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Reaumur (1750) | ![]() |
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/In II/3
S. 116: Vielleicht gewöhnten wir auch vorbedachte sehr kleine
Vögelchen, die Goldfleckgen auf den Federn zeigen, und die mit den
lebhaftesten Farben spielen, ich will sagen die Colibris, die nicht
so groß seyn als mancher Käfer oder Schmetterling.
S. 123f: Ueber den bisher so ausführlich beschriebenen
hauswirthschaftlichen Nutzen des Ausbrütens und Feder-ViehZucht durch
Kunst werden auch dadurch die Naturforscher sehr vergewissert, daß im
Saamen bereits alle Kraft liege, und nur entwickelt werden dürfte.
Harvey, Malpighi, und am letzten Antoine Maitre Jean beschreiben und
mahlen die Gestalt des Eyes und alle seine tägliche Veränderungen ab,
so lange es in der Brut lieget. Sie finden solche allbereits nach den
ersten 12 und 24 Stunden. Im / Ofen aber, allwo die Eyer nochwohl vor
dem 21. Tage auskommen, und also die Brut in der besten Ordnung
gehet, können die eben so viele Tage nach einander gelegte Eyer auf
einmahl eröfnet, und wie ein Hüngen nach und nach zugenommen hat, zu
gleicher Zeit ersehen werden; und weil alsdann auf frischer That
eines gegen das andere gehalten werden kann, so wird kein nöthiger
Umstand vergessen.
/Der Naturforscher lernet ferner hieraus, daß die jungen Thiere
nichts von den Alten zu lernen bedürfen, sondern ihre Neigungen schon
mitbringen. Ein Küchlein in der Remise kennt den Raub-Vogel so gut,
als wäre es von der Glucke abgesehen worden. Die im Ofen aufgezogene
Vögel bauen hernach ihre Nester mit eben der Kunst, als ihre Alten
gethan haben, und wissen sich in den Genuß der Körner, davon sie die
Hülsen nicht vertragen können, auf gleiche Weise zu finden als die
Alten.
/In II/4
S. 129: Es stünde dahin, ob man ihnen im Früh-Jahre oder Anfang des
Sommers die Federn ausrupfen könnte, damit der neue Feder-Keim
zeitiger wachsen müste.
S. 132: Weil in einem von gedachten Eyern ein Hüngen stack, im andern
aber dasselbe schon wieder zerflossen war, so verfiel ich darauf, daß
der Brüt-Keim im belebten Ey an der Verwesung schuld seyn muste.
Fieng demnach einen Versuch mit Eyern an, die ohne Hahn geleget
waren, wiewol auch nicht alle Eyer fruchtbar werden, wobey der Hahn
gewesen ist. [=> keine befruchteten Eier; keine Hünchen]
S. 140: Solche [Eyer] könnten allhier in den Brütofen gebracht,
vorher aber vom Firniß oder Fett wieder gereiniget, und die
Ausdünstung dadurch hergestellet werden, ohne welche, wie ich
mehrmals erfahren habe, der Keim sich nicht entwickeln kann, sondern
früher oder später abstirbt.
S. 146-152 [Über Befruchtungsversuche verschiedener Vogelarten
untereinander und 147-149 über ein Kaninichen, daß eine Henne
begattet.] Das Kaninichen hatte es mit der Henne gemacht als mit
seinem Weibgen, und die Henne so stille gehalten, als dem Hahn. Weil
ich dem Gesinde, das es gesehen haben wollte, nicht trauete, gantz
Paris aber den Grund wissen wollte, so forderte ich beyde ab.
[Beobachtung und Beschreibung des Verhaltens beider Tiere durch
Reaumur]
S. 149f.: Man könnte viele Eyer bekommen, die lange liegen, wenn es
angehen wolte den Hünern statt des Hahns ein Kaninichen zu geben.
