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Mueller 1758

Knopf

Müller, Gerhard Friedrich / (Hg)
Sammlung Rußischer Geschichte / Des dritten Bandes / Erstes, zweytes u. drittes Stück. (St. Petersburg 1758) [SRG, 03]

[Zwischentitel:] Nachrichten von Seereisen, und zur See gemachten Entdeckungen, die von Rußland aus längst den Küsten des Eißmeeres und auf dem Ostlichen Weltmeere gegen Japon und Amerika geschehen sind. Zur Erläuterung einer bey der Akademie des Wissenschaften verfertigten Landkarte.
[= Sammlung Russischer Geschichte, Bd. 3, St. 1-3, S. 1-304]
<4> VIIl C 1153z / digitalisiert: <7>


|P_053:
£{Hes-100} / £{Kae-381} / £{Pil-361}
Die andere Insul ist von der anderen um 2 Tagereisen zu Wasser zu fahren entfernet. Die Einwohner derselben heissen auf Tschuktschisch Pekeli. Sie tragen eingesetzte durch die Baken hervorragende Zähne, wohnen an befestigten Orten, und kleiden sich in Endtenfelle. Ich meyne, die hier angegebene Lage der Insul wird wohl ein Fehler seyn, und man wird sie gegen über Tschukotskoi Noß suchen müssen. [...]
|P_058
Gegenüber dem Noß zu beyden Seiten, sowohl der Kolymaischen, als Anadirschen See, soll man von weitem eine Insul sehen, welche die Tschuktschi ein grosses Land nennen, und sagen, daß daselbst Leute wohnen, welche eingesetzte grosse Zähne durch die Backen hervorragen haben. Diese Leute sind in ihrer Lebensart und Sprache von den Tschuktschi unterschieden. Die Tschuktschi führen mit ihnen Krieg, von undenklichen Jahren her. [...] Popow traf von den zahnichten Leuten 10 Mann, als Kriegsgefangene bey den Tschuktschi an, da er denn eigentlich wahrnahm, wie die eingesetzten Zähne von Wallroßzähnen ausgeschnitten waren. [...]
|P_064
[...], das ist von den Tschuktschi ausser allem Zweifel. ›Wenn ein Fremder zu ihnen kommt, er mag von ihrem eigenen Volke, oder von andern Nationen seyn, so bieten sie ihm bey der ersten Begrüssung ihre Weiber und Töchter zum Beyschlafe an. Sind diese dem Gaste nicht schön genug oder zu alt, so führen sie ihm andere aus der Nachbarschaft zu. Und da wird ihm von den Frauenzimmer eine Schale von frischem in Gegenwart des Fremden gelassenen Urine gereichet, womit er seinen Mund auszuspülen verbunden ist. Schlägt er den Antrag aus, so halten sie ihn für ihren Feind, dagegen sie aus der Annehmung desselben seine aufrichtige Freundschaft schließen.‹ Dieses haben nicht nur die Tschuktschi zu Anadir erzehlet, und es ist mit in der schriftlichen Nachricht, die ich bisher mitgetheilet, enthalten; sondern ich habe es auch zu Jakutzk vielfätig von Leuten, die unter den Tschuktschi gewesen, bekräftigen hören.
[Asien und Amerika sind getrennt, obwohl nahe beieinander, die Bewohner beider Küsten wissen von einander; im Folgenden Kritik an den Karten von Delisle und Buache.]

|P_072-093: [Kamtschatka und vorgelagerte (Kurilen)Inseln]

|P_105: eine Reise nach Nischnei Kamtschatzkoi Ostrog

|P_112-126: Kamtschatkische Expedition [...] Vitus Bering, Martin Spangberg, Alexei Tschirikow

|P_119
£{Hol-340,15-19} / £{Kae-135,17 - 136,02}
Darauf aber nimmt die Küste wieder ihr vorige Richtung gegen Norden und Nordosten an, bis unter der Polhöhe von 70 oder mehr Graden das eigentliche Tschuktische Noß, als eine grosse Halbinsul, erscheinet, allwo erstlich mit Grunde hätte gesagt werden können, daß kein Zusammenhang zwischen den beyden Welttheilen Statt finde. Allein, wer konnte damahls dieses alles auf dem Schiffe wissen? Man hat ja die eigentliche wahre Erkenntniß von dem Lande der Tschuktschi und der nach denselben benannten Landecke erst meinen 1736 und 1737 zu Irkutzk angestellten Geographischen Nachforschungen zu danken. Gnug, daß man sich in der Hauptsache nicht geirret und daß würklich Asia von Amerika durch einen Canal, der das Eißmeer mit der Südsee verbindet, getrennet ist.

