder. Es war keinesweges ein völlig
gebildetes Thier, wie man nach den vorhergehenden Lehrgebäuden gewärtig seyn sollte; es
war der Anfang eines Thieres; ein lebendiger Punkt,* ehe noch ein einziges von den andern
Theilen gebildet war. Man sieht ihn in der kristallenen Feuchtigkeit springen und
schlagen, und seine Nahrung bekömmt er durch eine Ader, die sich in dem Safte verlieret,
in welchem er schwimmet; er bewegte sich noch, als Harvay ihn den Sonnenstrahlen
blosstellte, und dem König zeigte.
--------- Note *: Punctum saliens.
S. 40f.:
£{Kae-334,16}
An statt nun das Thier dur[ch] die inwendige Aufnehmung (l'intus
susception) einer neuen Materie wachsen zu sehen, wie solches geschehen müste,
wenn es in dem Ey des Weibchens gebildet, oder der kleine Wurm wäre, der in dem
männlichen Samen schwimmet; so bildet sich das Thier durch die Beyfügung neuer
Theile. Harvay entdecket anfänglich die Bildung des Sacks, der die Frucht
einschliessen soll: und dieser Sack, an statt die Haut eines Eyes zu seyn, die sich
ausdehnet, entstehet vor seinen Augen, gleich einem Stücke Tuchs, wovon er die
Zunehmung siehet. Es ist dieses im Anfange nichts anders als dünne Fäden, die
von dem einen Ende der Gebährmutter bis zum andern gezogen sind; diese Fäden
vermehren sich, schliessen / sich zusammen,und machen endlich eine würkliche Haut
aus. Die Bildung dieses Sacks ist ein Wunder welches uns zu den übrigen gewöhnen
muß. Des Inwendigen dieses Sacks thut Harvay gar keine Erwehnung.
S. 45f.: Unser Samenthierchen, nachdem es seinen ersten Ueberzug verfertigt hat, welcher der Schale eines Seidenwurms gleichet, würde sich darinn einschliessen, und ausziehen, und alsdenn die Gestalt einer Chrysalide haben, das ist, er würde sich unter einem zweeten Ueberzuge befinden, welcher einer von seinen Häuten seyn würde. Dieser in dem zweeten Ueberzuge eingeschlossene kristallene Saft, in welchem der beseelte Punkt erscheinet, würde der Leib des Thieres selber seyn; allein so durchsichtig als der Kristall, und so weich, daß es beynahe fließet, daher er denn / auch die Bildung desselben nicht würde erkannt haben.
S. 54: Des Vorzugs ungeachtet welchen die Schnecke
hat, daß sie beyde Geschlechter zugleich besitzet; hat die Natur doch nicht gewollt,
daß die eine die andere entbehren könne; es werden nothwendig zwo erfordert,
das Geschlechte fortzupflanzen. Aber hier erscheint ein viel vollkommener Zwitter. Es ist
ein kleines, in unseren Gärten sehr gemeines Ungeziefer, welches die
Naturkündiger eine Baumlaus (Puceron) nennen. Sie bringt ohne die geringste
Vermischung ihres gleichen hervor, und gebähret eine andere lebendige Baumlaus. Es
verdienete diese wunderswürdige Begebenheit keinen Glauben, wenn die
glaubwürdigsten Naturkündiger sie nicht bezeugten, und wenn sie nicht
bestätigt wäre durch Herrn Reaumur, dem nichts entwischet, was in der Natur ist,
der aber auch nichts siehet, als was würklich darin vorhanden ist.
[Folgt belegendes Zitat aus Reaumur, Hist. des Insectes, p. 523]
S. 55f.:
£{Hes-137,02}
Ein Wasserwurm, Polype genannt, bedienet sich noch weit erstaunlicher Mittel
sich zu vermehren. Gleichwie ein Baum Zweige treibet; so treibet ein Polype junge Polypen.