/Unter mancherley Nutzen, den die Beobachtung der Natur an der Zucht
des Feder-Viehes bringet, wird der Aufschluß, woher das junge Thier
komme, nicht der schlechteste seyn. Man streitet, ob das Küchlein im
Ey, oder vielmehr im männlichen Saamen stecke, oder ob es von
beyderley entstehe. Das letzte glaubten die Alten; auch sind einige
Neuere noch dieser Meynung. Andere aber können sich nicht einbilden,
daß aus Versammlung zweyerley Feuchtigkeiten etwas organisches werden
möge. DemCartes ward es saurer, einen thierischen Leib, als eine
gantze Welt zu bilden, und seine Abhandlung vom Menschen ist daher
erst nach seinem Tode an das Licht gekommen. Denn die Himmels-Körper
haben nur einerley gemessene Bewegung, / die Thiere aber nicht. Die
Wärme und Kälte können für sich allein nichts erzeugen. Die
Saamen-Säfte aber müssen dochwohl mehr zu bedeuten haben, als die
übrigen Säfte, die uns gleichwohl täglich nähren, und die verlohrnen
Kräfte wieder erstatten. Es wird der Mühe werth seyn, wenn wir die
Thiere ansehen, wie sie gerathen, unserer Einbildungs-Kraft
einigermassen den Willen zu lassen, woher sie entstehen. Gesetzt
beyderley Saamen enthielten alle Materien zum Körper, der noch werden
soll: Warum solten alsdenn nicht in beyderley Saamen gleichartige
Theile zu dem, das das Hertze, der Magen, die Eingeweide, das Gehirn,
die Augen, Ohren, ja jeder Knoche, Muscul, Valvul, Faser, werden
soll, vorhanden seyn können. Warum soll nicht der Kern solcher
gleichartigen Theile in dem Eyer-Stock als ein darzu tüchtiges hohles
Gefäß durch die Filtrir-Wege gelangen. Liegen aber allda die
Bestand-Theilgen durch einander, so müssen sie vorher durch eine
andere wirckende Macht in Ordnung gebracht werden, ehe die Wärme
davon etwas entwickeln kann. Ueber diese würckende Macht giebt es,
wie über andere Dinge, ModePhilosophien. Vor über 50 Jahren hatten
die verborgenen Eigenschaften, die Sympathien und Antipathien, alles
zuwege gebracht. Jetzund soll es die Anziehungs-Kraft werden, die
doch so wenig erkläret werden kann, als jene; und doch will man
Himmels- und Erd-Körper daraus beurtheilen. Sie soll alles, auch die
Bestand-Theile des thierischen Körpers in ihre Ordnung, und jedes an
seine Stelle bringen; die Frucht dadurch bilden, daß gleichartige
Theile einander, jedoch nach unterschiedlichen Regeln anziehen, sich
aus einander / und jedes an seinen gehörigen Ort finden, und dadurch
das verwirrte Chaos ein so gewünschtes Ende nehmen. Wer kan sich aber
einbilden, daß auf diese Art das Hertz, der Magen, das Auge, jeder
Knochen &c. genau diejenige Gestalt bekommen müsse, die es hat, und
die von den andern Gestalten jedes Gliedes so Himmelweit
unterschieden ist. Gleichartige Theilgen können sich doch nicht
weiter, als in einen Klump, oder dicke Masse zusammen legen.
/Andere haben alles, was in der Welt ist, für belebt gehalten, [...].
S. 152: Und dieses kan kein anderer seyn, als der die gantze Welt
gemacht hat. Seine Art und Weise aber, wie er hiermit umgehe, werden
wir nicht ausforschen, ob er alles auf einmahl gemacht habe, oder,
welches nicht so glaublich ist, ob einige vom neuen geschaffen
werden.
/Müssen wir aber auch solcher Gestalt die erste Bildung voraus
setzen, und können so hoch nicht hinauf steigen, so bleiben doch
andere Dinge zu fragen übrig, darüber man noch nicht eins ist. Wenn
einige Natur-Lehrer die Bestand-Theile der Leibes-Frucht im Weibe
allein, die andern im Manne allein suchen, so können beyde durch die
Maul-Esel, die anders vom Esel und Stute, anders vom Hengst und
Eselinn erfolgen, widerleget werden, auch durch das, was Leeuwenhoeck
und Hartsoecker durch Vergrösserungsgläser beobachtet haben. Von einem
Esel und Kuhe, auch vom Stier und der Eselinn würde jener
Leibes-Früchte diesen nicht gleich seyn. [...].<=
Letztes Datum: 03.06.2015