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Gmelin | ![]() |
|B_Gme01_(1751)_
|P_112-117:
£{Kae-462,15} / £{Doe-162,11}
[Bergbau, insbesondere Kupfer bei Catharinenburg]
|P_148
£{Hol-290,09-12}
Ich habe noch an keinem Orte der Welt mehr Leute ohne Nasen gesehen, als in dieser Stadt [sc. Tobolsk]. Die Kälte kann daran nicht Ursache seyn; denn es ist hier wärmer, oder wenigstens nicht kälter als in Petersburg, allwo sich solche Zufälle zwar auch ereignen, aber doch nur bey wenigen. Daher ist glaublich, daß die Liebesseuche daran Schuld ist; denn dieses Uebel soll hier nur allzusehr eingerissen seyn, [...].
|P_159f.
£{Hol-290,13 + 15-16}
[...]; also herschet hier das Laster der Faulheit in dem allerhöchsten Grade. [...] daß man sich sehr glücklich zu schätze[n] hat, wenn man etwas gearbeitet bekommt. Und dieses geschicht selten, ohne daß man Gewalt gebraucht, und die Leute unter Wache arbeiten läßt.
|P_204f.
£{Hol-288,11-13}
Wir hörten so gleich, daß die Steppe entsetzlich brenne, und der Wind das Feuer heftig nach der Festung wehe; und da wir nur auf die Straße hinausgiengen, sahen wir das Feuer. [...] Die Steppe gleichet einem Acker, der nichts als Stoppeln hat; so dürre und unfruchtbar siehet es darauf aus. Das dürre Gras auf derselben brennt geschwinde, und ist auch geschwinde verzehrt.
|P_272
£{Hol-289,06f.}
Die Sommerhütten sind von Figur rund und oben zugespitzt; sie halten unten in dem Durchschnitte ohngefähr 3 Klaftern. Ein kleines, mit einer Thür versehenes und in allen diesen Jurten auf der östlichen Seite gemachtes Loch ist zu dem Eingang gelassen. Oben in der Mitte ist ein anderes rundes Loch, wodurch der Rauch gehet. Innwendig sind breite Bänke rundherum gemacht; in der Mitte ist die Erde etwas ausgehöhlt, und an dieser Stelle wird gekocht.
|P_273
£{Hol-232,08f.}
Der Brandwein wird aus Pferdemilch gemacht, welche sie vorher säuern lassen. Das Gefäß, worin sie gesäuert wird ist von Leder, und siehet alles sehr schweinisch aus; daher auch der Brandtwein, ungeachtet er stark zu seyn scheinet, einen sehr üblen Geruch hat.
|P_276
£{Hol-289,13}
Die Mode aber, den Tobacksrauch hinunter zu schlucken, ist bey diesem Volke allgemein.
|P_355f.
£{Hol-288,28-30}
Wir erfuhren hier [Jeniseisk] zuerst, daß es wahr sey, was unterschiedliche
Reisebeschreiber von der strengen Kälte in Sibirien melden; denn ohngefähr in
der Mitte des December fiel eine solche grimmige Kälte ein, dergleichen, wie wir
gewiß wissen, zu unserer Zeit niehmals in Petersburg gewesen ist. [...] In dieser
Kälte fielen die Sperlingen und Häher als todt aus der Luft, [...]. [...] Genug,
die mercurialischen Thermometer lassen uns an dieser großen Kälte nicht den
geringsten Zweifel übrig, weil die dem Betruge der Sinnen nicht unterworfen sind. Auf
120 Grade der Fahrenheitischen Eintheilungstafel zog sich das Quecksilber von der Strenge
der Kälte tiefer herunter, als man es biß dahin in der Natur wahrgenommen hat.
|P_368-373 Längere Anm. zum Argali
/£{Kae-389,07} / £{Doe-103',25 / 104,05} /
/£{Doh-125,06} /
{phi-111M: nicht!} /
Es sind die oben in der Gegend des Irtisch-Flusses gemeldte Stepnie
Barani (wilde Schaafe) welche in den südlichen Gegenden dieses Gebürges von dem
Irtische an sowohl südwärts nach der Kalmuckey, besonders an dem Flusse
Buchturma, als östlich bis in das obere Gebürge der Ob- und Jenisei-Flüsse,
von dannen bis an das Gebirge des Sees Baical, und weiter hin in das große Gebirge
Stannowoi Chrebet genannt, so die Flüsse Amur und Lena unterscheidet, biß an
das große Weltmeer hin, und weiter biß nach Kamtschatka, und besonders
biß in den Sitz der Korjagoi gefunden werden. [.. /.] Argali ist der Mongolische
Name; die Tungusen an dem Ochotzkischen Meere nennen sie Dscholachtschan, die
Kamtschadalen Goadinadatsch, die Korjäcken Kytyp, die Ukinzen, welche um die Ostroge
Werchnei und Nichnei Kamtschatzkoi wohnen, Kulem. Sie sind ungemein muntere Thiere, und
scheinet diese Munterkeit sie gar leicht von dem Geschlechte der Schaafe
auszuschließen, und vielmehr dem Hirschgeschlechte beyzugesellen. Doch ich will eine
kleine Beschreibung davon machen, woraus leicht zu ersehen seyn wird, daß weder die
Munterkeit, noch die Trägheit, weder die Wolle noch die Haare, womit das Thier
bekleidet ist, weder die krumgebogene noch gerade, weder die bleibenden noch alle Jahre
sich abwerfenden Hörner, für die Natur genugsame Schranken seyn, wodurch sie
ihre Geschlechter zu unterscheiden pfleget. [Die vergleichenden Betrachtungen (Schaf /
Hirsch / Ziege) enden negativ auf S. 373:] Mögte man dieses Thier nicht lieber
für ein besonderes Geschlecht ausgeben, und es für den Musimon der Alten halten?
Denn mit diesem kommt es nach der Beschreibung des Plinius, und noch besser des
hochgelehrten Gesners, ungemein überein, wie aus des letzteren Hist.
animal. Lib. I. de Quadruped. vivipar. p. 934 & 935 zur Genüge
erhellet.
|P_421 => [Milch nur mit Kalb]
£{Hol-290,02-0}
Man gab vor, daß, wenn das Kalb wegkäme, die Mutterkuh keine Milch mehr
geben würde. Und so spricht man in ganz Sibirien. Allein obgleich die Sache ihre
Richtigkeit hat, so spielen sie doch den Kühen einen Betrug, wenn das Kalb etwa
stirbt, oder weggegeben wird. Sie stopfen nähmlich das Fell des Kalbes aus, und wenn
sie von der Kuh Milch haben wollen, so weisen sie ihr das ausgestopfte Kalb, alsdann giebt
sie solche, sonst aber nicht.
|P_433
£{Hol-293,25-294,05}
Wir hatten mit diesem Gelün oder Mongolischen Priester allerley Unterredungen,
die diese Religion betrafen; [...] so scheinet es, als wenn die Mongolische oder
Dalai-Lamische Religion ein unächter Zweig der ehemaligen Catholischen wäre. Von
dem oben beschriebenen metallenen Götzenbilde berichtete der Gelün, daß es
den Sohn des wahren Gottes vorstelle, welcher in die Welt gekommen sey, um die Menschen zu
unterrichten, und darnach wieder in den Himmel gefahren wäre. Die volle
Schüssel, welche dieser Götze in dem Schoße hielte, bedeutete, wie er
sagte, daß, da dieser Sohn sich bey seinem Aufenthalte in der Welt von der
Guthätigkeit [!] der Leute hätte ernähren müssen, er allen denen
einen völligen Ueberfluß versprochen hätte, die ihm allezeit seine
Schüssel anfülleten. Weiter fuhr er fort, habe dieser Sohn Gottes eine Mutter,
welcher auch noch jetzo denenjenigen, die ihr Bildniß bey sich trügen,
besonders den reisenden, großen Trost in allen ihren Widerwärtigkeiten
gäbe. [...] Ferner, sagte er, habe der Sohn Gottes einen Vater und Großvater,
dieser aber sey der vornehmste; sonst erkennen sie keine Götter, wohl aber würde
ein frommer Lama oder gerechter Regent unter die Götter versetzt, welches so viel als
canonisirt ist.
|P_434
£{Hol-293,##-294##}
In der letzten Todesstunde haben die Priester eine Art von Pillen, die sie dem Kranken
eingeben, welches der Mongolische Dollmetsche, den wir bey uns hatten, mit unserm heiligen
Abendmahle verglich.
|P_437
£{Hol-294,10-17}
Der Dalai Lama ist in der Mongolische Religion, was der Pabst in der Catholischen ist.