Diese sind sobald nicht zu einer gewissen Grösse gelanget; so sondern sie sich von
dem Stamme ab, welcher / sie hervorgebracht hat: aber oftmals haben sie selben [lies:
dieselben] schon neue wieder getrieben, ehe die Absondrung noch geschehen ist: und alle
diese Abkömmlinge von unterschitener [lies: unterschiedener] Ordnung halten sich
insgesammt an ihrem Großvater. Der berühmte Urheber dieser Erfindungen hat
untersuchen wollen, ob die natürliche Zeugungen der Polypen es dabey bewenden liesse;
und ob sie sich nicht vorher beygewohnet hätten. Er hat, um sich davon zu
vergewißern, die allersinnreichsten und bequemsten Mittel angewandt: er hat sich
wider alle Liebesränke vorgesehen, welche die dümmsten Thiere oftmals so gut ja
besser als die allerlistigsten in die Uebung zubringen wissen. Der Erfolg von allen diesen
Anmerkungen ist gewesen, daß die Zeugung dieser Thiere ohne die geringste
Vermischung geschehe. Aber wird man sich darüber noch verwundern, wenn man erst
erfähret, auf welche Art sich die Polypen sonst noch vermehren? Soll ich von diesem
Wunder reden; und wird man es glauben? Ja, es ist bestättiget durch Erfahrungen und
Zeugnisse, die allen Zweifel heben. Das Thier, um sich zu vermehren, bedarf nur in
Stücken geschnitten zu werden: das Stück mit dem Kopfe, bringt einen Schwanz,
und das mit dem Schwanze, einen Kopf herfür; und die Stücke ohne Kopf und ohne
Schwanz, so wohl das eine als das andre. O viel wunderbarere Hydra, als diejenige in der
Fabel! Man kann es in der Länge und auf alle Art und Weise zerschneiden, / und
zerstümmeln; es ist alles sogleich wieder hergestellet; und ein jedes Theil ist ein
neues Thier.*
----------- Note *: Philosoph. Transact. 567. Das Werk wird
nächstens zum Vorschein kommen, in welchem Herr Trembley alle seine
Entdeckungen von diesen Thieren bekannt macht.
S. 75ff.: Wie dunkel es nun auch in Ansehung der Art und Weise aussiehet, wie die
Frucht sich durch Vermischung der beyden Säfte bildet: so äussern sich doch
Begebenheiten, welche vielleicht besser mit selbiger zu vergleichen sind, als mit / dem,
was in dem Gehirne vorgehet. Sobald man Silber und den Geist von Salpeter mit Quecksilber
und Wasser vermischet; so fügen sich die Theile dieser Materien von selbst zusammen,
um etwas zu bilden, welches einem Baume so ähnlich ist, daß man ihm den Namen
eines Baumes nicht hat versagen mögen.* Seit der Entdeckung von diesem vortreflichen
Scheingewächse (vegetation) hat man dergleichen verschiedene mehr erfunden: [...]. ==>
-----------
*Note: Baum der Diane.
==> Es ist nicht zu zweifeln, man werde dergleichen / Hervorbringungen noch mehr
entdecken, wenn man sie suchete, oder vielleicht wenn man sie am wenigsten suchen wird.
Und ob diese gleich weniger organisch zu seyn scheinen, als die Körper der meisten
Thiere, könnten sie darum nicht von einer gleichen mechanischen Einrichtung und von
einigen dergleichen Gesetzen abhängen? Sollten die gemeinen Gesetze der Bewegung
darzu genug seyn, oder sollten neue Kräfte erfodert seyn?
[...] eine nicht mechanisch anziehende Kraft (Attraktion) bewirkt die Vereinigung der
verschiedenen Körperchen, die von beyden Geschlechtern zur Fortpflanzung erzeugt werden.
S. 78: Ich kann nicht umhin, allhier zu bemerken, daß diese Kräfte und diese Gleichheiten nichts anders seyn, als was andere kühnere Weltweisen das Anziehen (attraction) nennen. Diese alte Redensart, die in unseren Tagen wieder aufgekommen ist, machte die Naturkündiger anfänglich schüchtern, welche ohne derselben alle Begebenheiten der Natur glaubten erklären zu können. Die Sternseher waren diejenigen, welche die Nothwendigkeit eines neuen Grundes, in Ansehung der Bewegung der himmlischen Körper, zuerst einsahen, und welche denselben in den Bewegungen selbst glaubten entdecket zu haben. Die Chymie hat hiernächst die Nothwendigkeit erkannt; und die berühmtesten unter den heutigen Chymisten lassen eine anziehende Kraft zu, und dehnen sie viel weiter, als die Sternenseher aus. Warum sollte diese Kraft, wenn sie in der Natur vorhanden ist, nicht bey der Bildung der Körper der Thiere statt finden?
S. 80: Es scheint, daß die Meynung, welche wir von der Bildung der Frucht vortragen, wohl besser als eine andere, die Begebenheiten (phenomenes) der Zeugung erkläre: als die Aehnlichkeit des Kindes beydes mit dem Vater und mit der Mutter; die vermischten Thiere, welche von zwey unterschiedenen Arten gezeuget werden; die Misgeburten. Kurz, diese Meynung scheint die einzige zu seyn, welche mit den Anmerkungen des Harvay bestehen könne.
