Knopf: Bibliothek Valvasor (1689) Knopf

Valvasor, Johann Weikhard Freiherr von (1689):
Die Ehre des Herzogthums Crain: Das ist wahre, gründliche und recht eigendliche Gelegen- und Beschaffenheit dieses in manchen alten und neuen Geschicht-Büchern zwar rühmlich berührten, doch bishero nie annoch recht beschriebenen Römisch-Keyserlichen herrlichen Erblandes; [...] Durch selbst-eigene, gantz genaue Erkündigung, Untersuchung, Erfahrung und Historisch-Topographische Beschreibung, [...] 4 Bde. in fol. (Laybach)

Exemplar: <4> VIa A 30


Auszug: Ulrike Sanotzki (1999) / Stark 2007, 2010, 2015
fehlt Hesse p. 037,26

Band 1

/095-296: Zweytes Buch: Eine vorgehende kurtze Topographia [...].

/150-160: Kap. 15. Von den Flüssen und Bächen in Ober-Crain

|P_154: Die Laybach (Lablaneza) nimmt, nachdem sie vorher zwey Mal in die Erde gegangen, ihren dritten Ursprung vier Meilen oberhalb der Haupt-Stadt Laybach, im vierdten Theil oder Innerem Crain, bey Ober-Laubach; und fällt anderthalb Meilen unter der Hauptstadt Laybach, bey Osterberg, in die Sau. Uberaus viel schöne, grosse, und prächtige Mühlen müssten, ausser ihrer Hülfe, feyren; nemlich unterhalb der Stadt: Denn oberhalb derselben, rinnt sie gantz still. Sie ist Schiff-reich, führt allerley Waaren beydes die aus Italien kommen, und nach Italien geschickt werden sollen. Solche Fahrt geht sowol Nachts, als Tags, fort, nicht allein in kleinen sondern auch grossen Schiffen. Die kleinere seynd, aus einem einigem Baum, gemacht; jedoch, mit hölzeren Dächern, wann man will, überdeckt, daß man fein ruhig darunter, bey der Nacht (wie man denn, in diesen kleineren, gemeiniglich bey Nacht, fähret) schlaffen, und für dem Regen trucken bleiben kann. So sitzt man auch, im Winter, ziemlich warm darunter. Die grössere werden, aus vielen Bäumen zusammen gezimmert; tragen über dreyhundert Centner. Man findt diß Wasser allstets mit Schiffen angefüllt.

/161-164: Kap. 16. Von denen Ober-Crainischen Wassern, welche sich, unter die Erde, verschlupffen,oder in die Löcher verlauffen.

[kein zu Hes-037 passender Bach: 17.07.2015]

/205-206: Kap. 32. Von den Unter-Crainerischen Wassern, so in die Erde gehen.

[kein zu Hes-037 passender Bach: 17.07.2015]

/236-239: Kap. 49. Von denen Wassern des Mittel-Crains, welche sich unter die Erde begeben.

[kein zu Hes-037 passender Bach: 17.07.2015]

/275-277: Kap. 57: Von denen Inner-Crainerischen Wssern, welche zur Erden einfallen.

[kein zu Hes-037 passender Bach: 17.07.2015]

/278-283: Kap. 58: Von den Inner-Crainerischen Grotten, oder Hölen

|P_277-280
£{Her 8, p. 15} / £{Hes-036f. / £{Mes-084} / £{Wol-061} /
£{Bar-044} /£{Pil-086} / £{Doe-022}
/278- : Bey Adelsperg (Postoina): da man mächtig-weit hinein geht, und noch Niemand, zum Ende derselben gelangt ist. Ich bin Selber ungefähr zwo gute Meilwegs, mit Fackeln und Lichtern, hinein gegangen. Man findt inwendig sie überall, voller Gänge und Hölen, hin und wieder; imgleichen gewaltig-grosse Plätze, darinn grosse Häuser und Dörffer Raums genug hetten; an etlichen Orten, auch abstürtzige Oerter, die so tieff hinab gehen, daß, wenn ein / Stein hinab geworffen wird, man allererst über zwey Vater Unser lang, den Fall hört. Welches gewißlich eine grausame Tieffe anzeigt. [...] Man trifft, einiger Orten, gleichsam die allerschönste und wunderwürdigste Theatra darinn an, darauf man Comedien spielen könnte. Diese sollten gar leicht dem steinernem Schau-Gerüste zu Saltzburg alle Zuschauer abspannen, und ihnen die aufgesperrte Augen, dem die zu Hölebrunn aber den Rücken der Leute zuwenden: denn es ist, zwischen ihnen, keine Gleichheit. Könnten also diejenige, welche, für die Erlaubniß der Comedien, oder andrer Schauspiele, streiten, das wunderliche Spiel, so die Natur in dieser Hölen, treibt, zur Begläntzung ihres Vorgebens, mit anführen, und sagen, wann die Schau-Bühnen verdienten abgebrochen, zerhauen, und verbrannt zu werden; würde sie sie Natur selbst nicht aufbauen, und so perfecte Muster davon vorstellen. Wiewol ein Andrer, der anders gesonnen, und den Comedien nicht hold ist, aus eben dieser Hölen, für sich ein Schutz-Wort herfür holen könnte, und antworten: So die Comedien deß Lichts und christlicher Augen würdig wären; würde die Natur selbst die Comediantische Spiel-Bühnen nicht in finstre Hölen verstecken, gleich als wollte sie damit die Erklährung von sich geben, daß man billig alle Comedien, und Spiel-Gerüste, zumal die üppige, vor menschlichen Augen verbergen, und lieber unter die Erde, wie in einen tieffen / Kercker, verweisen, als über der Erden begaffen sollte. Es steht auch eine steinerne Brucke darinn, die ziemlich breit und weit reichet, wiewol nicht ,über einen Werckschuch dick ist.