|P_122-124
£{Hol-295}
[Darstellung der kartographischen Irrtümer und Kenntnisse über die nordöstlichen Küsten von Asien seit dem Beginn des 18ten Jahrhunderts.

|P_138- : [1732 / Zweite Reise von Bering, Spangberg und Tschirikow]

|P_160f.:
£{He8-45} £{Hes-072} / £{Kae-307,22 - 308,01} / £{Mes-168} / £{Fri-408,01-04} / £{Bar-106} / £{Doe-062} / £{Vol-060}
Die allgemeine Bemerkung, daß das Wasser in der See abnimmt, trift auch hier ein. Man siehet längst den Küsten des Eismeeres Holtz, das von der See angespület worden, auf solchen Höhen, die heut zu Tage von keiner Fluth noch Wellen erreichet werden. Unweit der Mündung des Flusses Jana in Westen soll eine alte Kotsche [Bezeichnung für ein Wasserfahrzeug: ein flaches Boot.] liegen, / die um 5 Werste von dem jetzigen Ufer der See entfernet ist. [...] Schon im Jahr 1709 hat man zwischen den Flüssen Indigirka und Kolyma kaum mehr mit Schitiken fahren können, die noch kleiner als die ehmaligen Kotschen sind, und nicht so tief gehen, wie ich davon ein schriftliches Zeugniß habe.

|P_162f.:
£{Hol-343,15-18}
Und, was für betrübte Folgen entstehen nicht, wenn ein Europäisches Schiff, (wie Heemskerk auf Nowa Semla) zu überwintern gezwungen wird? Die Lebensart und Nahrung der Europäischen Schiffahrenden schicket sich keines weges für ein dergleichen Winterlager. Brandtwein, Salzfleisch und Zwieback sind keine Arzneyen / wider den Scharbock. Und der Mangel an Bewegung, der nothwendig erfolgt, wenn ein Matrose ausser seiner Hütte nichts zu thun hat, ist noch schädlicher.
In solchen Fällen kann die Lebensart der Russen von Archangel, die fast ein Jahr um das andere auf Nowa Semla ohne allen Schaden überwintern, zum Muster dienen. Diese ahmen darin den Samojeden nach, die oft frisches Rennthierblut trinken. Ihren Brandtwein, den sie mit auf die Reise nehmen, verzehren sie, bevor sie noch die Küste von Nowa Semla erreichen. Sie wissen nichts von gesalzenen, noch getrockneten Speisen, sondern leben von dem frischen Wilde, das sie fangen, sonderlich von den wilden Rennthieren. Die Jagd erfordert eine ständige Bewegung. Da bleibt niemand nur einen Tag in seiner Hütte; es sey denn, daß ein ausserordentlich grosser Sturmwind und allzuhäufiger Schnee das Ausgehen verhinderte. Zugeschweigen, daß diese Leute auch mit guten warmen Pelzen versehen sind, die dem Europäischen Schiffsvolke fehlen.

|P_226-238:
£{Hol-295,05-14}
[Bering und Steller stranden vor Kamtschatka.]

|P_249:
Die Biber verlohren sich im März-Monathe. Dafür kam ein anderes Thier zum Vorschein, daß man in Kamtschatka, wegen seiner langen Haare, die zu beyden Seiten des Mundes, wie bey den Katzen, hervorstehen, Seekatzen ([...]) nennet. Dampier, der es auf seinen Reisen jenseits der Linie auch häufig angetroffen und beschrieben hat, giebt ihm den Nahmen des Seebären. Das westliche Ufer der Insul war davon gleichsam bedeckt.

|P_250:
Die Seelöwen sind das Thier, welches in Kamtschatka Siwutscha genennet wird.

|P_279-304:
Endlich ist noch etwas von der Carte zu sagen, die von den neuen Kamtschatkischen Entdeckungen unlängst bey der Academie der Wissenschaften zum Vorscheine gekommen. Sie ist unter meiner Aufsicht verfertiget worden. Ich muß also von den Gründen Rechenschaft geben, warum ich gewisse Gegenden so, und nicht anders, darauf vorgestellet habe. Die Aufschrift ist: Nouvelle Carte des Decouvertes faites par des Vaisseaux Russieus aux côtes inconnues de l'Amerique Septentrionale avec [...]. A S. Petersbourg à l'Academie Impériale des Sciences. 1758. Einige der ersten Abdrucke haben das Jahr 1754. [Folgt Beschreibung]


Datum: 14.02.2006 / ... / 31.07.2007 / .../ 17.06.2010 / Juli 2015 / 03.07.2017