S. 90f.:
£{HeO-59} / £{Hes-089,14} /
£{Kae-378,13} / £{Mes-070,12}
Wenn man diese Inseln durchlieffe, würde man in einigen vielleicht
Einwohner finden, die uns mehr Kopfzerbrechen, als die Schwarzen, verursachen
dürften; und in Ansehung welcher, wir Bedenklichkeit genug finden würden,
selbigen den Namen von Menschen zu versagen, oder zu geben. Die Einwohner der Wälder
von Borneo, deren einige Reisende Erwehnung thun, und die sonst den Menschen so
ähnlich sind, bekümmern sie sich wohl im geringsten darum, daß sie
Affenschwänze haben? Und sollte es wohl von der Anzahl der Rückgradsgelenke
abhangen, daß weder die Weissen, noch die Schwarzen, dergleichen Schwänze
haben?
£{HeO-56} / £{Hes-086}
In der Erdenge, welche die Nordsee [= Atlantik, WSt] von dem stillen Meere
absondert, sollen viel weissere Menschen gefunden werden, als alle diejenigen, die wir
kennen. [**Voyage de Wafer, Description de l'Istme de l'Amerique.] Ihre Haare
sollen der weissesten Wolle gleichen, und ihre Augen, die das Tageslicht nicht vertragen
können, öfnen sich nur bey dunkler Nacht. Sie sind unter den Menschen dasjenige,
was die Fledermäuse und Eulen unter den Vögeln sind. Wenn das / grosse Auge der
Welt sich geschlossen hat, und die Natur in Trauerkleidern einhergehet und ein tiefes
Stillschweigen beobachtet: wenn alle andere Erdbewohner, von ihren Arbeiten abgemattet,
oder von ihren Ergötzlichkeiten ermüdet, sich zur Ruhe begeben: so wachet
Darienser auf, und lobet seine Götter. Er freut sich über die Abwesenheit eines
unerträglichen Lichts, und füllet das Leere der Natur aus.
S. 99f.:
£{HeO-55,18-21} / £{HeM-220-220'}
[...]; die Kunst und die wiederholten Zeugungen haben davon besondere Arten
gemacht. Der berühmte Lyonnes schaffet deren alle Jahr eine oder andere neue Gattung,
und zerstöret diejenige, welche nicht mehr in der Mode ist. Er verbessert die
Gestalten, und verändert die Farben: er hat die Arten von Harlekins, Mopsen usw.
erfunden. Warum erstrecket sich diese Kunst nur allein auf die Thiere? Warum lassen diese
sich groß dünkende Sultans, die in ihrem Serail alle bekannte Arten von
Weibespersonen haben, sich nicht neue Gattungen verfertigen? Wenn, nach Art dieser
Sultans, diejenigen Ergötzlichkeiten, von welchen die Gestalt und die Züge
entspringen, einzig und allein meine Beschäftigung / wären: so würde ich
gar zu bald zu diesen Veränderungen meine Zuflucht nehmen. Allein, wie schön die
Weibsbilder auch seyn möchten, welche man für sie hervorbrächte: so wird
das Vergnügen der Liebe, in Ansehung ihrer, doch nur sehr geringe seyn, so lange sie
das Vergnügen nicht zu schätzen wissen, welches aus dem Geiste und aus dem
Herzen entspringet.
S. 103f.:
£{Hol-118,14-17} [Nicht die Quelle, W-St]
Es [ein weißer Neger] ist ein Kind von 4 oder 5 Jahren, welches alle
Zuge der Negers hat. Die sehr weisse und bleiche Haut desselben dienet nur zur
Vermehrung seiner Heßlichkeit. Sein Kopf ist mit weisser Wolle bedeckt, die ins
röthliche fällt. Seine hellblaue Augen scheinen vom Glanze des Tages
beschädiget zu seyn. [...] Die Akademie der Wissenschaften thut einer [sol]chen
Misgeburt Erwehnung, * welche in Surinam / von Afrikanern gezeuget ist. Die
Mutter war schwarz, und versicherte, daß der Vater auch schwarz gewesen.
[* Hist. d l'Acad. Royale des scienc. 1734].
S. 106:
£{Hol-120,11-13} / £{HeO-55,22-23}
Ich habe Gegenden gesehen, wo alle Hüner weiß waren. Die Weisse der
Haut, welche gemeiniglich mit der Weisse der Federn verknüpfet ist, hat gemacht,
daß man diese Hüner den andern vorziehet; und von Zeugung zu Zeugung hat man es
endlich so weit gebracht, daß keine andere als weisse zur Welt kommen.
Datum: 12.06.2006 / ... / 03.06.2015 / 31.10.2018