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Zorgdrager (1723) | ![]() |
|P_48 [=> Anthropologie-Vorlesung (Kant) ]
Um nun die vier ersten und fünf letzten Grönländer, welche man auf
beeden ersten Reisen gefangen hatte, nicht gar zu verlassen, ist von ihnen noch ferner zu
melden, daß der König von Dänemark Ordre gestellet habe, sie mit
aller Nohtdurft wol zu versorgen, und genau Achtung auf sie zu geben, doch also, daß
sie Freiheit hatten, hinzugehen, wohin es ihnen beliebte. Milch, Butter, Käs, roh
Fleisch und rohe Fische waren ihre Speise, wie sie auch in ihrem Lande lebeten, indem sie
des Brotes und der gekochten Speisen nicht gewohnen kunten, und noch weniger des Weines
und anderes schmackhaften Trankes, wie sie denn nichts lieber tranken als Oel und Tran.
Sie sahen sehr offt gen Norden und seufzeten aus Liebe zu ihrem Vaterlande. Einsmals als
man nicht gar zu genaue Obsicht auf sie hielte, bemeisterten sich einige ihrer Nachen und
Ruder, und stachen damit in die See, um das euserste zu wagen. Es überfiel sie aber
ein Sturm, da sie schon 10 bis 12 Meilen über den Sund seewärts hinaus waren,
und triebe sie wieder an die Küste von Schonen, wo die Bauren ihrer mächtig
wurden, und sie wieder nach Coppenhagen lieferten. Von der Zeit an wurden sie genauer in
acht genommen, und ihnen nicht so viel Freiheit gelassen. Sie wurden aber krank, und
sturben an der Schwindsucht.
|P_128f.: Das V Capitel: Vielerlei Sorten der Wallfische, [...]
£{Hol-168,11-14}
Die Scribenten, so von den Wallfischen geschrieben haben, sind nicht
einerley Meynung. Einige setzen zehnerlei Sorten: [...] benennen
insgesamt sechs oder sieben Gattungen, nemlich: Balaena vulgaris
(Finfisch), Balaena vera (Wallfisch), Balaena orca vel dentata
(Schwert- Säg- oder Zahn-Fisch), Physter (Nordkaper), Cete (Potfisch),
Narwal (Einhorn oder Hornfisch). Wie es hiermit beschaffen sey, davon
findet man in den Transactionibus Philosophicis einen Discurs von den
Wallfischen, welchen Thomas Sibald gehalten hat: und man ist der
Meynung, daß ermeldter Scribent in dieser Materia accurater sey als
die andern sintemal er die Gelegenheit hatte, die Beschaffenheit
dieser See-Thiere, auf der Schottischen Küste mit aller Aufmerksamkeit
zu untersuchen.
|P_129
£{Hol-168,14-18}
Die vornehmste Wallfische, worauf die Grönlands-Fahrer ausgerüstet
werden, sind die Eiländische Fische, die ehemals in und um den Bayen
von Spitzbergen und Jan Mayen Eiland häufig gefangen wurden; weshalben
man sie Eiländische Fische nennet. Man unterscheidet sie vornehmlich
von andern Fischen, entweder durch die Flossen, oder die Kiefer, so
keine Zähne, sondern an deren stat lange, schwarze und breite, doch
gemächlich zulaufende hornichte Ruhten haben, deren dünneste Ende, mit
etwas haarichtes bewachsen, den ganzen Rachen bis in die Kehl
einnehmen, und gemeiniglich Baarden genennet werden. Von den
Finfischen werden sie unterschieden, dieweil diese eine grosse Vin
oder Flosse auf dem Rücken haben, die Wallfische aber nicht; [...].
Der Schwanz dieser Fische sitzet nicht, wie bei andern Fischen,
aufrecht nach der Höhe, sondern nach der Fläche, breit ausgestrecket;
[...]. Der Kopf machet den dritten Theil des canzen Cörpers aus:
[...].
|P_130
£{Hol-170,01-02}
Der untere Kienbacken der Wallfische ist gemeiniglich weiß. Die Zunge
lieget zwischen den Baarden, und hänget an dem untersten Kienbacken
veste; [...]. Sie bestehet aus einer weichen, fetten und schwammigten
Materie, welche sich über schneiden lässet: derohalben wird sie von den
Speckschneidern hinweg, und den Schwertfischen zu einem Aas, darauf er
gar begierig geht, vorgeworfen: den man meynet, dieser Fisch bekriege
den Wallfisch allein um der Zunge willen.
|P_136f.
