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Salmon (1748, 1749)

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Salmon 1748
Die Heutige Historie oder der Gegenwärtige Staat des Türkischen Reichs,
Erster Theil. Enthaltend eine ausführliche Beschreibung aller zu diesem grosen Kaiserthum gehörigen Reiche und Länder in Asien, samt Egyptens in Africa. Nach dem Englischen und Holländischen Herrn Salmons und Herrn van Goch in deutscher Sprache nebst einer Landcharte ausgefertiget. (Altona / Flensburg)

Benutzt ist das Exemplar: <17> K 607
version 1: 11.07.2006 / Juni 2008 / Abschrift: W-Stark // Nachträge: Sept. 2016


|P_9
£{Kae-299,04}
Dieses Meer ist wegen der grausamen Stürme, die hier noch ärger als irgend auf einem andern Meer toben sollen, das schwarze genennet worden; Es scheinet aber, daß die Stürme hier weder gemeiner noch heftiger sind, als an andern Orten. Vermuthlich mögen einige, die auf diesen Küsten Schiffbruch gelitten, ehe die Schifffahrt zu derjenigen Vollkommenheit gelanget war, wie sie bey uns ist, sich fürchterliche Gedanken davon gemacht, und solche auch andern beygebracht haben: Und da diese Begriffe vom Ovidio und andern Poeten, noch höher getrieben worden, so ist es kein Wunder, daß dieses Meer endlich insgemein das schwarze oder erschreckliche genennet worden ist. Andere haben davor gehalten, dieses Meer habe den Namen des schwarzen von der Farbe seines Wassers oder Sandes bekommen; Allein sein Sand ist von demjenigen, den man an andern Ufern findet, nicht unterschieden, noch auch dessen Wasser trüber als in andern Meeren.

|P_14
£{Hol-295,28 - 296,01}
Es wird insgemein dafür gehalten, daß die Türken von scythischen oder tartarischen Ursprung und Herkommen seyn. Denn ich sehe die heutige Tartarey vor nichts anders als das Land der alten Scythen an; [...].

|P_16f.
£{Hol-296,05}
Die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit der Türken wird von einigen Reisenden sehr herausgestrichen; unsere Kaufleute aber berichten, daß diejenigen, die mit ihnen zu handeln haben, auf der Hut seyn müssen. Und da auch alle darinnen übereinkommen, daß Geiz und Erpressung die à la mode Laster der Türken sind, und fast durchgehends bey ihren Stadthaltern und Staatsministern im Schwange gehen, denen Aemter und alle / Dinge feil sind; So stehet wol nicht zu vermuten, daß die von geringem Stande so gar Ehrenfest seyn sollen.

|P_17f.
£{Hol-296,02ff.}
An Mäßigkeit, wie man angemerket, pflegen die Türken die Christen auch zu übertreffen. Allein es gibt wenige darunter, die sich des Weintrinkens in Geheim enthalten, ungeachtet ihr Gesetz solches verbietet, und die Regierung diejenigen scharf strafet, die sich auf der Strasse in dergleichen Rausch betreten[!] lassen. [...]
Jedoch ist ihre Mildigkeit, wenn sie nicht aus Prahlerey geschiehet, wie einige Reisende vorgeben wollen, höchlich zu loben. [...] Sie bessern die Landstrassen aus, und richten auf ihre eigene Kosten, Brunnen und Cisternen, zur Bequemlichkeit der Reisenden auf: bauen Caravanseras zu deren Beherbergung und Bewirthung, und einige andächtige Leute schlagen, wie man berichtet, Hütten am Weg auf, damit sie den Fremden auf ihrer Reise / beyspringen und den müden Wandersmann erfrischen können.
£{Hol-296,07}
Keine Duelle. Wenn sie uneins werden, so kömmt es selten zum Schlagen; und das Duelliren oder Zweikämpfen ist ihnen gar nicht bekannt; aber kein Volk in der Welt übertrifft sie in Schimpfen und Schmähen, Fluchen und Verwünschen. [...]
£{Hol-296,07f.}
Die Lehre vom Fato und Prädestination, oder dem Schicksal und Vorherverordnung hat hier solchen Einfluß, daß zur Pestzeit, die sehr ungemein unter ihnen ist, kein Mensch aus seinem Hause fliehet, [...].

