Knopf: Bibliothek

Sammlung neuer und merkwürdiger Reisen zu Wasser und zu Lande
aus verschiedenen Sprachen übersetzt
(SnmR, 3)

Knopf

  1. Bouguer, Pierre: Kurze Beschreibung der Reise nach Peru, [...] [= Sammlung neuer und merkwürdiger Reisen zu Wasser und zu Lande aus verschiedenen Sprachen übersetzt, / SnmR, 03 (1751), S. 1-155.
  2. Diereville, Neufrankreich / SnmR, 03 (1751), S. 1-157-306.
  3. Granger, Egypten / SnmR, 03 (1751), S. 307-428.

Exemplar: <4> VIc C 597: 3 // [Stark 2005/06 / 2017 // Stefanie: 2001]


|B_Bouguer_(1751): Peru

|P_12f
£{Hol-084}
Man kann ohne Verletzung der Wahrheit sicher behaupten, daß es fast allezeit damit so gewesen sey. Ein Land, das mit so ungemein großen Wäldern angefüllet ist, kan einer so starken Anzahl Menschen nicht den Unterhalt verschaffen. Dies ist ein Widerspruch, den einige sonst nicht ungeschickte Schriftsteller nicht eingesehen haben, welche sich z. E. eingebildet, daß Gallien zu der Zeit der Römer weit bevölkerter gewesen als Frankreich heutiges Tages ist, obgleich fast das ganze Land damahls voll Holz war.

|P_17
£{Hol-192,20f.}
Wenn man in diese Wälder kommt erkennet man die Wahrheit einer von andern Reisebeschreibern schon gemachten Anmerkung, daß wenn die Vögel in America die unsrigen in der Farbe derer Federn weit übertreffen, diese dagegen einen angenehmen und mehr abwechselnden Gesang haben. Anstatt des Gesanges hört man fast allezeit nur ein wüstes Getöne, welches einen betäubet.

|P_23f.
£{Mes-131,19 ?}
In gewissen Jahrszeiten hat man alle Mühe von der Welt das Papier und die Felleisen genugsam zu verwahren, daß sie nicht verfaulen. Man wird sich vergeblich bemühen eine Flinte abzuschießen, wenn sie nur nur drey oder vier Stunden geladen ist, und man kein ander Mittel das Pulver vor der Feuchtigkeit in Acht zu / nehmen, als daß man es von einer Zeit zur andern am Feuer trocknet.

|P_24-26
£{Hol-082,12 - 083,01}
Jenseits dieses Meerbusens südwärts gegen Lima hat das Land eine ganz verschiedene Beschaffenheit. Es bestehet aus lauter Sand, welchen das Meer dahin geworfen zu haben scheinet; wiewohl man demselben auch einen ganz entgegen gesetzten Ursprung geben und wahrscheinlicher Weise urtheilen könnte, daß er von den Cordilleras selbst herunter gefallen sey. In dem Lande ist gar kein Holz, welches man doch diesseit des Meerbusens antrifft. Allein dieses ist noch eine größere Merkwürdigkeit dieses jenseit des Guajaquil liegenden Theiles von Peru, daß es darin niemahls regnet, obgleich der Himmel öfters wölkigt ist. [... / ...] Das Land in welchem es regnet, erstreckt sich bis gegen Panama, und hat über dreyhundert Meilen in der Länge. Der Regen selbst ist so stark, und dauret so beständig fort, insonderheit in den Landschaft Choco, welche um die Mitte dieses Raumes lieget, [...]. Das andere Land, worin es niemahls regnet, und welches südwärts von dem Meerbusen bei Guajaquil / liegt, erstreckt sich jenseit Arica gegen die Wüsteney Atacama, oder gegen die Grenzen des heißen Erdstriches und des gemäßigten südlichen Erdstrichs; er ist vierhundert Meilen lang und zwanzig bis dreyßig breit. [...] Man weiß so gewiß, daß man keinen Regen bekommen werde, daß man die Häuser so wohl in Arica als Lima ohne Dächer bauet. Man begnügt sich dieselben mit einigen Matten zu bedecken, auf welche man eine kleine Lage von Asche macht, damit der Thau und die Feuchtigkeit der Nacht darin ziehen möge.

