Knopf:UB John Ray (1756) Knopf

Johann Raji der Königlichen Societät Mitgliedes Physico-Theologische Betrachtungen von der Welt Anfang, Veränderung und Untergang, Worinnen fast alles, was von Bergen, Brunnquellen, Foßilien oder versteinerten Dingen, von besondern Wasserfluten und Ueberschwemmungen, Feuerspeienden Bergen, ingleichen von Eigenschaft und Ursachen der Erdbeben gründliches gesaget werden kan, mit nützlichen Anmerkungen enthalten ist. Mit Kupfern. Aus dem Englischen übersetzt von Theodor Arnold. Neue um vieles verbesserte Auflage [Vorrede, 444 S., Register]
(Leipzig 1756)

Exemplar: <1a> 50 Ma 9006 // digitalisiert: UB Halle


Gliederung:
[nicht paginiert]: Vorbericht des Uebersetzers
[nicht paginiert]: Vorrede des Verfassers
[nicht paginiert]: Inhalt
001-059: I. Betrachtung: ursprüngliches Chaos und Erschaffung der Welt
060-293: II. Betrachtung: Von der allgemeinen Sündflut zur Zeit Noä: Ihre Ursachen und Würkungen
293-444: III. Betrachtung: Von der zukünftigen Auflösung der Welt, und einer allgemeinen Verbrennung
[nicht paginiert]: Register der merkwürdigsten Sachen
Ak, I: 444,27: Ausbreitung der Erdbeben // Ray 1756, S. 272f. (?)
Ak, II, 104,36: Port Royal
Q-Txt:

S. 19:
£{Hol-029,08}
Man wird hier sagen, wenn die Berge solchergestalt durch unterirdische Feuer empor gehoben, oder sonst aufgeworfen worden, so muß die Erde unten nothwendig gänzlich hol, und voller grosen Hölen und Klüfte seyn? Ich antworte, daß es sich in der That auch nicht anders verhalte, [...].

S. 30:
£{Hes-151,19}
Was die Maldivische Nuß betrift, halte ich es so lange, bis ich genauern Unterricht davon habe, mit des Garcias seiner Meynung, daß die Bäume, welche Nüsse vor alten Zeiten getragen, samt dem Lande, auf welchem sie gewachsen durch die Fluten des Meeres überschwemmet, und in der Erde verhärtet, bis sie nachmals durch das Arbeiten des Meers wieder ausgeworfen.


S. 67: Deucalions Flut, Wasserflut in Attica zu der Zeit des Ogygis, ohngefähr 230 Jahr vor Deucalions seiner zugetragen,


S. 121: Das IV. Capitel. Von formirten Steinen, Schalen von Seefischen und andern Cörpern, die in groser Entfernung von den Ufern des Meers gefunden, und vor solche Dinge gehalten werden, die durch die Sündflut herein gebracht worden.

Eine andere vermuthliche Würkung der Sündflut ist diese gewesen; daß sie eine unzähliche Menge Meermuscheln, Schellfische und deren Schalen aus dem Meer herauf gebracht, und solche über die ganze Erde herum gestreuet hat; masen man von diesen Schalengleichen Cörpern nicht nur auf niedrigen Gründen und Hügeln, sondern auch auf den höchsten Bergen, ja auf den Appenninnischen und Alpengebürgen selbst viele findet.

S. 123f.:
£{Kae-213,17}
Jedoch kan ich nicht bergen, daß es ein Phänomenon in der Natur giebet, welches ich mit der Klugheit, so in allen ihren Werken wahrzunehmen, nicht zusammen reimen kan, und welches stark zu beweisen scheinet, daß die Natur bisweilen spiele, und gewisse Figuren zu keinem andern Ende, als zur Zierde einiger Steine oder zu Unterhaltung und Befriedigung unserer Neugierigkeit oder zu Uebung unserers Verstandes entwerfe und abschildere. Dieses Phänomenon besteht in dem zierlichen Eindruck der Blätter von Pflanzen, die man auf den Steinkohlen oder Schiefer wahrnimmet. [...] Die Kohlen, so er gefunden, waren mit den Blättern zweyer oder dreyer Arten des Farren- oder Hirschzungenkrauts bezeichnet. Er erzählete mir auch, daß Herr Woodward in London ihm sehr gute Risse des gemeinen weiblichen Farrenkrauts, gezeiget, welches ganz natürlich in der Kohle formiret gewesen, so er selbst auf den Mendipper Bergen gefunden. [../.] D. Woodward will dieses vor den Eindruck der Blätter von Pflanzen ausgeben, welche sich zu der Zeit der allgemeinen Sündflut dahinein [sc. in Steingruben] geleget hätten.

S. 130f.:
£{Hol-226,21} / £{Hes-183,23} / £{Doe-073,11}
Man füge noch drittens hinzu, daß, nebst den Muschelschalen, noch andere Cörper in der Erden / gefunden werden, welche den Zähnen und Gräten einiger Fische gleichen, und so offenbarlich die Dinge selbst gewesen sind, vor deren Aehnlichkeit man diese Ueberbleibsel zu halten pfleget, daß es eine Halsstarrigkeit seyn würde, wenn einer, der sie recht betrachtet und in Augenschein genommen hat, solches leugnen wolte. Dergleichen sind die Zungensteine (Glossopetrae), welche in Malta in solchem Ueberfluß ausgegraben werden, daß man sie nicht nur einzeln, sondern Scheffelweise kaufen kan. Ingleichen die (Vertebrae) Wirbelknochen von (Raia, Englisch Thorn-Back, Stachelrücken) Rochen, und andern knorplichten Fischen, die daselbst gefunden, und vor Steine unter den Zungensteinen verkauft werden, welche keine grössere Ungleichheit mit den Zähnen eines lebendigen Hayfisches und Wirbelknochens eines Rochens haben, als das lange liegen in der Erden nothwendig bey denselben verursachen müssen.

