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Danziger Versuche | ![]() |
Klein, Jacob Theodor: Was irrende oder Streich- und was Zug-Vögel sind,
auch wo die meisten Vögel, besonders Schwalben und Störche,
überwintern, in: Danziger Versuche, Erster Theil, S. 407-506.
<4> IX B 81
|P_408
£{Hol-194,19-24}
/(a) Wenn es bey Land-Vögeln was gemeines ist (tis very ordynary for
Land-Birds, Sloane voy. to Jam.) daß sie durch Sturm in die See
getrieben werden, ermüdet sich auf die Schiffe niederlassen, und ihre
Jungen von denen sie geschieden, nicht wieder finden können; wie dann
selbst Herr Sloane (vol. I. p. 7.) 40 Meilen von Lande eine Lerche
gehabt, und (p. 22) 100 Meilen von Madera einen Sperber, der sehr
jämmerlich ausgesehen, und schwach gewesen, aufs Schiff bekommen; da
hergegen die Mewen (p. 27) in die 200 Meilen von Barbados Haufenweise in die See
fliegen, die man deswegen nicht vor Zugvögel halten darf, indem sie sich
gegen Abend hoch in die Luft begeben, und auf die Nacht wieder ans Land ziehen;
daß die Bobbies und Noddies, welches mit der Bassanschen Gans
verwand, als die tumste Vögel sich, zumahlen wenn die See hohl ist, auf
die Schiffe niederlassen (p. 31).
|P_414-415
Wenn unsere Vögel auf einige Monathe unsren Augen nicht erscheinen,
haben sie deswegen den Europäischen Gräntzen sich nicht entzogen (l).
Es kommen ehender Nord-Vögel nach Preussen auf einige Zeit herüber,
als daß sie in America einbrechen, und eine glückliche Landschaft als
Peru, mit so vielem Unglück sie auch im Jahr 1747 heimgesuchet ist,
aussuchen solten. Europa ist denen Nord-Vögeln groß genug; sie
verfügen sich viel lieber in die Orcadische und andere Schottsche Insuln;
in die Polesische und Litthausche Moräste; und wer die Polesische
Moräste, die sich von Sluczko, Pinck etc. untermengt mit schiffbaren
Flüssen bis gar in den Pontum Euxinum erstrecken, nicht kennet, und nicht
erfahren hat, in was unglaublicher Menge daselbsten sich Schwäne, wilde
Gänse, Endten, Trappen, Kraniche, Löflers etc. in denen Gehöltzen
aber Heerden Tauben und allerhand anderes Wald-Gevögel Winter und Sommer
aufhalten, der gebe wenigstens dem Schriftsteller des Lebens Königs
Carl_XII. im I. Theil IX. Hauptstück p. 663. billigen Glauben. Die
Gräntzen von Pohlen, Litthauen, Liefland, Curland und Preussen sind demnach
so bewand, daß Vögel 4 oder 5 Monahte lang Platz und Zeit genug
haben, merckliche und bequeme Veränderung der Witterungen zu finden, welche
unterschiedenen Vögeln zu ihrem Aufenthalt und zu ihrer Nahrung dienlich;
und dörfen sie nur neben den Carpatischen Gebürgen durch die Crim und
Ukraine herumb, und endlich wieder / ├415┤ durchs Sendormische
über Litthauen zu uns zurück streichen. Es lassen sich also in unsren
Gegenden, wenn wir nur wolten, zumahlen wir auch die Ost-See vor unsren Augen
haben, weit richtigere Observationes machen, als an einem oder dem anderen derer
einzelen fast kleinen Districten des Heil. Römischen Reichs; und an was vor
ungeheure Wildnisse und Wälder grentzen wir nicht? Obenein haben wir mehr
Land-Seen, deren einige Meilen-groß, als alle Teiche Deutschlandes
zusammen genommen dergleichen cörperlichen Inhalt nicht ausmachen
würden; zu geschweigen grosser Ströme und fischreicher kleineren
Flüsse, mit welchen Pohlen und die incorporirten Lande gewässert
werden, derer viele nicht gefrieren mögen. Pohlen und Litthauen haben ihre,
obwohl nicht weisse sondern braunbunte Kropfgänse, Onocrotalos, und andere
kurtz hiebevor nahmkündig gemachte Vögel, auch weisse Reyger, bunte
und schwartze Störche; allerhand Weyd-Vögel (m), Stein- und weisse
Adler, und viele Fang-Vögel zur Jagt; insonderheit den edlen Jastzab (n);
nicht zu gedencken dererjenigen, die aus anderen Orten fast jährlich, und
einige dieses, andere jenes Jahr Liefland, Curland und Preussen über den
Sinum Bothnicum, aus Lappland oder aus Siberien, andere wiederumb, doch nur
welche wir Wasser-Vögel nennen, von Norwegen begrüssen.