Er hat das geistliche und weltliche Regiment zugleich. Nur hat er noch einen
Gehülfen, welcher in der Mongolischen Sprache Kutuchta heißet, doch aber bisher
ihm unterwürfig gewesen ist. Man könnte ihn für einen Unterpapst halten.
Von dem Dalai Lama sagen sie, daß er unsterblich sey, das ist, daß die Seele
eines Dalai Lama in seines Nachfolgers Seele fahre. Unter der Hand hörte man,
daß die Tanguten, bey denen der Sitz der morgenländischen Weisheit ist,
allezeit Kinder auferziehen, welche sie durch eine gute Aufführung zu dem Amte eines
Dalai Lama tüchtig machen. Wann nun ein Dalai Lama stirbt, so muß gleich einer
von diesen Lehrlingen, den sie für dne geschicktesten halten, sagen, die Seele des
verstorbenen Dalai Lama sey in ihn gefahren; und alsdann wird er dafür erkannt;
[...].
|B_Gme02_(1752)_
|P_10
£{Hes-210,03-04}
Sie hätten sodann ihre Zaubertrommel gerührt, und nach geschehenem Trommeln
und darauf erfolgten Nachforschen bey den Geistern, dem Unterstatthalter Dinge von keiner
Wichtigkeit gesagt, womit derselbe nicht zufrieden gewesen wäre, sondern ihr
hätte andeuten lassen, daß sie alles frey heraus sagen, und falls es nichts
gutes seyn sollte, keine Strafe befürchten sollte; [...].
|P_21
£{Hol-288,09-10}
An den Ufern des Schakscha Osero findet man viel gutes und reiches Eisenerz, weswegen
sich schon vor etlich und zwanzig Jahren ein Schmid hieher verfüget hat, um Eisen zu
schmelzen.
|P_35
£{Hol-290,06-09} / £{Hol-290,13-15}
Nachdem aber vor ohngefähr dreyßig Jahren der Befehl ergangen ist,
daß keine Caravane mehr durch Nertschinsk gehen sollte, so haben die Leute vor
Faulheit angefangen sich den allerschändlichsten Lastern, als der Hurerey und dem
Saufen, auf das äußerste zu ergeben, so daß ihre einzige Arbeit darin
bestehet. Verliert jemand sein Haus durch Feuer, so verlangt er kein anderes dafür
aufzubauen; wird ein Haus baufällig, so verlangt es niemand zu stützen; man
ziehet aus, und läßt das Haus völlig verfallen und verfaulen; denn dazu
ist man zu nachläßig, daß man das Holzwerk noch zu nützen suchen
sollte. Es sind wenig Häuser in der Stadt, da nicht die Lustseuche seyn sollte; und
weil die Leute ganz und gar keinen Beystand von einem Arzte haben, so sind ihrer einige so
erbärmlich zugerichtet, daß man sie wohl lebendig todt nennen kann. Und so
lange keine Anstalten deswegen werden gemacht werden, so lange ist zu besorgen, daß
das Uebel von Tag zu Tag mehr einreißen werde.
|P_44-46
£{Hol-290,23-291,02} / £{Hes-210,03-04}
Vor meiner Abreise hatte ich noch das Vergnügen die Gauckeleyen eines
Tungusischen Schamans in hiesiger Gegend zu sehen. Er kam auf unser Verlangen den 26sten
des Abends zu uns, und wie wir von ihm foderten, daß er seine Künste zeigen
sollte, so bat er, die Nacht zu erwarten, in welches wir gerne willigten. Des Nachts um
10. Uhr führte er uns etwa eine Werst weit von der Stadt auf das Feld, und legte
daselbst ein großes Feuer an, um welches er uns rund herum in einem Kreise sitzen
ließ. Er selbst zog sich bis auf die bloße Haut aus, und seinen Schamanrock
an, welcher von Leder, und mit allerhand eisernen Werkzeugen behangen war. Auf einer jeden
Schulter war ein zackigtes eisernes Horn zu mehrerem Schrecken angeheftet. Er hatte keine
Trommel, wovon er diese Ursache anführte, daß ihm der Teufel noch nicht
anbefohlen hätte, eine zu gebrauchen. Der Teufel aber sagen sie, befiehlet es nicht
eher, als bis er sich entschließet, mit dem Schaman den genauesten Umgang zu haben.
Und zwar ist es der oberste Teufel, der dieses befehlen muß. Es sind, sagen sie,
noch sehr viele Teufel, ein jeder Schaman hat seine eigene, und wer die meisten hat, kann
seine Künste am sichersten ausüben; jedoch soll ein ganzes Heer solcher kleinen
Teufel in seinem ganzen Leibe nicht so viel haben, als in dem kleinen Finger des obersten
Teufels stecke. Dies war der Eingang, womit unser vermummter Zauberer seine Hexerey
anfieng. Dabey lief er innerhalb des Kreises, den wir ausmachten, längst dem Feuer,
und um dasselbe gantz cavalierement hin und her, und stimmte durch das Rasseln seiner
eisernen Tändeleyen die höllische Musik dazu an. Endlich, ehe er zum Werke
schritte, sprach er uns einen Muth ein, daß wir dasjenige fest glauben sollten, was
er uns auf unsere Fragen antworten würde, und versicherte dabey, daß ihn seine
Teufel noch nimmer betrogen hätten. Wir fürchteten uns zwar vor allen seinen
Teufeln nicht, baten ihn aber doch, daß er währenden Gaukeleyen seine eisernen
Werkzeuge nicht zu nahe gegen unsere Köpfe fliegen lassen mögte. Er fieng
endlich an zu springen und zu schreyen, und wir hörten bald einen Chor, der mit ihm
einstimmete. Er hatte von seinen Glaubensgenossen ein paar mit sich genommen, die sich
unvermerkt in unsern Kreis mit eingeschlichen hatten, und mit ihm sungen, damit es die
Teufel desto besser hören mögten. Endlich nach vielen Gauckeln und Schwitzen
wollte er uns weiß machen, daß die Teufel da wären, und wollte daher
hören, was man von ihm zu wissen verlangte. Wir legten ihm, wie wir bisher gethan
hatten, eine erdichtete Frage vor, und darauf machte er seine Künste, wobey ihm die
andern beyden halfen. Durch das Ende wurden wir von neuem in unserer Meinung
bestärket, daß alles Betrügerey wäre, und wir hätten wohl
gewünschet, ihn und alle seine gottlose Mitbrüder mit in die Argunische
Bergwerke zu nehmen, um sie daselbst zu einer ewigen Arbeit verdammen zu können.
|P_52-54
£{Hol-288,09-11}
[Adickes 1911, 244]
Die Argunischen Hütten liegen an dem Bache Tusatschi, der nahe dabey aus einem
Quellwasser entspringt, vierzehn Werste von dem Argun-Fluße, und sechs und eine
halbe Werst von dem Bache Serebrenka, in einem Thale zwischen zweyen Gebürgen, die
von Westen nach Osten streichen. [...] Indessen sind Jahre, da sie zu 10. 12. biß
15. Pud Silber geschmolzen haben.
|P_64
£{Hol-288,09-11}
[Fußnote zu S. 59, vgl. Adickes 1911, 244]
Mit allen diesen Vortheilen wurde in den Jahren 1740. und 1741 von der Argunischen
Silberhütte sechs und zwanzig Pud und etliche Pfund Silber, und in demselben
über sieben und zwanzig Pfund fein Gold nach St. Petersburg für die Krone
geliefert.