S. 147:
£{Hol-092,04}
M. Loubere, ehemaliger Französischer Abgesandter nach Siam versichert, daß die Meerkatzen und Affen an dem Vorgebürge der guten Hoffnung fast unaufhörlich Muschelschalen und andere Cörper, so im Meer gefunden werden, von der Seeseite hinauf auf die Berge schleppen. Allein dieses kan die Sache gleichwol noch nicht beylegen, noch hinlängliche Ursache anzeigen, warum diese vollkommenen Schalen auf der ganzen Erde herum, in allen Climatibus und Regionen, in dem tiefsten Eingeweide der grösten Berge, wo sie so ordentlich in Schichten da liegen, als sie am Grunde des Meeres zu thun pflegen, gefunden werden. Dieses ist mir, ich muß es gestehen, zur Zeit noch ein Geheimnis, so ich nicht ergründen kan.

S. 164:
D. Woodward und andere mehr, stehen in den Gedanken, daß diese Schalen und andere Cörper, nach ihrer (Secundum gravitatem specificam) sonderlichen Schwere in der Erden geschlichtet[!] und eingetheilet wären.

S. 197:
£{Her-8°, p. 47} / £{Kae-434,17} / £{Doe-074',23}
Und dieses erhellet [Fischlaich oder Tiersamen kann sich in die Steinmasse einschleichen] klärlich aus lebendigen Kröten, die bisweilen zu Lande mitten in Steinen gefunden worden; [...].


S. 207:
£{Hol-089,16} / £{Her-8°, p. 45} / £{Kae-340,19}
Und unserer Heimat näher zu kommen, so versichert Verstegan, nicht sonder guten Grund, daß unser Grosbritannien vor Zeiten ein festes Land mit Gallien, oder Frankreich, und also kein Eyland, sondern nur eine Halbinsel gewesen, bis sie, auf was für Art aber, ist, nach seinem Urtheil ungewiß, von dem festen Lande abgetrennet worden.
S. 208: Und 6) weil es vor diesem viel Wölfe und Füchse, ja auch Bären auf dieser Insel gegeben. Denn es ist nicht zu vermuthen, daß sie es wagen und vor sich selbst über einen Canal, 24 Meilen breit, schwimmen solten; [...].

S. 227: Die älteste unter allen scheinet, nächst der allgemeinen Sündfluth Noah, des Ogygis, Königs in Boeotia, oder vielmehr Attica, gewesen zu seyn.
S. 228: Hier könte ich nicht unfüglich Gelegenheit nehmen, ein wenig von unterirdischen Wäldern und Bäumen zu handeln, so aus der Erden gegraben werden. Masen einige, wiewol irrig, dafür gehalten, daß sie von der allgemeinen Sündflut verschlämmet worden, und seit der Zeit beständig in der Erden vergraben gelegen haben. [... / Unterirdische Wälder in Flandern, entstanden durch Überschwemmungen.]
S.231: [Ebensolche auf der Insel Man.] Diese Bäume sind, wie es scheinet, durch die Gewalt heftiger Sturmwinde ungeschmissen, und das morastige Erdreich ist auf vorhergezeigte Art darüber aufgeführet worden. Daher liegen die Gipfel derselben nach Nordosten zu, weil die heftigsten Winde von dem Atlantischen Meer her blasen, welches nach dem Südwesten dieser Insel lieget.
S. 232:
£{Hol-095,11}
Weil viele von diesen Bäumen einige ganz hindurch, einige nur auf einer Seite verbrannt sind. Einige hat man abgeköpft und viereckigt, einige durchbohret, andere halb zerspalten gefunden, das die grosen hölzernen Keile oder Steine, und die abgebrochenen Aexte noch darinnen gestecket [...]. [...], also entdecket man viele Wurzeln von grosen Tannen darunter, in welchen die Hiebe der Axt noch so frisch zu sehen sind, als wenn sie nur erst vor etlichen Wochen wären abgehauen worden: [...].

[S. 244-280: Erdbeben]

S. 249f:
£{Kae-303,17}
Im Jahr 1692, am 7 Junii, entstunde ein erschreckliches Erdbeben auf der Insel Jamaica, welches durch das ganze Land grausamen Schaden und Verwüstung anrichtete, insonderheit wurde die Hauptstadt Port-Royal beynahe ganz verschlungen, und durch Einsinkung der Erden und Ausbrechung des Meer überschwemmet. Ich will dem Leser eine völlige Nachricht davon, nebst einigen Anmerkungen mittheilen, wie solche in zwey Briefen enthalten ist, die von dem Prediger des Orts vom Port Granada, aus dem Hafen Port-Royal, an einen seiner Freunde nach Engeland gesendet, und auf seinen Befehl herausgegeben worden, / davon der eine den 22 Junii, und der andere den 28 eben dieses Monats, 1692 datiret ist. [Darlegung bis S. 256.]


Datum: 27.05.2011 / .. / 03.06.2015 / 04.12.2017