|P_531-532
Von der Grotte bey Adelsperg.
Von derselben ist zwar vorhin schon in der summarischen Topographia gehandelt worden; aber die völligere Ausführung einer gewissen Geschicht so sich dabey zugetragen diesem Ort vorbehalten: welches uns bemüßigt die Gestalt und Gelegenheit der Grotten selbst anjetzo eines Theils zu wiederholen. Es scheint diese Grotte sey in Crain die allergrösseste und weitläufftigste dabey aber auch wol die allerfurchtsamste. Wie tief und schrecklich weit man gleich hinein gekommen; hat sie doch ihr Ende noch Keinem bißhero weisen wollen. Ich kann versichern daß ich zwo gute Meil Wegs bey Lichtern und WindLichtern hineingegangen; doch das Ende nicht erreicht. So habe ich auch nach fleissiger Forschung nicht erfahren daß Jemand noch weiter hinein gekommen wäre als ich dazumal samt denen die dazumal bey mir waren. Man will zwar sagen daß es darinn einen gewissen Gang habe welcher Einen bey der Grotten bey KleinHäusel heraus führe: aber es ist keine Gewißheit und habe ich wol Niemanden können erfragen der solches aus eigener Erfahrung könnte versichern. Doch glaube ich solches: weilen Alles hin und wieder voll Löcher ist. Ich bin zwar viel weiter als biß KleinHäusel drinn gewest; aber rechter Hand hinein. Furchtsam aber ist sie deßwegen weil sie überall in viel Gänge und Hölen sich theilet auch viel mächtig-geraume Plätze und an manchen Orten abschössige Oerter darinn angetroffen werden welche sich über die Masse tieff hinab stürtzen also daß man einen hinunter geworffenen Stein kaum nach ein paar Vater Unser den Grund deß Schlundes treffen hört. Uberdas seynd etlicher Orten greuliche Höhen darinn; und anderswo eine Menge abentheurlicher Bild-Seulen welchen Einem gleichsam allerley Ungeziefer vorstellen als Schlangen und dergleichen; imgleichen allerley Teufels-Larven. Solcher wüsten und düsterlichen Figuren wird man hie und da in allen Winckeln Böden und an vielen Seulen mehr ansichtig weder dem Gesicht gefällig. Ja es steigen Einem mancher Orten die Haar empor über solche Abentheuren Mißgestalten tieffe Grüffte Klüffte und Schlutten wie auch erschreckliche Höhen: Also daß man wol sagen mögte die entsetzliche Curiositet habe daselbst ihren rechten Muster-Platz. Denn je mehr man in diese Grotten sich vertiefet je mehr sie ihre Gestalten vergrausamt. Dennoch ist sie würdig daß man sie besichtige und wird durch die Unleutseligkeit ihrer vielen Hölen Winckeln tieffen Schrunden und Schlunden wie auch abscheuliche Figuren und Bilder ja durch die Häßlichkeit gleichsam selbst der Schau-Gierde recommendirt: gleichwie ein wüster und wilder Africanischer Mor als etwan ein häßlicher Hottentot mit nicht geringerer Schau-Lust angeblickt wird als wie ein schöner wolgebildter Mensch in Europa. Denn die Ungewöhnlichkeit reitzet auch mit scheußlicher und schrecklicher Gestalt die Besucher an sich: und was rar ist es sey lieblich oder grauerisch das wird durch seine Ungemeinsamkeit der Verwunderung fähig. Zudem seynd gleichwol in dieser Groten auch noch etliche schau-lustige Oerter darinn gar zierliche Schauplätze hervortreten und das Auge unter so manchen strengen Objecten erquicken. In Summa; diese Grotte giebt sowol der Curiositet als der Fürsichtigkeit Materi und will von dem menschlichen Gesicht eines Theils geliebt andren Theils gefürchtet seyn: Geliebt um besagter Zier-reicher Schau-Gerüste willen; gefürchtet wegen gedachter abscheulicher Stürtz-Oerter Höhen Weiten und mancherley Krümmen die einem Labyrinth oder Irr-Garten fast ähnlich und Einen der seine Augen nicht brauche wollte gar unsanfft und sehr tieff hinab betten sollten. Vorhin ist in der kurtzen universal-Topographia, in dieser Grotten nur einer einzigen Brucken allein gedacht: Es seynd aber vielmehr derselben meines Wissens zwo darinn von der Natur erbaut und zwar aus puren Felsen: deren Eine nicht weit vom Eingange gantz dick aus einem Felsen-Stück ist. Gar tieff unter dieser Brucken findet man etwas als wie eine aufgemaurte Mauer welche meistens wäre herabgefallen also daß noch etliche Stücke nur hinterstellige und darauf stehn blieben: Welches recht artlich zu sehen ist. Nicht weit von dieser Brucken ist ein Umgang hinabwerts gegen dem durch die Brucke fliessendem Wasser: daß man also gantz nahe dazu hinunter kommt und nur vier Klaffter weit noch davon gesondert bleibt.