|P_78-79
£{Hol-288,15-20} / £{Kae-184,19}
Daß im übrigen die Kälte, auch zuweilen mitten im Sommer, in diesen
Gegenden ungemein groß seyn müsse, ist leichtlich daraus abzunehmen, daß
die Erde an gar vielen Orten nicht über anderthalb Arschinen aufthauet. Man wollte in
einem Hause des Argunischen Ostroges, das etwas weit vom Flusse abstund, einen Brunnen
graben, und thauete nach und nach die Erde über etliche Faden tief auf, so daß
man alsdann schon beynahe anderthalb Faden unterhalb der horizontallinie des Argun-Flusses
war, konnte aber doch kein Wasser bekommen. Ich vermuthe aber, daß hieran eben auch
die Kälte Schuld hat. Dieselbe ist in dem oberwehnten Vorrathskeller bey den
Silberwerken so groß, daß, wenn man nur die Thüre aufmacht, man sich
wegen der Kälte schon weiter zu gehen scheuet. Das Eis, welches sich in dem Winter
darin sammlet, thauet den Sommer über nicht auf; doch ist die Kälte des Winters
noch größer darin, als des Sommers. Gegenwärtig ist sie noch nicht so
stark, daß sie das Wasser zu Eise machen sollte, als ich es durch ein Thermometer
untersuchte.
[ anderthalb Arschinen = 3 bis 4 Fuß? ]
|P_84-88
£{Hol-290,23-291,02}
Wir überwanden uns diese Thorheiten noch einmahl anzusehen, ob wir gleich, weil
wir sie schon so oft gesehen hatten, schwer daran kamen. [...] Darauf fiengen sie alle
drey an zu toben, als wenn sie rasend gewesen wären, und schrien und sprungen, als
wann sie einander in die Haare wollten. Das Weib trommelte noch dazu, und wenn man ihnen
hätte glauben wollen, so wäre damals ein ganzes Heer von Teufeln mitten unter
uns gewesen. [...] Weil wir ihn sowohl aufgeräumt fanden, uns seine Betrügereyen
zu entdecken, so wollten wir noch ein öffentliches Geständniß von ihm
haben, daß seine ganze Zauberey in Schelmerey bestünde, und daß er und
seine Mitbrüder von dem Teufel gar keinen Begriff hätten, vielweniger durch ihn
würkten. Allein hier wollte der Vogel nicht pfeifen; es war seinem Handwerke
allzunachtheilig, und er blieb beständig dabey, daß ihm eine gewisse Anzahl
Teufel zu Gebote stünde.
|P_99-100
£{Hol-289,27-29}
Diesen Abend sahen wir noch die Art der Tungusen ihren Brandwein zu destilliren,
welche von derjenigen, so die heidnischen Tataren beobachten, und die ich in der
Kußnetzkischen Reise beschrieben habe, etwas abgehet. Sie setzen die gesäuerte
Milch in einem niedrigen eisernen Kessel über das Feuer. Auf den Kessel decken sie
einen von beyden Seiten offenen Cylinder von Birkenrinde oder von Holze zusammen
geflochten, der etwas enger als der Kessel ist. Nicht gar in der Mitte des Cylinders,
etwas mehr gegen unten zu, ist inwendig quer über, ein Holz ohngefähr einer Hand
breit, auf der unteren Seite etwas erhaben, auf der oberen eingebogen, und mit vielen
Ritzen, die von beyden Seiten des Randes schief gegen die Mitte des Holzes gehen,
versehen. Der ganzen Länge nach ist in der Mitte eine größere Ritze, in
welche sich diese kleinen Ritzen endigen; die größere aber endiget sich in
einer einen oder anderthalb Zoll langen Rinne, welche durch ein in den Cylinder
geschnittenes Loch ausgesteckt wird. Unterhalb dieser kleinen Rinne wird eine
größere von mehr als zweenen Schuhen lang, und die gegen unten zu etwas
gekrümmt ist, in eben dieses Loch eingesteckt. Sie gehet mit dem andern Ende in ein
Gefäß, welches den aus der Rinne laufenden Brandtwein empfängt. Endlich
wird noch der Cylinder oben mit einer eisernen Schüssel bedecket, und die Fugen
daselbst mit Woelocken vermacht. In die Schüssel wird währendem Destilliren
Wasser gegossen, welches, so bald es warm worden, wieder mlt kaltem verwechselt wird. Das
Destilliren hat nichts besonders an sich, als daß sie Feuer unterlegen, und so lange
damit fortfahren, als das übergehende noch stark ist, und aufhören, wenn es
anfängt, säuerlich zu gehen. Das, was in dem Kessel übrig bleibt,
gießen sie in einen woelockenen Sack, und lassen das Wasser ablaufen. Den Käse
trocknen sie, und verwahren ihn als eine Eßwaare unter dem Namen Arza. Sie
destilliren diesen Brandtwein nicht nur aus Pferde- sondern auch aus Kühemilch, und
beyder soll von gleichen Kräften seyn. Wir haben wirklich gesehen, daß
derjenige, den sie in unserer Gegenwart aus Kühemilch destillirt hatten, so stark
war, daß er sich anzünden ließ.
|P_127
£{Hol-289,22-26}
Sie halten große Heerden von Rindvieh, Pferden, Schaafen und Ziegen; ja mancher
Tunguse hat gegen 500 Pferde, und die reichen haben auch Kameele. Von ihrem Viehe
verkaufen sie alle Jahre so viel, daß sie mit dem, was sie daraus lösen, den
Tribut bezahlen und sich und ihre Weiber und Kinder kleiden können. Unter den Pferden
verkaufen sie die weißen nicht gerne, und unter den Schaafen sind sie auf diejenige
am meisten erpicht, die schwarze Köpfe haben, so daß man öfters
große Heerden siehet, die alle, nur sehr wenige ausgenommen, am Kopfe schwarz sind.
Ihr einziges Geschäfte bestehet im Jagen. Wenn sie nichts mehr zu essen haben, so
gehen sie auf die Jagd, und ehe das gefällte Wild verzehret ist, denken sie an keinen
neuen Vorrath. Die Murmelthiere verfolgen sie gemeiniglich bis in ihre Hölen, da sie
dann an der Mündung Feuer anlegen, und solche wohl herum zumachen, daß sich
aller Rauch in die Höle ziehen muß.
|P_161
£{Hol-290,06-11}
Die Einwohner dieser Stadt sind meistentheils Kaufleute, Sluschiwie, Dieti bojarskie,
Dworjänini, auch verschiedene Handwerksleute. Die meisten sind aus andern Provinzen
entloffen, wie denn fast ganz Sibirien keine andern Russischen Einwohner hat. Sie leben
so, wie es in ganz Sibirien die Mode ist. Sie sauffen, sie sind Liebhaber des
Müssigganges und der Hurerey, und empfinden auch die allgemeine Folgen davon. die
Lustseuche ist hier so stark eingerissen, so gar, daß es rar ist, einen wirklichen
eingesessenen der Stadt zu finden, der nicht davon angesteckt wäre.
|P_165-166
£{Doh-229,08}
Es ist keine Stadt in Rußland, aus welcher nicht Kaufleute hieher kommen, und
ihre Waaren mitbringen, um sie gegen Chinesische zu vertauschen. Die feinsten Tücher,
ausländischer Sammet, Zucker, allerhand Gewürze sind in dieser Zahl mit
begriffen. Die Kaufleute kommen mit Anfange des Winters, oder auch mitten im Winter hier
an, und den Winter hindurch währet der Handel mit den Chinesern.
|P_172-173
£{Hol-289,29-30}
Die Christfeyertage wurden hier, wie an andern Orten Sibiriens zugebracht. Es war was
seltenes von dem Christtage an bis zu dem Feste der heil. drey Könige einen
nüchternen Menschen zu sehen. Kein Handwerksmann war innerhalb dieser Zeit zu irgend
einer Arbeit zu bringen.
|P_193-194
£{Hol-290,23-27} / £{Hes-210,03-04}
Es befinden sich unter ihnen Schamanen, gleichwie unter den übrigen heydnischen
Völkern. Wir hatten einen alten berühmten Schaman mit seinem Werkzeuge bey uns.