|P_18f.
£{Hol-296,02}
Die Türken sind gemeiniglich von Person ansehnliche Leute; ihre / Weiber schön und von einer ungezwungenen und angenehmen Gestalt.

|P_21f.
£{Hol-296,08}
Die Türken spielen zwar, zum Zeitvertreib, im Bret, aber um / kein Geld; und also vermeinen sie den Inhalt ihres Gesetzes zu erfüllen, welches das Spielen hauptsächlich der daher entstehenden Zänkereyen wegen verbietet, weil nicht zu vermuthen stehet, daß man uneins wird, wo nichts ausgesetzet ist.


|P_91f.
£{Hol-296,08-12}
Es wird von den Mahomedanern insgemein davor gehalten, daß 73 Secten unter ihnen sind. Herr Paul Ricaut aber, der solche sehr aufmerksam betrachtet hat, versichert, daß deren von weit mehr seyn müssen, [../.]
Die zwo Hauptsecten unter den Mahomedanern sind, wie bereits angemerkt worden, der Persianer und Türken ihre. Die Persianer hangen den Lehren an, die sie von Hali, des Mahomeds Schwiegersohn, und den zwölf Imanen[!] oder Patriarchen, seinen Nachfolgern, empfangen haben; und die Türken bleiben bei den Lehren und Auslegungen des Abubekers, des Omans und Osmans, der unmittelbaren Nachfolger des Mahomeds, welche die Persianer vor unrechtmäßige Besitzer des Reichs, und ihre Anhänger vor Ketzer halten.

|P_91f. Anm.
[...] und es verlohnt sich bey einigen kaum der / Mühe ihre verschiedene Meinungen zu untersuchen. Der Haß zwischen den Persianern und Türken aber, rühret mehr aus einem Staatsinteresse her. Und was vor Haß und Feindschaft zwischen zwey Völkern von einer Religion entstehen kann, ist bekannt.

|P_99f.
£{Hol-296,11f.}
Aber die allerwunderlichste Secte sind die Hairetti oder Zweifler, die nichts vor gewiß halten oder entscheiden. [../.]
Die Atheisterey herrschet in der Türkey auch stark.


|P_161
£{Hol-295,18}
Die vornehmsten Städte davon sind, 1. Erzerom oder Aseron, so in 40 Graden und etlichen Minuten nordlicher Breite, etwa 5 Tagereisen südwerts vom schwarzen Meer lieget; und zwar an dem einen Ende auf einer schönen Ebene, am Fuß einer ganzen Reihe Berge, die mit Schnee bedecket gewesen, als sich Herr Tournefort daselbst befunden, welches um die Mitte des Junii gewesen wäre; wie er denn vernommen, daß der Schnee zu Anfang desselben Monats gefallen wäre, und sie hätten sich gewundert, als ihnen die Hände nach anbrechendem Tag dergestalt erstarret gewesen, daß sie keine Zeile schreiben können. Es wäre bis eine Stunde nach der Sonnenaufgang so kalt geblieben; doch wären die Nächte noch leidlich; die Hitze aber wäre von zehen Uhr Morgens an bis Nachmittag um vier Uhr, sehr beschwerlich. Ja, der Herr Tournefort erzehlet, daß es auf seiner Reise nach Kars, wol noch zween Finger dick Es gefroren, ungeachtet es um das Ende des Junii gewesen. Die Ebene von Erzerom ist fruchtbar an allem Getraide, aber ihre Erndte kömmt sehr späte und selten vor dem September. Und nebst der geschwinden Veränderung des Wetters, von allzugroßer Kälte zu übermäßiger Hitze, in Armenien, machet die Seltsamkeit des Holzes und andern Brennzeugs, Erzerom sehr unannehmlich. Sie haben kein anderes Holz daneben herum als Tännenholz, und auch dieses zwey bis drey Tagereisen dahin gebracht. Das ganze Land herum ist wie nackend, und weder Baum noch Gebüsche darauf zu sehen.