|P_28-30
Wenn der aus der See kommende Wind eine Wolke mit sich bringt, und sie über / eine mit Holz bedekte Küste treibt, so muß durch die Hitze eben keine Veränderung entstehen. Ein Wald bricht die Strahlen der Sonnen nur ein wenig, und es ist gewiß, daß in einer gewissen Höhe über demselben die Hitze nicht größer als über dem Meere seyn könne. Allein die beständige Ausdünstung des Holzes ist, wie wir gesagt haben, Ursache, daß die Wolken sinken und zerfließen. Dahingegen nichts dergleichen um Lima und südwärts von Guajaquil geschehen kann. Der Wind, welcher auf diesen Theilen der Küste wehet, komment insgemein aus der See und von Südwesten. Allein, wenn eine von diesem Wind getriebene Wolke über die Erde kommt, so ist sie einer neuen Hitze bloß gestellet, welche sie auf dem Meere nicht empfand, und welche von der Brechung der Sonnenstrahlen und aus der Nachbarschaft eines ganz aus Sande bestehenden Erdreiches herkommt. [...] Es regnet auch in dem Lande, wovon hier die Rede ist, zuweilen stark genug, um die Erde zu befeuchten. Aber insgemein wird man befinden, daß die Wolke weiter gehet und fünf und zwanzig / oder dreißig Meilen einen Regen verursachet, wenn sie zu den Cordilleren kommt, welche als eine hohe Mauer alles dasjenige aufhält, was nicht hoch genug ist darüber wegzugehen.

|P_40f.
£{Hol-028,14-16} / £{Hol-331,08}
Die ziemliche Breite des Thales [von Quito] und seine Lage gegen die Sonne sollten die Hitze daselbst erträglich machen; allein dagegen muß die große Hitze des Erdreichs und die Nachbarschaft des Schnees auch die Hitze mäßigen. / Diese zwey wiedrigen Dinge sind, wenn der Ausdruck erlaubt ist, mit einander vermählet, und diese Verbindung muß nicht weniger einen einen beständigen Herbst als Frühling hervorbringen.

|P_43
£{Kae-384,14} / £{Kae-407,08}
Man findet zu Quito nicht die Vicunnas oder Peruanische Schaafe, obgleich ein Thier von eben der Art da ist, welches die Indianer Llamas nennen, und welches man nicht besser, als mit einem kleinen Kameele vergleichen kann, dessen man sich bedient, um Lasten von 50 bis 60 Pfunden von einem Orte zum andern zu bringen. Die Vicunnas trifft man in Chili an, und sie würden sonder Zweifel an verschiedenen Oertern in den Peruanischen Gebirgen gut fortkommen.

|P_45f.
£{Kae-156,08} / £{Mes-082,05}
Wir befanden anfänglich eine große Beschwerlichkeit von der dünnen Luft. Diejenigen unter uns, welche eine zarte Brust hatten, [../.] Ich leugne nicht, daß diese grosse dünne Luft der Luft die Müdigkeit beförderte und zur Vergrößerung der Mattigkeit etwas beytrug; denn das Athemholen wird dort überaus schwer, [...]

|P_47
Auf diesen Theil des Pinchincha ist es sehr schwer zu klettern. Wir brachten drey Wochen auf seinem Gipfel zu. Die Kälte war daselbst so strenge, daß einige unter uns scorbutische Zufälle empfanden, [...}

|P_48ff
£{Hol-028,04-07}
[Barometrische Höhenmessung; Beschreibung von Beobachtungen, Fixierung einer Regel]

|P_49f. Anm.
£{Hes-031,16}
Der Mercurius stund in dem Barometer zu Caraburu, welches der niedrigste von allen unsern Posten war, auf 21 Zolle 2 ¾ Linien oder 254 ¾ Linien; dagegen auf dem felsichten Gipfel des Pichincha er auf 15 Zolle 11 / Linien oder auf 191 Linien stund.