Seine Kleidung war von den Schamanskleidungen, die wir bisher gesehen hatten,
unterschieden. [...] Als wir ihm anlagen uns etwas vorzuhexen, so zog er seine Kleidung
an, doch nicht auf den bloßen Leib, als welcher mit einem Hemde bedeckt war. Er nahm
seine Trommel zur Hand, welche von weitem oval aussahe, aber, vielleicht wegen des
schlechten Meisters, der sie gemacht hatte, fünfeckigt war, und bot die Teufel mit
einem ziemlich lange anhaltendem Trommelschlage und einer langen Rede auf. Diese hielte er
singend, und ließ sich dieselbe, damit sie kräftiger seyn mögte, von
einigen seiner Glaubensgenossen nachsingen. Die gegenwärtige Tungusen sowohl als
Russen sagten, daß ihnen die Sprache, worin er die Rede hielte, nicht bekannt
wäre, welches ebenfalls ein zu dem Chor gehöriger Tunguse sagte, welcher sich
taufen zu lassen geneigt war. So dann giengen die gewöhnliche Gaukeleyen mit einem
unbeschreiblichen Lermen und Geschreye an, worin er bald einem Löwen, bald einem
Ochsen, bald einem Hunde nachahmete, und seine erschreckliche Geberden kamen den Geberden
des Teufels, so wie sie beschrieben werden, ziemlich bey. Endlich hieß es, die
Teufel wären da, und der Schaman hielte wirklich mit ihnen eine Unterredung. Nach
vielen Gaukeleyen lief er mit seiner Trommel gegen Westen, als wenn er die Teufel
wegtrommeln wollte; auch fuhr er öfters mit der Hand über seinen ganzen Leib,
als wenn er sie abstreifen wollte; diese letztere Bewegung machte er auch vornehmlich auf
die letzte an den Füßen, mit denen er viel zu thun hatte; und durch dieses
alles zeigte er, daß er in seinem Handwerke eine gute Uebung hatte. Die Possen
endigten sich damit, daß er, als von einer schweren Arbeit ermüdet, eine
ziemliche Zeit stille stund, um sich zu erhohlen. Er sagte alsdann, die Teufel hätten
ihn nur geplagt, sich aber in kein Gespräch mit ihm einlassen wollen. Wir hätten
ihm dieses zwar gerne gewünscht wann wir ihn dadurch von seinem Handwerke hätten
abwendig machen können. Er wollte sich aber hierdurch nur von vielen Fragen, die er
von uns befürchtete, befreyen. Die Teufel, sagte er, hätten Menschengestalt, und
wären nackend, hätten auch nicht mehr Haare als Menschen, und weder Schwanz noch
Geißklauen etc.
|P_206-208
£{Hol_IK#9}
/ £{Hes-088,04 / 099,34 / 209,24}
/ £{Kae-381,13}
/ £{Doe-099,06}
Wir hielten uns in der Stadt Ilimsk eine geraume Zeit auf, [...]. Den 5ten Merz
besuchte ich die Tungusen, welche nur eine Werst von hier an dem Wege und in dem / Walde
ihre Jurten haben. [...] In der Gestalt ihres Gesichtes gleichen sie den Braski und den
Nertschinskischen Tungusen; viele derselben aber sind in dem / Gesichte mit mancherley
blauen Figuren ausgezieret, ohngefähr wie die Jakuten, die ich bey unserem
Aufenthalt in Casan beschrieben habe [Bd. 1, S. 79f.]. Itzt habe auch vernommen, daß es der Tungusischen
Nation eigen sey sich dergleichen Mahlerey in die Gesichte machen zu lassen, und sie ist
unter den Jakuten im geringsten nicht gebräuchlich. Gemeiniglich gehen an beyden
Seiten von dem äußeren Augenwinkel bis an den Winkel des Mundes über die
Wangen zween drey bis vier dünne Streifen, deren äußerer von oben bis
unten an der äußeren Seite zackicht ist; bey einigen gehet ein einfacher
Strich mit einigen Zacken von dem Streifen über das Auge. [...] Sowohl Kinder, als
Erwachsene von 12 bis 20 Jahren beyderley Geschlechts werden also bemahlet. Nicht ein
jeder Tunguse kann dieses verrichten, sondern es sind besondere Meister dazu. Die
Streifen sollen mit einer Nadel, durch welche ein mit Ruß schwarz gefärbter
Zwirn gehet, ausgenehet werden. Wie es aber eigentlich geschehe, habe ich noch nicht
erfahren können.
|P_255
£{Hol-288,09-10}
In dem Frühlinge des Jahres 1732 wurde 2 Werste unterhalb diesem Dorfe an dem
östlichen Ufer der Lena, und 10. Werste oberhalb auf eben diesem Ufer, dem Botowkaja
D. gegen über, ein Kupfererz angegeben, und selbigen Sommer beyde Stellen untersucht.
|P_309
£{Hol-288,09-10}
Witimskaja Sloboda ist einer von den ältesten Russischen Wohnsitzen an der Lena,
und fast zu gleicher Zeit als Jakutzk angelegt. Sie hat nicht mehr als 12
Bauernhäuser, eine Kirche, ein Haus, da die Befehlshaber ehemals gewohnt haben, und
ein Zollhaus. Das Haus des Befehlshabers stehet leer, weil keiner mehr in der Slobode ist,
als welche Last ihr die Jakutzkische Kanzley schon seit einigen Jahren abgenommen hat. Sie
ist schon von ohngefähr 40. Jahren wegen des schönen Marienglases berühmt,
welches die Einwohner in den hiesigen Gegenden häufig gefördert haben.
|P_319
£{Hol-288,09-11}
Noch vor Mittage erreichten wir die Mündung des Nischnaja Mama rieka. [...] Er
wird insonderheit wegen des Marienglases häufig besucht, und das meiste Marienglas,
welches bisher in diesen Gegenden gefödert worden, ist aus den Bergen, die an diesem
Flusse oder an den darin fallenden Bächen liegen.
|P_361-363
£{Hol-289,27-290,01}
Sie gähren diese Milch eben so als die Sibirische Tataren Buräten und
Tungusen diejenige, daraus sie Brandtwein destilliren wollen. [...] Er war dabey so
eigensinnig, daß, da wir schon des Morgens die Comedie spielen sehen, und ihm keine
Pferdemilch dazu verschaffen konnten, er sich weigerte es mit Kühemilch zu thun,
unter dem Vorwande, daß die Götter sehr böse darüber werden
würden.
|P_395
£{Hol-290,04-06}
Denn das ist die gröste Heimsuchung Gottes, die einem Jakuten begegnen kann, wenn
ein tiefer Schnee fällt, der lange anhält. Er will hierin nicht besser, oder
vielmehr nach seiner Denkungsart nicht schlimmer, als die übrigen heydnischen
Völker in Sibirien seyn; er verlangt kein Futter zum Vorrath; das Vieh mag es suchen,
wo es dasselbe findet, nicht daß er ein so großes Vertrauen auf Gott setzte,
welcher allerdings auch für das Vieh sorget, sondern, weil er zu faul ist, Futter
für dasselbe einzusammlen.
|P_401-402
£{Hol-289,09-11} / £{Kae-424,18-425,01}
Wenn die Fenster der Wohnungen nicht recht wohl schließen, so sind sie nicht
vermögend, die Zimmer genugsam vor der Kälte zu verwahren; auch die Keller,
darin man Getränke, als Bier, Meth, Wein hat, können mit den gewöhnlichen
Mitteln, als Roßmist, und Thüren nicht genug vor dem Froste gesichert werden.