|P_168
Aleppo, die Hauptstadt der Provinz dieses Namens, lieget im 36. Grad und etliche Minuten nordlicher Breite, [...].

|P_170
£{Hol-295,26f.}
Eben dieser Ehrwürdige Scribent [Maundrel] berichtet, daß etwa vier Stunden von Aleppo ein Salzthal sey, das sich auf zwo bis drey Stunden erstrecke. Es bestehet aus einer vollkommenen Ebene, und siehet von ferne nicht anders als ein See aus. Die Oberfläche ist mit einer dürren Rinde überzogen, welche knirret, wie gefrohrner Schnee, wenn die Pferde darüber gehen. Vier kleine Flüsse ergiessen sich an diesem Ort, und pflegen solchen zur Regenzeit zu überschwemmen. Wenn nun das Wasser in der Sommerhitze vertrocknet ist, so bleibet eine Rinde von Salz zurück, welches sie sammlen [...].

|P_171f.
£{Hol-193,28}
Wenn ein europäisches Schiff zu Scanderon anlanget, senden die Factore, die sich in dem Hafen aufhalten, alsbald Nachricht davon nach Aleppo, und zwar vermittelst eines Briefs, den sie einer dazu abgerichteten Taube unter die Flügel binden, welche in vier / oder fünf Stunden nach Hause fliegt, so dreimäßige Tagereisen für ein Pferd sind.
[Dazu Note:] Dieses gehört wol noch unter die alten Geschichte [...]. Wer heut zu Tage zu Aleppo oder Scanderon nach einer solchen Taubenpost fragen wolte, der würde ausgelachet werden.

|P_176
£{Kant VII: 162,23f.}
Wir wollen hierauf den gegenwärtigen Zustand von Damascus, der Hauptstadt des südlichen Theils von Syrien, und dem Sitz eines Beglerbegs oder türkischen Vicekönigs, untersuchen. [...] Wenn man sich dieser Stadt nahet, so ist an der Südwestseite derselben oben auf einer sehr gähen Anhöhe, unter welcher der Fluß Barrady hinläuft, ein kleines Gebäude, von welchem Damascus ein rechtes Paradies zu seyn scheinet. Es lieget auf einer sich so weit erstreckenden Ebene, daß die Berge, die es auf der entlegenen Seite umgeben, kaum zu erkennen sind.

|P_179
£{Hol-315,13f.}
Der Türken Hochmuth ist zu Damascus so ausschweifend, daß sie keinem Franken erlauben wollen, auf einem Pferd zu reiten, wenn er die Gärten oder andere Seltenheit ausserhalb der Stadt zu besehen gehet, sondern er muß entweder zu Fuß spatziren oder auf einem Esel reiten: daher iederzeit Miethesel auf der Strassen gesattelt und gerüst in Bereitschaft stehen.

|P_183f.
£{Hol-295,21-23}
Eben dieser Ehrwürdige Schriftsteller [Maundrel] giebet die folgende Nachricht von seinem Besuch, den er auf dem Berg Libanon abgestattet, als er sich in diesem Lande befunden. [...] und in noch dritthalber Stunde zu den berühmten Cedern gekommen. Diese prächtigen Bäume, spricht er, wachsen unter dem Schnee, wo der Libanon am höchsten ist, und sind wegen ihres Alters und ihrer Gröse recht merkwürdig; obschon auch einige daselbst zu sehen, die nicht so alt und auch nicht so gros sind. Von der ersten Sorte habe er deren nur sechzehn bemerken können; und da / er einen von den grösten derselben gemessen, habe er ihn 12 Ellen und sechs Zoll dick befunden. Er sey noch frisch und unverdorben gewesen, und habe seine Aeste 37 Ellen weit von sich gespreizet.


|P_238-265
£{Hol-296,12-18}
Der gegenwärtige Zustand des Westlichen Georgiens, oder der Fürstenthümer Mingrelien und Guriel, wie auch des Königreichs Imerette.