|P_51
Um vollends von denen auf dem Pichincha angestellten Beobachtungen Bericht zu ertheilen, so war der Secundenperpendikel, wenn man es nur bey dem bewenden lässet, was unmittelbar aus den Erfahrungen fließet, daselbst um 36/100 einer Linie kürzer, als am Ufer des Meers. *
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* Ich habe ihn oben 36 Zolle 6 71/100 Linien, zu Quito 36 Zolle 6 83/100 Linien, und am Ufer des Meeres 36 Zolle 7 7/100 Linien befunden.

|P_56-57
£{Hol-026,10-11} / £{Hes-031,15}
Man siehet fast alle Tage auf dem Gipfel eben dieser Berge eine außerordentliche Lufterscheinung, welche so alt als die Welt seyn muß, und von welcher aller Wahrscheinlichkeit nach doch niemand vor uns Zeuge gewesen ist. [...] Eine Wolke, von welcher wir umgeben waren, und welche sich zertrennete, ließ uns die aufgehende Sonne, die sehr hell glänzete, sehen. Die Wolke gieng nach der andern Seite; sie war nicht dreißig Schritte und also noch nicht weit genug entfernt, um die weiße Farbe zu bekommen, von der ich oben geredet habe, als ein jeder unter uns seinen Schatten auf derselben sahe und zwar nur seinen eigenen allein, weil die Wolke nicht eine an einander hangende Fläche ausmachte. [...] Endlich sahen wir in einer großen Weite einen großen weißen Kreis, welcher alles einfassete. Dies ist gleichsam eine Vergötterung für jeden Zuschauer, und ich kann nicht umhin hiebey anzumerken, daß ein jeder das empfindliche Vergnügen ruhig genoß sich mit allen diesen Kronen geziert zu sehen, ohne etwas von seiner Nachbaren ihren wahrzunehmen.

|P_59
Die Höhe der felsichten Spitze des Pichincha mach beynahe die beständige untere Grenze des Schnees in allen Gebirgen des heißen Erdstrichs aus. Ich habe befunden, daß dieser felsichte Gipfel über der Horizontallinie der Südsee 2.434 Klaftern erhaben ist. Der Schnee fällt viel weiter herunter.

|P_65
Diese Linie kann man die beständige untere Grenze des Schnees nennen; denn es muß noch eine andere, nämlich die Linie der obern Grenze seyn, an welche aber allem Ansehn nach die höchsten Berge in der Welt nicht reichen. Wenn einige so hoch wären, daß sie ihre Gipfel über alle Wolken erhöben, so würden diese höchsten Spitzen auf ihren öbersten Theilen von Schnee befreyet seyn und man würde oben, wenn man dahin kommen könnte, einen vollkommenen und beständigen heitern Himmel haben, wie man oft mit Unrecht von dem Olympus, dem Ararat und dem Theyde oder Pico auf Teneriffa vorgegeben hat, obgleich dieser letzte nicht einmahl die untere Grenze des Frostes völlig erreicht.

|P_80ff.
£{Hol-332,11-13}
In diesen westlichen Cordilleras giebt es viel Gold, so wie in dem östlichen und untersten Theile der einer andern sehr langen Reihe, die sich davon ein wenig südwärts von Popayan absondert, und nachdem sie durch Santa Fe de Bogota und Merida gegangen, sich unweit Caracas an der Nordsee endiget. [...] Man siehet auf solche Oerter, wo das Erdreich abhängig ist und sucht vielmehr in diesen als in andern Oertern nach. Man verfährt, gleich als ob das Gold, ehe es von den beyden öbern Schichten bedeckt worden, durch fließendes Gewässer dahin geführet wäre. [...]