Es werden also Stücke von reinem Eise, darin kein Unflath ist, in der
Größe, als die Fenster sind, ausgehauen, und von außen eingesetzt. Wenn
man sie nur ein wenig mit Wasser begießt, daß sie anfrieren, so ist das
Fenster fertig. Sie benehmen nicht viel vom Lichte, und das Tageslicht fället
dadurch; und wenn die Sonne scheint, so ist es nicht im geringsten zu merken, daß es
davon in der Stube dunkler würde. Es ist im übrigen ein vortrefliches Mittel zu
verhindern, daß keine Kälte in die Stube dringen könne, der Sturm mag auch
so groß seyn, als er will. [...] Auch diejenigen, die in den Stuben die
Fensterlöcher mit bloßem Eise vermachen, können sich zur Noth damit
behelfen, wofern sie sich nur hüten, alsdann viel in der Stube zu seyn, wann man den
Ofen zugemacht hat.
|P_467-468
£{Hol-288,32-33}
Hernach haben sie allerhand Beeren, als rothe und schwarze Johannsbeeren,
Kräuselbeeren, Mooßbeeren, gelbe Himbeeren, rothe Braunbeeren, Steinbeeren,
welche alle außer der Zeit ihrer Reife den übrigen Sommer, wie auch das ganze
Frühjahr und Winter hindurch ebenfalls gefroren vorgesetzt werden. Ich habe schon
oben gesagt, daß in den Jakutischen Kellern von der Natur des Bodens alles friert
und gefroren bleibt. Diese Beeren mögen vorgesetzt werden, wann sie wollen, so sehen
sie immer so aus, als wann sie in ihrem besten Zustande und so unverändert
wären, als sie die Natur hervorbringt.
|P_469-470
£{Hol-289,11-12}
Die Lebensart der Jakuten ist von der Lebensart anderer Sibirischen heydnischen
Nationen nicht sehr unterschieden. Sie bekümmern sich um kein Brodt. Sie essen die
Wurzeln von dem Gänserich, (Jak. Köjengeß,) von Pimpernell (Jak.
Emüjach) von der kleinen Natterwurz (Jak. Mjäka-Arschin) von Ondschula oder
Kjölassa, von den bey ihnen wachsenden Lilien (Korun) von einem Hedysaro mit
blaßgelber Blüte (Jak. Sardana,) [...]. Die zwo ersten Wurzeln essen sie roh,
alle aber, nur die erste ausgenommen, meistentheils getrocknet und zu Pulver
gestoßen, in welcher Gestalt sie dieselbe unter gekochten Brey, auch unter den
Milchrahm mischen.
|P_471-472
£{Hol-289,24-26}
Von wilden Thieren ist ihnen [den Jakuten, U. S.] alles recht, was ihnen
vorkömmt. Doch halten sie die Mäuse, die etwas groß sind, damit sie das
Maul ausfüllen können, wie auch die kleinen obenbeschriebenen Murmelthiere
für ihre gewöhnliche und angenehme Speise, als welche zu fangen ihnen nicht viel
Mühe macht, indem sie nur alle Tage die Fallen besehen, und wieder stellen
dürfen. Ich habe oft mit vielem Vergnügen zugesehen, wie lustig sie sich dabey
machten.[...] Sie gehen dem ungeachtet auch auf die Jagd, und fällen allerley Wild;
jedoch gehören sie unter die Nationen, die etwas faul sind, welches man besonders bey
dem Zobelfange wahrnimmt. Sie laufen diesen Thieren bey weitem nicht auf so große
Entfernungen nach, als die Russen und Tungusen, weswegen sie auch selten was recht
schönes fangen.
[Es ist hier von Murmeltieren und nicht von "Eichhörnchen" die Rede! Das
ist der Vergleichspunkt mit den Tungusen, von denen es S. 127-128 heißt: "Die
Murmelthiere verfolgen sie gemeiniglich bis in ihre Höhlen, da sie dann an der
Mündung ein Feuer anlegen, und solche wohl herum zumachen, daß sich aller Rauch
in die Höhle ziehen muß." Die Jakuten hingegen jagen die Murmeltiere nicht,
sondern stellen gerade mal Fallen auf. ]
|P_473
£{Hol-289,8-11}
In ihren Wohnungen finde ich nichts besonders, als dieses, daß sie nicht so gar
viel herumziehen, wie die übrige heydnischen Nationen. Ihre Winterjurten sind
gemeiniglich von dünnen Balken gemacht, die sie alle Winter wieder beziehen, und oben
mit Erde und Leimen vermachen. Die Oeffnungen zwischen den Balken stopfen sie mit
Mooß aus. Zum Eingange ist ein Loch gelassen, vor welchem eine Thür gemacht
ist, und im Dache ist ein Loch für den Rauch. [...] Der Heerd ist bey den Sommer- wie
bey den Winterjurten in der Mitte, weil das Loch, wo der Rauch ausgehet, auch oben in der
Mitte ist, woselbst immer ein Feuerhaken von oben befestiget wird, daran man einen
eisernen Kessel hängen kann.
|P_475-476
£{Hol-291,08-10}
Sie haben eine große Anzahl von Götzen; allein diese Götzen gehen
nicht so nackend, wie die Tungusischen, und sind nicht aus einem so groben Stoffe
geschnitzt. Einen hölzernen Götzen halten sie für gar nichts. Ein solcher
würde schon eine Rauhigkeit von sich blicken lassen, so bald man ihn nur
anrührte. Es müssen vermuthlich Puppen von Deutschen Völkern ehemahls bey
den Jakutern angelangt seyn, welche weicher sind als hölzerne Bilder. Diese haben sie
nachzuahmen gesucht, und ich glaube, daß sie die ersten sind, welche sie so
groß gemacht haben, wie man die Puppen heutiges Tages siehet. So wie sie also die
Puppen nachahmeten, also scheinet es, daß einige Deutsche Nationen von ihren
Götzen ein Ebenbild zu ihren Puppen genommen haben. Man findet nämlich unter den
Jakuten eine große Menge Götzen, welche wir, wenn wir nicht eines andern
berichtet wären, alle für Puppen ansehen, und ihnen nicht die allergeringste
Ehrerbietung erweisen würden; denn sie sind von unsern Puppen in nichts
unterschieden, als daß, anstatt daß die unsrigen gemahlte Augen haben, bey den
ihrigen runde rothe Corallen, oder kleine Bleikügelein anstatt der Augen eingesetzt
sind, welche die Augen etwas lebhafter vorstellen sollen. Sie sind im übrigen von
Lumpen zusammen gestopfet, und etwas plumper gemacht, als unsere Puppen, genießen
aber alle die Ehrenbezeugungen, die man den Götzen anderer heydnischen Völker
erweiset. Der Rauch von Fett oder fettem Fleisch ist für sie ein lieblich Opfer. Man
schmiert ihnen auch das Maul mit Fett oder Blut von einem Thiere, und ich glaube, es ist
bey diesen Jakutischen Götzen besser angelegt, weil sie, wie bey einigen Völkern
die Amtleute, ein sehr schwammichtes und von lauter Lumpen und Lumpereyen
zusammengesetztes Fleisch haben, das fremdes Blut nicht nur einlassen, sondern auch
aussaugen kann. Daher riecht auch ein Jakutischer Götze viel stärker, als ein
hölzerner, dergleichen andere Völker haben.