|P_447-449
In Preussen hat man eigentlich dreyerley Lerchen (Ordn. .31) die Kobel- oder
Koht-Lerche, die Heide- oder Wald-Lerche, und die Feld- Himmel-oder Sang-Lerche,
zu welchen andere noch die Wiesen Lerche zehlen (c c). Der müste nie im
Winter aus seiner Studier-Stube gekommen seyn, der von unsren Lerchen behaupten
wolte, daß sie alle hinweg ziehen, jedennoch mag es wohl seyn, daß
solches im Pappenheimschen geschehe (Herr Pastor Zorn I. p. 420). Die
erste Gattung ist den schärfsten Winter durch in den Dörfern und zu
Stegen und Wegen, gar zahm, unter den Sperlingen und Goldammern anzutreffen; die
Heide-Lerche ist ein irrender Vogel, der sich nur an den Wanderwegen streichet,
und Getreyde Saamen suchet; und wer uns versichern wollte, daß unsre
Sanges-Lerche ein Zug-Vogel sey, der redete wieder die tägliche Erfahrung.
Mitten im Winter sehen wir diese Vögel Truppenweise, wenn wir nur
Gelegenheit haben, oder uns darum bemühen, um sie zu sehen. Ich will, mit
Erlaubniß, auch hie meine eigene Erfahrung nicht verschweigen; andere
meiner Landsleute wissen dergleichen so gut als ich; wie oft habe einen Schwarm
so wohl von weitem als näher meinem Gesicht, im Oestlichen Preussen, mitten
im Winter, bey hellem Sonnenschein, zumahl in den Morgenstunden wahrgenommen;
der ich den Lerchen- vom Sperlinger- und Goldammer-Flug, auch von weitem, wohl
zu unterscheiden weiß; welcher Schwarm / sich, gleich viel wo, auf einem
oder dem anderen Saat-Felde niederlies, in geschlossenen Gliedern gar
fleißig die erste Saat-Grüne abmähte, und etwa nach einer
viertel Stunde, oder länger, denselben Weg, den er gekommen gegen einen
Wald zurückzog; ein anderer, wenn das Feld mit Schnee bedeckt, auf die
dennoch hin und wieder befindliche, und von der Sonne abgethaute kleine
Hügele sich setzte, und sich dabey, wie der erste Schwarm verhielt. Noch
mehr, als ich zu Bubainen, eine Meile vor Insterburg in den ersten Tagen
Februarii auf die Jagt fuhr, ward frühe von weitem gewahr, daß ein
Schwarm Vögel in einem Vorwerck vor der Scheuer auf einen mistgrundigen
kahlen Flecken (da sonst das Land mit viel Schnee bedeckt) sich
niederließ. Von der Jagt kommend bekörnte ich denselben Flecken nach
Gutdüncken in die Länge gegen die Scheun-Thüre, sägete eine
mäßige Oefnung in den einen Flügel, und machte beyde Flügel
verlohren deicht zu. Ehe die Sonne aufgieng, war mit der Flinte in der Scheuer.