|P_90-91
£{HeM-184,04-17}
Daß ich wieder auf den Cotopaxi komme, so siehet man am Fuße desselben ganze Schichten ausgebrannter und in sehr kleine Stücken verwandelter Steine, welche fünf bis sechs Mannslängen dicke sind. Die dickeste von diesen Lagen ist die oberste, und ich bin versichert, daß sich dieselbe sehr weit erstrecket und unter dem guten Lande, welches vielleicht seinem Ursprunge nach nichts anders als Asche war, verbirget. Ich sollte fast glauben, daß man die aus calcinirten Steinen bestehende obere Lage der entsetzlichen Entzündung, deren alle Geschichtschreiber gedenken, und die sich um den Anfang des 1533sten Jahres, nach dem Tode des Atahualpa, Königs von Quito, begeben hat, zuschreiben müsse. Wir alle haben davon mit größestem Erstaunen andere eben so außerordentliche Spuren wahrgenommen und Steine gesehen, die über acht bis neun Schuhe im Durchmesser hatten und weiter als drey Meilen fortgetrieben waren. Viele unter denselben zeigen durch die Striche, auf welchen sie auf der Erde fortgeschleifet sind, noch den Volcan an, der sie ausgeworfen hat. Die großen Steine sind gar nicht so wie diejenigen verbrannt, womit der Fuß des Berges bedecket ist, und sie können nicht anders als durch die erste Gewalt der Entzündung so weit getrieben seyn. Man wird also, wie es scheinet, keine dergleichen Wirkung zu befürchten haben, so lange der Volcan seine jetzige dem Ansehen nach 5 bis 600 Klaftern breite Mündung behält.

|P_94
£{HeO-21}
Die letzte Entzündung des Cotopaxi, die sich 1742 und in unserer Gegenwart begab, hat sonst keinen Schaden als durch den geschmolzenen Schnee verursachet. [...] Man muß gleich anfangs anmerken, daß das Wasser wenigstens 7 bis 8 hundert Klaftern hoch herunter schoß. In seiner ersten Wut warf es den Posten, der uns bey unserm sechsten und siebenten Triangel zum Standplatze gedienet hatte, gänzlich nieder. Seine Wellen erhoben sich auf den Feldern über 60 Schuhe, und an einigen Orten stieg es über 120. Daß ich der unendlichen Menge Vieh nicht gedenke, die es mit sich wegführete, so riß es 5 bis 600 Häuser nieder und 8 bis 900 Menschen kamen dadurch ums Leben. Alles dieses Wasser muste 17 oder 18 Meilen nach der Südseite der Cordilleras laufen oder vielmehr wüten, ehe es an dem Fuße des Tonguragua abfließen konnte; und es brauchte nicht mehr als drey Stunden um so weit zu kommen.

|P_100
£{Hol-033,17ff.}
Man hat schon längst angemerkt, daß die an der See liegende Plätze diesen erschrecklichen Naturbegebenheiten [sc. den Erdbeben] weit mehr ausgesetzt sind, als diejenigen, welche weit in das Land hinein liegen. Man werfe nur die Augen auf alle Oerter der alten Welt, wo feuerspeyende Berge sind; so wird man fast allezeit sehen, daß dieselben auf Inseln oder an dem Ufer des Meeres liegen. Die Alpen z. E. sind den Erdbeben nicht unterworfen, sondern nur die Theile von Italien, die sich am weitesten in das mittelländische Meer erstrecken, befinden sich in diesen Umständen. In America hat es damit eben die Bewandtniß. Es kann zuweilen geschehen, daß die Menge des Brennzeuges, der in der Erde verborgen ist, weiter nichts braucht, als daß sich das Wasser damit vermische, um Feuer zu fangen. Nun aber wenn das Meer sich höher aufgeschwellet, es sey durch die Wirkung der Ebbe und Flut, oder weil es bloß von den Winden getrieben wird; so kann das Wasser in verschiedene unterirdische Canäle über die Dämme, die es aufhielten, laufen und an vielen Oertern eindringen, wohin es sonst nicht gekommen seyn würde.

|P_106-107
£{Hol-038,04-06} / £{Kae-197,01-04}
Die Vergleichung der Entzündungen der Volcane und der Erdbeben giebt verschiedenen Umständen bey diesen letzten Naturbegebenheiten einiges Licht. Wann die Volcane sehr entzündet sind, so wirken sie zu wiederholten mahlen; man siehet die Flamme oder den Rauch fast allezeit stoßweise herausgehen. [... / ...] Ich habe gleichfalls angemerket, daß der Rauch stoßweise mit gleicher Abwechselung aus dem Cotopaxi stieg und bey Tage gleichsam Feuergarben bildete. Alle 42 oder 43 Secunden kam ein Stoß, als ich diese Entzündung beobachtete. Der in der Mitte des Volcans entzündete Stoff dehnete sich sonder Zweifel jedesmahl weiter aus; allein da er durch diese Ausdehnung zum Theil erschöpfet ward, so verminderte sich die Entzündung ein wenig; daher konnte die äußere Luft entweder durch die oben oder an einem anderen Orte befindliche Oeffnung wieder herein treten. [...]