|P_630-639
£{Hol-017,14 - 018,05}
Das XLVII. Capittel. Von der wahren Beschaffenheit deß Czirnizer Sees als dessen Lager-Gegend Länge Breite Tieffe fürnehmsten Löchern und deren Ausleerung [...] Dieser Cirknizer See ist vom Auf- gegen Niedergange eine gute starcke Teutsche Meilwegs lang; und von Mitternacht gegen Mittag eine gute halbe breit. [...] Dieser wunderseltsame See hat aber auch unterschiedliche und viele Gruben oder Löcher in sich; die nachgehends sollen angedeutet werden. Wann er beginnt in Abnehmen zu gerathen laufft er in fünff und zwantzig Tagen gäntzlich ab und leeret sich innerhalb solcher Zeit solcher Gestalt aus daß fünff Löcher oder Gruben nicht zugleich miteinander auslauffen oder entwässert werden sondern allezeit in fünff Tagen eines derselben leer wird; nemlich in dieser Ordnung. [...] Wir wollen sie alle nacheinander bey Namen samt ihrer Ordnung und Zeit der Austrucknung hieher setzen: I-XVIII
[Folgt Beschreibung von Gruben.]
[...] Uber jetztbenamste achtzehen Gruben oder Löcher hat es noch andere Löcher welche mit denselben inzwischen zugleich ablauffen und ledig werden; deren etliche ich hernach specificiren will anjetzo aber sie unbenamst lasse: weil es darinn keine rechte Fischerey giebt.

|P_632-633
[Eingebunden: Karte des 'Cirkhnizer See']

|P_639
Gedachte Gruben oder Löcher welche also gefischet werden seynd von der Natur also formirt daß sie oben breit und unten schmahl wie ein Kessel doch ihrer etliche breiter etliche schmäler; imgleichen etliche viel Klaffter tieff und etliche tieffer etliche seichter seynd.

|P_681-682
£{Hol-017,14-018,05}
Das LI. Capittel.
Von fünff andren besondern Löchern deß Cirknitzer Sees. Bericht von den zweyen Löchern Mala Karlauza und Velka Kaulauza. Grosses Loch im Felsen in diesem See. Die zwey wunderliche Löcher Urajna jamma und Sekadulze. Einerley seltsam Weise solcher beyden Löcher. Schwartze und blinde Enten. Ungestümes Wasser-Spritzen aus dem Loch Sekadulze. Ausgeworffene blinde Enten daselbst. Höhe und Breite beyder obbenannten Löcher. Inwendigkeit derselben. Eh kann die Feder von den Gruben deß Zirknizer Sees noch nicht gar abziehen. Denn er hat weiter noch zwey Löcher: deren eines man Mala Karlauza heisst und das andre Velka Karlauza. Beyde gehen in den Berg hinein so von lauterem Felsen. Durch diese Löcher laufft der See hinaus wann er seine Fülle erreicht hat. Und wann er abnimmt steigen die Perner (oder Hamen-Fischer) in diese Löcher etliche Klaffter tieff hinein: da ihnen viel Fische zu theil werden. Zwischen diesen beyden Löchern aber hat es noch ein anderes grosses Loch; doch nicht im See, sondern etliche Klaffter höher im Berge als der See ist. Selbiges Loch sihet wie ein groß- mächtiges Gewelbe gantz von Felsen und wird Skednenza genannt. Zu diesem Loch gehen deß Sommers die Rosse und Feldinen oder junge Füllen hinein sich abzukühlen. Hingegen kommt nimmermehr ein Floh noch einige Mucke drein. Uberdas findet man noch zwey wunderliche und grosse Löcher bey diesem See; nemlich Urajna jamma; wie das erste und Sekadulze, wie das andre genannt wird. Diese zwey seltsame Löcher ligen zwar weit voneinander und führen doch einerley hochverwunderliche Weise. Nemlich wenn ein Donner Wetter sich hören lässt stürtzen sie Alle beyde mit solcher Gewalt und Ungestüm das Wasser heraus daß es ohne Erstaunung nicht anzusehen; Um soviel mehr; weil auch zugleich viele schwartze und blinde Enten mit heraus kommen. [...] Da sahe ich wie gegen über das Wasser aus dem Loch Sekadulze, mit unglaublichem Ungestüm über drey oder vier Klaffter weit nicht anders als wie aus einer Feuer-Spritzen hervorschoß und zugleich viel schwartze schier gantz nackte und fast noch gantz ungefederte lebendige jedoch blinde Enten welche hernach innerhalb 14 Tagen Federn bekommen daß sie davon fliegen können und auch sehend werden mit hinaus warff die nachmals daselbst herum geschwummen. Aus der Gruben Urajna jamma wird dazumal gleichfalls das Wasser hervorgespritzt haben; Ich habe es aber nicht gesehn. [...] Unterdessen ist es doch zu verwundern daß auch das Wasser wann sich ein Gewitter erhebt so unruhig erzeigt und so starck hervorspritzet. Es seynd diese zwey Löcher etwas höher als der See und übertreffen sowol in der Höhe als Breite eine Klaffter.