|P_490-491
£{HeO-37,08} [ ??? ]
Von dem Felsen Sergujew sagte man mir, daß die Jakuten ihm göttliche Ehre
anthäten, und ihm besonders die Macht zuschrieben ungestüme Winde zu machen, die
ihnen in ihrer Jagd überaus hinderlich seyn könnten. [...] Es scheint, sie
halten ihn für einen Gott, der die Leute wegen ihrer Missethaten nach der strengsten
Gerechtigkeit strafe. Ungefähr einen solchen Begrif haben auch die Jakuten von dem
Sergujew, nur daß er bloß mit ungestümen Winden strafen soll. Daher
opfern sie ihm, um seine Gewogenheit dadurch zu erhalten. Ich gieng auf diesem Felsen
spatzieren, um etwas von den Jakutischen Opfern zu sehen. In der That fand ich auch, etwas
oberhalb den Steinkohlen, in einem kleinen Thale zwischen zweenen Sträuchen ein
Roßhaar gespannt, an welchem allerhand kleine auf vier Zoll lange, von weißen
Roßhaaren gewürkte Bändel als Zeichen eines solchen Opfers herunter
hiengen. Und hieran begnügte ich mich, weil der Kosak, den ich bey mir hatte, mich
versicherte, daß dergleichen Kleinigkeiten hin und wieder zu sehen wären, wegen
welcher auf dem Berge herumzuklettern ich der Mühe nicht werth genug achtete.
|P_491-496
£{Hol-291,01-08} / £{Hes-210,03-04}
£{He8-78,38}
Wir hatten schon diesen ganzen Monat, weil das Wetter schön war, bey den
Zauberern der Jakutischen Nation allerley Schau- oder Gaukelspiele angestellt, bloß
um zu sehen, ob sie dabey nicht was besonders hätten, das von den Gebräuchen
ihrer andern Handwerksgenossen abgienge. [...] Je behender und fertiger der Zauberer ist,
desto geschwinder kann er seine Sprünge machen; je besser der Ton seiner Trommel mit
der Abwechselung und dem Auf- und Absteigen seiner eigenen Töne übereinstimmt,
desto teufelischer läßt seine Musik bey den Zuhörern, die ihm glauben, und
desto sicherer bauen sie auf die Aussprüche, die er hernach mit großer
Unverschämtheit hervorbringt. Die Züge seines Gesichts sind auch vermögend,
ihm eine größere Ehrfurcht und Glaubwürdigkeit zu erwerben, und hingegen
das einfältige und nichtswürdige, das in der Kunst ist, zu verbergen. Jedoch,
alles dieses rühret nur abergläubische Leute, oder die etwa von den Kosakischen
Erzählungen eingenommen sind. Denn ein Jakutischer Kosak ist fast wie ein
Olekminskischer Bauer, der nach und nach in seiner ganzen Lebensart zum Jakuten wird, alle
Jakutische Mährlein, Erscheinungen, und falsche Einbildungen für Wahrheiten
hält, von dem seinigen dazu noch Zusätze macht, und sie seinen Woiwoden und
anderen, die ihm ohgefähr aufstoßen, mit tausend Betheuerungen erzählet.
Gottlob! daß unsere Sinnen durch die Anschauung so öfters wiederhohlter
Schelmereyen nach und nach geläutert worden sind. Je länger, je mehr war es uns
in dergleichen Versammlungen eben so, als wann wir einem Gaukelspiele zusähen, da
indessen die Jakuten und von Jakutischen Erzählungen eingenommenen Russen, auch
einige von den gegenwärtigen Deutschen dabey zitterten. Wir hatten von einer
Zauberinn gehört, die als ein junges Weib von etlich zwanzig Jahren sich in einen so
großen Ruf gesetzet hatte, daß auch die allerberühmteste Zauberer, die
ihr Handwerk schon über vierzig Jahre trieben, nach und nach das Vertrauen gegen sich
abnehmen sahen. Sie wohnte nicht über 20 Werste von der Stadt. Der Herr Prof.
Müller, welchem oblag auch dergleichen Künste zu beschreiben, schickte
nach ihr, und sie kam gar bald an. Sie bekannte ohne Anstand, daß sie eine Zauberinn
wäre, und es in ihrer Kunst so weit gebracht hätte, daß sie durch
Hülfe der Teufel sich ein Messer in den Leib, ohne Schaden davon zu leiden
stoßen könnte. Es wurde ein Abend bestimmt, daran sie ihre Künste zeigen
sollte, und sie war dazu sehr willig. Wir versammleten uns also an diesem Abend bey der
Jurte, darin die Gaukeley geschehen sollte. Nach angezogenem Zauberkleide und Rührung
der Zaubertrommel wußte sie ihre Sprünge wegen der Jugend, die ihr noch eine
große Fertigkeit gestattete, überaus geschickt anzubringen; an der Stimme aber
konnte man nicht merken, daß sie noch so jung wäre, sondern ihr Geschrey mit
dem Geräusche der Trommel machte ein Concert, das dem Brummen der Bären, dem
Brüllen der Löwen, dem Hundebellen, dem Katzengeschrey etc. überaus
ähnlich war. Sie ritte auf der Trommel nach den Teufeln der Luft, und nach denen, die
in der Erde wohnen, sie gieng sehr vertraut mit ihnen um, rief einen jeden, redete mit
ihm, und bekam, wie sie uns versicherte, von ihm gar vertraute Antworten. Die Jakuten
wurden über dieses ungemeine Vertrauen, das sich eine sterbliche bey den Teufeln
zuwege gebracht hatte, vor Verwunderung fast außer sich selbst gesetzt. Wir
erwarteten den Messerstich mit Ungeduld, ohne uns durch die bisherigen Possen blenden zu
lassen, und gaben auf alles auf das genaueste Acht. Endlich forderte sie ein Messer. Man
gab ihr ein scharfes und spitziges, und endlich ließ es in der That, als wenn sie es
in den Leib stieße, und als wann es zur andern Seite wieder herauskäme. Sie
druckte deswegen den Leib weit heraus; da schien es, als wann das Messer gewiß in
den Leib gienge; denn auch das Messer hatte das Ansehen, als wann es mit der grösten
Gewalt hineingedrucket würde. Indem dieses vorgieng, so griff ich mit der Hand zu, um
zu fühlen, ob das Messer wirklich im bloßen Leibe steckte. Sie sagte aber
gleich, die Teufel wollten dieses mahl nicht recht gehorchen, und sie zweifelte, ob es
diesen Abend vor sich gehen könnte, und bat sich zu diesem Ende einen andern Abend
dazu aus. Die Thorheit war angefangen, und wir wollten ihr Ende sehen; daher gaben wir ihr
die verlangte Frist bis auf den andern Abend. Ohngeachtet sie nun selbst gestanden hatte,
daß das Messer nicht in dem Leibe gewesen sey, so glaubten doch die Jakuten
einmüthig, daß es wirklich darinnen gestecket habe, und daß ihr nur die
Teufel befohlen hätten uns ungläubigen diesen falschen Bescheid zu geben. Den
andern Tag gieng der Tanz von neuem an, von dem ich nur überhaupt sage, daß er
nicht minder, als der vorige sehr geschickt gewesen sey. Es kam endlich auch zu dem
Kunststück mit dem Messer. Sie stach sich wirklich und zog das blutige Messer wieder
zurücke. Ich fühlte die Wunde, und ein Stück von dem heraushangenden Netze,
das sich die Zauberin hernach abschnitte, auf Kohlen braten ließ und auffraß.