|P_128f.
£{Hol-052} £{HeM-201'}
Der Bogota ist schon zu Santa-Fe ansehnlich. Man würde vielleicht auf der ganzen Erde einen höhern Wasserfall vergebens suchen, als derjenige ist, welchen er 15 oder 16 Meilen unterhalb dieser Stadt [Ibaque] und ungefehr 8 Meilen von dem Magdalenenflusse in einem Orte namens Tequendama formirt. [...] / Dieser Wasserfall, wenn man davon aus der Höhe urtheilet, mit welchen man denselben in der Nachbarschaft vergleichet, muß zwey bis dreyhundert Klaftern hoch seyn und das Wasser fällt gerade herunter.

|P_134f.
£{Hol-187,19f.} [Nicht die Quelle!]
Ich will nur etwas weniges von den Thieren und Ungeziefern erwehnen, welche man in den hiesen Ländern antrifft, und welche beynahe eben diejenigen sind, die sich auf der andern Seite der Cordilleras befinden. [...] Das Gift dieses Ungeziefers, welches man Coya nennet, ist tödtlich und dessen Wirkung so heftig, daß es durch die Schweißlöcher der Haut dringet. So gar Pferde und Ochsen sterben, wenn man eine dergleichen Spinne auf ihnen zerdrücket. [...] Man zerdrückte viele Coyas an verschiedenen Stellen ihres Halses und Rückens, nachdem man zuvor das Haar davon abgeschoren hatte; man zerquetschte so gar eine auf einer Wunde, und alles dieses that ihr keinen Schaden. [Die vorgebliche Schädlichkeit ist experimentell wiederlegt.]

|P_138
Das fünfte Capitel. Von den Einwohnern in Peru und ihren Sitten.

|P_141
Wegen der großen Hitze müssen sie fast nackend gehen; sie färben sich gemeiniglich mit Roucou roth und suchen darin einen besondern Putz; anstatt sich über und über anzustreichen, bemahlen sie sich nur streifenweise und sogar auch in dem Gesichte. Diesen Gebrauch scheinen sie seinem Ursprunge nach als ein Mittel angesehen zu haben, um sich wider das Stechen gewisser Arten von Mücken, Maringoinen oder Mustiken genannt, zu schützen.

|P_142-144
£{Hol-116,06f.} / £{Hol-121,10-11} / £{Hol-33,18f.}
Im übrigen wissen wir nicht, ob man sich in Ansehung dieser Völker nothwendiger Weise auch die Schwierigkeiten vorzustellen habe, die einem in Ansehung der Mohren so viel zu schaffen machen kann. Dieselben sind dem Ansehen nach nur dadurch von uns unterschieden, daß sie / in einem von dem unsrigen ganz verschiedenen Himmelsstriche wohnen, als welches durch die Länge der Zeit sehr merkliche Wirkungen hervorgebracht hat. Wenigstens bin ich versichert, daß man ihre fast kupferrothe Farbe, die nicht von dem Anstreichen herrühret und ihnen, wie man insgemein glaubt, natürlich ist, nur als einen zufälligen Unterscheid anzusehen habe. Ich habe Gelegenheit anzumerken, daß diejenigen, welche gleich unter den Cordilleras auf der westlichen Seite oder an der Südsee wohnen, beynahe eben so weiß sind, als wir. Diese sind einer heftigen und beständigen Sonnenhitze nicht so wie die andern bloßgestellet; sie bringen vielmehr ihre Lebenszeit in einem Lande zu, wo eine vollkommene Windstille herrschet, daß sie auch niemahls durch die geringste Bewegung der Luft unterbrochen wird: denn die Gebürge schützen sie gegen den anhaltenden Ostwind, der fast eine Meile hoch über ihren Kopf streichen muß. Wenn man sich von den Cordilleras weiter gegen die Küste wendet, so hat es schon nicht mehr die Bewandtniß; man empfindet dort den Wind, und die Indianer haben auch wieder ihre Kupferfarbe. Es ist wahr, wenn die Fleischfarbe der erstern keinen Unterscheid zwischen ihnen und uns zu machen scheinet, so unterscheiden sie sich doch dadurch, daß sie weder einen Bart noch Haare auf der Brust oder sonst an einem Theile des Leibes haben, und insonderheit daß ihr Haupthaar sehr lang ist; denn sie haben durchgehends dicke, schwarze, gerade und sehr starke Haare. Allein, wenn man zugiebt, / daß ihre Farbe, die überhaupt so sehr von der unsrigen unterschieden ist, von der Beschaffenheit des Himmelstriches oder von der starken Wirkung der Luft, wozu der Mangel der Kleidung Gelegenheit giebt, herrühre; so lässet sich allenfalls muthmaßen, daß auch die andern Umstände, worin sich ein Unterscheid äußert, beynahe eben den Grund haben.
Der Zustand der Indianer, die oben in den Cordilleras wohnen, ist nicht eben so beschaffen, und sie sind auch ganz andere Leute als die vorigen. [...] Sie sind ungemein faul und tumm; sie können ganze Tage auf einer Stelle zubringen und auf ihren Fersen sitzen ohne sich zu regen oder ein Wort zu sprechen. In den Städten dienen sie als Hausgesinde, und auf dem Lande gebraucht man sie zur Feldarbeit.