Die Sonne war kaum eine halbe Stunde über dem Horizont, ließ ein
grosser Schwarm Vögel sich auf den Flecken nieder; nachdem mich
bedünckte, daß er sich sattsam ausgedehnet, brennte die mit Bleydunst
und Wolle geladene Flinte los, und erhielt 36 Lerchen, 3 Goldammer und 6
Sperlinge, deren letzteren noch mehr schon vor jenem Schwarm auf dem Flecken
waren. Die Lerchen waren nicht eben fett, doch sehr fleischig am Leibe, saftig
und guten Geschmacks. Den Einwurff, wo denn solche Vögel im Winter
herbergen und sich erhalten, kan auch aus der Erfahrung beantworten: daß
sie nemlich unter grossen Steinen auf dem Felde und unter denen Wurtzeln grosser
Eichen, zumahlen derer, die an Ränden der Waldung stehen, vielleicht auch
unter anderen Bäumen, die ich nicht weiß, hausiren. Es wird wohl kein
Zweifel seyn, daß nicht allein einzele Vögel, sondern auch gantze
Familien sich an solchen Orten im Herbst Lagerstädte auszupedlen und wie
sonst ihre einzele Nester einzurichten vermögend wären, allwo sie sich
darnechst, gleich denen Volcken der Rebhühner, dichte an einander kuppeln,
und des Winters, so oft das Wetter es immer erlaubet, auf die / Aesung
ausziehen, die gnug des Tags einmahl seyn mag, weil sie sonst keine weitere
Bewegung haben. [...] Nun wird wohl niemand so einfältig seyn und glauben
wollen, sie ziehen alsdenn in warme Oerter zurück, von wannen sie gekommen,
oft nur auf 8 oder mehr- und wenigere Tage; demnach müssen sie bey uns
ichtwo herbergen, und vor Schnee und Frost sicher seyn können; das sind
aber ihre Herbergen, die ich ihnen vor den gantzen Winter bereits angewiesen;
nachdem sie doch nicht, wie die Haasen, zu Felde im Lager bleiben und sich, oft
Ellen hoch beschneyen lassen können, daß über ihnen nur ein
Spiraculum im Schnee zu bemercken.
|P_456-461
£{Hol-194,10-11} /£{Hol-194,19-21}
Was nun aber (Ordn. . 55)
die Wachtel, Coturnix, samt dem Wachtel-König oder der Schnarre, anlanget,
muß dieser mit jener gar nicht confundiret werden (ff); so flieget jene
auch zwar niedrig, wie dieser, aber desto schneller und gerade zu, wenn dieser
schwer und wackelnd in der Luft flieget, sich auch baldigst setzen muß,
und mehr lauft als flieget, daher ihn auch Gras- und Wiesen-Läuffer nenne.
Die Wachteln sind geile Vögel und überall in Menge, und will Coturnix
a copia deriviret werden. Sie wechseln zwar ihre Sommer-Stände in Europa,
deswegen aber haben wir nicht nöhtig Bellonio beyzupflichten,
daß die Rußische Wachteln nach Africa ziehen; als welcher Natur
weit ähnlicher ist, bey ihren Nachbarn zu überwintern, als den
Africanern sich zu unterwerfen, die ihre eigene Wachteln haben. Es streicht sich
die Wachtel eigentlich nur des Nachts, des Tages hergegen lieget sie verborgen,
kan auch keinen langen Flug aushalten. In Africa sind der Wachteln gnug, und
gewiß sehen diese anders aus, als die Unsrigen und Americansche (siehe
Ordnung der Vögel). Die Africansche communiciren ihren Aufenthalt
höchtens mit Arabien an den disseitigen / Gräntzen des Rohten Meeres
und Arabischen Busens (gg). Dieser Traject ist ihnen weit gnug, da sie schwere
Vögel sind, die immerhin niedrig fliegen; wannenhero Plinius
sie terrestres potius quam sublimes nennet; sie fliegen so niedrig, daß
sie disseits am Ufer sich selbst in denen längstweg aufgespannten Netzen
fangen. Was hätten aber die Rußische, Polnische und Asiatische
Wachteln nöhtig, das hitzige Africanische Clima zu suchen, hergegen ist es