£{Hol-168,18-169,04}
Es sind also die Eiländische Wallfische, worauf die Grönlandsfahrer
vornehmlich ausgerüstet werden. Diese Fische kommen nicht so weit gen
Süden, worvon unser Commandeur Zorgdrager in dem folgenden die Ursache
geben wird. Die aber also ferne sich nach Süden begeben, sind, wie
gesaget, die Nordkaper, Finfische, Potfische und dergleichen. [...]
Nachdem wir allhier von dem Aas der Wallfische Erwehnung gethan haben,
wird es nicht unfüglich seyn, eine kurze Erzehlung mit einigen
Umständen davon anzufügen. Was die Eiländische Wallfische anlanget,
als worauf wir unsere vornehmste Absicht gerichtet, so aassen selbige
auf eine kleine Sorte von Aas, deren einiges länglicht ist, mit
kleinen Pfoten, von Farbe und Figur wie kleine gesottene Garnelen,
doch ohne Schuppen oder Schalen, welches Aas zwischen den Fingern
gerieben, weich und fett ist, wie Oel oder Tran. Eine andere Gattung,
welche auch am häufigsten allda gefunden wird, und derhalben das
vornehmste Aas ist, hat eine runde Form in der Grösse einer grauen
Erbis, oder fast einer Spinne gleichend, [...].
|P_141
£{Hol-169,04-06}
[...] und zur Betrachtung der Nordkaper und Finfische übergehen, Was
den Nordkaper anbelanget, träget er diesen Namen nicht umsonst, wie
auch der Eiländische Fisch seinen Namen nicht uneigentlich führet. Der
Nordkaper, welcher sich vielmals um den Nordkap und Island aufhält,
als welche seine ihm anständige Gegend ist; indeme an denselben Orten
überflüssig viele Heeringe, Sprot, Wyting und andere dergleichen
Fische zu finden sind, auch nicht wenige Schelfische und Cabeljau;
findet aller Wahrscheinlichkeit nach, an erwehnten Fischen sein Aas,
worzu seine starke und behende Bewegung ihm desto mehr geschickt und
bequem machet. Dahero ist auch zu glauben, daß seine Kehle weiter seyn
müsse, und das sich die Baarden nicht so tief, als die
erstbeschriebene der Eiländischen Fische, bis in die Kehl hinein
erstrecken.
Friedrich Martenß erzehlet von einem um Hitland gestrandeten oder
gefangene Nordkaper, in seinem Grönländischen Journal des Jahres 1671,
daß mehr als eine ganze Tonne Heering in dem Magen gefunden worden.
|P_206f.
£{Hol-170,01-02}
Dieser Schwertfisch ist der größte Feind der Wallfische, mit denen er
einen hitzigen Kampf hält, und wenn er einen überwunden und getödtet
hat, so geniesset er nichts von ihrem Aas, als allein die Zunge: das
übrige fressen die Hayen, Wallrussen und Raubvögel.
|P_290f.
Hierauf wichen sie von der ganzen Küste, nach den Orten, von wannen
sie herzukommen gewohnt waren, und nach und nach tiefer in die See und
das Eis. In diesem weiten Raum waren sie etwas mehr verstreuet, und in
keiner solchen Menge bei einander, als in den Bayen; derohalben
geschahe es, daß die Fischerei etwas mehr auf ein zufälliges Glück
ankam, und viel mehr Mühe und Arbeit machete. Als nun das Glück die
Compagnie ganz und gar verliesse, so gabe man endlich dieselbige auf.
P_416
£{Hol-169,13-16}
[...], und wenn man an den Fisch gekommen, schiesset man die Harpun in
denselben hinein. Diese Harpun ist ein von vorne geschärftes Eisen,
wie gegenwärtige Abbildung anweiset: [...].
|P_419-420
£{Hol-169,13-16}
[...]: alsdenn fängt man an zu lenssen, und trachtet den Fisch mit
Lanzen von 6 Fuß lang, in deren Oehr ein Stock von acht Fuß lange
stecket, zwischen die Ribben bis in das Eingeweid zu treffen, und also
zu tödten. [...] Wenn die Lanze an einem rechten Ort, hinter den
Flossen, oder um das Herz, bis an das Oehr oder den Stock zwischen den
Ribben in den Fisch gestossen worden, fänget er bald an, unter dem
Athem hohlen, an statt des Wassers, Blut zu blasen.