|P_145
/£{Doe-196,20}
Man weiß oft nicht, wenn man von ihnen einen Dienst begehret, durch was für Bewegungsgründe man sie dazu bringen soll. Man bietet ihnen vergebens einige Stücke Geld an. Denn sie sagen, daß sie nicht hungrig sind. Es muß sich demnach keiner wundern, daß sie die Taschen in den Kleidern für was unnützes halten; und wenn man sie endlich genöthiget hat ein kleines Stück Geld in die Hand zu nehmen, so wissen sie es nicht besser als in dem Munde zu verwahren.

|P_148
£{Hol-331,13f.}
Es ist nicht zu begreifen, wie es ihnen möglich gewesen sey die Mauren ihres Sonnentempels, von dem man zu Cusco noch die Ueberbleibsel sieht, aufzuführen; es sind Steine dazu gebrauchet, die 15 bis 16 Schuhe im Durchmesser haben, und wiewohl dieselben roh und unbearbeitet sind, so passen sie doch so dichte auf einander, daß keine Lücke dazwischen bleibet.


|B_Dierev_(1751)_

Diereville, Neufrankreich, [= SnmR,03 (1751), S. 157-306.
Allgemein wegen der Biber ┤

|P_245
/Sie haben einen ganz sonderbaren Schwanz, welcher ungefähr anderthalb Schuhe, jedoch nach ihrer Größe bald mehr bald weniger lang und dabey platt und wie ein Racket gestaltet ist; es befindet sich gar kein Haar darauf, und die Haut, welche ihn bedeckt, scheinet schuppicht zu seyn; das Fleisch daran ist überaus gut, ob es gleich nichts anders als ein Gewebe von Schmeere und Sehnen ist [...]

|P_247
/Es mögen die Bäume, welche sie dazu bestimmen, groß oder klein seyn, so gebrauchen sie bloß ihre Vorderzähne, die wie Kaninichenzähne gestalt sind, um dieselben zu fällen: [...]

|P_248
/Die Art, und Weise, wie sie dieselben fortbringen, ist sehr mühsam; denn wenn sie solche fortschleppen, so liegen sie ihnen in der Länge auf dem Rücken, und was man am meisten dabey bewundern muß, ist dieses, daß die Bäume zuweilen so dick als ein Mensch und drey bis viermal länger sind.
/In Ansehung der Leimerde verfahren sie auf eine andere Art: sie fassen und tragen dieselbe zwischen ihren Vorderpfoten, und gehen also auf den Hinterbeinen. Die erste Lage davon kommt oben auf die wie Pfähle gepflanzte Bäume, welche sie mit ihrem Schwanze stark stampfen; [...] ├ Vergl. aber HOL: Schwanz als Schubkarre┤

|P_249
/Wenn bey der großen Hitze im Sommer das Wasser in den Seen und Flüssen, wo sie ihre Häuser haben, zu fallen anfängt, so machen sie vermittelst gewisser seinen Ablauf hemmender Dämme, daß es in seiner Höhe bleibet.