den Africanschen gleich viel, ob sie in Africa oder in Arabien, zumahl wo
dieselbe latitudo, sich befinden, wenn sie wiederumb nicht in Pohlen aushalten
würden (hh). Bellonius, und die ihn gar zu hoch verehren, haben
viel Mühe, die Wachteln über die Mittelländische See zu
bringen (ii); jener giebet / dennoch zu daß einige zurück
bleiben; doch weil er beym Plinio gelesen haben mag: Aura vehi volunt,
propter pondus corporum viresque parvas; und beym Gaza: Sunt corpore grandiore,
quam ut suis pennis deferri possint, laborant enim quasi oppressae onere; so
will er ihnen zu Hülfe kommen, und hebet sie des Nachts hoch in die Luft,
und schicket sie also, wie er es ausdrucket, ad antipodes. Es wird
gemeiniglich gesagt, wenn die Zug-Vögel ermüden, setzen sie sich auf
die Schiffe; wann sie nun keine Schiffe antreffen, müsten sie in gantzen
Zügen endlich ersauffen. Ich weiß, daß vor einigen Jahren in
der Mittelländischen See unter anderen eintzelen, als einer Schwalbe, einem
Wiedehopf etc. auch ein Canarien-Vogel zwischen Africa und Sardinien aufs Schiff
gekommen, dieser müste nun entweder aus den Canarischen Insuln, oder
aus Sardinien oder Italien abstammen; das erstere wird man nicht bejahen, so
müste er denn ein näherer Europäischer Zug-Vogel seyn; er kan
aber dergleichen nicht seyn, ob er gleich aufs Schiff gekommen; nichts ist denn
mehr übrig, als daß er in einer Europäischen Gegend aus dem
Keficht entwischet, herumbgetrieben, und zufälliger Weise durch Nebel,
Wind und Wetter über die offenbare See verschlagen worden; und
über das alles, so hätte die Natur Zug-Vögeln gewiß
schlecht gerahten, in andere Welttheile zu ziehen, wenn sie ihnen nicht auch
Mittel in der oberen Luft und Vermögen verliehen, wornach sie nicht
ermüdeten, ob gleich auch ihre Federn feucht und naß würden,
daß sie dennoch bey ihnen imprimirten Ort erreichen müsten. Wer
siehet auch nicht, daß Bellonius sich damit gar schlecht das Wort
geredet, wenn er schwere Vögel, die ihrer Natur erd-niederträchtig,
wie die Wachteln sind, in die obere Luft bringen will, damit sie / im Wasser
nicht ersauffen; er hält es auch mit Plinio, daß sie sich
bey ihrer Reise auf die Takelage der Schiffe setzen; welches die Wachtel
dennoch so wenig als ein Rephuhn zu thun vermögend ist; doch will er nicht
eben mit jenem glauben, es sey wahr, daß solches in der Menge geschehe,
von deren Last das Schiff ersäuffet und in den Grund niedergedruckt werde.
Wir haben Bellonio schon vorhin gern zugegeben, daß Wachteln
zwischen Insuln auf kein Schiff gekommen, solches aber beweiset nichts mehr,
als daß sie von den Insuln oder dem festen Lande durch Nebel, Wind und
hartes Wetter verschlagen worden, aber gar nicht, daß es Nordische
Vögel gewesen; zu dem er nicht einmahl meldet, zu welcher Jahres-Zeit
solches so wohl geschehen, als daß er einen Schwarm Vögel in der Luft
gesehen, die er vor Wachteln gehalten; es mögen wohl ganz andere Vögel
gewesen seyn, wenn er sonst Wachteln nur Paarweise in der Luft ziehende
angewiesen hat. Man möchte Bellonio und Olinä auch ehender
Glauben geben, was sie von denen Zug-Wachteln aus Asien nach Italien schreiben,
wenn sie den Traject etwa aus Epirus angegeben, als daß sie übers
volle Meer ziehen sollten, und aus der Levante gegen den April herüber
kähmen, im Herbst aber dorthin zurück zögen, noch dennoch
diejenigen, die zu fett geworden, in Italien zurücke blieben. Und wie dann?