|P_240f.
£{Hol-296,13-18}
Der Grund ist in Mingrelia zur Saatzeit so feucht,daß man,um ihn nicht zu weich zu machen, wenn man Korn oder Gerst hineinsäet, solchen nicht umackert. Man wirfft den Saamen nur darauf, so wurzelt er wol eines Fusses tief. / Wenn sie aber anderes Getraid säen, arbeiten sie den Grund mit hölzernen Pflugscharen um, womit sie so tiefe Furchen machen, als ob solche mit einem eisernen Pflugschar gemacht wären, weil der Grund weich und feuchte ist. Das Volk ist erschrecklich faul und dumm; [...].

|P_254
Da Imerette mit Mingrelia vieles gemein hat, so wollen wir nur dasjenige, was etwa besonders darinnen vor kömmt, anführen. Das Königreich Immerette liegt Landwerts ein. Die Völker des caucasischen Gebürges, daran es grenzet, sind Georgier. Es hat die Türken im Süden, die Ossi und Caraciolen, oder Carachekes, oder Circassier in Norden; und stößt in Westen an Guriel und Mingrelia, und in Osten an Georgien an. Es ist 120 Meilen lang und 60 Meilen breit.


|P_266
Der Name Egypten ist, nach der Meinung der Sprachgelehrten, von Egyptus, des Danaus, eines ehemaligen Fürsten dieses Landes Bruder hergeleitet.

|P_272-273
£{Hol-218,13-18} [ Nicht die Quelle ]
Es wird ein starker Handel in Leinwand und Kattun daselbst getrieben, und das Sal_Ammoniac in grosem Ueberfluß gemachet. Man hat Oefen darzu, in welchen oben einige Ritzen sind. Auf diese setzt man runde Gläser, die ohngefehr einen Fuß weit sind, und einen Fuß von einem halben Fuß haben, darein man ein Gemenge von Ruß, Seesalz und ausgedünsteter Pferde- Esels- oder Kameelpisse thut. Hierauf legt man ein Bret, wo die Hälse der Flaschen durch gehen. Hernach heizet man die Oefen mit einer mäsigem Feuer; ohngefehr dreimal 24 Stunden, in welcher Zeit die Feuchtigkeit ausdämpfet, und das Salz sich an den Hals der gläsernen Flaschen als ein weisser Kuchen ansetzet, den man, nach Zerbrechung der Flaschen, herausnimmet.

|P_275
£{Hol-313,20-22}
So viel ist gewiß, daß heut zu Tage keine andere Arme [ Mündungsarme des Nil ] schiffbar sind, als diejenigen von Damietta und Rosetto.

|P_280
£{Hol-313,24 - 314,01}
Jede Seite dieser Pyramide hat unten 693 Fuß. Und ihre Höhe beträgt 499 Fuß. Wenn man sie aber nimmet, wie die Pyramide lehnigt oder schef aufwerts gehet, so ist die Höhe der Breite des Grundes oder Fusses gleich, nemlich 693 Meßschuhe. Allein, so sehr auch die Höhe dieser Pyramide bewundert worden, so merket Herr Greaves dennoch an, daß die Thurmspitze der St. Pauluskirche in Londen, ehe solche abgebrannt, diese Pyramide an Höhe noch übertroffen habe; [...]

|P_287f.
£{Hol-314,02}
Ferner ist die Frage, was zu Aufrichtung dieser Pyramiden Gelegenheit gegeben habe. Die gemeinste Meinung gehet dahin, daß sie zu / Grab- und Denkmahlen aufgerichtet worden. Dieses zu bekräftigen, erzehlet Ibn Abd Alhokin der Araber, daß, als Almamom der Calif von Babylon, bereits zwischen acht und neun hundert Jahren, die gröste Pyramide öffnen lassen, [...].

|P_288f.
£{Hol-314,04-08}
[Schilderung des Vorgangs der Einbalsamierung nach Herodot und Diodor.]

|P_291
£{Hol-314,03}
Die Mummienhölen, wie sie von den neuern Reisenden genennet werden, sind in der lybischen Wüsten, drey oder vier Meilen von den drey grosen Pyramiden, und ein wenig westwerts von dem Orte, wo Memphis ehemals gestanden hat. Diese Hölen oder Gruben sind, nach einiger Reisenden Bericht, von guten Steinen gebauet; andere aber versichern, daß sie aus dichten Felsen gehauen wären. [...]