|P_252
/Wenn der Winter herankommt, so tragen die Biber allerhand Holz zusammen, wovon sie sich bis auf den Frühling erhalten; denn wiewohl sie Fische sind, so fressen sie sich doch niemahls einander, noch sonst eine Art von Fischen, und unterscheiden sich dadurch von den Ottern, welche sich damit ernähren. Sie essen sonst nichts als Holzrinde und Wurzeln, und daher sammeln sie davon einen guten Vorrath ein [...]

|P_299ff
[Kurze Darstellung verschiedener Stämme der Indianer]

|P_305
/Die Esquimos geben sich nicht die Mühe ihr Fleisch zu kochen ...


|B_Granger_(1751)_
Beschreibung seiner in dem Jahre 1730 durch Egypten gethanen Reise, worin das merkwürdigste in diesem Lande, insonderheit was die Naturgeschichte betrifft, beschrieben ist, in: SnmR, Bd. 3, S. 307-428.

|P_324ff.
£{Hol-054,16 - 055,09}
Daher giebt es in Egypten weder Bau- noch Brennholz. / Das Anwachsen des Nils und dessen Uberschwemmung hat den Gelehrten sehr lange viel zu schaffen gemacht. Die meisten derselben haben etwas wunderbares in der natürlichsten Sache der Welt, und welche man in allen Ländern wahrnimmt, gefunden. Der Regen, welcher in Abyssinien und Aethiopien fällt, verursacht den Anwachs und die Ueberschwemmung dieses Flusses: allein man muß den Nordwind als die Hauptursache betrachten, 1) weil er die Regenwolken nach Abyssinien treibt; 2) weil derselbe, indem er gegen die beyden Mündungen des Nils bläset, das Wasser davon gegen den Strom zurück treibet, und dadurch verhindert, daß es sich in allzu großer Menge in die See ergieße. Man nimmt diesen Umstand in allen Jahren wahr; denn wenn der Wind nordlich ist und sich auf einmahl nach Süden wendet, so verlieret der Nil in einem Tage so viel, als er in vieren angewachsen ist. / Die Zeit, wenn der Nil anfängt zu wachsen, ist nicht gewiß bestimmt, obgleich viele Schriftsteller es uns haben versichern wollen. Wenn der Nordwind am Ende des May, oder im Anfang des Brachmonats zu wehen beginnt, so fängt von dieser Zeit der Nil gleichfalls an zu wachsen. [...] Man sagt hier zu Lande, daß der Nil anfängt zu wachsen und die Pest aufhöret, wenn der Tropfen fällt. Dies ist ein gemeiner Irrthum, welcher von der doppelten Bedeutung des Worts Nokta herkommt; denn es bedeutet beydes einen Tropfen und einen Punkt. Aus Unwissenheit hat man es in dem ersten Verstande genommen. Indessen aber wird unter dem Worte Nokta in dem gegenwärtigen Falle die Sommer-Sonnenwende, d. i. der höchste Punkt angedeutet, wohin die Sonne steigt, und wo sie etliche Tage stille stehet. Und zu dieser Zeit bläset auch wirklich der Nordwind und erfrischet und reiniget die Luft in Egypten. Daher ist er Ursache, daß die Pest aufhört, und bringt auch den Regen nach Abyssinien und Aethiopien, welcher das Wasser in dem Nil aufschwellet. / Den 24ten des Herbstmonats zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche fängt der Nil an zu fallen, und nimmt bis zum Brachmonate beständig ab.

|P_328
£{Hol-313,15f.}
Die Augenkrankheiten sind daselbst sehr häufig und so schwer zu heilen, daß fast alle diejenigen, welche sie bekommen, das Gesicht verlieren, so daß Egypten daher mit Recht das Land der Blinden genannt werden kann.

|P_382-390
Beschreibung der Landschaft Faioum. Das Schloß Caron. Josephs Canal. Der See Möris.

|P_410-414
Beschreibung von Alexandrien. Der See Mareotis. Thurm der Araber


Änderung: 22.05.2007 / ... / 24.8. 2010 / ... / 25.05.2017 / 30.06.2017