Kan eine eben nicht geringe Parthey in Italien dauren und subsistiren, warum
denn nicht alle? welche nicht facto hominum des Todes werden; die Wachteln sind
ja durchgehends im Herbst fett, und nicht nur einige; so hätten sie also
alle gleich Hindernüß übers Meer zu fliegen, und also bleiben
sie sicherer alle zurück ihn Italien. Wo aber ja die Italiänsche mit
denen Wachteln der Asiatischen Gräntzen wechseln, so könte es weit
füglicher durch Dalmatien und höchstens über das Adriatische Meer
geschehen. Das sey aber fern, daß entweder unsere Streich- und
Feld-Vögel, oder unsere Wachteln über die Carpatische oder über
die Alpen-Gebürge, entweder durch Kärndten oder durch Tyrol oder durch
die Schweitz sich erheben, und nach Italien, zu geschweigen nach Egypten,
Arabien oder Africa ziehen sollten; / damit ich mich nicht aufhalte, sage gantz
kurtz: Sie haben da nichts zu thun. Wer die Sache besser einzusehen vermeynet,
der mag das Gegentheil noch so weitläuftig erweisen wollen, ich will ihm
selbst Stoff dazu, der ein schön Ansehen haben solten, mittheilen, und doch
würde nicht nöhtig haben darauf zu antworten. Ich meyne hergegen, wo
die, wie die Dächse, gegen den Winter feiste Wachteln, denselben hindurch
an irgend einem bequemen Ort nicht ruhen und sich selbst zu zehren
vermögen, daß den Unsrigen dennoch höchstens die Ukraine,
Podolien, die Wallachey und dasige Gegenden viel bequemer und dienlicher
wären. Was brauchen auch solche Vögel, die im spätesten Sommer,
so lange nur Buchweitzen auf dem Felde, noch bey uns sind, und zwar so ungemein
fett und schwer, daß ihr Fett binnen zwey Minuten in unserer Hand ihnen
durchschmeltzet, wenn sie auch per auram nach Africa kähmen, daselbst
balsamirt zu werden, da sie nur bis Podolien nach der Art ihres Flugs schon zu
halben, wo nicht gantzen Mumien, widrigenfals zu elenden Creaturen werden
müsten. Man dencke der Sachen ohne Vorurtheil nach, so wird man mich nicht
vor einen Sonderling schelten. Würde man mich aber versichren können,
die Arabische oder Africanische Wachteln wären eben solche Wachteln, wie
die Unsrige daß beyderley nicht zu unterscheiden, so wollte mich
bemühen zu glauben, daß unsre dorthin zögen, und eben dieselbige
mit denen dortigen, oder die dortige statt unserer zurück kähmen,
gegen die Hin- und Herreise alle miteinander auch so leicht würden,
daß sie sich bis in die Wolcken und drüber erheben, und die
höchste Alpen paßiren könten (kk). Ich weiß mich nur einer
Africanschen Wachtel zu erinnern, das ist die von der Caap der guten Hoffnung;
ob sie von den Unsrigen zu unterscheiden kan man Albins Quail from the
Cape of Good Hope Vol. I. no. 31. nachschlagen. Ist es also nicht gnug, in
Africa giebet es viele Wachteln, derowegen ziehen / unsre Wachteln in heisse
Länder; oder zwischen Rhodis und Alexandria, zwischen Zante und Morea
kommen Wachteln vom Abend gegen Mittag zu Schiff: Ergo sind die Abend-Wachteln
Zug-Vögel, die ihren Weg nach Africa oder auch nur nach Italien nehmen. Auf
gleich Art wird sonst auch mannigfaltiges in der natürlichen Historie und
überhaupt der Vögel geschlossen; was Wunder demnach, wann die Historie
mehr und mehr verdunckelt und fabelhaft, wo nicht gemacht, doch unterhalten
wird.
----------
/(kk) Cates by schreibt gantz recht: Il ne s'en est encore
presenté temoins oculaires; ob wohl er so wenig als wir in Abrede seyn
kan, daß es Streich-Vögel und Zug_Vögel gebe; nach unsrer
allernatürlichsten Muthmassung aber haben keine Land-Vögel nöhtig
die Gräntzen derer Welttheilen zu überschreiten. ├Fußnote,
S. 460┤
|P_479-480
£{Hol-195,10-13}
Von denen Fenster-und Rauch-Schwalben, lehret die Erfahrung, daß, wenn
der Storch längst weg ist, und so lange der Nachsommer anhält, in
welchem Spinnen, Fliegen, Bienen und andere geflügelte Insecten mehr, nicht
gar mangeln, oder, wenn diese, ob sie gleich ihre Eyerchen vor das künftige
Jahr schon niedergeleget, sich sehen zu lassen noch nicht aufgehöret, diese
Schwalben noch munter gnug, und die Rauch-Schwalben weit frischer in der Luft