|P_437
£{HeO-12,27}
Erstlich unterscheidet man das Eis in Felder, Flarden, und los oder
kleines Eis, deren jedes abermal ins besondere von ungleicher Grösse
ist. Ein Stück Eis von 2 Meilen in die Runde, nennet man ein Feld, von
10 Meilen auch ein Feld: kleinere Eisbrocken als 2 Meilen, werden
grosse, und noch kleinere, kleine Flarden genennet. Noch kleiner von
1/8 Meil sind grosse Schotsen, und diese grosse und kleine Schotsen,
werden das los oder ledige Eis geheissen.
|P_447
Ein Walfisch, der 45 oder 50 Quartele Tran lieferet, giebet
gemeiniglich 400 Stücke Maatbaarden, alle mehr als 6 Fuß lang, wägen,
durch einander gerechnet, 3 bis 4 Pfund, nachdem der Fisch fett oder
alt ist; die übrige werden Unter-Maatbaarden genennet, und
gemeiniglich zween für einen gerechnet: Diese wägen von einem solchen
Fische bei 250 Pfund.
|P_449ff.
Summarische Nachricht von dem Bakkeljau- und Stockfisch-Fang bei
Terreneuf, in den nordlichen Theilen von America, aus den Schriften
des Herrn Denys gezogen.
|P_451-459
£{Hol-020,01-14 / £{Hol-176,18-177,14}
Summarische Nachricht von dem Bakkeljau-und Stockfisch-Fang. [...]
Von dem Bakkeljau ist zuförderst zu wissen, daß der grüne oder weisse,
und der getrocknete, oder der Stockfisch einerlei Fisch sey; und bekömmet derselbige
unterschiedene Namen allein um der Ursache willen, weil sie nicht auf einerlei Manieren
zubereitet, auch an verschiedenen Orten gefangen, und endlich weil sie von unterschiedener
Grösse sind. Die größten findet man gemeiniglich auf der grossen Bank, und
sind gedörret nicht so gut als die kleinen, die an der Küste gefangen am Lande
gesalzen und getrocknet werden, wie ich im nachfolgenden weiter erklären will. [...]
Ich will den Anfang machen mit dem grünen Bakkeljau, welchen man zu Paris zu
verspeisen pfleget und welcher auf der grossen Bank von Terreneuf gefangen wird. Die
Bank, so diesen Namen führet, ist ein grosser in der See und unter Wasser gelegener
Berg ohngefehr fünf und zwanzig französische Meilen von der Insul Terreneuf,
davon der grüne Bakkeljau seinen Namen hat. Sie ist von einem Ende zu dem andern bei
hundert und funfzig Meilen groß und starke funfzig Meilen breit, wo sie am
breitesten ist. Dieser in der See liegende Berg, wo er am höchsten ist, stehet doch
noch fünf und zwanzig Faden tief unter Wasser, an andern Orten dreissig fünf und
dreissig vierzig funfzig und sechzig Faden und ist rund um ganz steil abgeschnidten.
Rings um denselben findet man auf zwölf und funfzehn hundert Faden
keinen Grund. Woraus man die Höhe des Berges der von puren Felsen ist beurtheilen
kan. Oben her ist er ganz plat, wiewol er schräg niederwärts gehet. Auf diesem
Platz wird der Bakkeljau gefangen, welcher zu seinem Unterhalt seine Menge von vielerley
Muscheln und andere Fische findet. Der Bakkeljau ist sehr gefrässig; und seine
heishungerige Begierde gehet über alles, und schonet er selbst der Fische von seiner
eigenen Art nicht. Oeffters fänget man einige, die nachdem sie auf der Angel vest
besitzen geblieben, währender Zeit, da man sie in die Höhe ziehet, nicht
unterlassen einen halben Fisch von ihres gleichen, der ihm unter Wegs begegnet,
einzuschlucken und zu verzehren. Es ist ihnen nichts zu hart. Bisweilen lassen die
Fischer ihre Messer Seile und andere Dinge fallen; welche ein Bakkeljau der solche
ohngefehr findet zur Stunde einschlucket: und manchmal fänget man denselben Fisch der
das, was man hat fallen lassen, eingeschlucket hat, und wird in dessen Magen das verlohrne
wieder gefunden. Dieser Fisch hat noch eine andere Eigenschaft, nemlich dasjenige, was er
verschlungen hat und nicht verthauen kan, wieder aus dem Magen zu geben, als welchen er
ausserhalb seiner Kehle umkehret, und alles heraus fallen lässet, was ihm
schädlich seyn könnte, worauf er den Magen wieder einziehet und an seinen Ort
einrichtet. Diejenige, welche gemeiniglich auf diese Fischerei ausgehen, sind
Normandier von Honfleur Diepe und aus andern kleinen Häven von der Normandie auch von
Bologne und Cale von Bretagne Olonne und als dem Lande von Aunis. Die machen alle Jahre
eine Anzahl von 200 bis 250 Schiffe aus; und alles was sie fangen ist kaum
hinlänglich Paris damit zu versehen: wenigstens werden daselbst drei viertel davon
aufgezehret. Unter denen Schiffen sind einige, welche zu dreissig vierzig und funfzig
tausend Bakkeljauen mitbringen. Und ein Schiff von hundert Faß zum Exempel wird
nicht mehr als funfzehn oder höchstens achtzehn Mann führen, den Capitain mit
darzu gerechnet und zwanzig bis fünf und zwanzigtausend Fische innen haben. [...]