|P_293
£{Hol-314,03}
Nachdem sich nemlich der Herr Hill, wie er erzehlet, zu Cairo mit einem Wegweiser versehen gehabt, habe er sich mit noch drey andern Herren Abends aufgemachet, die Catacombas oder die Begräbnisse unter der Erden zu besuchen.

|P_295
£{Hes-232,22}
Eine andere von den alten und neuern Scribenten beregte Seltenheit in Egypten, ist ein Labyrinth oder Irrgarten neben dem Ufer des Nilstroms, gegen Oberegypten zu, so dem König Psamnitico dem Ersten erbauet worden. Der gröste Theil davon gehet unter dem Grunde hin, [...].
£{Hol-314,16}
Papyrus. Papier der Alten.

|P_298
£{Hol-313,21}
Die Egypter sehen überhaupt gelblich aus, und ie höher man in Egypten hinauf kömmet, ie brauner werden sie, bis sie endlich so schwarz, als ihre Nachbaren die Nubier, werden. Ihrer Gemüthsart nach sind sie faul und mißtrauisch. Ihre gröste Beschäftigung bestehet den ganzen Tag über in Kaffeetrinken, Tabackrauchen, Schlafen, Plaudern auf der Gasse oder Stillesitzen. Dabey sind sie einfältig, hochmüthig, stolz und voller belachenswürdigen Eitelkeit. Die Copten sind auch nicht ganz frey von diesen Fehlern.

|P_307
£{Hol-314,18-20}
Es sind noch einige besondere Merkwürdigkeiten von Egypten zu erzehlen übrig, die ein ieder, der durch dieses Land reiset, wahrzunehmen pfleget. Das erste ist die seltsame Manier, junge Küchlein in Oefen auszubrüten. Sie legen, spricht Herr Thevenot, ihre Eier in Oefen, die mit so mäßiger Wärme angeheizet sind, und mit der natürlichen Hitze so genau übereinkommen, daß die Küchlein darinnen gebildet und ausgebrütet werden. Diese Oefen sind [...] Sie erhitzen aber die Oefen nur mit der heissen Asche von Ochsen, oder Kameelsmist, welches eine gedämpfte Hitze ohne hellen Feuer und Flammen verschaffet.

|P_308
£{Hol-314,21 - 315,01}
Ein anderes Abentheuer, welches so wol bey einem leichtgläubigen Wandersmann, als bey den abergläubischen Ingebornen nicht nur Mahomedanern, sondern auch Christen, Verwunderung erwecket, ist die vorgegebene jährliche Auferstehung der Gebeine auf einem gewissen Begräbnißplatz bey alt Cairo, am Charfreitag, und den zwey vorhergehenden Tagen, nach dem alten Stylo, nach welchem sich so wol die Griechen als die Copten richten. Der Herr Thevenot erzehlet, daß er den Charfreitag hin an den Ort gegangen, [...]. Er habe eine grose Menge Volks daselbst versammlet gefunden: [...].

|P_311
£{Hol-315,03}
[...]; und die Ratte Ichneumon, davon man erzehlet, daß sie dem Crocodil ins Maul springe, und sich durch seinen Bauch wieder hinausfresse, [...].

|P_311Anm
£{Hol-315,02-04}
Den Ichneumon betreffend, ist diese Ratte bald so gros als eine Katze, [...]. Dieses Thier lebet von Eydexen, Kameleon, Schlangen und Schnecken. Was seine Feindschaft gegen das Crocodil anlanget, ist es gewiß, daß es seine Eier verderbet. Daß es sich aber durch des Crocodils Bauch herausfrisset, das ist zum wenigsten von den Reisenden heut zu Tage nicht wahrgenommen worden.