Als die Jakuten dieses sahen, gaben sie ihre Bewunderung mit einem ihnen eignen Tone und
mit andachtsvollen Geberden zu erkennen. Das innere ihres Herzens schien gerührt zu
seyn. Sie aber that gar nicht, als wenn ihr was außerordentliches geschehen
wäre, wodurch das Erstaunen der Jakuten ungemein vergrößert ward. Sie
hatte nun ihre Kunst gezeiget, und weil Herr. Prof. Müller sie bisher in
seinem Hause gehalten, und ihr, da sie ihm zu gefallen hieher gekommen war, zu essen
gegeben hatte, so verfügte sie sich auch diesen Abend wieder in sein Haus, legte ein
Pflaster aus dem Harze des Lerchenbaumes auf die Wunde, und verband sich dieselbe noch mit
Birkenrinde und allerley alten Lumpen, wobey sie sich auch den Leib so viel möglich,
fest zusammen band, und endlich dieses Geständniß schriftlich mit ihrer und des
vornehmsten Dollmetschers der Stadt Unterschrift bekräftiget von sich gab, daß
sie niehmals zuvor, ehe sie in unserer Gegenwart gezaubert, sich ein Messer in den Leib
gestecket, auch diesesmahl nicht im Sinne gehabt hätte es zu thun, sondern vielmehr
Willens gewesen wäre, uns wie die Jakuten zu betrügen, und durch starke
Einziehung des Leibes uns ein Blendwerk zu machen, als wann sie gerade auf den Leib
zustieße, so dann aber das Messer zwischen dem Rocke und dem Leib fortzuschieben und
endlich zum Rocke wieder heraus zu stoßen. Ihre Jakuten hätten nimmer daran
gezweifelt, daß sie das Messer in dem Leibe gehabt hätte; allein wir
hätten auf sie zu sehr Acht gegeben. Sie hätte aber von einigen ihrer Voreltern
gehöret, daß man nicht daran sterbe, wenn man sich auch ein wenig in den Leib
stieße, und daß wenn man nur ein Stückchen von seinem eigenen Fette
äße, und die Wunde darauf gut verbände, es nichts zu sagen hätte.
Dieses hätte sie zwischen dem ersteren und anderen Tage ihrer Spiele bedacht, und
endlich das Herz in beyde Hände genommen, um von uns nicht für eine
Lügnerinn gehalten zu werden. Jezt, da man ihr freundlich zurede, die Wahrheit zu
bekennen, gestehe sie, daß sie bisher die Jakuten betrogen hätte um ihrer Kunst
ein grösseres Ansehen zu geben. Ihre Wunde war übrigens den sechsten Tag
völlig geheilet, ohne daß sie dieselbe mehr, als ein paarmahl verbunden
hätte, wozu vermuthlich ihre Jugend vieles beygetragen haben mag.
|P_520
£{Hol-288,15-20}
Was kann die Erde, sie mag so gut seyn, als sie will, wohl hervorbringen, wenn sie
nicht die gehörige Wärme hat? Was kann sie aber für Wärme haben, wenn
sie zu Ende des Junius in einer Tiefe von etwa 3 Schuhen oder etwas darüber gefroren
ist?
|P_521-523
£{Hol-288,18-26}
Hier finde ich für gut noch eine Anmerkung zu machen, die sich wohl hieher
schicket. Es giebt in der Gegend von Jakutzk, ohngeachtet dort noch Berge vorhanden sind,
wenig oder gar keine Quellen, vermuthlich, weil die Erde schon in einer geringen Tiefe
gefroren ist. Bald darauf, nachdem Jakutzk angelegt worden, nämlich in den Jahren
1685 und 1686 kurz vor der Ankunft des Generals und Woewoden Matwei Osnogowitsch
Krowkow, wollte man in der Festung einen Ziehbrunnen graben, zu welcher Arbeit sich
ein Kosak Jacob Feodorow Swietogorow miethen lassen, und sie in dem Jahre 1685. den
27sten Jul. A. St. angefangen hatte, auch damit bis auf den 1sten November unermüdet
fortgefahren war. In dieser ganzen Zeit hatte er acht Klafter tief gegraben, und die Erde
war allenthalben gefroren. Im folgenden Jahre fieng er die Arbeit den 1sten April wieder
an, fand aber wieder nichts anders als gefrornes Erdreich vor sich, wie er dann bis auf
den 25sten Jul. noch auf fünf Klafter, und also in allem dreyzehen Klafter tief grub.
Es scheinet der Kosak sey über dem langen Graben verdrießlich worden; weswegen
er vermuthlich auch vorgegeben hatte, daß er auf einen Felsen gekommen, woraus ein
übler Geruch gienge, und daß es ohnmöglich wäre, wegen des Felsens
tiefer zu kommen, oder wegen des gefährlichen Geruches länger in der Arbeit
fortzufahren. Ein Jakutischer Sin Bojarskoi, Peter Arentiew, der sich recht mit dem
Vorsatze die Wahrheit des Kosackischen Vorgebens zu untersuchen, in die Grube hinunter
begab, bestättigte, daß dieselbe so tief, daß sie rund um, und unten
gefroren wäre, und daß von der gefrornen Erde von unten ein übler Geruch
gienge; von dem vorhandenen Felsen aber gedachte er nichts. Indessen höre ich doch
nicht, daß man in der Arbeit ferner fortgefahren sey. Ich halte auch dafür,
daß, da in einer Tiefe von dreyzehn Klaftern die Erde beständig gefroren
gewesen, man kein Wasser bis dahin erwarten konnte, noch ins künftige hoffen kann.
Denn es würde eine gar zu lange Zeit gedauret haben, bis man dem Feuer des
Mittelpunkts der Erde, welches das gefrorne Erdreich und Wasser aufthauen könnte,
(wiewohl die Jakutische Kosaken solches nicht einmahl glauben,) nahe gekommen wäre;
des Holzes nicht zu gedenken, welches man zur Einfassung des Brunnens nöthig gehabt
hätte. Dieß bestättiget meinen obigen Satz, daß es bey dieser
Beschaffenheit des Erdreichs nicht wohl möglich sey Quellwasser zu haben.
|P_523
£{Hol-288,20-21}
Dieser Mangel an Quellwasser nimmt gegen die See hin beständig zu, weil das Land
immer nördlicher wird, und sehr wahrscheinlich ist, daß das Erdreich im Sommer
um so viel weniger aufthaue, wie ich auch oben von der Gegend des in das Eismeer fallenden
Flusses Karaulach schon gemeldet habe. Es bringt also ein großer Fluß für
die Einwohner der sehr nordlichen Gegenden, außer denen Vortheilen, welche allen
großen Flüssen gemein sind, auch diesen besondern mit sich, daß sie
Wasser zum Trinken haben, welches in Ermangelung der Quellen eine fast unentbehrliche
Sache ist.
|P_546
£{Hol-288,25ff}
Ich habe den Landweg von Jakutzk nach Ochotzk, bey der Reise über den Aldan in
der Gegend des Biela verlassen. Dieser Weg gehet alsdann längst dem Biela-Flusse
aufwärts bis an den von der linken Seite einfallenden Bach Tschagdala, welches eine
Weite von hundert und vierzig Wersten ausmacht. [...] Von dem Tschagdala kommt man nach
zurückgelegten funfzehn Wersten zum Flusse Iunakan, längst welchem man auf zwey
und zwanzig Werste lang aufwärts reiset. [...] Bey dem Iunakan ist ein ganz kleiner
See, welchen die Iakuten Buß-Kjol d. i. den Eissee nennen, weil man auch im
heißesten Sommer Eis darauf siehet.
|P_548
£{Hol-288,06-07}
Der Landweg wird also in allem auf neun hundert und neunzehen Werste gerechnet, ist
aber überaus beschwerlich, weil er fast über lauter Berge und durch Wälder
gehet, von denen die meisten sumpficht sind. Die Waldung bestehet meistentheils aus
Lerchenbäumen und Birken.
|B_Gme03_(1752)_
|P_126: Treibholz ???
|P_143-144
£{Fri-386,17} [ Quelle ?? ]
Er [ De l'Isle ] hieng das einzige Thermometer, das er noch übrig hatte,
ohngeachtet demselben wirklich zwey Drittel von seiner Länge abhiengen, in dieses
ausgehauene Loch, und nahm sich nicht mehr Zeit, als nach Hause zu laufen, um sich einen
Augenblick zu wärmen, in der Absicht, so gleich wieder bey dem Thermometer zu seyn,
worüber aufs höchste zehen bis zwölf Minuten verlaufen konnten. Als er aber
zurück kam, fand er das Thermometer, welches ohngefähr dreyßig Klafter von
seinem Hause aufgehängt war, so fest eingefroren, daß er dasselbe, so
vorsichtig er auch damit umgehen mogte, nicht mehr ganz und unbeschädigt heraus
bringen konnte, und vermuthlich deswegen, weil es binnen dieser wenigen Zeit auf drey Zoll
und zehen Linien eingefroren war. [...] Denn die Kälte soll so groß gewesen
seyn, daß er die Hand unmöglich zwo Minuten lang in der freyen Luft hätte
halten können, ohne sich in Gefahr zu setzen, daß sie erfröre.
|P_147-172
£{Hol-288,34}
Es ist mir daher empfindlich, daß ich nicht das geringste zur
Bestättigung oder Ergänzung der obigen Nachrichten anführen kann.