|P_682-685
£{Hol-017,14 - 018,05}
Das LII. Capittel.
Vom Ausbruch und Wiederkunft deß Wassers im Cirknizter See; [...] Nun müssen wir auch noch Eines und Andres von dem Ablauff dieses Sees vermelden. Da dann zu mercken daß er nicht eben alle Jahre ablaufft. Denn es geschicht bißweilen wol doch nur selten daß er in dreyen vier oder auch in fünff Jahren nur ein Mal abgehet. Dahingegen begiebt es sich auch offt daß er in einem Jahr zwey- ja wol gar drey Mal abgehet aber niemals ein gantzes Jahr trucken bleibt. Im Jahr 1685 ist er im Jenner abgegangen; wie auch im Augusto. Am 15. Augusti geschahe deß Abnehmens Anfang; und am 8. Septembris war er gantz leer oder trucken. Sonst verfliesst er ordentlicher Gewohnheit nach in einem Jahr nur ein Mal; nemlich um Johannis oder Jacobi. [...] Gewaltig-viel kleine schwartze Entlein so das Wasser aus den Löchern Sekadulze, Urajnajamma, und Oberch mit sich heraus wirfft beschwimmen gleichfalls diesen See und können anfangs wann sie allererst aus besagten Löchern hervor kommen weder sehen noch fliegen: aber nachmals vergeht ihnen die Blindheit und gewinnen samt dem Gesicht auch die Fähigkeit zum fliegen. Wann aber der See abgeflossen wird der hernach gemeinlich im October oder Novermber wiederkommen und seinen gewöhnlichen Platz füllen.

|P_685-692
£{Hol-018,04-05}
Das LIII. Capittel.
Von den Ursachen einiger wunderbaren Operation deß Cirknitzer Sees. [...] V Warum der ganze-volle See in fünff und zwanzig Tagen leer und trucken wird und doch in vier und zwanzig Stunden kann voll werden? [...] XII: Wie es komme daß dieser See alle Jahr ein- und auch wol zwey ja bißweilen gar dreymal deß Jahrs leer wird und auch hinwiederum zu Zeiten zwey- drey- ja gar viermal in der Fülle steht und allererst im dritten vierdten auch wol gar nur im fünfften Jahr erst abgeht; auch bißweilen in einem Jahr zwey Mal ablaufft; dem entgegen aber niemals ein gantzes Jahr durch trucken bleibt? [...] Die Ursach aber warum allezeit bey Oberch, ein wenig Wassers laufft ist diese: Weiln der Laaserbach bey Danach allezeit hinein- und also auch hier allezeit heraus rinnt: [...] V. Daß der See AA in fünff und zwantzig Tagen trucken wird geschicht also. Wann es lange nicht regnet sondern trucknes Wetter bleibt; so laufft das gesammlete Wasser bey TT hinaus: [...] Welcher Kanal Z aber grösser ist als alle die oben specificirte kleine Bächlein so in diesem Cirknizer See täglich unaufgehört lauffen.


Band 3


|P_676
4. Es ist nicht weit von Ober-Laybach wo der Fluß Laybach aus einem hohen Berg und steinern Felsen herfürkommt.


Änderung: / 31.07.2007 / 26.01.2010 / Juli 2015