schwärmen; wenn sie aber schon Haufenweise auf den Dächern, oder zu
nechst der Müll- und Mist-Erde, wie ichs auf unsren Wällen zu
observiren mir Wercks gemacht, oftmahls bis medio Octobris, nachdem die
Witterung, sich niederlassen, ist es ein unfehlbares Zeichen, daß nicht
allein keine Nahrung mehr vor sie verhanden, sondern, daß sie derselben,
da sie schwehr und träge am Leibe, nicht mehr nöhtig haben, und ihr
Abschied am nächsten sey; wann sie etwa vom Mist geschüchtert werden
und sich erheben müssen, geschiehet es mit so nachläßigem Flug,
daß sie sich bald wiedersetzen, bis sie endlich verschwinden. Nun
lässet es sich ja wohl urtheilen, daß Vögeln in solchem
Zustande, und zu solcher Jahreszeit, das Vermögen nicht haben, eine / weite
Reise zu unternehmen, und in entlegene warme Länder zu ziehen, allwo
diejenige welche man Zug-Vögel nennet, und sie dahin verweiset, zu der Zeit
schon angelanget seyn müsten; dagegen wie gesagt, ihre Lebhaftigkeit
augenscheinlich abnimmet, je langsamer nach und nach ihr Geblüt
umbgetrieben wird, wannenhero sie auch, zumahlen bey wohlbefleischtem Leibe (wie
überhaupt alle Vögel im Herbst) an sich schwerer zu werden beginnen,
bis sie bey noch übrigen und zulänglichen Kräften von ihrer Natur
an die stehende See geführet werden, allwo zum oftern die nähesten
Land-Leute observiren, daß sie sich Haufenweise, und wie man meynet, nach
ihren Häusern oder nach ihrer Sommer-Brut, an ein Stroh-Halm hängen
oder ihn anbeissen, andere sagen, sich selbst eine an die andere und alle mit
einander in einen Bienen-Klumpen zusammen klammern, und dergestalt ins Wasser
lassen. Wiederum haben die meisten observiret, daß sich Partheyweise auf
einen einfachen Rohr- oder Schilpf-Stängel fest setzen, bis derselbe
niedergebogen wird, und solche Vögel allmählig unter Wasser
niederleget. Wann sie nun untergehen, müssen sie zu der Zeit nohtwendig
schwerer als das Wasser seyn.
|P_503-504
£{Hol-195,14-16}
Der Herr Pastor Zorn schreibet zwar II. Th. Pethin. p. 159:
"Einige sind so keck, daß sie vorgeben, sie haben Störche mit
eigenen Augen aus dem Wasser ziehen gesehen, oder wohl selbst herausgezogen,
wann sie etwa im Frühjahr von ungefehr einen geschossen oder sonst
verunglückten bey einem Wasser gefunden". Ein hartes Urtheil; damit es
mich nicht treffe, sage selbst, solche Leute wären keck zu lügen; es
ist aber nicht die Frage von Störchen im Frühjahr, noch von
erschossenen oder verunglückten im Frühjahr; ist der Storch im
Frühjahr geschossen oder ersoffen, so muß er ja schon heim gewesen,
und, es sey von wannen es wolle, wiedergekommen seyn. Die Frage ist vom
Winter-Quartier der Störche; wenn mir nun jemand im Januario einen Storch
aus dem Wasser hervorbrächte, also daß er nicht unterwegens wäre
zu Eis, sondern in der warmen Stube lebendig geworden, den könte ich nicht
vor keck schelten (12).
--------
/(12) Folgendes Attestatum hat ein redlicher und vernünftiger
Königlicher Bedienter von sich gegeben: Daß im Jahr 1729 im Monaht
Januario in Gegenwart des damahls lebenden Herrn Krieges-Rahts Otto von
Lölhöffel, Herrn Stadtschreiber Kahlau, und meiner selbst,
bey einer im Strand-Amte Roßitten gehaltenen Commission, die Fischere aus
dem Dorfe Sarkau einen todten Storchen aus der Ost-See bey einem Fischzuge mit
dem Garn herausgezogen, derselbe aber nachhero, als er in die warme Stube
gebracht, nach Verlauf einer Stunde lebendig geworden, und nicht nur die 8 bis
10 Tage unsres Daseyns, sondern auch, wie die Fischer es hernach sämtlich
ausgesaget und bekräftiget, in solchen Umständen durch den
nöhtigen Fras beym Leben erhalten; imgleichen mit den Schwalben dergleichen
Casus, die die Fischere öfters gantze an einander hangende Pündel
aufgezogen, sich auch vielfältig zugetragen / solches habe auf Verlangen
hiemit glaubwürdig attestiren wollen. Balga den 10 Dec. 1746
Teil 2 (1754)
Klein, Jacob Theodor: Von den Schaalthieren, Concha anatiferae,
Entenmuscheln und beyläufig von Pholaden oder Steinmuscheln, in:
Danziger Versuche, Zweiter Theil, S. 349-354.