Inzwischen wird mir erlaubt seyn, eines und das andere, das ich noch
von diesen nordlichen Ländern gesammlet habe, allhier mitzutheilen.
Insonderheit sind die vielen Knochen, die man hin und wieder in
Sibirien in der Erde findet, eine Sache von solcher Wichtigkeit, daß
ich glaube, es werde manchem Leser angenehm seyn diejenigen
Nachrichten, welche bisher noch gemangelt haben, bey einander zu
finden. Peter der Große machte sich besonders auch hierin um die
gelehrte Welt sehr verdient; und gleichwie er den verborgenen Wegen
der Natur allenthalben nachzuspüren suchte, also gab er in dem Jahre
1722 unter andern sehr merkwürdigen Verordnungen auch diesen Befehl,
daß, wann sich irgendwo Mammontshörner antreffen ließen, man äußerst
bemühet seyn sollte, alle zu diesem Thiere gehörige übrige Knochen,
kein Glied ausgenommen, ganz und unversehrt zusammen zu bringen, und
nach Petersburg zu schicken. [...]
[ Es folgt eine lange Abhandlung über die Knochen bis auf S. 172) ]
|P_186
£{Fri-386,15-16}
[ Abschnitt über "Jeniseisk"]
Ich habe oben erzählt, was für einen Schaden der Herr Professor de
L'Isle de la Croyere auf seiner Reise nach dem Flusse Olenek erlitten
hat. Weil wir zu Ende des Jahres 1734, bey unserm ersten Aufenthalt
allhier eine so strenge Kälte empfanden so hielte ich für rathsam auch
diesen Winter Wahrnehmungen über das Wetter anzustellen. Ich bin
hieraus belehret worden, daß die Winter, so wie an andern Orten, also
auch hier in Sibirien, nicht gleich seyn, und finde fast nicht nöthig,
sie hieher zu setzen. Es wird genug seyn, wann ich einen Auszug aus
den thermometrischen Wahrnehmungen mittheile. Im Weinmonat wiese den
22sten um Mitternacht das Delislische Thermometer 190, den Tag darauf
vormittags um 9. Uhr 197 und einen halben Grad. Den 3sten Christmonat
in der Nacht 193, den 4ten 205 und 202. den 31sten des Nachts 199.
Gerade mit dem Anfange des Jahres 1739 war es bis an den 26sten fast
in einem fort kalt zwischen 190 bis 215. Auch die zween letzte Tage
dieses Monats brachten das Thermometer bis 198. hinunter. Vom Jenner
an war keine rechte Kälte mehr, daher auch der Frühling in diesem Jahr
früher kam, als man nach dem hiesigen Himmelsstriche vermuthen konnte.
Im Merzen gab es hier viele Catarrhen und Husten, auch unterweilen
hitzige Fieber, Seitenstechen, und Fieber, die nicht über einen Tag
währeten. Es fiengen auch die Masern in der Mitte dieses Monats an
einzureißen.
|P_292-293
£{Hol-288,09-10}
Den 11ten vor Mittage gegen acht Uhr ritten wir nach einem Bergwerke,
welchen man von dem erst gemeldeten Berge den Namen geben wollen, aber
unglücklicher Weise den Buchstaben O ausgelassen und es Maiskoi rudnik
genannt hatte. [...] Man siehet einen Schacht von ohngefähr acht
Klaftern tief, der ohngefähr drey Absätze hat, von welchem Oerter
ausgetrieben sind, und in dem untersten Orte ist noch Erz vorhanden.
[...] Gemeldetes grünes und rothes Erz ward zuerst entdecket, und man
hat in kleinen Proben aus einem Centner desselben ohngefähr acht und
vierzig bis sechzig Pfund reines Kupfer herausgebracht.
|P_305
£{Hol-288,09-10}
Und wie man immer auf die Erweiterung des Werkes bedacht ist, also hat
man vor nicht langer Zeit zween Krummöfen ernennt, um die
Omaiskischen, Korischen und hiesigen Kupfererze durchzusetzen. Ich war
begierig, die Hoffnung der hiesigen Erze auch ein wenig einzusehen;
ich ritte deswegen auch noch diesen Morgen zu der Kupfergrube.
|P_320
£{Hol-288,09-10}
Ein ohngefährer Zufall hatte einen Steiger von dem Sirinskischen
Bergwerke nach Abakansk geführt; derselbe fand auf diesem Wege ein
reiche Kupfererz am Tage liegen.
|B_Gme04_(1752)_
|P_315
£{Hol-288,09-10}
Schon seit vielen Jahren her, noch ehe die geringsten Russischen Wohnungen hier waren,
haben einige Leute, (Promyschlenie) in der Gegend des Sees Dshelandsyk, welcher
ohngefähr zehn Werste südwärts von der Festung liegt, und in der Gegend des
Berges Imen, Marienglas gefördert, und ein alter Mann von dieser Art Leute, Namens
Ramenschikow, setzt seine Arbeit noch immer fort.
|P_421-422
£{Hol-288,09-10}
Den 3ten nach Mittage um zwey Uhr reisete ich aus Kuschwa ab, um die Turinskische
Werke zu besehen. Unterwegens befuhr ich Polowinnoi Rudnik, so sich auf der nordlichen
Seite des Baches Polowinaja fünftehalb Werste von Kuschwinskoi Sawod befindet. [...]
In jenem wurde nach etlichen Lachtern bey beständig sich zeigenden Kupfererzen, derb
roth Kupferglas erbrochen, welches sich nach einigen Lachtern wieder in einem wilden
Gesteine verlohr.
|P_431
£{Hol-288,09-10}
Man fand bey Ziehung dieser Schürfe zuöberst auf dem Berge unter dem
Rasen schönes Kupfererz, worauf ein Schacht angefangen wurde.
|P_460
£{Hol-288,09-10}
Dis sind die Hauptarbeiten, die in diesen Gegenden auf Kupfererze vorgenommen, und
wovon das bisherige Kupfer der Alapaichischen Hütten vorgekommen ist. Der Gehalt ist
noch nicht eigentlich bekannt; man rechnet aber auf ein Erz in das andere anderthalb Pfund
aus dem Centner, folglich ist der Nutzen noch überaus geringe. Es ist aber
gewiß, daß diese ganze Gegend voll von Kupfererzen ist, und vielleicht trifft
man endlich auch bessere Erze.
|P_501-503
£{Hol-288,09-10}
Nach einem paar Wersten weiter fuhr ich wieder über den Ljala, und kam in kurzer
Zeit nach Ljalinskoi Pogost und Sawod. Die Sawod oder Hütte erreichte ich des Nachts
um sechs Uhr. [...] es habe sich aber auch daselbst nichts als dann und wann ein wenig
angeflogenes Kupfererz finden lassen.
Datum: 07.02.2006 / ... / 16.04.2015 / Juli 2016 / Januar 2017 / Februar 2018 / 06.12.2020.