Was das Köder anlanget pfleget man an die Spitze der Angel ein Stück von
einem Häring zu stecken; dessen Haut giebet in der See einigen Glanz von sich;
und so bald der Bakkeljau denselben erblicket schiesset er darauf zu. Uber dieses umwindet
man den Angel ganz und gar mit Gedärme und Eingeweide des Bakkeljau so dick als zwo
Fäuste. Wenn man aber in dessen Magen die Muscheln oder andere Fische, die er noch
nicht verthauet hat, findet, so bedienet man sich derselben an statt des Härings.
[...] Man muß ferner wissen, daß die grosse Bank selten ohne Nebel ist, der
bisweilen so dick, daß man von einem Ende des Schiffes nicht auf das andere sehen
kan. [...] Man muß über diese ferner wissen, daß auf der Bank, so 25
Meilen vom nechsten Lande abgelegen ist, eine dermaßen grosse Menge von
Vögeln sich aufhalte daß man es kaum glauben kan, als Leberfresser Kreuzer
Seehüner Pennegoins oder Pinguin und viele andere Sorten. Ich will aber allein von
den erstbenannten reden. Die Leberfresser sind sehr gefrässige Vögel. Sie haben
den Namen daher, weil sie die Leber des Bakkeljau fressen und davon leben. Wenn sie
ein Schiff auf dem Fischfang sehen, versammlen sie sich in einer solchen Menge um
dasselbige herum, um die Lebern so in die See fallen zu erhaschen, daß so bald eine
weggeschmissen wird, mehr als 50 Vögel darauf zufallen und einander tapfer die Federn
zerzausen, um die Leber davon zu bringen. [...] Die Kreuzer sind Vögel, welche
gleichfalls auf die Leber anfallen; sie nähern sich aber nicht so sehr. [...] Das
Wasserhun wir also genennet, weil es einige Gleichheit mit unsern gemeinen Hühnern
hat. Es lebet ebenermaßen von kleinen Fischen und Lebern, ist nicht gefrässig
und magerer als die andern. [...] Der Pinguin ist ein anderer Vogel schwarz und weiß
geflecket. Er flieget nicht und hat nur zween stumpfe Flügel wormit auf das Wasser
schläget, wenn er fliehen oder untertauchen will. Man meynet, er tauche bis auf
den Grund hinab, um seine Speise auf der Bank zu finden. Man siehet deren einige wenn man
noch 100 Meilen vom Lande entfernet ist: sie legen aber ihre Eier auf das Land wie die
andern. Wenn sie nun Junge ausgebrütet haben, begeben sie sich mit den Jungen auf dem
Rücken zu Wasser, welche sie also auf die Bank bringen, wo man einige findet, die
nicht grösser sind als ein Küchlein wiewol sie so groß werden als die
Gänse. Alle diese Vögel dienen den Fischern zur guten Speise: ich aber für
mich finde keinen Geschmack daran: sie stinken nach dem Tran, aus Ursache, weil sie so
viele Fische und Leber essen, davon der Tran gemachet wird; zu welchem Ende dieselbige
auch von den Fischern aufgesammlet werde. Manches Schiff hat 10 bis 12 Quartele Speck
davon gemachet. Und dieses ist es fast alles was bei der Fischerei des grünen
Bakkeljau auf der grossen Bank vorzufallen pfleget.
|P_475
Eis ist dreierlei: Eisfelder / Flarden / und Schotsen oder losEis. Bes.
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Änderung: 22.05.2007 / 03.08.2007 / 14.01.2008 / 30.04.2010