£{Hol-180,19ff.}
S. 352: Ihr ältester, zugleich aber ihr uneigentlicher Name ist: Concha
anatifera, oder eine Muschel, welche Enten gebäret. Die Franzosen belegen
sie gar mit dem eigentlichen Entennamen: Macreuse; die Engländer
heißen sie Bernacle-shell; zu deutsch: Brent- Baum-
Gänsenmuschel.
Es giebet in der That eine große Ente, oder eine mehr als
mittelmäßige Gans, welche die Namen führet: Bernacle,
Brent-Goose, Brentgans, Brenta, Brentuhus Raji; Macreuse, auch Clakis, the Rat-
oder Road-Goose, Brenta minor, Will: so eine kleinere Art ist; deren eine
große Menge den Winter über auf den Arcadischen und anderen
Schottischen Insuln hausiret, bey angehendem Frühlinge aber ihrer Heimat
verlässet und von dannen begiebt. [c) De hac inter alios integrum tractatum
scripsit Mich. Mayer, qui de volucre arborea inscribitur, ubi aequivocam
eius generationem defendere conatur.] Ehe und bevor nun die Schiffahrt auf
Nordost in den Gang gebracht war, ist niemand so aufmerksam gewesen, daß
er diese Gänse oder Enten hätte brüten gesehen. [...]
S. 353: [...], so kann es wohl nicht anders seyn, als daß man die
obenerwähnte Windpfeife des Muscheltieres für einen Schnabel, und das
haarigte Sträuslein, welches dem gekrümmten Sträuschen eines
Merzenters über seinem Schwanz nicht ganz unähnlich ist, für
angehende Federflügel und den übrigen weichen Theil des Körpers
für eine von dem nach der Fäulniß des Holzes entstandenem Ey
hervorgekommene Brentgans oder Bernacle ausgegeben und diese Fabel
bestätiget hat, wornach solches Muschelthier eine Mutter dieser Ente oder
Gans geworden, dem nach dieser neuen Venusmuschel der Name Concha anatifera oder
Entenmuschel beygelegt ist, welche noch mit solchem Vorzuge pranget. [...] Also
ist diese abentheuerliche Historie bis auf unsere Zeiten fortgepflanzet worden,
und findet auch noch ihre Verehrer.
S. 354: N.S. Nach der Zeit, als mir
Herrn Lessers Testaceo-Theologie zu Handen gekommen, habe ich seine reife
und gute Gedanken von dieser Tellmuschel mit einem Stiel, wie er sie
nennet, § 112 mit Vergnügen gelesen; woraus man sich mit mehrerem
erbauen kann.
Kuehn, Heinrich (1756): Untersuchung der natürlichen Ursachen von der Ebbe und
Fluth, in: Danziger Versuche, Bd. 3, S. 1-219.
£{Kae-078}
Notate: S. 76: Seecompaß und Schiffsrose mit Tafel III paßt genau auf
Kant's Beschreibung.
Q-Txt: S. 83: [Zitat aus Anson's Reise um die Welt p. 224] Wenn die von Manila
jährlich nach Acapulco segelnde spanische Galeon so weit gegen Norden gegangen ist,
daß sie einen westlichen Wind angetroffen hat, so segelt sie beynahe in eben
derselben Breite, nach der Küste von Californien zu; und nachdem sie zu der
Länge von 96 Graden von dem Vorgebirge Espiritu Santo fortgelaufen, so trifft sie
gemeiniglich eine auf der See schwimmende Pflanze an, welche die Spanier Porra nennen, und
welche, wie ich vermuthe eine Art von Seelauch ist. Wenn sie diese Pflanze zu Gesicht
bekommen, so halten sie dafür, daß sie der californischen Küste nahe genug
sind, und steuren gleich darauf südwärts. Auf diesen Umstand verlassen sie sich
dergestalt, daß bey der ersten Entdeckung der Pflanze die ganze Gesellschaft auf dem
Schiffe ein feyerliches Te Deum singt, weil sie glaubt, daß alle Schwierigkeiten und
Gefahren nunmehr ein Ende haben.