|P_312Anm
£{Hol-315,07}
Da der Ibis ehemals von den Egyptern verehrtet worden, und ein Vogel ist, der wie einige berichten, Egypten so besonders eigen ist, daß er Hunger stirbt, so bald er seine Küsten verlässet, müssen wir solchen gar nicht mit Stillschweigen übergehen. Er ist an Schnabel und Beinen einem Storch am gleichesten. Er lebt von Schnecken, Heuschrecken und Schlangen, die der Südwind aus Lybien herüber führet, und die Flügel haben. Ja man meldet, daß die Vögel um die Zeit, da sie herüberkommen an den Grenzen auflauren. Es giebt zwo Arten der Ibisse, weisse und schwarze; [...].

|P_319
£{Hol-315,08-12}
Diese verlognen Wahrsager, welche die meisten Länder in Europa und Asia durchstreichen, und öfters ganz unsicher machen, werden insgemein vor geborne Egypter (*) gehalten, und zum wenigsten mögen die ersten auch wol würklich solche gewesen seyn. Sie werden in der Türkey Zinganies genannt: Von ihrem Hauptmann, Zinganeus benamt, welcher, als Sultan Selimus um das Jahr 1517 Egypten einnahm, sich mit verschiedenen andern Mamelucken und Egyptern, die sich dem türkischen Joch zu unterwerfen weigerten, in die Wüsten retirirte, allwo sie vom Rauben und Plündern lebten, und öfters herab auf das ebene Land von Egypten kamen, [...]
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/(*) Daher sie auch die Franzosen in ihrer Sprache Egyptiennes, und die Engeländer Gypsies, das ist, Egyptier nennen.

|P_323
Vor die Nachkommenschaft der alten Egypter wird das jetzige Geschlecht der Copthen ausgegeben, bey welchen insgemein davor gehalten wird, daß St. Marcus das Christenthum daselbst gepflanzet, und der erste Bischof von Alexandria, der damaligen Hauptstadt in Egypten gewesen. [...].

|P_324
£{Hol-315,01f.}
Sie lesen die Messe in cophtischer und arabischer Sprache, und wenn sie die Paßion singen, und an den Ort kommen, wo Judas unsern Heiland verrathen haben soll, so schreiet die ganze Versammlung, Arfat! das ist, Hornvieh, Hörnerträger, oder Hahnrey! Und wenn man verlieset, daß Petrus des Hohenpriesters Knecht das Ohr abgehauen, so antworten sie alle mit einer Stimme: Asia Boutros! Gar recht Petre! [...]

|P_330
Die Anmerkung des D. Huntingtons, daß die erste Schreibart bey den Egyptern, eben dieselbe gewesen zu seyn scheinet, deren sich die Cheneser noch auf den heutigen Tag bedienen, hat viele Wahrscheinlichkeit, und er hätte solche vielleicht noch höher treiben und hinzufügen mögen, daß sich anfangs alle Völker so ausgedruckt haben.


|P_338
£{Hes-237,10}
Nachdem sie [sc. die Türken] sich nun der Insul völlig bemeistert hatten, zogen alle Venetianer, und die aus Europa waren, die nicht vorher schon als Gefangene fortgeführet worden, hinweg.

|P_395
£{Hol-292,10-12}
In diesem Lande [Circassia] wurde die Inoculation oder Einpropfung der Kinder Pocken an kleinen Kindern, ihre Schönheit zu erhalten, zuerst practiciret.


Salmon 1749
Die Heutige Historie oder der gegenwärtige Staat der Europäischen Türkey als des gegenwärtigen Staats des Türkischen Reichs zweiter Theil. Aus dem Englischen und Holländischen Herrn Salmons und Herrn van Goch ins Deutsche übersetzt. Nebst einem Anhange des Uebersetzers bestehend in einer kurzgefaßten Geschichte der Türkenkriege [...] (Altona / Flensburg: Korte 1749)


001 Kap 1: Von der crimischen und kleinen Tartarey, und von Oczakow, oder der budziackischen Tartarey
016 Kap 2: Beschreibung der Provinz Bessarabia und der Action zu Bender
034 Kap 3: Von der Provinz Bulgarien
037 Kap 4: Von der Provinz Romania oder Thracia

[keine Benutzung / Verwendung im ›Ms Holstein‹ nachgewiesen]

Datum: 20.06.2008 / 28.6.2008 / 20.07.2010 / 21.09.2016